Soziologische Machtbegriffe und Machtprozesse im Westernfilm ´Valdez´


Term Paper, 1995

21 Pages


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Gliederung

1. Einleitung

2. Der "Klassiker" Max Weber
2.1 Zur Person Max Weber
2.2 Der Machtbegriff Max Webers

3. Machtprozesse im Westernfilm "Valdez"
3.1 Zusammenfassung des Films
3.2 Analyse der Schlußsequenz

4. Literatur

1. Einleitung

Das Thema dieser Arbeit ist "Macht". Genauer gesagt geht es dabei zum einen um soziologische Machtbegriffe und zum anderen um konkrete Machtprozesse, die anhand einer Analyse eines Filmbeispiels veranschaulicht werden sollen. Die Diskussion der soziologischen Machtbegriffe in dieser Arbeit geht dabei, logischerweise, der Analyse voraus, da mit der Auseinandersetzung mit Machtbegriffen erst die Voraussetzungen für eine spätere Analyse geschaffen werden.

In der sozialwissenschaftlichen Literatur lassen sich nun aber hunderte von Machtbegriffen finden, so daß es den Rahmen dieser Arbeit bei weitem sprengen würde, alle Aspekte, die in Machtdefinitionen einfließen können, vorzustellen. Aus diesem Grund habe ich mich entschlossen, mich eines bestimmten Machtbegriffs genauer anzunehmen und diesen als Grundlage der Auseinandersetzung mit weiteren Machtbegriffen und der späteren Analyse des Filmbeispiels zu nehmen. Am sinnvollsten erschien es mir hierbei, den Machtbegriff von Max Weber in den Mittelpunkt der Diskussion zu stellen. Nicht nur aus dem Grund, daß er als "Klassiker" unter den Machtbegriffen gilt, auf den heute noch viele Machtforscher zurückgreifen, sondern auch, weil er mir besonders reichhaltig im Hinblick auf seine Deutungsmöglichkeiten, gerade in Bezug auf die Analyse des Filmbeispiels, erschien. Aus diesem Grund habe ich der Diskussion des Weberschen Machtbegriffs eine Kurzbiographie seiner Person vorangestellt.

Dieser Diskussion, in der ich an bestimmten Punkten kurz einige Alternativkonzepte der "Macht" vorstelle, folgt eine Kurzusammenfassung des Filmbeispiels, wobei es sich dabei um einen Film aus dem Western - Genre, mit dem Namen "Valdez", handelt.

Im Anschluß daran beginne ich mit der Detailanalyse der Schlußsequenz des Films, die vor allem deutlich machen soll, daß durch Machtausübung Beeinflußte, Fähigkeit zum Widerstand besitzen können, die soweit gehen kann, daß sich eine Machtbeziehung völlig umkehrt, wie auch das Filmbeispiel zeigen wird. Ich werde dabei zeigen, wie der Protagonist der Handlung in mehreren Schritten zur Macht gelangt, wobei die Macht des Antagonisten gleichzeitig abnimmt, wie der Antagonist auf diesen Prozeß reagiert, welche wichtige Rolle die übrigen Charaktere dabei spielen und wie wichtig bei diesem Prozeß ein Umstand ist, auf den auch schon Max Weber hingewiesen hat: nämlich, daß der Sinngehalt einer sozialen Beziehung wechseln kann, was im Verlaufe der letzten Minuten des Films gleich mehrmals geschieht, wie die Analyse zeigen wird.

2. Der "Klassiker" Max Weber

2.1 Zur Person Max Weber

Max Weber wurde am 21.4.1864 in Erfurt geboren und wuchs in Berlin auf. Seine Mutter Helene Fallenstein stammte aus einer in Heidelberg lebenden protestantisch-pietistischen Familie. Sein Vater, Max Weber, war Jurist und stammte aus einer wohlhabenden Leineweberfamilie Ostwestfalens. Er war von 1867 bis 1897 Mitglied des preußischen Abgeordnetenhauses und von 1873 bis 1884 Mitglied des Deutschen Reichstages. So kam es, daß im Haus der Eltern Max Webers die Führer und Abgeordneten der Nationalliberalen Partei und viele bedeutende Wissenschaftler der Zeit verkehrten, und er so bereits in jungen Jahren mit politischen und wissenschaftlichen Themen in Berührung kam. 1894 heiratete er Marianne Schnittger aus Oerlinghausen, die wie seine Mutter aus einer pietistischen Familie stammte. Als Student trat Max Weber in die Fußstapfen seines Vaters und wählte Jura als Studienfach, wurde während des Studiums zum Militärdienst eingezogen, den er als Reserveoffizier beendete, promovierte 1889 in Handelsrecht und habilitierte sich 1892 für römisches Recht. Zu dieser Zeit entstand auch seine Studie "Die Verhältnisse der Landarbeiter im ostelbischen Deutschland".

In der darauffolgenden Zeit zeigt sich, daß bei Weber gleichzeitig ein starkes wissenschaftliches und politisches Engagement vorhanden waren, was sehr deutlich wurde, als er 1894 den Lehrstuhl für Nationalökonomie in Freiburg übernahm. Weber nutzte seine Antrittsrede u.a. dazu, führenden Nationalökonomen eine nicht zulässige Vermischung von eigenen Werturteilen und empirischen Tatsachen vorzuwerfen, bediente sich dabei aber gleichzeitig nationalistischer Begrifflichkeiten und forderte eine deutsche Nationalökonomie, die sich ausschließlich an deutschen Wertmaßstäben zu bedienen habe. Dies zeigt auch, wie sehr Weber in das nationalstaatliche Denken des deutschen Bürgertums, wie es am Ende des 19. Jahrhunderts herrschte, eingebunden war, wurde aber durch sein starkes Engagement schnell in Wissenschaft, Politik und bürgerlicher Öffentlichkeit bekannt.

Nach drei Jahren in Freiburg wurde er 1897 auf den Lehrstuhl für Nationalökonomie der Universität Heidelberg berufen, gab aber 1903 seine Professur auf, nachdem er sich 1899 wegen eines Nervenzusammenbruchs vorübergehend beurlauben ließ und wurde Honorarprofessor mit Lehrauftrag ohne Promotionsrecht. Als Grund für sein Ausscheiden aus dem Hochschuldienst gilt in der heutigen Literatur zu Max Weber nicht nur die enorme Arbeitsbelastung, gekoppelt mit seinem starken Engagement in Politik und Wissenschaft, die ihm immer wieder Depressionen und Schwächeanfälle bereitet haben soll, sondern auch Probleme in der Ehe, Auseinandersetzungen mit seinem Vater kurz vor dessen Tod und eine als Kind erlittene Hirnhautentzündung.

Das schien zwar das Ende seiner politischen und wissenschaftlichen Karriere, aber nicht das Ende seiner wissenschaftlichen Arbeit und seines Einflusses, da er sich mit dem Heidelberger "Weber Kreis" eine Ersatzöffentlichkeit schuf. Die Bedeutung dieses Gesprächskreises sind im Hinblick auf die Bekanntheit Webers und seine Herausbildung als "Klassiker" nicht zu unterschätzen. Nahezu jeden Nachmittag fanden im Haus von Max und Marianne Weber Diskussionen statt, an denen viele Heidelberger Gelehrte teilnahmen. Ab 1912 fand zusätzlich noch ein wöchentliches Treffen statt, an dem auch Studenten teilnehmen durften. Neben dem "Weber Kreis" gab es noch eine Reihe anderer Heidelberger Gesprächskreise, an denen Max und Marianne Weber mehr oder weniger regelmäßig teilnahmen, wie z.B. die religionswissenschaftliche Diskussionsrunde die sich "Eranus" nannte, der naturwissenschaftliche "Janus"-Kreis oder der Montagnachmittagskreis Daniela von Bülows.

Weber war zu dieser Zeit nur noch wenig politisch aktiv. Er besuchte hauptsächlich Kongresse, sprach auf wissenschaftlichen Jahrestagungen und war einer der beiden Herausgeber des "Archiv für Sozialwissenschaft". Als wohl wichtigste Publikation aus der Zeit zwischen Jahrhundertwende und Ausbruch des ersten Weltkrieges ist die Studie "Die protestantische Ethik und der Geist des Kapitalismus" zu betrachten.

Mit Beginn des ersten Weltkrieges wurde Weber als Reserveoffizier für ein Jahr militärischer Leiter der Heidelberger Lazarette, schrieb politische Artikel für die Frankfurter Allgemeine, veröffentlichte Memoranden und wurde Mitglied der Deutschen Demokratischen Partei (DDP), nahm im November 1918 am Heidelberger Arbeiter- und Soldatenrat teil und wurde Mitglied der deutschen Delegation, die in Versailles über das Schuldenabkommen verhandelte.

Ein weiterer Aspekt der Änderung im Leben Max Webers nach Ausbruch des ersten Weltkrieges war die erneute Übernahme universitärer Lehrverpflichtungen. 1918 lehrte er zunächst an der Universität Wien, übernahm dann aber 1919 den Lehrstuhl für Nationalökonomie an der Universität München. Zu dieser Zeit verstand sich Weber auch als Soziologe, die Münchener Universität macht Weber aber zur Auflage, keine soziologischen Vorlesungen zu halten, der dann aber im Sommersemester doch eine auf seinem nahezu fertiggestellten Manuskript "Wirtschaft und Gesellschaft" basierende Vorlesung hielt, die im wesentlichen wohl eine soziologische gewesen sein wird.

Am 14.6.1920 starb Max Weber in München an einer Lungenentzündung.

2.2 Der Machtbegriff Max Webers

Im ersten Kapitel seines fast tausendseitigen Werkes "Wirtschaft und Gesellschaft" geht Weber in verschiedenen Paragraphen die verschiedenen Formen und Typen sozialen Handelns systematisch durch. Zu diesen Formen gehören auch "Macht" und "Herrschaft", die in § 16 zunächst kurz abgehandelt werden:

§ 16. Macht bedeutet jede Chance, innerhalb einer sozialen Beziehung den eigenen Willen auch gegen Widerstreben durchzusetzen, gleichviel worauf diese Chance beruht. Herrschaft soll heißen die Chance, für einen Befehl bestimmten Inhalts bei angebbaren Personen Gehorsam zu finden; Disziplin soll heißen die Chance, kraft eingeübter Einstellung für einen Befehl prompten, automatischen und schematischen Gehorsam bei einer angebbaren Vielheit von Menschen zu finden. (Max Weber, 1984: S.89)

Bei "Macht" und "Herrschaft" handelt es sich um zwei besondere Formen der sozialen Beziehung. Sonderformen deshalb, weil es zwischen den Handelnden eine Hierarchie gibt, nämlich Akteur A seinen Willen Akteur B gegenüber durchsetzen kann. Der wichtige Unterschied zwischen "Macht" und "Herrschaft" ist hierbei, daß dies im Fall der "Macht" durch Mittel erfolgt (z.B. Gewalt), über deren Gebrauch zwischen den Handelnden kein Konsens bestehen muß. Bei der "Herrschaft" ist dies anders. Da hier Gehorsam die Reaktion ist, und Gehorsam eine bestimmte Bereitschaft einschließt, sich der "Herrschaft" unterzuordnen, sucht "Herrschaft" deshalb stets nach einer Form der Legitimität. Max Weber erschien es sinnvoll, "die Arten der Herrschaft je nach dem ihnen typischen Legitimitätsanspruch zu unterscheiden" (Max Weber, 1980: S.122), wobei er sich hauptsächlich mit drei Idealtypen legitimer Herrschaft beschäftigt, deren Legitimitätsgeltung er folgendermaßen beschreibt:

1. rationalen Charakters: auf dem Glauben an die Legalität gesatzter Ordnungen und des Anweisungsrechts der durch sie zur Ausübung der Herrschaft Berufenen ruhen (legale Herrschaft), - oder
2. traditionalen Charakters: auf dem Alltagsglauben an die Heiligkeit von jeher geltender Traditionen und die Legitimität der durch sie zur Autorität Berufenen ruhen (traditionale Herrschaft), - oder endlich
3. charismatischen Charakters: auf der außeralltäglichen Hingabe an die Heiligkeit oder die Heldenkraft oder die Vorbildlichkeit einer Person oder der durch sie offenbarten oder geschaffenen Ordnungen [ruhen] (charismatische Herrschaft).

(Max Weber, 1980: S.124)

[...]

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Details

Title
Soziologische Machtbegriffe und Machtprozesse im Westernfilm ´Valdez´
College
Bielefeld University  (Institut für Soziologie)
Course
Grundbegriffe der Soziologie
Author
Year
1995
Pages
21
Catalog Number
V2797
ISBN (eBook)
9783638116862
File size
548 KB
Language
German
Keywords
Soziologische, Machtbegriffe, Machtprozesse, Westernfilm, Grundbegriffe, Soziologie
Quote paper
Thorsten Reineke (Author), 1995, Soziologische Machtbegriffe und Machtprozesse im Westernfilm ´Valdez´, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/2797

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