Leseprobe
Inhaltsverzeichnis
1 Einleitung
2 Definition
3 Notwendigkeit
4 Ziele
5 Verschiedene Arten der Differenzierung
5.1 Äußere Differenzierung
5.2 Innere Differenzierung
5.2.1 Didaktische Differenzierung
5.2.1 Methodische Differenzierung
5.2.2.1 Konvergente Differenzierung
5.2.2.2 Divergente Differenzierung
6 Methoden
7 Zusammenfassung
Abbildungsverzeichnis
Abb. 1: Differenzieren und Individualisieren (Mayer-Willner, 1979, S. 6, Original von Hans Traxler)
Abb. 2: Die konvergente Differenzierung (Söll, 1979, S. 220)
Abb. 3: Die divergente Differenzierung (Söll, 1979, S. 228)
1 Einleitung
„Die Verschiedenheit der Köpfe ist das große Hindernis aller Schulbildung“ (Herbart & Hartenstein, 1843, S. 389). Diese Problematik beschreibt die Individualität der Menschen und lässt sich auf das unterschiedliche Lernverhalten der Schüler übertragen. Das bedeutet, dass ein Lehrer auf die jeweiligen Bedürfnisse der Schüler einzeln eingehen muss und verdeutlicht, dass eine Differenzierung im Unterricht unabdingbar ist.
Trotz einer groben Differenzierung, welche die Schüler in Deutschland in Hauptschüler, Realschüler und Gymnasiasten einteilt, sind in den einzelnen Schularten weitere Differenzierungen und Individualisierungen von Nöten. Dies kommt auch daher, dass in manchen Bundesländern die Schulempfehlungen nicht verpflichtend sind, was bedeutet, dass viele Kinder, sei es aus Übermotivation der Eltern oder fehlende Selbsteinschätzung der Schüler selbst, auf eine Schule gehen, dessen Anforderungen ihre Leistungen oftmals um einiges überschreiten.
Diese Arbeit beschäftigt sich mit der Differenzierung im Sportunterricht. In diesem Unterrichtsfach ist es besonders wichtig eine effektive Differenzierung zu betreiben, da man gerade im Sportunterricht schulartenunabhängig viele leistungsstarke, aber auch viele leistungsschwache Schüler unterrichten muss. Die Aufgabe des Sportlehrers ist es somit, diesem Problem der großen Leistungsspanne durch unterschiedliche Methoden Abhilfe zu verschaffen.
Zunächst wird beschrieben, was Differenzierung überhaupt bedeutet. Eine Erläuterung der Notwendigkeit im Unterricht folgt im darauffolgenden Kapitel. Hierbei wird deutlich, dass der moderne Schulunterricht ohne Differenzierung große Probleme mit sich bringt. Es folgt eine kurze Beschreibung der Ziele. Die verschiedenen Arten der Differenzierung werden modellhaft im fünften Kapitel angeführt. Im vorletzten Kapitel werden schließlich Methoden beschrieben, mit denen man den Sportunterricht differenziert unterrichten kann. Zum Schluss wird das Thema der Differenzierung im Sportunterricht nochmals zusammengefasst.
2 Definition
„Der Begriff der Differenzierung umfasst alle organisatorischen und methodischen Bemühungen, die darauf abzielen, den individuellen Begabungen, Fähigkeiten, Neigungen und Interessen einzelner Schüler oder Schülergruppen innerhalb einer Schule oder Klasse gerecht zu werden.“ (Klafki & Stöcker, 1976, S. 497f.)
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abb. 1: Differenzieren und Individualisieren (Mayer-Willner, 1979, S. 6, Original von Hans Traxler)
3 Notwendigkeit
Die nachfolgenden Ausführungen basieren auf dem Kapitel 3.2 von Größing (1997).
Die Notwendigkeit der Differenzierung beruft sich auf die Einzigartigkeit des Menschen und seiner jeweiligen Individualität. Im Sportunterricht muss man in fünf verschiedenen Bereichen differenzieren: Bewegungsrhythmus, motorisches Profil, Leistungsvermögen, Interessen und Lerntempo.
Beim Bewegungsrhythmus muss man die unterschiedlichen Bewegungseigenschaften eines jeden Menschen berücksichtigen. Hierzu zählt etwa eine verschiedenartig ausgeprägte Dehnbarkeit oder Belastbarkeit. Außerdem besitzt jeder Mensch von vornherein eine differenzierte sportliche und persönliche Voraussetzung durch seine individuelle genetisch vererbte Veranlagung. Zusätzlich werden im Sportunterricht durch verschiedene Übungen fest vorgegebene Bewegungsausführungen von den Schülern verlangt, welche jedoch nicht zwangsläufig zu einer Störung des Eigenrhythmus führen. Dennoch kann sich der Schüler in der Regel im Unterricht nicht frei entfalten. Ausnahmen bilden Spiele und freie Arbeitsaufträge, welche selbständige Bewegungsausführungen und eigenständige Handlungsweisen von den Schülern abverlangen.
Das motorische Profil beruht zunächst einmal auf der Umwelt eines Menschen. So besitzt eine Person mit einer bewegungsanregenden Umwelt ein besseres motorisches Niveau als eine Person mit einer bewegungsarmen Umgebung. Dies zeigt, dass die Leistungsfähigkeit eines Schülers auch von seinem Umfeld abhängig ist. Prägende und wichtige Punkte hierbei sind die Familiensituation, der Erziehungsstil und die Wohnverhältnisse eines Kindes. Die oben angeführten Merkmale zeigen deutlich, dass der motorische Zustand eines Schülers somit nicht alters-, sondern entwicklungsabhängig ist.
Da jeder Mensch ein individuelles Leistungsvermögen besitzt, muss ein Sportlehrer auch hier auf die Individualität seiner Schüler eingehen. Das Leistungsvermögen setzt sich aus mehreren Teilen zusammen. Es spielen zum Beispiel die körperlichen Veranlagungen, die Motivation oder das Interesse und natürlich die Leistungsbereitschaft eines jeden Schülers eine große Rolle. Daher besteht das Leistungsvermögen aus verschiedenartigen motorischen und körperlichen Fähigkeiten. Eine Differenzierung erhält man zum Beispiel durch das Bereitstellen von Lernhilfen oder das Einteilen der Schüler in Leistungsgruppen. Diese Klassifizierung in gute, mittlere und schlechte Schüler ist pädagogisch allerdings nicht bedenklich, da sich die Einteilung in die Leistungsgruppen nur auf die jeweilige Sportart bezieht. So kann ein Schüler beim Gerätturnen zwar zu den schlechten Schülern gehören, dies aber in derselben oder der darauffolgenden Stunde beispielsweise mit einer sehr guten Leistung in einer Ballsportart ausgleichen. Handelt es sich bei einem Schüler um einen schlechten Sportler, der durchgängig in einer unteren Leistungsgruppe vertreten ist, so weiß das dieser Schüler auch und ihm ist bewusst, dass der Sportunterricht nicht zu seinen guten Fächern zählt. Diese Erkenntnis machen die Schüler allerdings auch in anderen Unterrichtsfächern.
Einen weiteren Punkt bilden die unterschiedlichen Interessen der Schüler. Um hier einen differenzierten Sportunterricht durchführen zu können, muss der Lehrer die Vielseitigkeit des Sports auf den Unterricht übertragen. Bietet er zum Beispiel viele abwechslungsreiche Sportarten an, so wird das Interesse der Kinder nicht nur gefördert, sondern auch geweckt. Dies stellt für den Lehrer eine große Herausforderung dar, da er den Schülern möglichst viele Sportarten vorstellen und diese für jeden durchführbar gestalten muss. Eine weitere Möglichkeit der Differenzierung liegt in der Wahlmöglichkeit einer Schulsportart durch den Schüler selbst. Diese Interessensspezialisierung ist aber erst in der Oberstufe sinnvoll, da die sportlichen Interessen der Schüler vor der Pubertät breit gefächert sind und erst ab dem 13. bis 14. Lebensjahr eine Interessensspezialisierung stattfindet.
Der letzte Bereich, der einer Differenzierung bedarf, betrifft das Lerntempo. Es ist klassenintern und von Schüler zu Schüler recht unterschiedlich. Da der Lehrer das Lerntempo von der Schule und den Lehrplänen aber oft vorgeschrieben bekommt, ist eine Differenzierung hier nur sehr schwierig durchzuführen.
Nach Heymen und Leue (1980) kommt es aufgrund der oben genannten Unterschiede bei einer Nichtdifferenzierung zwangsläufig zu einer Über- bzw. Unterforderung. Durch das Ausbleiben von Erfolgserlebnissen werden oft Unlust und Motivationsverlust und damit auch Frustrationen bei den Schülern hervorgerufen. Diese Frustrationen können wiederum zu Aggressionen führen, welche am Lehrer oder an schwächeren Mitschülern ausgelassen werden. Eine weitere Folge der Über- bzw. Unterforderung ist die Gefahr der Regression. Hierbei wird das nicht erreichte Ziel durch in anspruchsloseres Ziel ersetzt. Mit dem Sportunterricht überforderte Schüler werden etwa mit Bewegungsfertigkeiten zufrieden sein, die weit unter ihrem tatsächlichen Leistungsvermögen liegen. Die gezielte Förderung eines solchen Schülers findet hierbei nicht mehr statt. Für die Schule bedeuten diese Erkenntnisse, dass der Wirkungsgrad des Unterrichts durch verschiedene Differenzierungsmaßnahmen erhöht wird.
4 Ziele
Ein wichtiges Ziel der Differenzierung im Sportunterricht ist es, die Unterschiedlichkeiten der einzelnen Schüler auszugleichen (Söll, 1979). Erst wenn diese Grundlage geschaffen ist, kann man dem Einzelnen eine optimale sportspezifische Förderung bieten. Weiterhin können sich bei einer sorgfältigen Differenzierung die Neigungen und Fähigkeiten der jeweiligen Kinder besser entwickeln. Ein ebenso bedeutsames Ziel ist die Ermunterung leistungsschwacher und die Förderung leistungsstarker Schüler. Dies kann zu einer besseren Motivation der Schüler führen und vielleicht sogar das Interesse an der Schule steigern. Außerdem kann durch eine gründliche Differenzierung die Effektivität des Unterrichts gesteigert werden (Söll, 1979).
5 Verschiedene Arten der Differenzierung
Wie bereits erwähnt kann man verschiedene Arten der Differenzierung unterscheiden. Vorerst werden diese in eine äußere und eine innere Differenzierung gegliedert. Die äußere Differenzierung ist geprägt von einer organisatorischen Trennung der Schüler, während die innere eine Differenzierung innerhalb eines Klassenverbandes vorsieht.
5.1 Äußere Differenzierung
Bei der äußeren Differenzierung werden Lerngruppen nach der Qualität der Lernvoraussetzungen und des Lernvermögens eingeteilt. Bei dieser Unterteilung steht die Leistung der Schüler im Mittelpunkt. Nach Mayer-Willner (1979) liegt dies vor allem daran, dass die Leistungen der Kinder in sogenannten Hauptfächern wie Englisch oder Mathematik enormen Einfluss auf die spätere Schullaufbahn haben. Durch diese Aufwertung kommt es zu einer Abwertung der Interessendifferenzierung.
Maßnahmen der äußeren Differenzierung beginnen mit der Grundschulempfehlung für eine weiterführende Schule nach der vierten Klasse. Davor soll der Unterricht „im heterogenen Klassenverband erfolgen und durch Maßnahmen der inneren Differenzierung auf unterschiedliche Leistungen und Interessen reagiert werden“ (Mayer-Willner, 1979, S. 34).
Das Ziel der äußeren Differenzierung besteht darin, möglichst homogene Leistungsgruppen zu bilden. Mayer-Willner sieht in der Differenzierung der Schüler gemäß ihrer Fachleistungen eine Möglichkeit, leistungshomogeneren Gruppen zu bilden. Dies eignet sich vor allem in Schulen mit vielen Parallelklassen. Einteilungen können nach Mayer-Willner entweder nach Zensuren oder nach erbrachten Leistungen in speziell angefertigten Tests erfolgen. Begründet wird die Einteilung der Schüler in relativ homogene Leistungsgruppen damit, dass Defizite besser ausgeglichen werden können, was zu einer Steigerung der Chancengleichheit führen würde. Außerdem werden leistungsschwache Schüler nicht mehr mit nicht erreichbaren Leistungen der Spitzenschüler verglichen, sondern mit denen, deren Leistung etwa mit der ihren vergleichbar ist. Das kann wiederum durch häufiger auftretende Erfolgserlebnisse zu einer Steigerung ihres Selbstbewusstseins führen und das Leistungsniveau aller Schüler anheben.
Eine weitere Möglichkeit der äußeren Differenzierung im Sportunterricht ist die Geschlechtertrennung in Jungen- und Mädchenkurse. Dadurch können unterschiedliche anatomische Leistungsvoraussetzungen reduziert werden. Diese Unterteilung macht es für den Sportlehrer auch einfacher, nach einem abgeschlossenen gemeinschaftlichen Sportunterricht auf geschlechtsspezifische Interessen in einem höheren Maße einzugehen.
5.2 Innere Differenzierung
Söll (1979) beschreibt die innere Differenzierung als einen Versuch, die Lernprozesse auf das Begabungs- und Leistungsgefälle, sowie auf die Interessensdivergenzen innerhalb einer Lerngruppe auszurichten. Es handelt sich also um eine heterogene Art der Differenzierung. Die Lerngruppe als Ganzes bleibt zwar erhalten, jedoch wird durch entsprechende pädagogische und didaktische Maßnahmen versucht, auf die Individualität der Schüler einzugehen. Dies kann etwa durch inhaltliche Entscheidungen, wie beispielsweise das Angebot von Varianten und Alternativen, oder verschiedene Übungen geschehen. Hierbei hat jeder Schüler die Möglichkeit, seine persönlichen Leistungsgrenzen selbst herauszufinden und auszureizen. Leistungsschwächere Schüler haben durch Maßnahmen der Hilfestellung oder dem Einsatz von Lernhilfen ebenso die Möglichkeit verschiedene Übungen durchzuführen, zu welchen sie alleine nicht in der Lage sind.
Nach der Ansicht von Klafki und Stöcker (1976, S. 503) soll innere Differenzierung
- der Zielsetzung optimaler Förderung aller Schüler bei der Aneignung von Erkenntnissen, Kenntnissen, Fähigkeiten und Fertigkeiten dienen;
- die Entwicklung verschiedener Persönlichkeitsdimensionen und ihre wechselseitige Beziehung anregen und unterstützen;
- die Selbstständigkeit jedes einzelnen Schülers fördern, ihn also das Lernen lehren oder besser: das Lernen lernen lassen;
- die Kooperationsbereitschaft der Schüler, ihre Fähigkeit zu bewusstem sozialen Lernen und in diesem Rahmen ihre Kooperationsbereitschaft entwickeln (während der herkömmliche, undifferenzierte Klassenunterricht den einzelnen Schüler, ob gewollt oder ungewollt, weitgehend isoliert).
Es folgt eine weitere Untergliederung der inneren Differenzierung in die didaktische, welche von einer Übertragung des Unterrichts in Untergruppen und auf einzelne Schüler ausgeht, und die methodische Differenzierung, bei der die Klasse als geschlossene Lerngruppe erhalten bleibt.
5.2.1 Didaktische Differenzierung
Wie bereits angeführt, bleibt der Klassenverband bei der didaktischen Differenzierung zwar beibehalten, der eigentliche Lernprozess wird allerdings auf Untergruppen und einzelne Schüler übertragen. „Die didaktische Differenzierung versucht also, die Methoden und Formen der äußeren Differenzierung auf den Unterricht im Klassenverband zu übertragen“ (Söll, 1979, S. 96). Söll unterscheidet hierbei Individualisierung, wobei der Lernprozess primär auf den einzelnen Schüler ausgerichtet ist, und Differenzierung, wobei der Lernprozess hauptsächlich auf Schülergruppierungen verlagert ist. „Dem Einzellernen steht also das Gruppenlernen gegenüber“ (Söll, 1979, S. 97).
Nach Söll (1979) kann das Einzellernen einerseits geplant und in seinen Zielen festgelegt sein und schließt hier jedoch ein, dass verschiedene Ziele auf verschiedenen Wegen zu verschiedener Zeit erreicht werden können. Hierbei müssen die Lernziele genau definiert und der Lernprozess in bestimmter Weise strukturiert sein. Andererseits gibt es die Möglichkeit offener Unterrichtsziele. Das Unterrichtsgeschehen ist dabei viel mehr auf Selbsttätigkeit, Selbstständigkeit und Kreativität der Schüler ausgerichtet.
Beim Gruppenlernen unterscheidet er zwischen einer homogenen und einer heterogenen Gruppierung. Die homogene Gruppierung im Rahmen von Gruppen- oder Kleingruppenunterricht beschreibt die Zusammenfassung von Schülern gleichen Leistungsstandes oder gleicher Leistungsfähigkeit mit der Konsequenz von Riegenunterricht. Dem gegenüber steht die heterogene Gruppierung mit dem Hauptziel des selbstständigen und kooperativen „Wissenserwerbs mit der besonderen Absicht, Lernen auch als gruppendynamischen Prozess zu erleben“ (Söll, 1979, S. 102). Jedes Gruppenmitglied kann gemäß seiner Fähigkeiten zur gemeinsamen Aufgabe beitragen.
5.2.1 Methodische Differenzierung
Bei der methodischen Differenzierung wird die Klasse als geschlossene Lerngruppe beibehalten. Ebenso wird auch von einer gemeinsamen Zielsetzung nur wenn es zwingend notwendig ist und möglichst kurzfristig abgegangen (Söll, 1979). Eine Differenzierung erfolgt somit vorwiegend mit methodischen Mitteln. Für die Planung, Vorbereitung und Durchführung beschreibt Söll (1979, S. 210) die Beachtung folgender Prinzipien:
a) die Einheit des Unterrichts und die Integration von Differenzierungsmaßnahmen in den einheitlichen Lernprozess,
b) die Einheit von genereller Zielstellung für die Klasse und differenzierter Aufgabenstellung für Schülergruppen und einzelne Schüler, wobei wiederum das Problem der generellen oder normativen Lehr- und Lernwege eine besondere Rolle spielt,
c) ein günstiges Verhältnis von frontaler Unterrichtsführung und Aufgliederung der Klasse unter dem Aspekt der differenzierten Unterrichtsgestaltung.
Wichtigster Aspekt der methodischen Differenzierung ist also die Einheitlichkeit des Klassenunterrichts unter Berücksichtigung des Leistungsstandes und der Ausschöpfung der Leistungsmöglichkeiten der einzelnen Schüler oder bestimmter Schülergruppen (Söll, 1979).
Im Allgemeinen kann zwischen zwei verschiedenen Grundformen der methodischen Differenzierung unterschieden werden, der konvergenten (annähernden) und der divergenten (auseinanderstrebenden) Differenzierung. Diese „gelten in erster Linie für die Ebene der motorischen Lernfähigkeit, für die der körperlichen Belastungsfähigkeit nur insofern, als systematische und langfristige Trainingsvorhaben angesprochen sind“ (Söll, 1979, S. 220).
5.2.2.1 Konvergente Differenzierung
„Die konvergente Differenzierung zielt darauf ab, die Schüler von verschiedenen Ausgangsniveaus zum generell gleichen Ziel zu bringen. Sie hat somit ihren Platz vorwiegend im Rahmen von Lernaufgaben“ (Söll, 1979, S. 220). Hierbei ergeben sich nach Söll (1979) in der Regel drei Gruppen innerhalb einer Klasse:
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abb. 2: Die konvergente Differenzierung (Söll, 1979, S. 220)
Eine kleine Gruppe von Kindern (I) wird die Zielübung bereits können oder diese mit einigen wenigen Versuchen direkt erlernen.
Die Mehrzahl der Schüler (II) muss erst an die Übungen herangeführt werden. Mit methodischen Maßnahmen wie einer methodischen Reihe oder methodische Hilfen wird das Ziel über Zwischenstufen relativ schnell erreicht werden.
Eine weitere Minderheit von Schülern (III) wird das Ziel nicht oder nicht ganz erreichen und vielleicht auf einer Zwischenstufe stehen bleiben.
Die konvergente Differenzierung ist demnach gekennzeichnet von der Aufgliederung der Klasse in mehrere Primärgruppen mit bereits vorher bestehenden Leistungsunterschieden und dem unterschiedlich schnellen Fortschreiten der Schüler innerhalb dieser Gruppen. Der normative Lehrweg wird für die Mittelgruppe angelegt, für leistungsschwächere und leistungsstärkere Schüler besteht für den Lehrer die Aufgabe der Bildung von Sonderprogrammen (Söll, 1979).
Für leistungsschwächere Schüler bedeutet das etwa, dass sie allgemeine Übungen zusammen mit leistungsstärkeren Kindern durchführen können, dafür jedoch später ins Ziel kommen, geringere Wiederholungszahlen haben, eine technisch schlechtere Ausführung der Übung zeigen oder eine einfachere technische Variante nutzen. Hierfür sollte der Lehrer Gerätehilfen oder Hilfestellungen flexibel und sicher einsetzen können.
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