Dieses Dokument umfasst fünf (als Studienleistung verfasste) Exzerpte zur wichtigsten Literatur des Themas der Übung "Zwischen Lust und Nutzen – Diskurse über Freundschaft an der Grenze von Vormoderne und Moderne". Konkret exzerpiert wurden die entsprechenden Texte die Freundschaft betreffend aus den nachfolgenden Werken:
Von Rieval, Aelred: Die heilige Freundschaft. „De Spirituali Amicitia“ übersetzt von Karl Otten. München 1927.
Alberti, Leon Batista: Über das Hauswesen. Zürich 1962.
Aristoteles: Nikomachische Ethik, Buch VIII; IX. Übersetzt von Rolges, Eugen 1921.
Cicero, Marcus Tullius: Von der Freundschaft. Mit Beilagen aus Xenophon, Aristoteles, Seneca. Übersetzt und mit Anmerkungen versehen von Dr. Karl Atzert. Paderborn 1959.
Utz, Konrad: Freundschaft und Wohlwollen bei Aristoteles, in: Zeitschrift für philosophische Forschung Bd. 57 H. 4 (Oct-Dez 2003), S. 543-570.
Die Seitenangabe zum entsprechenden Exzerpt-Stichpunkt steht stets hintenan.
Einige wenige kurze Passagen im Exzerpt sind wörtlich aus den Originaltexten entnommen, die Zitierweise gestaltet sich derart, dass die Seitenangabe in Klammern hintenan steht, der Verweis auf das entsprechende Literaturexemplar findet sich in der Überschrift des jeweiligen Exzerpts.
Inhaltsverzeichnis
- Von Rieval, Aelred: Die heilige Freundschaft. „De Spirituali Amicitia“ übersetzt von Karl Otten. München 1927.
- Erstes Buch
- Zweites Buch
- Drittes Buch
- Alberti, Leon Batista: Über das Hauswesen. Zürich 1962.
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Texte befassen sich mit dem Thema der Freundschaft und ihren verschiedenen Facetten. Sie analysieren die Natur der Freundschaft, ihre Bedeutung für das menschliche Leben und die Herausforderungen, die mit ihr verbunden sind.
- Die Definition und Bedeutung von Freundschaft
- Die verschiedenen Arten von Freundschaft
- Die Rolle von Liebe und Vertrauen in der Freundschaft
- Die Herausforderungen der Freundschaft, wie z.B. Verrat und Streit
- Die Bedeutung von Tugend und Charakterstärke in der Freundschaft
Zusammenfassung der Kapitel
Von Rieval, Aelred: Die heilige Freundschaft. „De Spirituali Amicitia“ übersetzt von Karl Otten. München 1927.
Erstes Buch
Das erste Buch beginnt mit einem Gespräch zwischen Aelred und Ivo, in dem sie die Frage nach der wahren Freundschaft erörtern. Sie definieren Freundschaft als eine Tugend, die zwei Seelen durch Liebe und Wohlgefallen verbindet. Aelred unterscheidet drei Arten von Freundschaft: sinnliche, weltliche und geistliche Freundschaft. Er betont, dass wahre Freundschaft, die geistliche Freundschaft, auf Übereinstimmung in Lebensführung, Weltanschauung und Idealen basiert. Aelred beleuchtet die Segnungen der Freundschaft, wie Glück, Glückseligkeit, Klugheit, Gerechtigkeit, Starkmut und Mäßigung. Er argumentiert, dass Freundschaft von Gott gegeben ist und ein Geschenk Gottes ist.
Zweites Buch
Das zweite Buch setzt das Gespräch mit Walter fort. Aelred erklärt den Sinn und Zweck der Freundschaft und betont, dass sie Segen in sich trägt und Böses fernhält. Er beschreibt Freundschaft als eine Stufenleiter zur Liebe und Erkenntnis Gottes. Aelred betont die Bedeutung von Vertraulichkeit, Höflichkeit, Freundlichkeit, Aufrichtigkeit, Liebenswürdigkeit, Nachgiebigkeit, Charakter, Liebe des Herzens und Liebe der Tat in der Freundschaft. Er argumentiert, dass Christus die Freundschaft schenkt und Freundschaft den Menschen zu Christus/Gott annähert. Aelred spricht von einem „geistigen Kuss“, einem „Seelenkuss“, einer Verbindung von Mensch mit Christus durch Freundschaft, einer „Umarmung Christi“. Er betont, dass wahre Freundschaft nur unter rechtschaffenen Menschen möglich ist und dass etwaige Vorteile nur Folgeerscheinungen sind. Aelred betont die Wichtigkeit, seinen Freunden alles zu gewähren, außer Sünden. Das Ziel einer Freundschaft ist es, sich so nahe zu stehen, dass man füreinander sterben würde, aber das Sterben ist nicht das Ziel der Freundschaft.
Drittes Buch
Das dritte Buch befasst sich mit der Wahl und Pflege von Freunden. Aelred betont, dass man seine Freunde sorgsam wählen soll, da man nach in Freundschaft verbunden „verpflichtet“ ist. Er beschreibt vier Stufen zur vollkommenen Freundschaft: Auswahl, Erprobung, Eingehen der Freundschaft und „gänzlichste Übereinstimmung in weltlichen und religiösen Fragen, getragen von inniger Liebe und aufrichtiger Wohlgeneigtheit“. Aelred spricht auch von „fehlerhaften“ Freunden und betont die Pflicht des Freundes zu verzeihen. Er listet Ausschlusskriterien für Versöhnung/Freundschaft auf, wie z.B. Beschimpfung, Boshaftigkeit, Überheblichkeit, Verrat, hinterlistige Beschuldigung und Verleumdung. Aelred betont die Wichtigkeit, auf Ähnlichkeiten zu sich selbst bei der Wahl des Freundes zu achten. Er appelliert an den Leser, sich selbst stets gut, tugendhaft, ehrlich usw. zu verhalten. Aelred erklärt, dass man versuchen soll, einen fehlerhaften Freund zu bessern, aber dennoch befreundet bleiben soll, außer wenn es schadet. Er betont, dass Freundesliebe hinter die Forderungen von Treu und Glauben, hinter das Allgemeinwohl und die Belange des Vaterlandes zurücktreten muss. Aelred beschreibt die Eigenschaften, die Freundschaft ausmachen, wie Liebe, Anhänglichkeit, Verlass und Vertrautheit. Er stellt die Frage, ob das Ziel der Freundschaft für den Freund gleich dem eigenen Ziel ist. Aelred betont die Wichtigkeit von Taktgefühl und Geduld in der Freundschaft. Er erklärt, dass einige Menschen geliebt und ins Herz geschlossen werden, ohne dass eine enge Freundschaftsbeziehung entsteht. Aelred betont, dass Jugendliebe/Freundschaft Nährboden sein kann für spätere, echte Freundschaft. Er erklärt, dass die Pflege der Freundschaft Treue, Vermeiden/Abwesenheit von Argwohn, Abwesenheit von u.a. Neid und stattdessen absolute Ebenbürtigkeit und Gleichheit im Miteinander ohne Berücksichtigung etwaiger Unterschiede in z.B. Bildung oder Finanzen, Respekt erfordert. Aelred betont, dass man den Freund um alles bitten darf, ihm aber auch alles gewähren muss. Er erklärt, dass man den Freund respektieren und ihm helfen, unterstützen muss, ihm grundsätzlich nicht widersprechen darf, rücksichtsvoll sein muss, dennoch ist z.B. notwendiger Tadel angebracht. Man darf den Freund nicht „ins Verderben rennen“ lassen. Aelred stellt die Frage, ob Freunde bei der Ämtervergabe zu bevorzugen sind. Er argumentiert, dass Vernunft über Herz siegen muss und es nicht darum geht, was der Freund leisten, sondern was er ertragen kann. Aelred unterscheidet zwischen Herzens- und Verstandesfreundschaft, betont aber, dass dies nicht heißen muss, dass bei dem einen das andere fehlt. Er fasst zusammen, dass die „heilige Freundschaft Mutter ist die Liebe“, Nächstenliebe, wer sündigt liebt nicht, man soll rein und sittlich sein, Liebe darf niemanden ausschließen, „Liebe des Herzens“, Wahl des Freundes nicht unbedingt vom Herzen abhängig, auch sehr vom Verstand (→ Wahl des Freundes), verschiedene Aspekte wie Treue und Verlässlichkeit für Wahl des Freundes, man muss Freundschaft pflegen, füreinander da sein, sich gegenseitig helfen, Freundschaft nur möglich in Einheit mit Christus, gottgegeben.
Alberti, Leon Batista: Über das Hauswesen. Zürich 1962.
Alberti beginnt mit einer Diskussion um Freundschaft und argumentiert, dass sie für reiche Fürsten schwer zu erlangen ist, da diese oftmals von Nutznießern umgeben sind, nicht von wahren Freunden. Er betont die Wichtigkeit von Ehre und Charakterstärke für das Schließen von Freundschaften. Alberti diskutiert, was nützlicher ist, um sich beliebt zu machen: Tugend oder Reichtum. Er argumentiert, dass Armut kein Ausschlusskriterium ist, aber die Freundfindung erschwert. Reichtum allein ist jedoch ebenfalls nicht ausreichend. Alberti betont, dass Freundschaft etwas Naturgegebenes, Göttliches ist. Er erzählt, wie sich Piero bei den Fürsten beliebt gemacht hat, indem er zunächst in Erfahrung brachte, was der Herzog von Mailand an Freunden schätzt: Tüchtigkeit & Redlichkeit. Anschließend hat Piero sich bei einem Freund des Herzogs beliebt gemacht und mit dessen Hilfe eine Audienz erreicht. Bei der Audienz pflichtete er dem Herzog stets bei und sagte, was dieser hören wollte. Er erzählte von seinem Anliegen und machte einen Bündnisvorschlag, wobei er gleichzeitig seine eigenen Tugenden wie Klugheit, Pflichttreue, Gehorsam usw. betonte, ohne eingebildet oder überheblich zu klingen. Durch kluge Worte und Absichten und nahen Kontakt zum Herzog und dessen Umfeld ist er in der Gunst des Herzogs gestiegen. Alberti betont die Wichtigkeit von Stetigkeit und erklärt, dass es deutlich wirksamer ist, sich intensiv um einen Freund zu kümmern, als sich weniger stark um mehrere verschiedene Bekanntschaften zu kümmern. Darüber hinaus ist es sehr entscheidend, sich selbst interessant zu machen. Alberti empfiehlt, sich bei jeder Gelegenheit mit Höflichkeit, Lob, Können, Geschicklichkeit, Mut usw. zu präsentieren.
In einem weiteren Abschnitt stellt Adovardos Lionardo verschiedene Definitionen von Freundschaft von z.B. Pythagoras, Zeno oder Aristoteles vor. Adovardos findet die verschiedenen Meinungen problematisch und bittet Lionardo, ihn über den Erwerb, die Steigerung, die Lösung, die Wiederherstellung und die Erhaltung der Freundschaft zu unterrichten. Lionardo erklärt, dass wahre Freundschaft eine Vereinigung in allem Göttlichen und Menschlichen ist, eine Übereinstimmung in Wohlwollen und aufrichtiger Liebe, einander zugetan sein. Er betont, dass wahre Freundschaft nur bei guten Menschen möglich ist, da schlechte Menschen unlautere Motive und Begierden für eine Freundschaft haben. Lionardo empfiehlt, den Freund vorsichtig zu wählen, auf Basis wichtiger Eigenschaften wie Klugheit und Zurückhaltung. Er betont, dass nach Entstehung der Freundschaft stets wahre und ehrbare Gefälligkeit, Beständigkeit, Sittlichkeit usw. gezeigt werden sollen. Sittlichkeit macht Freundschaft ehrbar, Vertraulichkeit macht sie angenehm, Wohltaten, später Liebe.
Adovardos fragt Lionardo, wie man die wahren, guten Menschen erkennt, die nicht nur aus Eigennutz tugendhaft und wohltätig handeln. Er fragt, wie er selbst Tugendhaftigkeit zeigen und wahre Gesinnung beweisen kann. Er fragt, ob Freundschaft einen anderen Zweck als wahre, ehrbare Liebe hat und ob sie diesen haben darf.
Das Streitgespräch setzt sich fort. Lionardo betont die Wichtigkeit von persönlichen Erfahrungen, um den Kern und Wert einer Freundschaft erkennen zu können. Er erklärt, dass Freundschaft aus eigenem oder aus fremden Antrieb entsteht. Klugheit und allgemeine Offenheit sind genauso erforderlich für eine Freundschaft, wie die Voraussetzung, ein guter Mensch zu sein. Lionardo stellt die Frage, wie viele Freunde ein Mensch haben kann. Er definiert Freundschaft als gegenseitiges Wohlwollen, welches auf Basis von Lebenserfahrungen und Praxis entstanden ist. Freundschaft fördert Ehre und Tugend. Lionardo erklärt, dass eine Freundschaft nicht sofort abgebrochen werden soll, sondern zunächst versucht werden soll, den Freund zu verbessern oder ihm zu helfen. Er argumentiert, dass eine Freundschaft nur unter bestimmten Voraussetzungen aufgelöst werden soll, z.B. Treulosigkeit. Finanzen sind ein wichtiger Aspekt in einer Freundschaft. Man ist als Freund verpflichtet zu helfen und soll Geld nicht über die Freundschaft stellen. Gleichzeitig soll vermieden werden, dass von einer Seite aus eine Profit-Freundschaft geschlossen wird, die nur auf das Geld des Anderen abzielt. Man soll eine Freundschaft auflösen, sofern sie den eigenen Ruf schädigen kann. Die Auflösung einer Freundschaft geschieht langsam. Man soll den Prozess selbst bestimmen und lenken. Man soll sich gleichzeitig mit ehemaligen Freunden keine Feinde machen und Feindschaften möglichst vermeiden. Feindschaft ist nicht erstrebenswert, ist das Gegenteil von Freundschaft. Auch in der Rolle des Feindes soll man sich seine Tugenden bewahren und ehrenvoll handeln. Auch Vergebung und Verzeihen ist wichtig - nicht nur gegenüber Freunden, auch gegenüber etwaigen Feinden. Feindschaft ist stets zu vermeiden, dies geschieht durch Verzicht auf Neid und das Vermeiden von Angeberei u.ä.
Schlüsselwörter
Die Schlüsselwörter und Schwerpunktthemen der Texte umfassen die Freundschaft, ihre Definition, ihre verschiedenen Arten, ihre Bedeutung für das menschliche Leben, die Herausforderungen der Freundschaft, die Rolle von Liebe und Vertrauen, die Wichtigkeit von Tugend und Charakterstärke, die Bedeutung von Vergebung und Verzeihen, die Unterscheidung zwischen Herzens- und Verstandesfreundschaft, die Bedeutung von Stetigkeit und die Rolle von Finanzen in der Freundschaft.
- Citar trabajo
- Oliver Prode (Autor), 2014, Zwischen Nutzen und Lust. Diskurse über Freundschaft an der Grenze von Vormoderne und Moderne, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/281019