Eine Lernzusammenfassung zum Thema Kinderarmut in Deutschland zur Vorbereitung für mündliche Magisterabschlussprüfung.
1. Kinderarmut in Deutschland
Warum ist Kinderarmut ein Thema der Pädagogik?
Kinderarmut = Bildungsarmut
Kinder und Jugendliche, die auf Sozialhilfeniveau leben, müssen auf Taschengeld, Freizeit- und Sportangebote verzichten. Oft ernähren sie sich mangelhaft und sind nicht gesund bzw. schlechter gesund. Benachteiligte Kinder bleiben immer häufiger in isolierten Wohnvierteln unter sich, ohne gute Schulen, Ausbildungsmöglichkeiten und ausreichende soziale Unterstützung.
- Dies hat dramatische Folgen von Armut und Ausgrenzung!
- Unterstützung: Kostenlose Erziehungs-, Betreuungs- und Bildungseinrichtungen
Differenzen (von größten zu kleinsten):
- materiell (eigenes Zimmer, Spielsachen, Kleidung) -> Finanzielle Lage ausschlaggebend!!!
- kulturell, vor allem in der Schule
- sozialer Bereich: weniger Geburtstagsfeiern, weniger Vereinsaktivitäten
- gesundheitlich
1.) Kinderarmut reduziert Bildungschancen
2001: „Internationale Grundschul-Lese-Untersuchung“ (IGLU)
Zusammenhang deutlich:
- Schulleistung, soziale Herkunft, Migrationshintergrund
- 10,3% der Kinder in D erreichte nicht die Lese-Kompetenz II
- vorprogrammierte Schwierigkeiten bzgl. der Anforderungen in Sekundarstufe I
Bei PISA 2000 waren es ca. 23%
Nach PISA 2003 vergrößert sich die Chancengleichheit der einzelnen Schulformen:
- D ist zwar im internationalen Vergleich „aufgestiegen“,
- jedoch ist dies überwiegend auf Leistungen im Gymnasium zurückzuführen
Einkommen und Bildungsstand der Eltern wirken sich stark auf den Schulerfolg der Kinder aus!
Man sieht,
- dass die Bildung der Eltern in der Regel mit steigender Armut abnimmt.
- Oder wenn man in einer gewählten Phase Armut in Kauf nimmt (=transitorische Armut), um bspw. einen Studienabschluss zu erreichen.
- Oder wenn ein Elternteil der die Kinderbetreuung übernehmen möchte, zeitweise den Beruf aufgibt.
Viele Familien fühlen sich nicht in der Lage, ihre Kinder ausreichend zu fördern und zu motivieren, damit sie die Schule erfolgreich bewältigen. Kinder schätzen auch ihr Selbstvertrauen und die eigene Lernkompetenz je nach Schichtzugehörigkeit unterschiedlich ein.
Zugang zu höherwertigen Schulen:
- Kinder aus hohem sozialen Status: 2,7-mal höhere Gymnasialempfehlung als Facharbeiterkinder
- Kinder aus hohem sozialen Status: 7,4-fache Chance, zu studieren als Kinder aus niedrigem Status
Ausgrenzungserscheinungen im Grundschulalter
- verspätete Einschulung
- Leistungsprobleme
- mangelnde Deutschkenntnisse
- fehlende Integration in die Klassengemeinschaft
- geringe Förderung durch die Eltern
- niedriger Schulerfolg; niedrige schulische Laufbahn
Die Ursachen werden noch verstärkt von
- schlechter Lebenssituation der Familien (Wohnsituation, Schul- und Bildungsabschlüsse, Arbeitslosigkeit, Drogen- und Suchtmittelgebrauch, Straffälligkeit) verstärkt
- !besonders gefährdet!: ausländische Kinder
Um die Vererbung von Armut über den Bildungskanal zu verhindern, muss man diesen Familien finanziell entgegen kommen und ihnen kulturelle Kennenlernmöglichkeiten eröffnen -> Exklusionskarrieren können verhindert werden!
Denn: „Bildung ist der Schlüssel zur Teilhabe“
Bildung -> spielt in Dienstleistungs- und Wissensgesellschaft eine große Rolle -> Vorbedingung für ökonomische und soziale Teilhabe -> ungleiche Verteilung in D
- größere Armutsfolgen nach der Grundschulzeit als nach der Kindergartenzeit!
2.) Kinderarmut schließt Kinder aus
Familien verzichten bei wenigem Gehalt am ehesten auf kulturelle & soziale Angebote, die über den Grundbedarf eines Kindes hinausgehen
- Eltern machen oft selbst bei sich Abstriche
- Kinderarmut (im Sinne materieller Unterversorgung) steht erst am Ende einer von den Eltern nicht zu bewältigenden wirtschaftlichen Situation
- Die Kommerzialisierung der Kinder- und Jugendkultur kann nicht mitgetragen werden – so landen viele Kinder vor dem Fernsehen als Freizeitbeschäftigung Nr. 1
3.) Kinderarmut beeinträchtigt Gesundheit
Kinder mit erhöhtem Armutsrisiko haben häufiger als nicht arme Kinder gesundheitliche Probleme oder sind in ihrer Entwicklung zurück
Merkmale:
- unregelmäßige Essenszahlungen
- mangelnde körperliche Pflege
- Auffälligkeiten im Spiel- und Sprachverhalten
- geringere Teilnahme am Gruppengeschehen
- Sehstörungen, Beeinträchtigungen der geistigen Entwicklung, psychomotorische Defizite
- Unfallverletzungen, zahnmedizinische Auffälligkeiten
- Nichtwahrnehmen von Vorsorgeuntersuchungen im Rahmen des Krankheitsfrüherkennungsprogramms für Kinder (diese Unterschiede nehmen bei späteren Vorsorgeuntersuchungen noch zu!).
Gesundheitsverhalten:
- Jungen und Mädchen der Haupt- und Realschule rauchen häufiger, als GymnasiastInnen.
- Mädchen und Jungen aus der niedrigsten Wohlstandsgruppe konsumieren mehr Fernseher, als die der höchsten.
- Obst & Gemüse essen alle gesellschaftlichen Schichten! Hier zeigen sich jedoch Unterschiede beim Verzehr von Süßigkeiten und Softdrinks, bei der Versorgung mit Frühstück von zu Hause in der Schule.
- Somit ist auch die unterschiedliche Verbreitung von Übergewicht zu erklären: 15,8% der Jungen und 9,4% der Mädchen mit niedrigem familiären Wohlstand sind übergewichtig. Hingegen 8,2% der Jungen und 3,7% der Mädchen aus besser gestellten Familien.
4.) Kinderarmut raubt Selbstbewusstsein
Je niedriger die Herkunftsschicht, desto geringer die Würdigung, die Kinder bzgl. der eigenen Meinung in Familie, Freundeskreis, Schule und sonstigem institutionellem Umfeld erfahren.
[...]
- Quote paper
- M.A. Jessica Schumacher (Author), 2008, Kinderarmut in Deutschland, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/279943