Pilates als begleitende physiotherapeutische Maßnahme zur Stressprävention im Berufsalltag

Förderung der Standfestigkeit


Bachelor Thesis, 2014

46 Pages


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Inhaltsverzeichnis

1. EINLEITUNG
1.1. Problemaufriss
1.2. Zentrale Fragestellung
1.3. Physiotherapeutische Relevanz
1.4. Methodische Vorgehensweise

2. BEGRIFFSERKLÄRUNG
2.1. Gesundheit
2.2. Prävention
2.2.1. Formen der Prävention
2.3. Stress
2.3.1. Arten von Stress
2.3.2. Die Stressreaktion
2.3.3. Stress am Arbeitsplatz in Österreich - Zahlen & Fakten
2.3.4. Stressoren im Berufsalltag
2.4. Standfestigkeit
2.4.1 Sensomotorik
2.4.2 Psychomotorik
2.4.3 Die Atmung

3. STRESS UND STANDFESTIGKEIT
3.1. Wechselwirkung zwischen Stress & Standfestigkeit
3.2. Einfluss körperlicher Aktivität auf Stress
3.3. Einfluss körperlicher Aktivität auf die Standfestigkeit

4. PILATES-METHODE
4.1. Entwicklung und Hintergrund
4.2. Trainingsmethoden
4.3. Grundprinzipien der Pilates-Methode
4.4. Power-House - das Kraftzentrum

5. NUTZEN DER PILATES-METHODE

6. CONCLUSIO & AUSBLICK

7. ZUSAMMENFASSUNG

LITERATURVERZEICHNIS

ABBILDUNGSVERZEICHNIS

TABELLENVERZEICHNIS

ANHANG

1. EINLEITUNG

In der Einleitung werden der Problemaufriss, die zentrale Fragestellung, die physiotherapeutische Relevanz, die methodische Vorgehensweise sowie der aktuelle Wissensstand beschrieben.

1.1. Problemaufriss

Überforderung, Gereiztheit, Erschöpfung - dies sind Gemütszustände, die uns heutzutage im Berufsleben begegnen. Diese Gemütszustände sind mitunter Auslöser bzw. Konsequenzen von Stress. Stress nimmt in einem gesteigerten Ausmaß Einfluss auf Individuen bzw. auf die gesamte Gesellschaft. Es wird postuliert, dass ein Mehr an Stress zu einer ungesünderen Lebensweise führt. Diese wiederum drückt sich durch Bewegungsmangel, unausgewogene Ernährung sowie sozialem Rückzug negativ aus. Die Folgen zeigen sich in häufig auftretenden physischen und psychischen Beschwerden und Erkankungen.1 (p59 )

Körper und Geist sind aus dem Gleichgewicht geraten - im Volksmund spricht man bildhaft davon „den Boden unter den Füßen zu verlieren“. Dieser mentale und physische Halt, den man droht zu verlieren, kann mit dem Verlust der Standfestigkeit assoziiert werden. Die Standfestigkeit sorgt für eine stabile Balance auf physischer sowie psychischer Ebene und kann durch Faktoren wie Stress in ihrer Gesamtheit negativ beeinflusst werden.

Noch vor Beginn der heutigen Leistungsgesellschaft entwickelte Joseph Pilates, der Begründer der Pilates-Methode, 1923 eine Trainingsmethode, die unter anderem darauf abzielt, Zentrierung und Stärkung der Körpermitte, Aktivierung und Kräftigung der tief liegenden Haltemuskulatur, sowie Wahrnehmung und Entlastung gestresster Körperregionen zu erarbeiten.2 (p19 ) Anhand dieser Trainingsprinzipien, wird in der vorliegenden Arbeit beleuchtet, ob und welche positiven Auswirkungen die Pilates-Methode auf die Stressprävention bzw. auf die Standfestigkeit hat.

1.2. Zentrale Fragestellung

Die nachfolgend ausformulierte Forschungsfrage stellt den Kern dieser Bachelorarbeit dar und wird im Zuge der Literaturrecherche erarbeitet bzw. beantwortet:

Inwiefern eignet sich die Pilates-Methode als ergänzendes Angebot in der physiotherapeutischen Primärprävention zur Stressreduktion im Berufsalltag und Förderung der Standfestigkeit?

Um die Beantwortung der zentralen Forschungsfrage systematisch herzuleiten, wird diese in Unterfragen gegliedert und anhand von erforderlicher Fachliteratur erläutert: In welcher Wechselbeziehung stehen Stress und Standfestigkeit zueinander? Welche Stressfaktoren beeinflussen den Menschen im Berufsalltag? Welche Wechselwirkung hat körperliche Aktivität auf Stress und Standfestigkeit?

Um den dargestellten Sachverhalt zu belegen, bedarf es zunächst der Analyse und Abgrenzung der zentralen Begrifflichkeiten Prävention, Stress und Standfestigkeit (siehe Kapitel 2). Danach wird die Wechselwirkung zwischen Stress, Standfestigkeit und körperlicher Aktivität erläutert (siehe Kapitel 3) Ferner wird die Pilates-Methode vorgestellt (siehe Kapitel 5) und auf Basis einer Auseinandersetzung mit aktueller wissenschaftlicher Literatur das Ziel der Arbeit hergeleitet: Inwieweit die Wirkungsweise von Pilates im Rahmen der Primärprävention integriert werden kann, um die Folgen von Stress zu reduzieren und die Standfestigkeit zu fördern.

1.3. Physiotherapeutische Relevanz

Ziel des physiotherapeutischen Behandlungsprinzips der Stressprävention ist die Förderung von Gesundheit und Vorbeugung von Krankheit auf physischer, psychischer und emotionaler Ebene. Die untersuchte theoretische Auseinandersetzung mit der Pilates-Methode zur Förderung der Standfestigkeit und Stressreduktion im Berufsalltag, kann PhysiotherapeutInnen einen erweiterten Zugang zu der Pilates-Methode und folglich dessen Integration im Bereich der physiotherapeutischen Interventionen im Bereich der Stressprävention ermöglichen.

Ein umfassendes Angebot an sich ergänzenden Präventionsmaßnahmen ist unerlässlich und trägt dazu bei, den KlientInnen zu einem stabilen physisch-psychischen Gleichgewicht zu verhelfen.

1.4. Methodische Vorgehensweise

Bei der vorliegenden Bachelorarbeit handelt es sich um eine nicht-empirische Forschungsarbeit, basierend auf einer Literaturrecherche. Die ersten Arbeitsschritte erfolgen durch die Beschreibung grundlegender Begriffe wie Prävention, Stress und Standfestigkeit. Da der Fachbegriff „Standfestigkeit“ in verschiedenen wissenschaftlichen Bereichen Verwendung findet, wird dieser in Anlehnung an das physiotherapeutische Arbeitsspektrum im Sinne der Senso- und Psychomotorik, begleitend mit der Atmung, definiert. Danach werden die Fragestellungen der vorliegenden Arbeit mittels wissenschaftlicher Fachliteratur ausgearbeitet. Im Zeitraum zwischen Dezember 2013 und Mai 2014 erfolgt eine systematische Suche in den Online-Katalogen der FH Campus Wien, derösterreichischen Nationalbibliothek und der Universität Wien. In weiterer Folge erstreckt sich die Recherche in den Online-Datenbanken PubMed/Medline, PEDro sowie Google Scholar auf der Suche nach Reviews, Fachartikeln und Studien - rückführend bis zum Jahre 2000 - in den Bereichen Medizin und Gesundheit sowie Sozial- und Geisteswissenschaften. Weitere digitale Medien umfassen Lexika und Bibiographien. Die Referenzen in der gefundenen Literatur werden für weiterführende Recherchen genutzt.

Den ersten Teil der wissenschaftlichen Forschungstätigkeit bildet die Thematik Stress und Standfestigkeit sowie dessen Wechselwirkung zueinander. Im weiteren wird der Nutzen der körperlichen Aktivität im Bezug auf Stress und Standfestigkeit behandelt. Der Fachterminus „Standfestigkeit“ wird über die Komponenten der Senso- und Psychomotorik dargelegt. Zur Beantwortung der zentralen Fragestellung, inwiefern die Pilates-Methode als physiotherapeutisches Zusatz-Angebot zur Stressreduktion und Förderung der Standfestigkeit eingesetzt werden kann, erfolgt eine breit angelegte Recherche von Literatur und wissenschaftlichen Studien. Die dafür verwendeten Begriffskombinationen und Suchergebnisse sind im Anhang unter „Nachweise der Studiensuche“ abgebildet. Abschließend wird in der Conclusio das Forschungsergebnis sowie ein Ausblick auf weiteren Forschungsbedarf dargestellt.

2. BEGRIFFSERKLÄRUNG

Im folgenden Kapitel werden die zentralen Begriffe der Bachelorarbeit, Prävention, Stress und Standfestigkeit, definiert, um die Thematik dieser vorliegenden Forschungsarbeit einzugrenzen.

2.1. Gesundheit

Vorab wird die Gesundheitsdefinition der WHO aus dem Jahre 1948 vorgestellt, um die Auffassung von „Gesundheit“ für den fortlaufenden Inhalt der Arbeit festzuhalten:

„Gesundheit ist ein Zustand völligen psychischen, physischen und sozialen Wohlbefindens und nicht nur das Freisein von Krankheit und Gebrechen. Sich des möglichen Gesundheitszustandes zu erfreuen ist ein Grundrecht jedes Menschen, ohne Unterschied der Rasse, der Religion, der politischen Überzeugung, der wirtschaftlichen oder sozialen Stellung."3

2.2. Prävention

(Synonyme: Prophylaxe, Vorbeugung, Vorsorge)

„Prävention (lat. Zuvorkommen); [...] Maßnahmen der vorbeugenden Medizin (Präventivmedizin, prophylaktische Medizin) zur Krankheitsverhütung beim Einzelnen (individualmedizinische Prävention) und bei der Gesamtbevölkerung (sozialmedizinische Prävention).“4 (p179 )

Voelker beschreibt das Ziel der Prävention als die rechtzeitige Erkennung von möglichen Ursachen für die Beeinträchtigung von Funktionen sowie die Befähigung des Organismus, Einschränkungen zu vermeiden oder abzuschwächen.5 (p13 )

Nach Kirch, Badura und Pfaff wird Prävention als Synonym für Krankheitsvorbeugung und

-verhütung verwendet und umfasst alle zielgerichteten Maßnahmen und Aktivitäten, die eine bestimmte gesundheitliche Schädigung verhindern, weniger wahrscheinlich machen oder verzögern.6 (p360 )

2.2.1. Formen der Prävention

Eine der ersten Strukturierungen des Präventionsbegriffs wurde von dem amerikanischen Psychiater Gerald Caplan (1964) erstellt. Er unterscheidet zwischen primärer, sekundärer und tertiärer Prävention hinsichtlich des zeitlichen Ansetzens der Präventionsmaßnahme im Verhältnis zur Entwicklung bzw. Ausprägung der Erkrankung. Intension des dreistufigen Modells ist es, den Präventionsbegriff für den medizinischen Bereich einzuteilen und abzugrenzen. Im Zentrum des Interesses von Caplan steht die psychische Gesundheit bzw. die Verhinderung psychischer Erkrankungen.7 (p276 )

In der vorliegenden Forschungsarbeit liegt der Fokus im Bereich der Primärprävention, die Sekundär- und Tertiärprävention wird zum besseren Verständnis ebenfalls definiert.

Primärprävention

Die Primärprävention charakterisiert die Förderung der Gesundheit und Vermeidung von Erkrankung durch Ausschaltung von allen als gesundheitsschädigend geltenden Faktoren. 8(p1473) Becker beschreibt als generelles Ziel der Primävprävention die Verringerung der Zahl von Neuerkrankungen und im erweiterten Sinne auch den Fortschritt, das Ersterkrankungsalter zu erhöhen.9 (p517 ) Nach Hüter-Becker & Dölken setzt die Primärprävention beim gesunden Menschen an und dient der Vermeidung von Erkrankungen und Schädigungen im Vorfeld der Manifestation klinischer Symptome. Beispiele für primärpräventive Interventionen sind Impfungen, Maßnahmen zur Ernährung und Bewegung, Stressbewältigung oder Suchtprävention.10 (p69 )

Sekundärprävention

Die Sekundärprävention fördert die Krankheitsfrüherkennung durch Sicherstellung frühestmöglicher Diagnosen und Therapien (z.B. Früherkennunsuntersuchungen, Vorsorgeuntersuchungen, Screening-Verfahren).8 (p1473 )

Tertiärprävention

Die Tertiärprävention dient der Begrenzung bzw. dem Ausgleich von Krankheitsfolgen sowie der Vermeidung erneuter Krankheitsepisoden.8 (p1473 ) Zusammenfassend ist zu erkennen, dass durch rechtzeitige Prävention das Auftreten von Krankheiten und damit die Verringerung ihrer Verbreitung und Verminderung ihrer Auswirkungen auf die Morbidität (Krankheitshäufigkeit) und Mortalität (Sterberate) der Bevölkerung reduziert bzw. vermieden werden kann. Dadurch kann die individuelle Lebensqualität der Menschen verbessert und das Leben selbst verlängert werden.

Im folgenden Kapitel 2.3 wird zunächst der Faktor Stress definiert, um danach die Thematik der vorliegenden Arbeit anhand von relevanten Zusammenhängen mit dem Faktor Stress zu erweitern.

2.3. Stress

Die Leitsungsanforderungen sowohl im Alltag wie auch im Privatleben zwingen die Menschen vielfach zu einer Lebensführung, die das individuelle Energiereservoir drohend versucht auszureizen. Die Zeit zur Regeneration und Entspannung, um die eigenen Ressourcen neu aufzufüllen, wird immer kürzer. Die Folgen sind Stressschäden, die multiple Ausprägungen annehmen und in allen Lebensbereichen erkennbar werden können.1 (p20 ) Der englische Ausdruck „stress“ bedeutet übersetzt Belastung, Spannung, Druck. Stress impliziert sowohl den Zusammenhang mit einer physikalischen Wirkung (z. B. Stress auf eine Struktur) als auch mit einer Wirkung auf das Wohlbefinden des Menschen. Beide Stressdefinitionen beziehen sich auf äußere Reize (Infektion, Verletzung, Verbrennung, Strahleneinwirkung, emotionale Belastung) und deren Reaktionen des Organismus (Ausschüttung von Stresshormonen, Blutdruckanstieg, erhöhte Schweißproduktion).11 (p93 ) Diesem Ansatz folgt Kaluza und erklärt, dass Stress dann entsteht, wenn ein Missverhältnis zwischen der Anforderung und den persönlichen Bewältigungskompetenzen besteht.12 (p9 )

Mit dem österreichisch-kanadischen Biochemiker Hans Selye, dem sogenannten „Vater der Stressforschung“, wurde dieser Begriff Mitte der 1950er Jahre im deutschsprachigen Raum in die Medizin und Psychologie eingeführt. Im Rahmen von Hormonforschungen stellte Selye fest, dass unspezifische Alarmreaktionen des Organismus entstehen, wenn Umweltbelastungen den Körper fordern und schnelle innersekretorische Leistungen im endokrinen Drüsensystem notwendig sind, damit Reaktions- und Widerstandsfähigkeit des Organismus gesichert bleiben.1 (p60 ) Hormone sind Botenstoffe, die im endokrinen Drüsensystem (Hirnanhangsdrüse, Schilddrüse, Nebenniere) produziert und direkt ins Blut abgegeben werden, um an bestimmten Zielorten wirken zu können. Ein Beispiel dafür sind sogenannte „Stresshormone“, die in Stresssituationen ausgeschüttet und unter dem Sammelbegriff „Katecholamine“ zusammengefasst werden. Die wichtigsten sind Adrenalin, Noradrenalin und Dopamin. Sie bilden die Voraussetzung für die rasche Bereitstellung von Energiereserven, die z.B. in belastenden Stressphasen, die Abwehrmechanismen und somit das Überleben eines Inidividuums sichern sollen. Eine weitere wichtige Gruppe bilden die „Glukokortikoide“, hier besonders das Hormon Cortisol, das bei Stress vermehrt freigesetzt wird und zur Mobilisierung der Energie im Körper dient.13 (p610 )

2.3.1. Arten von Stress

Auf der einen Seite steht der „Eustress“, auch als positiver Stress bezeichnet. Eustress wird von de Gruyter als kurzdauernde physiologische Adaption an alltägliche Anforderungen beschrieben, die geistig und körperlich anregend und leistungssteigernd wirkt.8 (p1748 ) Folglich beeinflusst Eustress den Körper positiv, sofern sich die Leistungs- anforderungen in einem ausgewogenen Verhältnis zwischen Hoch- und Höchstleistungen mit entsprechend ausreichender Erholungszeit liegen.1 (p61 ) Demgegenüber steht der „Disstress“, welcher als negative Form des Stresses dargestellt wird. Disstress entsteht durch unzureichende Anpassung des Körpers an Belastungen oder infolge Diskrepanz zwischen Anforderungen und Bewältigungsverhalten.8 (p1748 ) Erreicht das Stressausmaß einen Punkt, an dem sich die Energiereserven erschöpfen, kann Disstress auf Dauer den Körper bis zur Leistungsunfähigkeit bringen.1 (p61 )

2.3.2. Die Stressreaktion

Anhand der sogenannten „Stress-Ampel“ (siehe Abb. 1), modifiziert nach Kaluza, lässt sich die grundlegende Orientierung zur Veranschaulichung der Stressreaktion repräsentieren. Mit dem Modell wird verdeutlicht, auf welchen Ebenen das Stressgeschehen wirksam ist und welche Faktoren zur Stressreaktion führen können.14 (p13 )

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abb. 1: Die Stress-Ampel14 (p13 )

Die erste Ebene der Stress-Ampel bilden die „Stressoren“, welche alle Anforderungen umfassen, die von außen auf eine Person einwirken können und in deren Folge es zur Auslösung einer Stressreaktion kommen kann. Stressoren manifestieren sich als physische Belastung (z.B. Krankheit, Schmerz), in Form von Leistungsstressoren (z.B. Zeitdruck, berufliche Überforderung) sowie sozialen Stressoren (z.B. Konkurrenz, Isolation, Beziehungsprobleme).14 (p13 )

Die persönlichen Stressverstärker, wie beispielsweise Ungeduld, Perfektionismus oder Selbstüberforderung, dienen als Bindeglieder zwischen den Stressoren und der Stressreaktion. Diese umschließen Einstellungen und Motive, welche vom Individuum selbst in das Stressgeschehen miteinbezogen werden und für das Ausmaß einer Stressreaktion mitentscheidend sind.14 (p13 )

Die Reaktion des Organismus auf das Zusammenspiel der Stressoren und der persönlichen Stressverstärker hat schließlich die Stressreaktion zur Folge, welche den dritten Abschnitt der Stress-Ampel bildet. Diese äußert sich auf vier unterschiedlichen Ebenen. Sie erweist sich in physiologischen Veränderungen (Körperliche Aktiverung), wirkt sich auf die persönlichen Emotionen aus (Emotionale Aktivierung), beeinflusst die Art und Weise des Denkens und der Informationsverarbeitung jedes/jeder Einzelnen (Mentale Aktivierung), und wird in beobachtbaren Verhaltensmustern erkennbar (Verhaltens-Aktivierung). Diese Prozesse, die seitens der betroffenen Person als Antwort auf einen Stressor innerhalb kürzester Zeit in Gang gesetzt werden, um den Organismus optimal auf Stresssituationen vorzubereiten, können mit dem im Kapitel 2.3.1. beschriebenen „Eustress“ gleichgesetzt werden. Dauert jedoch die Stresssituation zu lange an, ohne dem Körper und Geist ausreichend Regeneration zu ermöglichen, kommt es längerfristig zu Erschöpfungsreaktionen und/oder Krankheit. Dies bildet den Abschluss der Stress-Ampel und kann weiters auch mit der Begrifflichkeit „Disstress“, siehe Kapitel

2.3.1, verglichen werden.14 (p13 -14 )

Die Folgen von Stress innerhalb der vier Ebenen der Stressreaktion und dessen Einfluss auf die Komponenten der STF wird im Kapitel 3.1. näher erläutert.

2.3.3. Stress am Arbeitsplatz in Österreich - Zahlen & Fakten

Der allgemeine Begriff „Stress“ wird bereits im Kapitel 2.3. definiert, der nun folgende Abschnitt beschäftigt sich im Speziellen mit Stress im Berufsalltag.

„Stress am Arbeitsplatz wird weltweit als eine große Herausforderung für die Gesundheit der Arbeitnehmer und die Gesundheit ihrer Organisationen deklariert. Arbeitnehmer, die gestresst sind, tendieren zu einem ungesünderen Lebensstil, reduzierter Motivation und Produktivität sowie eingeschränkter Sicherheit am Arbeitsplatz. Die Organisationen vermindern dadurch ihre Chance auf einen erfolgreichen Wettbewerbsanteil am Arbeitsmarkt.“15 (p9 )

Diese Definition entstammt dem Institute of work, health and organizations der WHO und verdeutlicht die Relevanz dieser Thematik im Bereich des Gesundheitswesens sowie Gesellschaftslebens. In Anlehnung an das Zitat der WHO wird mittels der von Statistik Austria publizierten Studie, „ Arbeitsunfälle und arbeitsbezogene Gesundheitsprobleme “, der Faktor Stress am Arbeitsplatz in Österreich dargestellt.

Zentrales Thema bilden die Belastungsfaktoren am Arbeitsplatz, die Anzahl und Art berufsbedingter Gesundheitsprobleme sowie die Anzahl der Arbeitsunfälle. Basis der Analyse ist ein EU-weites einheitliches Fragenprogramm, welches von Statistik Austria unter Einbeziehung einer Arbeitsgruppe an nationale Bedürfnisse angepasst hat. Die Ergebnisse der Studie werden nachfolgend zusammengefasst und deklariert.16

Berufliche Belastungen insgesamt - Vier von zehn Erwerbstätigen in Österreich waren im Jahr 2007 an ihrem Arbeitsplatz physischen Belastungsfaktoren wie z.B. schwierigen Körperhaltungen, ausgesetzt. Ein Drittel litt unter psychisch belastenden Faktoren, vor allem unter Zeitdruck. Insgesamt unterlagen 56% der Erwerbstätigen physisch und/oder psychisch belastenden Arbeitsbedingungen.

Physische Belastungsfaktoren - 42% oder 1,7 Millionen der erwerbstätigen ÖsterreicherInnen waren zumindest einem physischen Belastungsfaktor ausgesetzt. Als häufigster Belastungsfaktor wurde mit einem Anteil von 19% (775.000 Erwerbstätige) das Hantieren mit schweren Lasten und/oder schwierige Körperhaltungen bei der Arbeit genannt.

Psychische Belastungsfaktoren - 800.000 erwerbstätige Österreicher (36%) und 490.000 Österreicherinnen (28%), insgesamt 1,3 Millionen bwz. 32% der Erwerbstätigen, waren zumindest einem psychischen Belastungsfaktor ausgesetzt. Neun von zehn der betroffenen Personen standen unter Zeitdruck, von allen erwerbstätigen Männern fühlten sich somit 33%, von den Frauen 24% in ihrem Arbeitsalltag gehetzt.

Arbeitsbedingte Gesundheitsprobleme - 13,3% der erwerbstätigen ÖsterreicherInnen litten an berufsbedingten Beschwerden. Von diesen Personen klagten zwei Drittel (351.000 Personen oder 8,7% aller Erwerbstätigen) über Knochen-, Gelenks- oder Muskelprobleme. Die am häufigsten betroffene Region war hierbei der Rücken. Aufgrund ihrer Arbeitssituation litten 0,8% der Erwerbstätigen (33.000) unter Stress, Angstzuständen oder Depressionen. Am schwersten sind höher und hoch qualifizierte Angestellte davon betroffen (14%).

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Details

Title
Pilates als begleitende physiotherapeutische Maßnahme zur Stressprävention im Berufsalltag
Subtitle
Förderung der Standfestigkeit
College
FH Campus Vienna - University of Applied Sciences
Author
Year
2014
Pages
46
Catalog Number
V279961
ISBN (eBook)
9783656740834
ISBN (Book)
9783656740681
File size
575 KB
Language
German
Keywords
stress, pilates, standfestigkeit, gesundheitsförderung, prävention, sport, bewegung, physiotherapie
Quote paper
mag. Barbara Baumann (Author), 2014, Pilates als begleitende physiotherapeutische Maßnahme zur Stressprävention im Berufsalltag, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/279961

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Title: Pilates als begleitende physiotherapeutische Maßnahme zur Stressprävention im Berufsalltag



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