Die Ursachen der Französischen Revolution


Dossier / Travail, 2014

14 Pages, Note: 1,3

Anis Grün (Auteur)


Extrait


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Grundlage – die Sozialstruktur des Ancien Régime
2.1 Soziale Entwicklungen und Missstände
2.1.1 Die Probleme der Bauern
2.1.2 Die Unzufriedenheit innerhalb dr Bourgeoisie

3. Die Krise des Ancien Régime
3.1 Die Krise der Institutionen
3.2 Die Finanzkrise

4. Die Aufklärung

5. Resumé

6. Bibliographie.

1. Einleitung

Die folgende Arbeit beschäftigt sich überblicksartig mit den weithin angenommen Ursachen bzw. Auslösern der Französischen Revolution des Jahres 1789. Unter der Frage, welche Voraussetzungen und Elemente in Frankreich gegeben waren, damit die Grundpfeiler des Ancien Régime, eines über Jahrhunderte existenten politischen Systems, durch eine plötzliche, sich zuspitzende Bewegung beseitigt bzw. ausgetauscht werden können, wird versucht, diese verschiedenen Gründe und Ursachen zu beleuchten und im Resumé in ihrer Bedeutung für die Französische Revolution zu bewerten. Handelte es sich womöglich gar nicht um eine plötzliche Bewegung? Wie ausschlaggebend waren akute Probleme auf dem Land und in der Stadt? In wieweit konnte die Aufklärung das Handeln der Akteure beeinflussen? Welche langfristigen Ursachen liegen in der Sozialstruktur des Ancien Régime begründet? Als Prämisse muss hier angeführt werden, dass sich die Forschung in der Bewertung vieler Punkte, die eben jene Ursachen und Auslöser thematisieren nicht einig ist, was die Bewertung und Gewichtung der vielen, sich zum Teil gegenseitig bedingenden und überlappenden Aspekte, erschwert. Außerdem sei zu erwähnen, dass aufgrund der geringen Länge dieser Arbeit und der Komplexität dieses Themas ausschließlich auf die Kernthesen wichtiger Autoren eingegangen werden kann und sich die Abhandlung auf die Beleuchtung der als am auschlaggebendsten angesehenen Ursachen der Revolution beschränkt. Im Folgenden werden nun die Grundzüge der Sozialstruktur knapp dargelegt, um die aus ihr entstandenen sozialpolitischen Probleme verstehen zu können, welche einer der Eckpfeiler bei der Erforschung der Gründe und Ursachen der Französischen Revolution darstellen. Daraufhin wird auf die Finanz-und Wirtschaftskrise des Ancien Régime, sowie auf die politische Krise und die wohlmöglich geistigen Wurzeln der Revolution, die Aufklärung, eingegangen. Zum Aufbau dieser Arbeit ist zu sagen, dass in der Gliederung nicht explizit zwischen langfristigen Gründen und kurzfristigen Ursachen oder Auslösern unterschieden wird. Der Grund dafür ist, dass es meines Erachtens nicht sinnvoll ist, auf formaler Ebene eine artifizielle Trennung dieser Ursachen vorzunehmen , da es sich um ein großes Ursachengefüge handelt, innerhalb dessen sich die kurz-, mittel-, und langfristigen Gründe (diese Trennung ist oftmals in der Forschungsliteratur vorzufinden), gegenseitig bedingen.

2. Grundlage – die Sozialstruktur des Ancien Régime

Das Frankreich des 18. Jahrhunderts unterlag der aus dem Mittelalter übernommenen ständischen Ordnung, welche sich jedoch schon zu vorrevolutionärer Zeit im Umbruch befand. Zum ersten Stand gehörte der Klerus, zum zweiten der Adel.[1] Der Großteil der Bevölkerung gehörte zum Tiers Etat, darunter das Bürgertum (Bourgeoisie) und Bauern. Letztere machten alleine 85% der französischen Gesamtbevölkerung aus. Die Ständeordnung im alten Frankreich war keine politische Frage, sondern eine gottgewollte Ordnung. Die Autorität kam von oben, vom König von Frankreich, welcher der Tradition zu Folge seinen Thron von Gott bekam.[2] Der König stellte die Obrigkeit im Absolutismus dar, eine zu dieser Zeit nicht unübliche Staatsform, die sich jedoch in Frankreich am reinsten ausgebildet hatte und in welcher die Königsherrschaft nicht durch Gesetze oder Institutionen beschränkt ist. Zwar war die französische Monarchie nicht gänzlich unbegrenzt, da sie beispielsweise die Vormacht der gallikanischen Kirche anerkennen musste und nicht gegen die natürliche Moral und das göttliche Gesetz verstoßen durfte (weshalb es sich strenggenommen auch nicht um einen Despotismus handelte)[3], jedoch, und das war von großer Relevanz, unterlag der König seit den 1614 einberufenen Generalständen keinem ständischen Kontrollorgan mehr.[4] Die Generalstände hatten zudem lediglich eine beratende Funktion inne. Der König war also Ursprung jeder Gesetzgebung, ein lex rex.. Dementsprechend erklärte sich Ludwig XV. im Namen aller französischen Könige im Dezember 1770 im Parlament folgendermaßen[5]:

Nous ne tenons notre couronne que de Dieu; le droit de faire des lois, par lesquelles nos sujets doivent être conduits gouvernés, nous appartient à nous seul, sans dépendance, sans partage ;nous les adressons à nos cours pour les examiner, pour les discuter et les faire exécuter […].[6]

Konkret erfolgte die Gesetzgebung in Form von Edikten und Verordnungen, der König begründete zudem alle Verwaltungsautorität, besetzt Stellen und Ämter, war Herr über Steuererhebungen und die Verteilung seiner Finanzen, des Weiteren Stifter von Krieg und Frieden.[7] Genauso wie das Recht der Erhebung von Steuern für die Bedürfnisse des Staates, wurde die Ständetrennung mit der Zeit zu einem gewohnheitsrechtlich anerkannten Grundsatz des Königreiches und Voltaire betitelte die Stände, die von ihm als gesetzmäßig angesehen wurden, als „Völker innerhalb des Volkes“[8]. Sie besaßen genau festgelegte Rechte und Pflichten und der Stand der Geistlichkeit sowie der des Adels waren privilegiert: Ersterer setzte sich aus den Dienern der katholischen Kirche, Welt- und Ordensgeistlichen zusammen und genoss das Privileg der Ehre, der Unabhängigkeit, der materiellen Güter und der Steuerfreiheit. Vor allem im Norden des Landes gehörtem dem Klerus etwa 10% des nutzbaren Boden im Reich mit einem Ertrag von 90 bis 100 Mio. Livre. Darüber hinaus kamen 80 Mio. Livre aus dem von den Bauern erhobenen „Zehnten“.[9] Da das Jahreseinkommen der Kirche beinahe so hoch war, wie das normale Einkommen des Staates und sich der Klerus als Stand durch seine Struktur und Rechte deutlich von den anderen beiden Ständen abhob, konnte man von einem „Staat im Staate“[10] sprechen. Die Kirche kontrollierte die Erziehung, die Krankenhäuser und die Armenfürsorge. Sie besaß das alleinige Recht zur Registrierung von Ehen, Geburten und Todesfällen.[11] Ständemäßig hatte die Geistlichkeit den Vorrang, was dem Sakralcharakter ihres Amtes und ihrer Rolle im Staat entsprach: „Die Geistlichkeit garantiert und heiligt auf ewig die soziale, politische und geistige Ordnung.“[12] Auch wenn formal der Adel den zweiten Stand bildete, war es dennoch dieser, der die eigentliche Aristokratie bildete, da sich der Klerus aus Bürgertum und Adel zusammensetzte und der Adel jene Gruppe darstellte, auf die sich alle Privilegien konzentrierten[13] (es gab ca. 10.000 Kleriker, von denen alle adelig waren).[14] Neben der weitgehenden Steuerfreiheit (Befreiung von der gabelle – der Salzsteuer, der corvée – einem nichtvergüteten Arbeitsdienst und besonders von der taille - die direkte Steuer), hatte der Adel Anspruch auf die höchsten Ämter in Staat, Kirche und Armee, war jedoch aufgrund des Gewerbeverbots seines Standes auch auf die Abgaben der Bauern angewiesen.[15] Ihm gehörte ein Viertel bis ein Drittel des Grundbesitzes und die meisten industriellen Unternehmungen wurden durch ihn finanziert.[16] Des Weiteren war er von der Soldateneinquatierung, vom Frondienst am Wegebau befreit und besaß das Jagdrecht und das Monopol auf die höchsten Ränge der Armee. Es existierte ein Schwert-oder Geburtsadel (noblesse d’épée), sowie der Amtsadel (noblesse de robe). Letzterer war im 16. Jahrhundert aus dem Großbürgertum hervorgegangen und hatte sich gebildet, seitdem sich in der Monarchie ein Verwaltungs-und Justizapparat entwickelt hatte[17] und zeichnete sich durch Ämterkauf aus. Dabei war es jedoch allein ersterem vorbehalten, am Versailler Hof zu residieren (ca. 4000 Personen[18] ). Der Landadel, eine weitere Gruppe innerhalb des zweiten Stands, lebte dagegen ohne jegliche Pracht ein meist einfacheres Leben als die gewerbetreibenden Bürger.[19] Albert Mathiez begriff diese Gruppierung des Adels als einen „plèbe nobiliare“[20], der einerseits, bedroht durch die eigene Not, gierig nach Entrichtung der Feudalabgaben trachtete, weshalb er von den Bauern verhasst war, und gleichzeitig von den Grandseigneurs verachtet wurde.[21] Der Adel war also keine geschlossene, sondern eine heterogene Gruppe. Dazu kam einerseits, dass sich der Hofadel vom Bürgertum, aber auch vom übrigen Adel abkapselte und es andererseits eine kulturelle Spaltung innerhalb dieser Gruppe gab: Die Mehrheit der Adeligen war antiintellektuell, konservativ und fromm, eine wichtige Minderheit stellte hingegen führende Teile in den aufgeklärten Salons dar.[22] Was die zahlenmäßige Größe des Adelsstandes betrifft, kann man sagen, dass die Schätzungen am Vorabend der Revolution zwischen 110.000 und 400.000 liegen, also zwischen 0,5 bis 1,4% der Gesamtbevölkerung.[23] Die größte Heterogenität war jedoch im dritten Stand zu finden, an dessen Spitze sich die Geschäftsbourgeoisie befand, welche von den Profiten ihrer Geldgeschäfte oder Unternehmungen lebten und oftmals ein fast gleichermaßen verschwenderisches Leben wie die Aristokratie führte. Lefebvre teilte diese der Gruppe der rentiers zu und unterscheidet in der Gruppe der Bourgeoisie außerdem die Mitglieder der königlichen Verwaltung, die Juristen, Freiberufler (Ärzte, Schriftsteller, Wissenschaftler und Künstler), sowie Finanz-und Handelstätige und Unternehmer. Angehörige der Freiberufler, darunter besonders die in Paris lebenden Schriftsteller und Journalisten, zeichneten sich häufig durch ihre gute Bildung aus und registrierten kritisch die Entwicklungen in Gesellschaft und Staat.[24] In der Gruppe des Bürgertums herrschte neben der angesprochenen Heterogenität auch eine nicht zu unterschätzende Dynamik, denn sehr Reiche unter ihnen wurden oftmals geadelt.[25] Nach diesem überblicksartigen Abriss der Grundzüge der Sozialstruktur im Ancien Régime, folgt nun die Darstellung der sich daraus ergebenen sozialen Tendenzen sowie Probleme und Missstände der vorrevolutionären französischen Gesellschaft.

[...]


[1] Vgl.: Kuhn: Revolution, S. 24.

[2] Vgl.: Furet/Richet: Revolution, S. 26.

[3] Vgl.: Soboul: Revolution, S. 56.

[4] Vgl.: Kuhn: Revolution, S. 29.

[5] Vgl.: Soboul: Revolution, S.56.

[6] Capefigue: Louis XV, S. 150.

[7] Vgl.: Soboul: Revolution., S. 56.

[8] Ebda, S. 9.

[9] Vgl.: Furet/Richet: Revolution, S. 27-28.

[10] Schulin: Revolution, S. 160.

[11] Vgl.: Schulin: Revolution, S. 161.

[12] Furet/Richet: Revolution, S. 28.

[13] Vgl.: Ebda, S. 27.

[14] Vgl.: Kuhn: Revolution, S. 25.

[15] Vgl.: Ebda, S.. 25l.

[16] Vgl.: Schulin: Revolution, S. 150.

[17] Vgl.: Soboul: Revolution, S. 11- 13.

[18] Vgl.: Ebda, S. 12.

[19] Vgl.: Kuhn: Revolution, S. 25.

[20] Chaussinand-Nogaret: noblesse, S. 65.

[21] Vgl.: Soboul: Revolution, S. 13.

[22] Vgl.: Schulin: Revolution, S. 152.

[23] Vgl.: Ebda, S.. 150.

[24] Vgl.: Kuhn: Revolution, S. 26.

[25] Vgl.: Schulin: Revolution, S. 152-153.

Fin de l'extrait de 14 pages

Résumé des informations

Titre
Die Ursachen der Französischen Revolution
Université
Christian-Albrechts-University of Kiel
Note
1,3
Auteur
Année
2014
Pages
14
N° de catalogue
V279965
ISBN (ebook)
9783656738275
ISBN (Livre)
9783656738282
Taille d'un fichier
548 KB
Langue
allemand
Mots clés
ursachen, französischen, revolution
Citation du texte
Anis Grün (Auteur), 2014, Die Ursachen der Französischen Revolution, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/279965

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