„Niemand soll uns dafür tadeln, daß wir solche barbarischen Namen benutzen“ , so entschuldigt sich Anna Komnene, Tochter von Kaiser Alexios I. Komnenos, zu Beginn ihrer Darstellung des Ersten Kreuzzugs dafür, dass sie in der Folge die Namen der westlichen Krieger wiedergeben wird. Von dieser byzantinischen Prinzessin und ihrer Darstellung der Kreuzfahrer handelt auch die vorliegende Arbeit. Sie soll zeigen, wie die westlichen Krieger auf Anna und die byzantinische Elite wirkten, welchen Eindruck sie machten und hinterließen. Dieser Eindruck war keineswegs positiv, es war der Blick einer, in ihren Augen, zivilisierten Griechin auf die Barbaren aus dem Westen, wobei sie sich in ihrer Darstellung einiger antiker Topoi bedient. Dies ist auch die These der Hausarbeit.
Das erste Kapitel beschäftigt sich mit der Quelle, Anna Komnenes Alexias im Allgemeinen und ordnet diese in den historischen Kontext ein. Auch auf die Überlieferung und Edition der Quelle soll hier eingegangen werden. Im zweiten Kapitel widmet sich die Arbeit der „grauen Masse“ der Kreuzfahrer. Wie erscheint die Masse dieser Krieger, wie werden Franken, Normannen und andere Völker charakterisiert, wie werden sie unterschieden? Das darauf folgende Kapitel beleuchtet dann die Anführer des Kreuzzuges genauer. Um den begrenzten Rahmen der Hausarbeit nicht zu sprengen, sollen hier nur Raimund von St. Gilles und Bohemund von Tarent näher betrachtet werden. Zwar hat Anna auch andere Kreuzfahrerfürsten beschrieben, aber diese beiden sind die wichtigsten. Am Schluss wird ein Fazit gezogen. Die Forschungslage zu Anna Komnene ist dürftig. Zwar gibt es einige Biographien über die Prinzessin, die Aktuellste stammt jedoch aus dem 19. Jahrhundert. Die Quelle selbst wird jedoch in nahezu allen Veröffentlichungen zum Ersten Kreuzzug verwendet, denn sie ist die einzige überlieferte byzantinische Quelle. Auch war die Quelle immer wieder Thema von Aufsätzen, deren Anzahl jedoch auch überschaubar ist. Wegen ihrer Bedeutung wurde die Quelle in zahlreiche Sprachen übersetzt. Verwundernd ist daher, dass die Quelle zum ersten Mal 1996 vollständig ins Deutsche übersetzt worden ist, davor gab es nur eine paraphrasierende Übersetzung, die 1790 unter Mitwirkung von Friedrich Schiller entstand.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Anna Komnene und ihre Alexias
- Die „graue Masse“ der Kreuzfahrer
- Die Anführer des Kreuzzugs
- Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht die Darstellung des Ersten Kreuzzugs in Anna Komnenes Alexias, insbesondere wie die westlichen Kreuzfahrer von der byzantinischen Elite wahrgenommen und beschrieben wurden. Die Analyse fokussiert auf den Eindruck, den die Kreuzfahrer bei Anna Komnene hinterließen und welche literarischen Mittel sie dabei einsetzt.
- Anna Komnenes Alexias als historische Quelle und literarisches Werk
- Die Darstellung der "grauen Masse" der Kreuzfahrer in der Alexias
- Die Charakterisierung der Kreuzfahrerführer, insbesondere Raimund von St. Gilles und Bohemund von Tarent
- Die Verwendung antiker Topoi in Annas Darstellung
- Der literarische Stil und die Geschichtsschreibung Annas Komnenes
Zusammenfassung der Kapitel
Einleitung: Die Einleitung führt in das Thema der Arbeit ein und stellt die These vor, dass Anna Komnenes Alexias den Blick einer zivilisierten Byzantinerin auf die als barbarisch angesehenen westlichen Kreuzfahrer widerspiegelt, wobei sie sich antiker Topoi bedient. Sie skizziert den Aufbau der Arbeit, der sich auf die Analyse der Quelle, die Darstellung der Kreuzfahrermasse und die Charakterisierung wichtiger Anführer konzentriert.
Anna Komnene und ihre Alexias: Dieses Kapitel bietet einen biographischen Überblick über Anna Komnene, Tochter des byzantinischen Kaisers Alexios I. Komnenos, und ihren Kontext. Es beleuchtet ihren Lebenslauf, ihre politische Rolle und ihre Schwierigkeiten, eine klassische Bildung zu erhalten – eine bemerkenswerte Ausnahme für eine Frau in ihrer Zeit. Das Kapitel analysiert die Entstehung der Alexias als literarisches Werk, das nicht nur historische Fakten wiedergibt, sondern auch stilistische Mittel und die Tradition antiker Werke, insbesondere Homers, aufgreift. Die Verwendung archaischer Sprachformen und die stilistische Mischung verschiedener Register werden im Kontext des literarischen Werkes erklärt, sowie frühere, negative Beurteilungen der Alexias aufgrund des Stils hinterfragt.
Die „graue Masse“ der Kreuzfahrer: Dieses Kapitel untersucht die Darstellung der einfachen Kreuzfahrer in der Alexias. Es analysiert, wie Anna Komnene die „graue Masse“ der Krieger aus verschiedenen Völkern (Franken, Normannen usw.) charakterisiert und unterscheidet. Der Fokus liegt auf der Perspektive Annas und ihrer Bewertung der westlichen Krieger im Vergleich zur byzantinischen Gesellschaft. Die Analyse berücksichtigt Annas literarische Mittel und ihre möglichen Intentionen bei der Beschreibung dieser Krieger.
Die Anführer des Kreuzzugs: Dieses Kapitel konzentriert sich auf die Darstellung ausgewählter Kreuzfahrerführer, insbesondere Raimund von St. Gilles und Bohemund von Tarent, in der Alexias. Es analysiert, wie Anna Komnene diese wichtigen Persönlichkeiten charakterisiert und welche Rolle sie im Kontext ihrer Gesamtbeschreibung des Ersten Kreuzzugs spielen. Die Analyse berücksichtigt die politischen und militärischen Aspekte sowie die literarische Gestaltung der Figuren und ihre Bedeutung für die Gesamtinterpretation des Werkes.
Schlüsselwörter
Anna Komnene, Alexias, Erster Kreuzzug, Byzantinisches Reich, Westliche Kreuzfahrer, Geschichtsschreibung, Literatur, Antike Topoi, Byzantinische Perspektive, Raimund von St. Gilles, Bohemund von Tarent, Literarische Analyse, Historischer Kontext.
Häufig gestellte Fragen zu "Anna Komnenes Alexias und die Darstellung des Ersten Kreuzzugs"
Was ist der Gegenstand dieser Arbeit?
Diese Arbeit analysiert die Darstellung des Ersten Kreuzzugs in Anna Komnenes "Alexias". Der Fokus liegt auf der byzantinischen Perspektive, insbesondere wie die westlichen Kreuzfahrer von der byzantinischen Elite, repräsentiert durch Anna Komnene, wahrgenommen und beschrieben wurden. Die Analyse untersucht die literarischen Mittel, die Anna Komnene einsetzt, um die Kreuzfahrer darzustellen.
Welche Themen werden in der Arbeit behandelt?
Die Arbeit behandelt folgende Themen: Anna Komnenes "Alexias" als historische Quelle und literarisches Werk; die Darstellung der "grauen Masse" der Kreuzfahrer; die Charakterisierung wichtiger Kreuzfahrerführer wie Raimund von St. Gilles und Bohemund von Tarent; die Verwendung antiker Topoi in Annas Darstellung; und der literarische Stil und die Geschichtsschreibung Annas Komnenes.
Welche Kapitel umfasst die Arbeit?
Die Arbeit gliedert sich in eine Einleitung, ein Kapitel über Anna Komnene und ihre "Alexias", ein Kapitel über die "graue Masse" der Kreuzfahrer, ein Kapitel über die Anführer des Kreuzzugs und ein Fazit. Die Einleitung stellt das Thema und die These vor. Die Kapitel analysieren verschiedene Aspekte der Darstellung der Kreuzfahrer in der "Alexias".
Wie wird die "graue Masse" der Kreuzfahrer dargestellt?
Das Kapitel über die "graue Masse" untersucht, wie Anna Komnene die einfachen Kreuzfahrer aus verschiedenen Völkern beschreibt und bewertet. Es analysiert ihre Perspektive und ihre literarischen Mittel, um die westlichen Krieger im Vergleich zur byzantinischen Gesellschaft darzustellen.
Wie werden die Anführer des Kreuzzugs dargestellt?
Das Kapitel über die Anführer konzentriert sich auf die Charakterisierung ausgewählter Persönlichkeiten, insbesondere Raimund von St. Gilles und Bohemund von Tarent. Es analysiert ihre Rolle im Kontext der Gesamtbeschreibung des Ersten Kreuzzugs und berücksichtigt politische, militärische und literarische Aspekte.
Welche Rolle spielt die Verwendung antiker Topoi?
Die Arbeit untersucht, wie Anna Komnene antike Topoi in ihrer Darstellung der Kreuzfahrer verwendet. Dies ist ein wichtiger Aspekt der literarischen Analyse und trägt zum Verständnis ihrer Perspektive und ihrer Intentionen bei.
Welche Schlüsselwörter beschreiben die Arbeit?
Schlüsselwörter sind: Anna Komnene, Alexias, Erster Kreuzzug, Byzantinisches Reich, Westliche Kreuzfahrer, Geschichtsschreibung, Literatur, Antike Topoi, Byzantinische Perspektive, Raimund von St. Gilles, Bohemund von Tarent, Literarische Analyse, Historischer Kontext.
Welche These vertritt die Arbeit?
Die Arbeit vertritt die These, dass Anna Komnenes "Alexias" den Blick einer zivilisierten Byzantinerin auf die als barbarisch angesehenen westlichen Kreuzfahrer widerspiegelt, wobei sie sich antiker Topoi bedient.
Welche Bedeutung hat Anna Komnenes "Alexias" als Quelle?
Die "Alexias" wird als sowohl historische Quelle als auch literarisches Werk betrachtet. Die Arbeit analysiert die "Alexias" in Hinblick auf ihren historischen Wert und ihre literarischen Qualitäten, einschließlich Stil und Sprachgebrauch.
- Citar trabajo
- Stephan Budde (Autor), 2014, Die graue Masse der Kreuzfahrer und die Kreuzzüge aus byzantinischer Sicht. Anna Komnenes "Alexias", Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/280877