Wie Menschen sich an vergangene Ereignisse erinnern und wie diese Ereignisse zu verschiedenen Zeiten gedeutet werden, wird in der Geschichtswissenschaft im Rahmen der Erfahrungsgeschichte erforscht. Erinnerungen entstehen vor dem Hintergrund der individuellen Vorerfahrungen des Betrachters und bleiben nicht statisch im Gedächtnis bestehen, sondern werden im Kontext nachfolgender Ereignisse gedeutet und können sich zu jedem späteren Zeitpunkt erneut verschieben. Erinnerungen von Menschen sind also keine „objektiven“ historischen Ereignisse, sondern „subjektive“ Erfahrungen. Mit der Entwicklung der Fotografie und der Entstehung der Massenmedien im 20. Jahrhundert können auch Ereignisse in fernen Ländern ohne unmittelbare Nähe zum Geschehen subjektiv erfahren werden. Kriegsfotografien vermitteln ein vermeintlich genaues Abbild der Ereignisse. Entsprechend kann eine Fotografie wie die des „Napalm Girls“ im globalen kollektiven Gedächtnis verankert sein und ist in ihrer Wirkung nicht allein auf die Teilnehmer des Vietnamkrieges beschränkt.
Die vorliegende Arbeit gibt zunächst einen kurzen Überblick über die Geschichte der Kriegsfotografie und deren wachsende und wandelnde Bedeutung im 20. und 21. Jahrhundert. Des Weiteren stellt die Arbeit die wichtigsten kulturwissenschaftlichen Theorien der Gedächtnisforschung vor, bevor diese folgend auf die wohl bekannteste Fotografie des Vietnamkrieges angewandt werden. Welche Bedeutung haben Medien im Allgemeinen und die Fotografie im Speziellen bei der Bildung des kollektiven Gedächtnisses? Welche Rolle spielten die Massenmedien während des Vietnamkrieges im Bezug auf die öffentliche Meinung zum Krieg und wie wird dieser auch aufgrund des Fotos „Napalm Girl“ heute bewertet? Durch welche Mechanismen werden einzelne Bilder zu Ikonen des kollektiven Gedächtnisses? Während des Vietnamkrieges wurden tausende Bilder in den Medien veröffentlicht. Warum sind nur eine Handvoll dieser in unseren Köpfen verankert? Resümierend soll betrachtet werden, wie sich die Rezeption des Fotos veränderte und welche Schlüsse sich daraus auf die Mechanismen des kollektiven Gedächtnisses ziehen lassen.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Kriegsfotografie
- Geschichte der Fotografie
- Entwicklung der Kriegsfotografie
- Theorien des Kollektiven Gedächtnisses
- Maurice Halbwachs
- Jan und Aleida Assmann
- Medien des kollektiven Gedächtnisses
- Das Foto „Napalm Girl“ und der Vietnamkrieg im Kollektiven Gedächtnis
- Entstehungskontext des Fotos
- Wahrnehmung und Reaktion in den Medien 1972
- Die Fotografie als Gedächtnismedium
- Massenmedien und öffentliche Meinung während des Vietnamkrieges
- Resümee
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit beschäftigt sich mit der Frage, wie Kriegsfotografien das kollektive Gedächtnis prägen und wie diese Bilder in ihrer Wirkung über die direkte Erfahrung des Krieges hinausgehen. Insbesondere wird das berühmte Foto „Napalm Girl“ von Huyn Cong Ut analysiert, um die Rolle von Medien und Fotografien im Prozess der Erinnerungskultur zu beleuchten.
- Entwicklung und Bedeutung der Kriegsfotografie
- Theorien des kollektiven Gedächtnisses
- Das Foto „Napalm Girl“ als Symbol des Vietnamkrieges
- Die Rolle von Massenmedien in der öffentlichen Meinung
- Mechanismen der Verankerung von Bildern im kollektiven Gedächtnis
Zusammenfassung der Kapitel
- Einleitung: Die Einleitung stellt die Relevanz des Themas „Erfahrungsgeschichte und Erinnerungskultur“ im Kontext von Kriegsfotografie dar. Sie führt den Leser in die Fragestellung ein und erläutert die Bedeutung des Fotos „Napalm Girl“ für das globale kollektive Gedächtnis.
- Kriegsfotografie: Dieses Kapitel befasst sich mit der Geschichte der Fotografie und deren Entwicklung im Kontext von Kriegen. Es werden die Anfänge der Kriegsfotografie, die Veränderung der Technik sowie die wachsende Bedeutung von Fotografien für die öffentliche Wahrnehmung von Kriegen beleuchtet.
- Theorien des Kollektiven Gedächtnisses: Hier werden die wichtigsten Theorien des kollektiven Gedächtnisses von Maurice Halbwachs, Jan und Aleida Assmann vorgestellt und deren Relevanz für die Analyse von Kriegsfotografien erläutert.
- Das Foto „Napalm Girl“ und der Vietnamkrieg im Kollektiven Gedächtnis: Dieses Kapitel analysiert den Entstehungskontext des Fotos, die Rezeption in den Medien und die Bedeutung des Bildes für die Erinnerung an den Vietnamkrieg. Es werden die Mechanismen untersucht, durch die einzelne Bilder zu Ikonen des kollektiven Gedächtnisses werden können.
Schlüsselwörter
Kriegsfotografie, kollektives Gedächtnis, Erinnerungskultur, Vietnamkrieg, Medien, „Napalm Girl“, Massenmedien, öffentliche Meinung, Fotojournalismus, Ikonisierung.
- Quote paper
- Sabrina Runge (Author), 2014, Kriegsfotografie und kollektives Gedächtnis, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/280665