„Meerkarte und Beschreibung der Länder des Nordens sowie der in ihnen anzutreffenden Wunderdinge, auf das sorgfältigste ausgearbeitet im Jahr des Herrn 1539« so lautet der vollständige Titel der Carta marina, der sich über die ganze Breite ihres Oberrandes zieht.“1
Um Wunder oder Mythen soll es in dieser Masterarbeit nicht gehen, dafür aber ziemlich konkret um die Carta Marina2 des schwedischen Bischofs Olaus Magnus sowie deren Ain kurze Auslegung3 und den Textband Historia de gentibus septentrionalibus4. Wie der Titel dieser Abhandlung impliziert, soll eine diagrammatisch semiotische Untersuchung stattfinden, die sich vor allem mit der Ikonizität und der Konventionalität des Werks von Olaus Magnus auseinandersetzt. Weshalb gerade diese Karte so interessant ist, geben Elena Balzamo und Reinhard Kaiser bestens wieder:
„Zum ersten Mal in der Geschichte der Kartographie gewinnt Nordeuropa auf der Carta marina weitgehend korrekte Umrisse und wird erkennbar. Aber um eine »Seekarte« handelt es sich nur dem verkürzten Namen nach, der sich eingebürgert hat. Auf ihr sind alle Länder dargestellt, die an Nordsee und Ostsee grenzen: […] Mit dem geographischen Realitäten vermischen sich die Phantasiegebilde: die Insel Thule, der Malstrom vor der Küste Norwegens, die Seeungeheuer und Meerschlangen. Fabelwesen und Naturwunder, Alltagsszenen aus der Gegenwart und Gestalten aus der frühen Geschichte Skandinaviens all das macht die Karte des Olaus Magnus zu einer ungeheuer ergiebigen Quelle von Auskünften über den damals noch kaum erschlossenen und zumal im übrigen Europa so gut wie unbekannten hohen Norden.“5
Zum einen ist es der immense Bildreichtum, der gerade diese Karte zu einem hervor-ragenden Analysegegenstand macht. Zum anderen ist die Betrachtung der Carta Marina, der eine eigene Auslegung und ein ganzer Textband zur Seite gestellt wurden, sehr gut geeignet, um diagrammatische Relationen ziehen und betrachten zu können.
1 Magnus, Olaus: Die Wunder des Nordens. In: Balzamo, Elena/Kaiser, Reinhard: Die Andere Bibliothek. Frankfurt am Main: Eichborn 2006. S. 11.
2 Die Karte ist dem Buch beigefügt. Vgl. Ebd.
3 Vgl. Ebd. S. 48-84.
4 Vgl. Magnus, Olaus: Description of the Northern peoples (Historia de gentibus septentrionalibus. Romae 1555, englisch) übersetzt von Peter Fischer. Band 1. London: Hakluyt Soc. 1996. Sowie ebd. Band 2-3. London: Hakluyt Soc. 1998.
5 Vgl. Anm. 1. S. 8f.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Ziele, Aufbau und Limitierung
- Literaturbericht und Forschungsstand
- Die Kartosemiotik
- Das Forschungsgebiet Kartographie
- Moderne Kartographie – Eine selbstständige Wissenschaft
- Kartographie im Zeitalter des Mittelalters und der Frühen Neuzeit
- Der Gegenstand der Kartographie
- Die Kartosemiotik - Wissenschaft zwischen Kartographie und Semiotik
- Das Werk von Olaus Magnus zwischen Mittelalter und Früher Neuzeit
- Die Carta Marina des Olaus Magnus aus dem Jahre 1539
- Deskription der Historia und der kurzen Auslegung
- Das Forschungsgebiet Kartographie
- Methodische Ansätze und ihre Relevanz für die Thematik
- Die Zeichentheorie nach Charles Sanders Peirce
- Die triadische Zeichenfunktion und die drei Zeichentypen
- Die Diagrammatik nach Charles Sanders Peirce
- Abduktion - Deduktion - Induktion
- Text-Bild-Relationen - Ein Exkurs
- Konventionalität als eine Notwendigkeit besseren Verstehens
- Kontextualisierung – Wissen zur Entschlüsselung der Carta Marina
- Die Zeichentheorie nach Charles Sanders Peirce
- Ein erstes Zwischenfazit
- Die Carta Marina und ihre Historia - Die Analyse
- Die Karte und ihr dazugehöriger Textband
- Die Carta Marina des Olaus Magnus
- Diagrammatische Betrachtung der einzelnen Bildelemente
- Textuelle und bildliche Elemente im Zusammenspiel
- Ein erneutes Zwischenfazit
- Ain kurze Auslegung und die Historia de gentibus septentrionalibus
- Betrachtung der Majuskelerklärung und einiger Kapitel aus dem Textband
- Die diagrammatischen Verbindungen zwischen Karte und Textband
- Vorstellungsveränderung durch die Carta Marina und die Historia
- Die Carta Marina des Olaus Magnus
- Die Karte und ihr dazugehöriger Textband
- Schluss
- Ausblick
- Literaturverzeichnis
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Masterarbeit befasst sich mit der Carta Marina des schwedischen Bischofs Olaus Magnus, ihrer kurzen Auslegung und dem Textband Historia de gentibus septentrionalibus. Ziel ist es, durch eine diagrammatisch semiotische Analyse die Ikonizität und Konventionalität des Werks zu untersuchen. Die Arbeit beleuchtet, wie die Karte, die Auslegung und der Textband zusammenwirken, um ein kognitives Verständnis von Nordeuropa zu vermitteln.
- Die Bedeutung der Carta Marina als Quelle für die Erforschung des Nordens
- Die Rolle der Ikonizität und Konventionalität in der Interpretation der Karte
- Die Interaktion zwischen Karte, Auslegung und Textband
- Die Anwendung der Zeichentheorie von Charles Sanders Peirce auf die Analyse des Werks
- Die Bedeutung von Kontextualisierung und Wissen für das Verständnis der Carta Marina
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung führt in die Thematik der Masterarbeit ein und stellt die Carta Marina als zentralen Gegenstand der Untersuchung vor. Sie beleuchtet die Bedeutung der Karte als Quelle für die Erforschung des Nordens und die Besonderheiten des Werks von Olaus Magnus.
Das Kapitel "Ziele, Aufbau und Limitierung" definiert die Ziele der Arbeit, beschreibt den Aufbau und die methodischen Grenzen der Untersuchung. Es werden die wichtigsten Forschungsfragen und die methodischen Ansätze vorgestellt.
Der "Literaturbericht und Forschungsstand" bietet einen Überblick über die relevante Literatur und den aktuellen Forschungsstand zur Kartosemiotik und zur Carta Marina. Es werden wichtige Studien und Theorien vorgestellt, die für die Analyse relevant sind.
Das Kapitel "Die Kartosemiotik" befasst sich mit dem Forschungsgebiet der Kartographie und der Entwicklung der Kartosemiotik als interdisziplinäre Wissenschaft. Es werden verschiedene Kartographiestile und die Bedeutung der Semiotik für die Interpretation von Karten beleuchtet.
Das Kapitel "Methodische Ansätze und ihre Relevanz für die Thematik" stellt die Zeichentheorie von Charles Sanders Peirce vor und erläutert die Bedeutung der Diagrammatik für die Analyse der Carta Marina. Es werden die drei Zeichentypen und die Prinzipien der Abduktion, Deduktion und Induktion vorgestellt.
Das Kapitel "Die Carta Marina und ihre Historia - Die Analyse" analysiert die Carta Marina, die kurze Auslegung und die Historia de gentibus septentrionalibus. Es werden die einzelnen Bildelemente der Karte, die textlichen Elemente der Auslegung und des Textbands sowie die Interaktion zwischen Karte und Text untersucht.
Schlüsselwörter
Die Schlüsselwörter und Schwerpunktthemen des Textes umfassen die Carta Marina, Olaus Magnus, Kartosemiotik, Ikonizität, Konventionalität, Zeichentheorie, Charles Sanders Peirce, Diagrammatik, Abduktion, Deduktion, Induktion, Kontextualisierung, Nordland, Skandinavien, Geschichte, Kultur, Wissen.
- Citation du texte
- Mareike Sesselmann (Auteur), 2014, Ikonizität und Konventionalität. Eine diagrammatisch semiotische Analyse der "Carta Marina" und dem dazugehörigen Textband, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/281104