Die aktuell in der Euro-Zone vorherrschende Staatsschuldenkrise stellt hinsichtlich ihrer Struktur im Vergleich zu den bereits in der Vergangenheit vernommenen Zahlungsunfähigkeiten einzelner Länder ein Novum dar. Dies begründet sich im Wesentlichen dadurch, dass nicht nur Entwicklungs- resp. Schwellenländer gezeigt haben, dass sie ihren jeweiligen Zahlungsverpflichtungen langfristig nicht nachkommen können (bspw. Argentinien in den Jahren 1998 und 2002 ), sondern dies faktisch auch für Griechenland im Jahr 2010 gegolten hätte, wenn das Land nicht durch ein speziell geschaffenes Rettungspaket mit einem Volumen in Höhe von 750 Milliarden Euro unterstützt worden wäre. Entscheidend ist in diesem Zusammenhang, dass Griechenland ein westliches Industrieland und damit als wirtschaftlich gesund sowie im Rahmen der europäischen Gemeinschaftswährung Euro als gut gesichert gilt bzw. galt. Jener Umstand führte sowohl in der Wahrnehmung der Bürger als auch an den weltweiten Finanzmärkten dazu, dass sich – analog der sich aus der Zahlungsunfähigkeit Mexikos am Anfang der 1980er entwickelnden Staatsschuldenkrise – Ausstrahlungseffekte in Bezug auf andere europäische Staaten entwickeln könnten und dies in letzter Instanz zu einem Zusammenbruch der Europäischen Wirtschafts- und Währungsunion (EWWU) führen könnte. Hierbei war es insbesondere an den Finanzmärkten ersichtlich, dass die Befürchtungen im Kontext eines sog. Dominoeffektes sowie im Zuge der zuvor gerade überstandenen Finanz- und Weltwirtschaftskrise der Jahre 2007 bis 2009 überproportional stark ausgeprägt waren. Exemplarisch ist dies am sog. risikolosen Zinssatz zu erkennen. Vor dem Hintergrund, dass ein Land niemals zahlungsunfähig werden würde , galten Staatsanleihen – und hier vor allem jene der europäischen resp. westlichen Länder – als Investment ohne Risiko, wenngleich eine Zinsprämie an den entsprechen-den Investor gezahlt wurde. In den Jahren 2007 bis 2009 wurden viele Investitionen in jene Staatsanleihen getätigt, wodurch sich in der Folge ein großes Volumen gebildet hat. Im Zuge erster Ausfallraten seitens der Länder, welche mit einem sehr guten Rating (bspw. Irland mit AAA ) versehen waren, resultierten hieraus Paniktransaktionen in Verbindung mit einer Vielzahl von Staatsanleihen, die wiederum zu jedem Preis verkauft worden waren. [...]
Inhaltsverzeichnis
- Abkürzungsverzeichnis
- Abbildungsverzeichnis
- 1. Einleitung
- 1.1. Problemstellung und Zielsetzung
- 1.2. Gang der Untersuchung
- 2. Europäisches Parlament und Rahmenbedingungen der Europäischen Wirtschafts- und Währungsunion (EWWU)
- 2.1. Historischer Kontext
- 2.2. Strukturen und Funktionen des Europäischen Parlaments
- 2.3. Bedingungen des Unionsrechts
- 2.4. Europäisches System der Zentralbanken (ESZB)
- 2.4.1. Aufbau, Organisation und Funktionen
- 2.4.2. Unabhängigkeit der Europäischen Zentralbank (EZB)
- 2.4.3. Europäische Geldpolitik
- 2.4.3.1. Konzeption und Instrumente
- 2.4.3.2. Strategie und Zielsetzungen
- 2.5. Nationale Fiskalpolitik als Bestandteil der EWWU
- 3. Einführung und Entwicklung der europäischen Gemeinschaftswährung Euro
- 3.1. Europäische Währungsunion und Europäisches Währungssystem
- 3.1.1. Entstehung und Verlauf
- 3.1.2. Wirkungen und Zielsetzungen der Stabilitätspolitik innerhalb des EWS
- 3.2. Voraussetzungen für die Implementierung der europäischen Gemeinschaftswährung
- 3.2.1. Allgemeine Zusammenhänge
- 3.2.2. Optimaler Währungsraum
- 3.2.3. Steuerung und Zielsetzungen einer länderübergreifenden Währung
- 3.2.4. Bestimmung und Einhaltung der Konvergenzkriterien
- 3.3. Inkrafttreten, Stabilisierung und Destabilisierung des Euros
- 3.1. Europäische Währungsunion und Europäisches Währungssystem
- 4. Europas länderspezifische Staatsverschuldungen unter besonderer Berücksichtigung der Gemeinschaftswährung Euro
- 4.1. Allgemeiner Hintergrund
- 4.2. Staatsschuldenkrise
- 4.2.1. Ursachen und Wirkungszusammenhänge
- 4.2.2. Staatsverschuldung Deutschlands
- 4.2.3. Staatsverschuldung Griechenlands
- 4.3. Maßnahmen der Europäischen Zentralbank zur Bekämpfung der Staatsschuldenkrise
- 4.3.1. Tatsächliche Maßnahmen
- 4.3.1.1. Hintergründe und Adressaten
- 4.3.1.2. Leitzinssenkung zur Vermeidung von Liquiditätsengpässen
- 4.3.1.3. Staatsanleihenkauf zur Erhaltung des geldpolitischen Transmissionsmechanismus
- 4.3.1.3.1. Auswirkungen von Staatsanleihenkäufen auf die Märkte
- 4.3.1.3.2. Entwicklung der Staatsanleihenkäufe seit dem Jahr 2009
- 4.3.1.3.3. Eurobonds als mögliches Lösungsvehikel
- 4.3.1.4. Implementierung von Schutzschirmen zur Sicherung des internationalen Staaten- und Bankensystems am Beispiel Griechenlands
- 4.3.1.4.1. Lösungsansätze im Vorfeld der Schutzschirme
- 4.3.1.4.2. Bisherige Auswirkungen der eingesetzten Schutzschirme
- 4.3.2. Potenzielle Maßnahmen
- 4.3.2.1. Möglichkeit der Reformierung des TARGET2-Systems
- 4.3.2.2. Euro-Ausgliederung einzelner Länder als mögliche Lösung der Staatsschuldenkrise sowie zur Stärkung der europäischen Gemeinschaftswährung
- 4.3.2.2.1. Allgemeine Einordnung
- 4.3.2.2.2. Unfreiwilliger Ausschluss einer Nation aus der Euro-Zone
- 4.3.2.2.3. Freiwilliger Austritt einer Nation aus der Euro-Zone
- 4.3.2.3. Möglichkeit der Einbindung des privaten Sektors zum staatlichen Schuldenabbau
- 4.3.2.4. Mögliche Aufspaltung der europäischen Gemeinschaftswährung in ein Nord- und Süd-Gefälle
- 4.3.1. Tatsächliche Maßnahmen
- 5. Fazit
- 5.1. Zielerreichung
- 5.2. Perspektiven
- Literaturverzeichnis
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Master-Thesis befasst sich mit der kritischen Analyse der Auswirkungen des Euros auf die Entwicklung der länderspezifischen Staatsverschuldung. Ziel ist es, die Herausforderungen und Chancen der Europäischen Wirtschafts- und Währungsunion (EWWU) im Kontext der Staatsverschuldung zu beleuchten. Die Arbeit untersucht die historischen Entwicklungen, die Strukturen und Funktionen des Europäischen Parlaments sowie die Rolle der Europäischen Zentralbank (EZB) in der EWWU.
- Die Auswirkungen der europäischen Gemeinschaftswährung Euro auf die Staatsverschuldung der Mitgliedsstaaten
- Die Rolle der Europäischen Zentralbank (EZB) bei der Bewältigung der Staatsschuldenkrise
- Die Herausforderungen und Chancen der EWWU im Kontext der Staatsverschuldung
- Die Analyse der länderspezifischen Staatsverschuldung im Vergleich
- Die Diskussion möglicher Lösungsansätze für die Bewältigung der Staatsschuldenkrise
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung stellt die Problemstellung und Zielsetzung der Arbeit dar. Sie erläutert den Gang der Untersuchung und gibt einen Überblick über die wichtigsten Themenbereiche.
Kapitel 2 beleuchtet die Rahmenbedingungen der Europäischen Wirtschafts- und Währungsunion (EWWU). Es werden die Strukturen und Funktionen des Europäischen Parlaments sowie die Rolle des Europäischen Systems der Zentralbanken (ESZB) und der Europäischen Zentralbank (EZB) im Detail analysiert.
Kapitel 3 befasst sich mit der Einführung und Entwicklung der europäischen Gemeinschaftswährung Euro. Es werden die Entstehung und der Verlauf des Europäischen Währungssystems (EWS) sowie die Voraussetzungen für die Implementierung des Euros betrachtet.
Kapitel 4 analysiert die länderspezifischen Staatsverschuldungen der europäischen Mitgliedsstaaten unter besonderer Berücksichtigung der Gemeinschaftswährung Euro. Es werden die Ursachen und Wirkungszusammenhänge der Staatsschuldenkrise sowie die Maßnahmen der Europäischen Zentralbank (EZB) zur Bekämpfung der Krise untersucht.
Schlüsselwörter
Die Schlüsselwörter und Schwerpunktthemen des Textes umfassen die Europäische Wirtschafts- und Währungsunion (EWWU), die Gemeinschaftswährung Euro, die länderspezifische Staatsverschuldung, die Staatsschuldenkrise, die Europäische Zentralbank (EZB), die Geldpolitik, die Fiskalpolitik, die Konvergenzkriterien, die Auswirkungen des Euros auf die Staatsverschuldung, die Maßnahmen der EZB zur Bekämpfung der Staatsschuldenkrise und die Herausforderungen und Chancen der EWWU im Kontext der Staatsverschuldung.
- Citation du texte
- Markus Steden (Auteur), 2014, Europäische Wirtschafts- und Währungsunion. Kritische Analyse der Auswirkungen des Euros auf die Entwicklung der länderspezifischen Staatsverschuldung, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/279940