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Inhaltsverzeichnis
1. Die Entdeckung der dritten Welt als Urlaubsdestination
2. Die dritte Welt und ihre Erschließung als Tourismusregion
2.1. Die Entwicklung des Tourismus über die Jahrzehnte
3. Kritische Betrachtung des Tourismus in den Entwicklungsländern
3.1. Der Deviseneffekt
3.2. Der Einkommens- und Beschäftigungseffekt
3.3. Der Ausgleichseffekt
3.4. Wirkungen auf die Infrastruktur
3.5. Ökologische Effekte
3.6. Sozio-kulturelle Effekte
3.6.1. Der Akkulturationseffekt
3.6.2. Der Demonstrationseffekt
3.6.3. Der Völkerverständigungseffekt
4. Kenia- Beispiel für Tourismus in Entwicklungsländern
4.1. Ökonomische Betrachtung
4.2. Betrachtung der regionalen Disparitäten
4.3. Ökologische Betrachtung
4.4. Sozio-kulturelle Effekte und Einfluss der Hotelketten
5. Entwicklungsländertourismus- ein Fazit
Literaturverzeichnis
1. Die Entdeckung der dritten Welt als Urlaubsdestination
Eine Safaritour in Afrika, weiße Strände mit Palmen, Luxushotels mit exklusiven Massagen- Entwicklungsländer haben einiges zu bieten. Nachdem in den 1960er Jahren die Mittelmeerküsten erschlossen waren und Flüge erschwinglich wurden für die breiten Massen der Bevölkerung begann man damit, die Länder der dritten Welt als Urlaubsdestination zu erschließen. Lateinamerika, Sudostasien und Afrika wurden interessant als neue Ziele, man versprach sich viel von der Erschließung dieser Länder als Tourismusgebiete.
2. Die dritte Welt und ihre Erschließung als Tourismusregion
Zur dritten Welt zählen Lateinamerika, Afrika und Südostasien (vgl. Abb.1). Gemeinsam haben all diese Länder, dass die Bevölkerung im Vergleich zum Rest der Welt, den Industrieländern, rasch zunimmt. Während die Bevölkerungszahlen in den Entwicklungsländern steigen, stagnieren oder fallen sie in den Industrieländern (vgl. Hägele 2007). Auch eine einseitige Produktionsstruktur, die sich meist auf landwirtschaftliche
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Abb.1: Die Länder der dritten Welt
Produkte stützt, die in Industrieländer exportiert werden, ist kennzeichnend für diese Länder. In Libyen beispielsweise hatte Erdöl und Erdölprodukte im Jahr 1982 einen Anteil von 99,6% am Gesamtexport des Landes. Die Zahlen vom Vorjahr aus Sambia zeigen dort eine ähnliche Situation, Kupfer hat dort einen Anteil von 91,2% am Gesamtexport und auch in Ghana lassen sich ähnliche Zahlen ausmachen, nur dass die Exportgüter hier lebende Tiere, Nahrungsmittel und Kakao sind, die zusammen einen Anteil von 91,9% ausmachen. Problematisch an dieser Einseitigkeit des Exports sind die Nachfrageschwankungen (vgl. Thießen 1993: 7). Weiterhin kritisch ist, dass die Hälfte der Bevölkerung immer noch in der Landwirtschaft tätig ist, die Produktivität der Landwirtschaft recht gering ist und die Modernisierung dieses Sektors nur langsam voranschreitet. Dies führt direkt zu den nächsten Problemfeldern, der Unterernährung, dem tiefen Pro-Kopf-Einkommen und der ungenügenden Industrialisierung (vgl. ebd.: 7ff). Eng vernetzt damit ist eine unzureichende Infrastruktur, welche ein fortschreiten der Industrialisierung verhindert, genauso wie die hohe Analphabetenquote, die diese Länder aufweisen. Resultierend daraus ergibt sich ein sehr niedriger Energieverbrauch und eine schnelle Verstädterung- Slums bilden sich, die Menschen flüchten in die Städte (vgl. ebd.: 9f).
2.1. Die Entwicklung des Tourismus über die Jahrzehnte
In den 1950er Jahren, nach Ende des zweiten Weltkrieges, verzeichnete der Tourismus außerordentliche Zuwachsraten (vgl. Gormsen 1996: 11). In den 1960er Jahren waren die Mittelmeerküsten erschlossen, Flüge wurden günstiger und der Tourismus expandierte. Die sogenannte „Euphoriephase“ der 60er Jahre, in der man im Tourismus ausschließlich Vorteile sah, wie etwa die Verbesserung der Infrastruktur in diesen Ländern, das regionale Wirtschaftswachstum, Arbeitsplatzbeschaffung und Einkommenssteigerung und Deviseneinnahmen die Handels- und Zahlungsbilanz verbessern sollten, fand bereits in den 1970er Jahren in der „Ernüchterungsphase“ ein Ende. Man begann, den Einfluss auf die gesellschaftlichen Strukturen zu überdenken und die ökonomischen Vorteile kritisch zu betrachten (vgl. ebd.: 28). Ein weiteres Jahrzehnt später begann die „Aktionsphase“. Bildungsprojekte wurden geplant und in den 90er Jahren auch umgesetzt. Dies geschah größtenteils durch sogenannte NGOs, also Nicht-Regierungs-Organisationen. Insbesondere die Reisebranche und die Medien trugen die Diskussion um den Tourismus in der dritten Welt in die Öffentlichkeit (vgl. Tüting 1990: 62f). Begriffe wie „Sanfter Tourismus“, „Nachhaltiger Tourismus“ oder „Ökologischer Tourismus“ wurden populär. Insgesamt ist jedoch zu sagen, dass Stimmen, die den Tourismus als positiv bewerteten, nicht verschwanden (vgl. Gormsen 1996.: 29ff).
1960 1970 ab 1980
Euphorie Ernüchterung Aktionsphase
Abb. 2: Zeitliche Entwicklung des Tourismus in der dritten Welt
3. Kritische Betrachtung des Tourismus in den Entwicklungsländern
Die Länder der dritten Welt haben viele ökologische ökonomische und sozio-kulturelle Probleme. Massenarbeitslosigkeit, Zerstörung der Ressourcen, die Verschärfung der räumlichen Disparitäten, politische Instabilität, Bevölkerungsexplosion oder auch Zahlungsbilanzdefizite sind Probleme, denen die Entwicklungsländer gegenüberstehen. Ansätze und Ideen, wie der Tourismus aus dieser Misere helfen kann sollen im folgenden Kapitel kritisch beleuchtet werden.
3.1. Der Deviseneffekt
In zunehmendem Maß sind de Länder der dritten Welt dazu gezwungen, Güter zu importieren. Insbesondere Investitionsgüter für die Infrastruktur, wie etwa für das „Verkehrs- und Nachrichtenwesen, Maschinen [und] Düngemittel“ (Vorlaufer 1984: 79) erhöhen den Bedarf an Deviseneinnahmen. Devisen, dass sind im weiteren Sinne „Ansprüche auf Zahlungen in fremder Währung an einem ausländischen Platz“ oder im engeren Sinne „von Inländern gehaltene Bestände an ausländischen Währungen“ (Poppitz). Um also die benötigten Güter zu importieren, ist es nötig, sich Devisen zu verschaffen. Doch warum ist ausgerechnet der Tourismus so gut dazu geeignet?
Immer schlechter werdenden Konditionen exportieren. Grund hierfür ist, dass die Konkurrenz immer größer wird. Der Markt ist langsam gesättigt, die Preise werden gedrückt, um ertragreicher anzubauen müssen neue Geräte und Maschinen importiert werden (vgl. Thießen 1993: 18). Der entscheidende Vorteil des Tourismus liegt also einerseits darin, dass die Konkurrenz geringer ist als bei landwirtschaftlichen Gütern und andererseits darin, das die „Sickerrate“, also das Geld, dass Landwirtschaftliche Produkte, wie etwa Kaffee, Kakao, Tabak oder ähnliches lassen sich zu
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Abb. 3: Kritische Betrachtung des Deviseneffekts
aufgrund von benötigten Importgütern wieder ins Ausland fließt, recht gering ist. In einer Rangliste der zwölf Länder mit den besten Netto-Deviseneinnahmen sind neun Entwicklungsländer (vgl. Vorlaufer 1984: 83ff).
Der Tourismus ist also tatsächlich ein guter Devisenbringer für die Länder der dritten Welt, kritisch betrachtet werden muss allerdings der Gesichtspunkt der Importausgaben.
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- Quote paper
- BA Anke Weiland (Author), 2009, Tourismus in der dritten Welt unter besonderer Berücksichtigung der sozio-kulturellen Aspekte, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/280061
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