Leseprobe
Gliederung
1 Einleitung
2 Die Erklärung von Bildung und Erziehung .
3 Wilhelm von Humboldt .
3.1 Die Biografie Humboldts
3.2 Der Bildungsbegriff nach Humboldt
4 Johann Heinrich Pestalozzi .
4.1 Der Lebenslauf
4.2 Die Anthropologie nach Pestalozzi .
5 Rudolf Steiner
5.1 Die Biografie Steiners
5.2 Die Anthroposophie nach Steiner
6 Kritisches Resümee .
7 Literaturverzeichnis .
1. Einleitung
In meiner Hausarbeit befasse ich mich mit dem Vergleich von Wilhelm von Humboldt, sowie dessen Bildungsbegriff mit den Theorien der Anthropologie und der Anthroposophie, die Pestalozzi und Steiner geprägt haben. Aber auch auf die allgemeine Unterscheidung zwischen Bildung und Erziehung werde ich kurz eingehen. Letzteres Thema wird mein erster Gliederungspunkt werden, indem ich die Entwicklung des Bildungsbegriffes und die des Erziehungsbegriffes abgrenzen werde, um somit einen Einstieg in die Materie zu finden und zu dem großen Bildungstheoretiker Wilhelm von Humboldt hinzuführen. Bei diesem zweiten bedeutenden Gliederungspunkt werde ich zuerst auf Humboldts Leben eingehen, um somit herauszustellen, wie er überhaupt dazu kam zu solch einer Persönlichkeit in der Bildungshistorie zu werden. Ebenso werde ich das Aussagekräftigste von Humboldt beleuchten, was unter dem Bildungsbegriff bekannt ist. Der nächste große Abschnitt meiner Hausarbeit ist das Leben und die Theorie Johann Heinrich Pestalozzis, bei dem ich nur auf einige Lehrmethoden seinerseits eingehen werde, da alle zu nennen den Rahmen deutlich sprengen würde. Der dritte Bildungstheoretiker, auf den ich eingehen werde, ist Rudolf Steiner, der durch die von ihm begründete Waldorfpädagogik bekannt wurde. Auch von ihm werde ich in meiner Arbeit nur einige Brennpunkte seines Schaffens einfangen können. Alles in allem werde ich dann in meinem letzten Gliederungspunkt ein kritisches Resümee ziehen, bei dem ich noch einmal kurz und prägnant auf das Schaffen, sowie deren Hinterlassenschaften im literarischen Sinne und deren Vermächtnis an die heutige Zeit eingehen. Dabei werde ich herausstellen, wessen Theorien noch heute unterrichtet, verkörpert und gelebt werden. Aber nun komme ich zuerst auf die Unterscheidung der zwei wesentlichen Begriffe meiner Hausarbeit, die auf der einen Seite die Bildung ist und andererseits die Erziehung darstellt.
2. Die Erklärung von Bildung und Erziehung
Der Bildungsbegriff war schon immer ein verbreiteter und umstrittener Begriff. Ebenso die Erziehung, die damit einhergeht. Jedoch kann das Eine nicht ohne das Andere existieren, denn laut Immanuel Kant hört die Erziehung mit dem 16. Lebensjahr auf und geht nahtlos in Bildung über. Das Wort Bildung kommt vom althochdeutschen „bildunga“, was soviel wie Schöpfung bedeutet und bezeichnet somit die Formung des Menschen im Hinblick auf seine geistige Entwicklung und sein Verhalten, was als die Anwendung von Bildung verstanden wird. Der Begriff bezieht sich in seiner Bedeutung einerseits auf den Prozess des sich bildens. Andererseits bezieht sich der Begriff auch auf den Zustand gebildet zu sein, was dem Bildungsideal Humboldts entspricht. Der Begriff entstand im Mittelalter durch Meister Eckhart, der Theologe war und deshalb auch die Bildung einen theologischen Hintergrund hatte. Nach Meister Eckharts Verständnis ist man gebildet, wenn man versucht nach dem Abbild Gottes zu streben. Gott steht trotzdem über den Menschen, wodurch der Mensch den Gott nicht direkt wahrnehmen kann, aber er hat die Möglichkeit Gott in sich und im Geist zu erkennen. Somit wird die menschliche Seele dem Vorbild Gottes nachgebildet, was zur Folge hat, dass der Mensch gebildet ist. Im 18. Jahrhundert veränderte sich der Bildungsbegriff, weil sich da auch das Menschenbild vom naiven Menschen, der immer mit dem Strom mitschwimmt, zu einem aufgeklärten Staatsbürger mit eigener Meinung verschoben hat. Somit war das Ziel der Bildung die menschliche Vervollkommnung und die Notwendigkeit den Menschen so zu formen, dass er zu einem nützlichen Mitglied der Gesellschaft wird. Der Bildungsbegriff hat über die Jahre einen großen Bedeutungswandel durchleben müssen, wodurch er heute für einen lebenslangen und -begleitenden Entwicklungsprozess des Menschen steht, bei dem er seine geistigen, kulturellen und lebenspraktischen Fähigkeiten erweitert. Die Erziehung wiederum hat einen ebenso anstrengenden Entwicklungsweg hinter sich, denn sie hat viele verschiedene Definitionen, da der Begriff an sich von einer Vielzahl an Bildungstheoretikern aufgegriffen wurde. Aber allgemein gilt die Erziehung als Persönlichkeitsentwicklung und Selbstentfaltung, sowie die Formung von Personen durch äußerliche Einflüsse. Dabei wird der Fokus auf die Interaktion zwischen den Erwachsenen und den Heranwachsenden gelenkt. Ziel der Erziehung ist nicht nur bei Immanuel Kant die Mündigkeit, die auch als Selbstständigkeit und Verantwortungsbewusstsein verstanden wird. Ein weiterer Gegenstand der Erziehung sind die Charaktereigenschaften, die ein subjektiver Bestandteil sind und deshalb von den individuellen Werten und Normen des Erziehers beeinflusst werden.
3.Wilhelm von Humboldt
3.1 Die Biografie Humboldts
Friedrich Wilhelm Christian Carl Ferdinand Freiherr von Humboldt (Abb.1) ist am 22. Juni 1767 in Potsdam geboren. Er hatte pommersche Wurzeln aus dem Bürgertum, wuchs aber trotzdessen im Schloss Tegel auf, was der Familienbesitz der Humboldts war. Die Bindung zwischen ihm und seinem Bruder Alexander (Abb. 2) war immer sehr stark, was nicht zuletzt daran lag, dass Alexander nur zwei Jahre jünger war und sie somit auch gemeinsam unterrichtet werden konnten. Die Ausbildung der beiden Söhne fand in der Sommerzeit auf dem Gut Tegel statt, was im Winter in die Berliner Stadtwohnung wegen Witterungsverhältnissen verlegt wurde (vgl. Humboldt 1964, S. 133). Das Ergebnis der frühen und guten Lehre war, dass Wilhelm von Humboldt schon mit 13 Jahren fließend Griechisch, Latein und Französisch sprechen konnte, was besorgniserregend für Bekannte und Verwandte war. Doch für die Mutter lag das Ziel der guten Ausbildung darin, ihre Söhne für hohe Staatsämter zu qualifizieren. Die Eltern scheuten keine Kosten, um ihre Kinder schulen zu lassen, deshalb wurden Wilhelm und Alexander von Größen wie Joachim Heinrich Campe und Gottlob Johann Christian Kunth (Abb. 3) unterrichtet. Letzterer war nach dem Tod des Hausherrn 1779 zum unerlässlichen Berater der Witwe von Humboldt geworden. Als Vorbereitung auf deren Studium an der Universität wurden ihnen mehrere Privatvorlesungen gehalten, um dann 1787 an der Universität in Frankfurt an der Oder zu immatrikulieren, was vorerst der letzte gemeinsame Punkt von Wilhelm und Alexander sein sollte. 1788 ging Wilhelm nach einem Semester Studium nach Göttingen, um dort seinem vorgegebenen Weg zu entfliehen und um das zu tun, was ihn sowohl interessierte als auch inspirierte. Somit studierte er dann Philosophie, Geschichte und alte Sprachen statt Jura, wie es seine Eltern für ihn vorgesehen hatten. 1789 trat er eine längere Reise in Begleitung seines früheren Erziehers Campe nach Paris an, wo die Revolution ausgebrochen war. Humboldt hieß die aufklärerischen Gedanken der Aufständischen nicht gut und befasste sich von da an mit den politischen Gehalten der Revolution (vgl. ebd. S. 135). Nach dieser Reise folgten mehrere Ausflüge nach Süddeutschland und in die Schweiz, sowie ein kurzer Verlobungsaufenthalt bei Karoline von Dacheröden (Abb. 4) in Erfurt. Sie war die Tochter eines preußischen Kammergerichtsrates und gleichzeitig Mitglied in dem „Bund der Freunde“, wodurch Wilhelm auf sie aufmerksam wurde. Anfang 1790 kehrte er nach Berlin zurück, um dort im Kammergericht die für ihn vorgesehene Beamtenlaufbahn anzutreten. Ein Jahr später entsagte er dem Staatsdienst und zog sich nach der Hochzeit mit Karoline am 29. Juni 1791 auf das Dacherödische Gut zurück. Von 1802 bis 1808 war er als Preußischer Gesandter im Vatikan. Im Oktober 1810 wurde die Humboldt Universität in Berlin eröffnet, was er selbst nicht miterleben konnte, da er nach häufigen Auseinandersetzungen im Sommer sein Amt in Berlin verließ und als preußischer Gesandter nach Wien ging und dort bis 1815 blieb. Später ging er dann nach London und schied 1819 aus dem Staatsdienst aus. Auch nach vielen Jahren hatte er immer noch mit seinem damaligen Freund und Lehrer Gottlob Johann Christian Kunth Kontakt und half ihm beim Aufstieg zum Mitarbeiter des Freiherrn vom Stein in der preußischen Reformära. 1829 erfüllte Wilhelm ihm den Wunsch im Familiengrab der Humboldts in Tegel beigesetzt zu werden. Am 8. April 1835 verstarb er dann selbst und wurde ebenfalls im Grab seiner Familie in Tegel beigesetzt (vgl. ebd. S. 144).
3.2 Der Bildungsbegriff nach Humboldt
Humboldts Theorie stützt sich darauf, dass „verschiedene(n) Fächer“(Humboldt 1793, S. 234), also Bereiche menschlicher Erkenntnis existieren. Um diese zu „glücklich“ zu erweitern, bedarf der Mensch bestimmter Fähigkeiten. Um die Ausbildung der Menschheit als Ganzes zu vollenden, müssen die Bereiche einzeln in dem „ächten Geist“ (ebd.) bearbeitet und dann miteinander verknüpft werden. Nach Humboldt ist Bildung zweiteilig, denn es wird zwischen Ausbildung des Kopfes und Ausbildung der Gesinnung unterschieden. Die Ausbildung des Kopfes beschreibt eine höhere, wissenschaftliche Ausbildung, die nur für wenige Menschen geeignet ist. Die Ausbildung der Gesinnung wiederum ist allgemeiner und unmittelbar nützlich. Humboldt ist der Meinung, dass das Wissen meist ungenutzt bleibt, somit wird der Geist also die Gesinnung nicht bearbeitet. Das bedeutet, dass zwar viel zustande gebracht wird, aber kaum etwas in uns verbessert wird. Die Ursache dafür ist, dass die gebildeten Menschen ihre Tätigkeiten beginnen, ohne deren wahre Natur zu kennen und in ihre Vollständigkeit zu überblicken. Im Mittelpunkt von allem steht der Mensch, der es gewohnt ist nach zwei Motivationen zu handeln. Einerseits handelt der Mensch um seinem Gedanken „Werth und Dauer“ (ebd., S.235) zu verschaffen und benötigt dazu Stoff zum Ausprägen und somit zu überdauern. Andererseits handelt er zur Erhöhung und Stärkung seiner natürlichen Kräfte, der Mensch benötigt dazu einen Gegenstand zur Übung. Somit entsteht eine Welt außerhalb des Menschen. Der Mensch strebt danach seine eigene Wirksamkeit zu erweitern, sowie seine Erkenntnis zu erweitern. Sein Ziel ist nicht etwas zu erwerben oder hervorzubringen, sondern innere Verbesserung und Veredelung beziehungsweise die Befriedigung der inneren Unruhe. Dieses passiert weitgehend unbewusst (vgl. ebd.). Humboldt beschreibt die Endabsicht des Menschen. An erster Stelle steht das Denken des Menschen, was als Versuch sich selbst zu verstehen angesehen wird. Dann kommt das Handeln, was der Versuch des Willens ist, in sich frei und unabhängig zu werden. Als drittes beschreibt er die äußere Geschäftigkeit, die in sich nicht müßig bleiben muss. Alles was „NichtMensch“(ebd.) ist, wird als Objekt und somit als Welt verstanden. Zum Denken benötigt der Mensch ein Objekt zur Vorstellung. Ein Objekt zum Bearbeiten wird vom Menschen auch zum Handeln benötigt. Aus diesem Grund versucht der Mensch soviel Welt wie möglich zu ergreifen und an sich zu binden. Wilhelm Humboldt versteht die Aufgabe des Daseins darin, dem Begriff der Menschheit in uns selbst während des Lebens und auch danach durch Handeln, sowie das Schaffen einen so großen Wert wie möglich zu schaffen, um dies dann an folgende Generationen weitergeben zu können( vgl. ebd., S.234f.). Eine „Verknüpfung unsres Ichs mit der Welt“ (ebd.), sowie eine Wechselwirkung sind dazu stets erforderlich. Der Maßstab mit dem der Fortschritt der Erkenntnis beurteilt werden kann, ist ob die Aufgabe gelöst wird oder ungelöst bleibt. Zur Erkenntnis und zur Erfüllung der Aufgabe gibt es zum einen richtige Bahnen und zum anderen falsche Bahnen. Durch eine stetige Weiterentwicklung des Wissens bis hin zum Tod, was als letztes Ziel verstanden wird, gelangt man auf die richtige Bahn. Nach Humboldt soll eine Ideale Nation, sowie das Menschengeschlecht geschaffen werden. Dies kann jedoch nur geschehen, wenn Bildung, Weisheit und Tugend sehr mächtig sind und genügend Verbreitung gefunden haben. Die inneren Werte des Menschen wie zum Beispiel Kraft und Tugend sollen gesteigert werden, um somit auch die Verfassungen und die leblose Natur damit zu prägen. Um ein fortdauern und eine Entwicklung zu ermöglichen, müssen die einmal erworbenen Vorzüge auch den nächsten Generationen eingeprägt werden. Ein weiterer Aspekt in Humboldts Bildungsbegriff ist, dass die Natur des Menschen versucht ihn nach außen zu drängen, wodurch dann die Gefahr der Entfremdung besteht. Alles was er außerhalb seiner selbst vornimmt, muss auch für seine innere Entwicklung förderlich sein. Dazu muss der Mensch den äußeren Dingen seinen Geist, sowie seine Wertvorstellungen aufdrücken und dadurch beide einander anzugleichen, was wieder die Wechselwirkung zwischen Ich und Welt beschreibt. Ferner besitzt der Mensch die Gabe, ein und dieselbe Sache in verschiedenen Fassetten zu betrachten (vgl. ebd., S.238). Ein Beispiel dafür ist ein Gegenstand, der auf der einen Seite als Begriff des Verstandes, durch die kognitive Begriffsbildung bezeichnet wird. Auf der anderen Seite wird er durch bildliche Vorstellung als Bild der Einbildungskraft gesehen. Die dritte Seite ist durch direkte Wahrnehmung die Anschauung der Sinne. Diese Gaben sind die verschiedenen Auswirkungen der Kräfte, die dem Menschen innewohnen und die durch den Einsatz der Vielfältigkeit der Ansichten gestärkt wird. Wie schon vorher erwähnt ist die Welt das Gegenteil zum Menschen, doch nun kommt die Erkenntnis, dass die Welt dem Eigensinn des Menschen die Gesetze der Natur und die Beschlüsse des Schicksals entgegensetzt. Das geschieht um den Menschen ihre Grenzen aufzuzeigen und sie in ihre Tätigkeitsfelder zurückzuweisen. Humboldt beschreibt, dass der Mensch ein Objekt braucht, das den Austausch zwischen seiner Empfänglichkeit und seiner Selbsttätigkeit ermöglicht. Im Fall, dass das ganze Wesen des Menschen in voller Kraft beschäftigt werden soll, muss das Objekt jedoch die ganze Welt sein oder als solches betrachtet werden. Es wird eine Metamorphose von der Vielfalt zur Allheit beschrieben, wobei aus zerstreutem Wissen und Handeln geschlossenes wird. Sowohl wird Gelehrsamkeit zu gelehrter Bildung, als auch unruhiges Streben wird zu einer weisen Tätigkeit. Die Verbindung dieser einzelnen Punkte, wird als Aufbau eines zusammenhängenden Netzes verstanden. Jede Arbeit, die man selbst durchführt, dient der eigenen Bildung. Dies geschieht nur wenn diese Tätigkeiten im Streben nach innerer Vollendung ausgeführt werden. Jede einzelne dieser vielfältigen Tätigkeiten gibt dem Geist des Menschen eine eigene und eine neue Ansicht der Welt. Somit öffnet sich der Mensch für andere Weltansichten und erweitert sein Wissen ständig, was als lebenslanges Lernen bezeichnet wird. Deshalb ist nicht das Endprodukt der Bildung von Wert, sondern die Anstrengung mit der man sich Bildung angeeignet hat. Kurz beschrieben ist der Weg das Ziel. Weiterhin befasst sich Humboldt damit, wie Menschen ihre Erkenntnisse erlangen. Dabei geht er auf den Punkt ein, dass durch das Nachdenken und durch Selbstbeobachtung Erkenntnisse darüber gewonnen werden, wie der menschliche Geist wirklich funktioniert und verfährt. Eines muss dabei beachtet werden, was als die Vielfältigkeit der Individuen und deren Art, die Welt wahrzunehmen, verstanden wird. Auch die äußeren Umstände, die dabei auf sie einwirken sind nicht außer Acht zu lassen. Abschließend ist zu dem Bildungsbegriff Humboldts zu sagen, dass die Bildung der Menschen einer naturgegebenen, fortschreitenden Entwicklung unterliegt. Diese Entwicklung wird durch den Nationalcharakter der Menschen, das Zeitalter und äußere Umstände beeinflusst. Jedoch existiert eine Ausnahme. Nämlich die Genies, die durch ihre geistigen Fähigkeiten diese kontinuierliche Entwicklung unterbrechen und Entwicklungssprünge durch neue Entdeckungen, sowie Erfindungen und Erkenntnisse geschehen lassen.
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