Das Lebendigbegrabenwerden aufgrund von Scheintod war bereits den alten Griechen bekannt und hielt sich als Motiv in der Literatur über die Jahrhunderte, nie aber erhitzte es die Gemüter so wie um 1800, vor allem in Deutschland. Schlagartig katapultiert sich ein Randphänomen in das Zentrum öffentlichen Interesses und lässt eine Hysterie entstehen, die mit einem Konvolut an Veröffentlichungen von Monographien einherging. Die Wissenschaften beschäftigen sich immer wieder mit der Suche nach der Ursache für das plötzliche Entstehen, ebenso wie das schnelle wieder Abebben der Panik. Diese Arbeit hat sich das Ziel gesetzt, ausgewählte Ansätze der Sekundärliteratur zu beleuchten und zu diskutieren anhand von medizinischen Schriften aus der Jahrhundertwende des 18. zum 19. Jahrhunderts, vor allem von Frank und Hufeland. Essentiell werden dabei die Auswirkungen der Aufklärung auf die Gesellschaft sein und die Wechselwirkung von neuem (medizinischen) Wissen und Todesverständnis. Um Grundlagen für die Diskussion über Aufklärung und Scheintod zu schaffen, wird kurz zusammengetragen, wie sich die Beziehung vom Menschen zum Tode grundsätzlich, vor allem vom Mittelalter bis hin um 1800, entwickelt und die allgemeine Geisteshaltung sowie die medizinhistorische Entwicklung. Die restlichen Zweidrittel der Arbeit befassen sich schließlich mit den grundlegenden Veränderungen, wie unter anderem der Wandlung der Seelenvorstellung, der Entwicklung des Rettungswesens und der neuen gesetzlichen Regelungen im Bestattungswesen, die die Grundlagen als auch die Folgen der Scheintoddebatte bilden. Dabei wird eine eigene wissenschaftsübergreifende Deutung gefunden, die aufzeigt, dass sowohl die anthropologische Transformation und Kontingenzerfahrung, aber vor allem die vorher schon existierende, der Menschheit immanenten elementaren Todesangst zu dem außergewöhnlichen Angstphänomen "Scheintod" führen.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Die Beziehung des Menschen zum Tod
- Aufklärung und medizinhistorische Aspekte des Scheintods
- Diskussion: Die Angst vor dem Scheintod - Dem Menschen immanent oder spezifisch für den Menschen um 1800?
- Wandlung der Seelenvorstellung
- Der Tod als Prozess
- Volkskundliche Vorstellungen vom Tod
- Scheintod und Wiederbelebung
- Alte Autoritäten und neue Erzählformen
- Die Kennzeichen des Todes und ärztliche Professionalisierungsbestrebungen
- Veränderungen im Bestattungswesen und Leichenhäuser
- Verschwinden der Panik und real-medizinische Aspekte des Scheintods
- Zusammenfassung und Fazit
- Literaturverzeichnis
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Bachelorarbeit befasst sich mit der Angst vor dem Scheintod im 18. Jahrhundert. Sie analysiert die Entstehung und Entwicklung dieser Angst im Kontext der Aufklärung und der medizinischen Professionalisierung. Die Arbeit untersucht, ob die Angst vor dem Scheintod eine immanente menschliche Angst ist oder ob sie spezifisch für die Zeit um 1800 ist.
- Die Beziehung des Menschen zum Tod im Wandel
- Die Rolle der Aufklärung und der medizinischen Entwicklung
- Die Angst vor dem Scheintod als Ausdruck einer kulturellen Transformation
- Die Bedeutung des Scheintods für die Entwicklung des medizinischen Denkens
- Die Angst vor dem Scheintod als Spiegelbild der gesellschaftlichen Veränderungen
Zusammenfassung der Kapitel
- Einleitung: Die Arbeit stellt die Thematik des Scheintods vor und beleuchtet die historische Relevanz des Themas. Sie skizziert die Forschungsfrage und die methodische Vorgehensweise.
- Die Beziehung des Menschen zum Tod: Dieses Kapitel untersucht die historische Entwicklung der Beziehung des Menschen zum Tod, insbesondere im Kontext des Mittelalters und der frühen Neuzeit. Es beleuchtet die verschiedenen Todesbilder und die damit verbundenen Rituale und Praktiken.
- Aufklärung und medizinhistorische Aspekte des Scheintods: Dieses Kapitel analysiert die Rolle der Aufklärung und der medizinischen Entwicklung im Kontext der Scheintodthematik. Es beleuchtet die wissenschaftlichen Erkenntnisse und die medizinischen Praktiken, die zur Entwicklung der Angst vor dem Scheintod beitrugen.
- Wandlung der Seelenvorstellung: Dieses Kapitel untersucht die Veränderungen in der Vorstellung von der Seele im 18. Jahrhundert. Es analysiert die Auswirkungen dieser Veränderungen auf die Wahrnehmung des Todes und die Angst vor dem Scheintod.
- Der Tod als Prozess: Dieses Kapitel beleuchtet die Entwicklung des medizinischen Verständnisses des Todes als Prozess. Es analysiert die verschiedenen Phasen des Sterbens und die damit verbundenen medizinischen Interventionen.
- Volkskundliche Vorstellungen vom Tod: Dieses Kapitel untersucht die volkskundlichen Vorstellungen vom Tod und die damit verbundenen Rituale und Mythen. Es analysiert die Rolle dieser Vorstellungen im Kontext der Angst vor dem Scheintod.
- Scheintod und Wiederbelebung: Dieses Kapitel analysiert die verschiedenen Formen des Scheintods und die damit verbundenen Wiederbelebungsmethoden. Es beleuchtet die medizinischen und gesellschaftlichen Debatten um die Unterscheidung zwischen Leben und Tod.
- Alte Autoritäten und neue Erzählformen: Dieses Kapitel untersucht die Rolle der medizinischen Autoritäten und die Entwicklung neuer Erzählformen im Kontext der Scheintodthematik. Es analysiert die Verbreitung von Scheintodgeschichten und die damit verbundenen kulturellen und gesellschaftlichen Veränderungen.
- Die Kennzeichen des Todes und ärztliche Professionalisierungsbestrebungen: Dieses Kapitel analysiert die Entwicklung der medizinischen Kriterien zur Feststellung des Todes und die damit verbundenen Professionalisierungsbestrebungen der Ärzte. Es beleuchtet die Rolle der Ärzte im Kontext der Angst vor dem Scheintod.
- Veränderungen im Bestattungswesen und Leichenhäuser: Dieses Kapitel untersucht die Veränderungen im Bestattungswesen und die Entwicklung der Leichenhäuser im 18. Jahrhundert. Es analysiert die Auswirkungen dieser Veränderungen auf die Angst vor dem Scheintod.
- Verschwinden der Panik und real-medizinische Aspekte des Scheintods: Dieses Kapitel analysiert die Abnahme der Angst vor dem Scheintod im 19. Jahrhundert und die Entwicklung der real-medizinischen Aspekte des Scheintods. Es beleuchtet die wissenschaftlichen Erkenntnisse und die medizinischen Praktiken, die zur Auflösung der Scheintodpanik beitrugen.
Schlüsselwörter
Die Schlüsselwörter und Schwerpunktthemen des Textes umfassen den Scheintod, die Todesangst, die Aufklärung, die Medizin, die Professionalisierung, die Seelenvorstellung, die Volkskunde, die Bestattung, die Leichenhäuser und die Geschichte der Angst.
- Citation du texte
- B. A. Sabrina Dietrich (Auteur), 2014, Die Angst vor dem Scheintod, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/280522