Schreibmodelle: HAYES & FLOWER und MOLITOR-LÜBBERT


Hausarbeit (Hauptseminar), 2004

24 Seiten, Note: 2


Leseprobe


Inhalt

1. Einleitung

2. Das Hayes & Flower Modell (1980)
2.1 Task Enviroment
2.2 Writer’s Long Term Memory
2.3 Writing Process
2.3.1 Planning
2.3.1.1 Generating
2.3.1.2 Organizing
2.3.1.3 Goal Setting
2.3.2 Translating
2.3.3 Reviewing
2.3.4 Monitor
2.4 Die Kritik am Modell

3. Das Molitor-Lübbert Modell
3.1 Prozesse
3.2 Die Kritik am Modell

4. Fazit

5. Literaturverzeichnis

1. Einleitung

In der folgenden Arbeit möchte ich zwei der wichtigsten Modelle der Schreibforschung vorstellen.

Das Hayes & Flower Modell, welches 1980 von den Psychologen John Hayes und Linda Flower entwickelt wurde, auch heute noch als das maßgebliche Modell der kognitiven Sprachforschung gilt und von vielen Wissenschaftlern als ein „Meilenstein in der Sprachforschung“[1] betrachtet wird und Sylvie Molitor-Lübberts Modell, das wichtigste deutsche Modell. Molitor-Lübbert nahm Hayes & Flower als Ausgangspunkt, als sie 1984 ihr eigenes Modell 1984 entwickelte.

Auf Grund der größeren Komplexität und der feineren Ausstrukturierung, aber auch wegen der höheren sprachwissenschaftlichen Bedeutung, wird das Hayes & Flower Modell einen wesentlich größeren Teil dieser Arbeit einnehmen. Es gibt zwar zahllose Darstellungen dieses Modells, doch meistens beschränken sich diese auf das globale Modell – ich möchte in dieser Arbeit eine detaillierte Übersicht über das globale Modell und alle Subprozesse geben.

Bei beiden Modellen werde ich mich hauptsächlich an die Originaltexte und Schaubilder halten, aber auch wann immer nötig Erklärungen bzw. Kritik aus der Sekundärliteratur einarbeiten.

2. Das Hayes & Flower Modell (1980)

Das Textproduktionsmodell von John Hayes und Linda Flower gilt als einer der Ausgangspunkte der gesamten Schreibforschung.

Das wohl am meisten beachtete kognitiv orientierte Modell von Textproduktion ist das von HAYES/FLOWER. In diesem Modell wird Textproduzieren als Gesamthandlung (writing process) analytisch in Teilkomponenten (subprocesses) zerlegt, die dann wiederum aufgeschlüsselt werden, bis ein Auflösungsgrad erreicht ist, der einzelne Handlungen beschreibt, die eigenständige Einheiten bilden und nicht weiter differenziert werden müssen.[2]

Vor allem von dem Modell von Hayes/Flower gingen für die Weiterentwicklung nachfolgender Schreibmodelle die wesentlichsten Impulse aus, und es kann sicher als Basismodell bezeichnet werden, auf das in der Schreibdidaktik häufig zurückgegriffen wird.[3]

Es stellte etwas komplett Neues in der Erforschung von Schreibprozessen dar.

Der Kernpunkt dieses Modells besteht in der Abkehr von einer Vorstellung des Textproduzierens als linearer Abfolge diskreter Phasen und in der Annahme einer rekursiven Organisation einzelner Teilprozesse.[4]

Das Modell nimmt die in der bisherigen Schreibforschung gängigen Teilprozesse Planen, Übertragen, Prüfen auf, sieht ihre Abfolge aber nicht linear-sequentiell, sondern nimmt die Möglichkeit an, dass der Schreiber in schon durchlaufende und im Modell früher angeordnete Subprozesse zurückkehrt und von hier neuerlich startet. Dieses Phänomen, von Hayes/Flower als Rekursivität der Subprozesse bezeichnet, ist ein Charakteristikum der kognitiv orientierten Modelle des Textproduzierens wie der neueren Modelle des Problemlösens überhaupt.[5]

Bei ihren Untersuchungen beobachteten Hayes & Flower Versuchspersonen, die dazu aufgefordert wurden bei der Produktion eines Textes, jeden ihrer Gedanken laut zu äußern. Durch die Protokollierung dieses „lauten Denkens“ konnten die einzelnen Phasen des Schreibprozesses erkannt und gegliedert werden.

Aus diesen Untersuchungen entstand dieses Modell das nicht nur die Prozesse des Schreibprozesses identifiziert, sondern auch die Beziehungen und Interaktivitäten zwischen ihnen darstellt:

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthaltenAbb. 1 Hayes & Flower - Das globale Modell[6]

Das wichtigste Strukturelement ist bei diesem Modell die Dreiteilung in The Writer’s Long Term Memory, Task Enviroment und den Writing Process. Writer’s Long Term Memory und Task Enviroment sind für Hayes & Flower der Zusammenhang in dem der Schreibprozess operiert.

2.1 Task Enviroment

Die Task Enviroment beinhaltet alle externen Einflüsse auf den Schreiber – die Schreibaufgabe, den oder die Adressaten des Textes und andere externe Einflüsse. Sobald der Writing Process beginnt Text zu produzieren gehört dieser bisher produzierte Text ebenfalls zur Task Enviroment.

Hayes & Flower fassen dies so zusammen:

The task enviroment includes everything outside the writer’s skin that influences the performance of the task.[7]

2.2 Writer’s Long Term Memory

Zum Writer’s Long Term Memory gehört das Wissen, die allgemeine oder spezielle Bildung des Schreibers und auch vorgefasste Schreibpläne oder Formeln bzw. die Erfahrungen des Schreibers mit früheren Schreibaufgaben. Der Autor kann sich an diesem Wissen bzw. diesen Erfahrungen orientieren und den neuen Schreibvorgang grob planen.

2.3 Writing Process

Der Writing Process wird von Hayes & Flower in drei Prozesse unterteilt: Planning, Translating und Reviewing; Planning wird noch einmal in drei Subprozesse unterteilt: Generating, Organizing und Goal-Setting.

2.3.1 Planning

2.3.1.1 Generating

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abb. 2 Hayes & Flower - Generating[8]

Der Generating Subprozess dient dazu Informationen, die für den Schreibprozess relevant sind, aus dem Langzeitgedächtnis zu extrahieren. Hauptbestandteil dieses Prozesses sind Memory Probes (Suchstrategien) die Elemente aus dem Langzeitgedächtnis holen. Falls diese Suche mit der ersten Memory Probe – die sich meistens aus der Aufgabenstellung ergibt - erfolglos ist, wird diese Suchstrategie durch eine andere, die sich entweder aus der ersten erfolglosen ergibt, oder die wieder aus der Task Enviroment entnommen wird, ersetzt. Ist die Suche erfolgreich wird in einer Evaluation bestimmt ob die gefundene Information brauchbar ist. Ist sie nicht brauchbar, wird sie verworfen, ist sie für die vorliegende Schreibaufgabe relevant, wird sie dann entweder zum Gegenstand einer neuen Memory Probe, um weitergehende Elemente zu suchen, oder zu einer Notiz verarbeitet, die an den nächsten Subprozess (Organizing) weitergegeben wird.

Thomas Jechle beschreibt den Generating Prozess so:

Demnach geht die Suche im Gedächtnis von einem Schlüsselreiz (cue, memory probe) aus, der zu einer Aktivierung von Wissenselementen führt, die eng (assoziativ) mit dem Schlüsselreiz verknüpft sind. Aktivierte Elemente werden selbst wieder zu Schlüsselreizen, so dass eine Assoziationskette entsteht bzw. eine sich ausbreitende Aktivierung.[9]

[...]


[1] Eigler, Gunther, Thomas Jechle u.a.: Textentwicklung und Nutzung externer Information. Prozeß- und produktorientierte Analysen. In: Schreiben. Prozesse, Prozeduren und Produkte. Hrsg. von Jürgen Baurmann und Rüdiger Weingarten. Opladen: Westdeutscher Verlag 1995. S. 147.

[2] Winter, Thomas: Metakognition beim Textproduzieren. Tübingen: Gunter Narr Verlag 1992 (=ScriptOralia 40). S.19.

[3] Merz-Grötsch, Jasmin: Schreiben als System, Band 1: Schreibforschung und Schreibdidaktik: Ein Überblick. Freiburg im Breisgau: Fillibach Verlag 2000. S.87.

[4] Jechle, Thomas: Kommunikatives Schreiben, Prozeß und Entwicklung aus der Sicht kognitiver Schreibforschung. Tübingen: Gunter Narr Verlag 1992 (=ScriptOralia 41). S.6f.

[5] Eigler, Gunther, Thomas Jechle u.a.: Wissen und Textproduzieren. Tübingen: Gunter Narr Verlag 1990 (=ScriptOralia 29). S. 7.

[6] Hayes, John R. und Linda S. Flower: Identifying the Organisation of Writing Processes. In: Cognitive Processes in Writing. Hrsg. von Lee W. Gregg und Erwin Steinberg. Hillsdale: Lawrence Erlbaum Associates 1980. S.11.

[7] Hayes, John R. und Linda S. Flower: Identifying the Organisation of Writing Processes. In: Cognitive Processes in Writing. Hrsg. von Lee W. Gregg und Erwin Steinberg. Hillsdale: Lawrence Erlbaum Associates 1980 S..12.

[8] Hayes, John R. und Linda S. Flower: Identifying the Organisation of Writing Processes. In: Cognitive Processes in Writing. Hrsg. von Lee W. Gregg und Erwin Steinberg. Hillsdale: Lawrence Erlbaum Associates 1980. S.13.

[9] Jechle, Thomas: Kommunikatives Schreiben, Prozeß und Entwicklung aus der Sicht kognitiver Schreibforschung. Tübingen: Gunter Narr Verlag 1992 (=ScriptOralia 41). S.25.

Ende der Leseprobe aus 24 Seiten

Details

Titel
Schreibmodelle: HAYES & FLOWER und MOLITOR-LÜBBERT
Hochschule
Universität Duisburg-Essen  (Germanistik)
Veranstaltung
Schreibforschung: Theorien und Grundlagen
Note
2
Autor
Jahr
2004
Seiten
24
Katalognummer
V28045
ISBN (eBook)
9783638299404
ISBN (Buch)
9783668307964
Dateigröße
3191 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Schreibmodelle, HAYES, FLOWER, MOLITOR-LÜBBERT, Schreibforschung, Theorien, Grundlagen
Arbeit zitieren
Sven Lorenz (Autor:in), 2004, Schreibmodelle: HAYES & FLOWER und MOLITOR-LÜBBERT, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/28045

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