Liebeslyrik im Wandel der Zeit

Betrachtung zweier Gedichte von Francesco Petrarca und Ulla Hahn im Bezug auf deren Auffassung von Liebe


Term Paper, 2014

16 Pages, Grade: 13


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Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Francesco Petrarca
2.1. Petrarkismus
2.2. Gedicht 132 Canzoniere
2.3. Gedichtanalyse
2.4. Auffassung von Liebe im Gedicht

3. Ulla Hahn
3.1. Lyrikerin der deutschen Gegenwartsliteratur
3.2. Gedicht „ Mit Haut und Haar“
3.3. Gedichtanalyse
3.4. Auffassung von Liebe im Gedicht

4. Zusammenfassung der beiden Werke im Hinblick auf das Liebesverständnis der Autoren

5. Literatur

1. Einleitung

In meiner Hausarbeit „Liebeslyrik im Wandel der Zeit. Betrachtung zweier Gedichte von Francesco Petrarca und Ulla Hahn im Bezug auf deren Auffassung von Liebe“ beschäftigt mich der Gedanke wie oder ob sich das Liebesverständnis im Laufe der Jahrhunderte in der Liebeslyrik verändert hat und welche Unterschiede oder auch Gemeinsamkeiten in den Werken zu finden sind. Wie damals und heute über Liebe nachgedacht wurde und welche Fragen oder Antworten die Lyriker fanden, interessieren in dieser Hausarbeit.

Genauer beleuchten werde ich das am Beispiel des im 14. Jahrhundert geschriebene Werkes 132 aus der Gedichtsammlung „ Canzoniere“ von Francesco Petrarca und des 1981 veröffentlichten Gedichtes „ Mit Haut und Haar“ von Ulla Hahn. Ich habe diese Werke ausgewählt, weil sie exemplarisch gesehen ihre Enstehungszeit eindrucksvoll repräsentieren und die Zeitspanne, in der sie geschrieben wurden, acht Jahrhunderte umfasst und somit ein interessantes Untersuchungsfeld darstellen.

Da sowohl der geschichtliche, als auch der biographische Hintergrund der Autoren von Bedeutung für die Auseinandersetzung mit den Werken ist, gehe ich zunächst in den Punkten 2.1 und 3.1 kurz auf den Petrarkismus, sowie auf einige wichtige Lebensabschnitte Ulla Hahns ein.

Im weiteren Verlauf der Hausarbeit werden die Gedichte und deren Übersetzung vorgestellt und bezüglich Form und Inhalt analysiert. In einem nächsten Schritt wird nach der jeweiligen Auffassung von Liebe der Autoren in den Werken gesucht. Diese ausfindig gemachten Einstellungen der Dichter zur Liebe werden abschließend miteinander in Beziehung gesetzt, wobei in einer Zusammenfassung die wichtigsten Erkenntnisse dieser Hausarbeit gesammelt werden.

2. Francesco Petrarca

Der Dichter Francesco Petrarca lebte von 1304 – 1374 und wurde in Florenz geboren. Sein Vater wurde aus Florenz verbannt und Petrarca folgte ihm später nach Frankreich. Er studierte zunächst Jura, brach das Studium später aber ab und widmete sich vollends der Dichtung. Francesco Petrarca gilt als Mitbegründer des Humanismus und war einer der größten Dichter Italiens, der die europäische Dichtung nachhaltig beeinflusste.

2.1. Petrarkismus

Der Petrarkismus wird als eine Stilform der Liebesdichtung vorwiegend der Lyrik des 15.-17. Jahrhunderts eingeordnet und nimmt eine wichtige Rolle als Vermittler und Verstärker der Renaissancebewegung ein. Im Allgemeinen handelt es sich um eine überwiegend literarische Darstellungsweise, welche im Kern auf das Liebeskonzept des Italieners Francesco Petrarca (1304-1374) zurückzuführen ist und zudem im Rahmen der Nachahmungsliteratur betrachtet wird. Autoren arbeiten nach einem ästhetischen Vorbild und versuchen dieses entweder nachzuahmen, mit ihm in den Wettstreit zu treten oder es zu überbieten.

Eine genauere Definition gestaltet sich auf Grund der Heterogenität des Petrarkismus als sehr schwierig, denn es gibt verschiedene Kriterien, nachdem Petrarkismus definiert werden muss. Hoffmeier nimmt eine Aufteilung in normative, deskriptive, strukturelle und funktionelle Definitionen vor.[1]. Weiterhin hat man versucht den Petrarkismus auf die direkte oder indirekte Nachahmung des Canzoniere einzuschränken.[2] Dies meint eine Unterscheidung in einen primären, auf Petrarca bezogenen Petrarkismus (Nachahmer) und in einen indirekten, entgegen Petrarcas Liebeskonzeption sprechenden Petrarkismus (Antipetrarkismus).[3] „Deskriptiv betrachtet umfasst Petrarkismus alles, was dem Sprach- und Stilideal Petrarcas entspricht und von ihren Nachfolgern in Form (>toscanita<) und Inhalt (>Liebeskonzept<) aufgegriffen wurde.“[4] Kennzeichnend für die Liebeskonzeption des Petrarkismus ist ein melancholischer Liebender, der von dem Geliebten grausam abgelehnt wird und vergebens um Mitleid hofft.“ Nicht nur das Liebesleid steht im Vordergrund, sondern der Liebende muss sein Leid auch bejahen und lustvoll in den Schmerz eintauchen (dolendi voluptas).“[5]

Auf all diese Punkte einzugehen würde allerdings den Rahmen dieser Hausarbeit sprengen, so dass vor allem der Teil, der sich auf das Werk Canzoniere bezieht genauer gefasst wird.

Die für den Petrarkismus prägendsten Werke Petrarcas sind Trifoni (1356) und der Canzoniere (1336-1369), welche die einzigen Texte sind, die von ihm in italienischer Sprache verfasst wurden. Das durchgängige Thema des Canzoniere ist die unerfüllte Liebe des lyrischen Ichs zu einer Frau namens Laura. Eine Frau, die Petrarca womöglich am 6.04.1327 in einer Kirche in Avignon erstmals kennenlernte und die am 6.04.1348 starb und ihn lebenslang in seinen Werken beschäftigte. Die reale Existenz dieser Liebe ist nicht gewiss.[6] Jedoch unabhängig davon ob die Liebe zu dieser Laura tatsächlich existierte oder rein fiktiv gewesen war, gilt sie als Inspiration für das Schaffen dieser Lyriksammlung.

Der Canzoniere, übersetzt „das Liederbuch“, besteht aus 366 Texten, darunter 317 Sonette, 29 Kanzonen, neun Sestinen, sieben Balladen und vier Madrigale, welche für die Anzahl der Tage eines Jahres stehen. Vermutungen zufolge könnte es das Jahr 1348 gewesen sein, ein Schaltjahr und das Jahr in dem Laura an der Pest verstarb.[7]

Die Gedichte spiegeln die Geschichte der verheirateten Laura, der großen Liebe, die Begegnung mit ihr, die Liebeswerbung und die Sehnsucht, bis hin zu Verzweiflung des liebenden lyrischen Ichs, sei es der unerfüllten Liebe wegen oder aufgrund des Todes der Geliebten.

Canzoniere gehört zu den bedeutsamsten Werken der italienischen Literaturgeschichte, wobei jedes der 366 Gedichte selbstständig und zugleich Teil eines komplett durchkomponierten Gesamtkunstwerkes ist.[8] Der sich daraus entwickelnde Petrarkismus besteht bis in die Barockzeit und strahlt auf die Liebeslyrik in ganz Europa aus. Berühmte Vertreter sind beispielsweise in England William Shakespeare oder in Deutschland Martin Opitz.

3. Gedicht 132[9]

Francesco Petrarca

S'amor non è, che dunque è quel ch'io sento?

ma s'egli è amor, per Dio, che cosa et quale?

se bona, ond `e l'effecto aspro mortale?

se ria, ond `e sí dolce ogni tormento?

S'a mia voglia ardo, ond` e 'l pianto e lamento?

s'a mal mio grado, il lamentar che vale?

O viva morte, o dilectoso male,

come puoi tanto in me, s'io nol consento?

Et s'io 'l consento, a gran torto mi doglio.

Fra sí contrari vénti in frale barca

mi trovo in alto mar, senza governo,

sí lieve di saver, d'error sí carca,

ch' i' medesmo non so quel ch'io mi voglio;

e tremo a mezza state, ardendo il verno.

[...]


[1] Vgl: Hoffmeister, Gerhart, Petrarca. Band 301: Sammlung Metzler, Stuttgart: Metzler 1997, S.119.

[2] Vgl:Hoffmeier, Gerhart (1997).120.

[3] Ebd.120.

[4] Ebd.120.

[5] Ebd.123.

[6] Vgl: Petrarca, Francesco, Liebesgedichte. Die Besteigung des Mont Ventoux, Frankfurt am Main: Fischer Verlag 2009, S.239.

[7] Vgl: Petrarca, Francesco(2009).240.

[8] Vgl: Hoffmeister, Gerhart, Petrarca. Band 301: Sammlung Metzler, Stuttgart: Metzler 1997,S.87.

[9] Petrarca, Francesco, Canzoniere.50 Gedichte mit Kommentar, in: Brockmeier Peter (Hg.), Stuttgart: Reclam 2006,S.110.

Excerpt out of 16 pages

Details

Title
Liebeslyrik im Wandel der Zeit
Subtitle
Betrachtung zweier Gedichte von Francesco Petrarca und Ulla Hahn im Bezug auf deren Auffassung von Liebe
College
Justus-Liebig-University Giessen
Grade
13
Author
Year
2014
Pages
16
Catalog Number
V279843
ISBN (eBook)
9783656727392
ISBN (Book)
9783656727378
File size
533 KB
Language
German
Keywords
liebeslyrik, wandel, zeit, betrachtung, gedichte, francesco, petrarca, ulla, hahn, bezug, auffassung, liebe
Quote paper
Sarah Benzing (Author), 2014, Liebeslyrik im Wandel der Zeit, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/279843

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