Einleitung
Zu dem Thema der Innenraumgestaltung im Exilroman liegen zur Zeit keine Arbeiten vor. Ich habe dieses Thema gewählt, da es eine Herausforderung ist, mich selbstständig mit dem Forschungsgegenstand auseinander zusetzen und eine geeignete Herangehensweise zu finden.
Diese Untersuchung beschränkt sich auf die Exilromane Hans Sahl ‚Die Wenigen und die Vielen’, Heinrich Mann ‚Die Jugend des Königs Henri Quatre’, Irmgard Keun ‚Nach Mitternacht’ und Hilde Spiel ‚Lisas Zimmer’. Die genannten Romane sind schwer zu vergleichen, da sie inhaltlich und formal sehr verschieden sind. Das tertium comparationis ist die Exilliteratur und speziell der Exilroman. Guy Stern bezeichnet Exilliteratur als eine „selbständige Literaturbewegung“, die sich „durch einen gemeinsamen Nenner in der Sprache, Symbolik, Rhetorik, der Topoi, Bilder, manchmal sogar der Syntax und des Gesamtstils“ auszeichnet.
In der Raumgestaltung tauchen immer wieder exiltypologische Gleichheiten auf, die mehr oder weniger stark in den einzelnen Romanen ausgeprägt sind.
Im ersten Teil der vorliegenden Arbeit wird ein geeigneter Raumbegriff definiert und danach werden die exiltypischen Topoi vorgestellt. Beides ist der Maßstab für die darauf folgende Betrachtung der vier Romane und den einzelnen Innenräumen. Ziel ist es, anhand den Räumlichkeiten, zum einem Bezüge auf die Interpretation der Romane und die Charakteristik der handelnden Personen herzustellen. Das Zimmer spiegelt die Persönlichkeit wieder, die in ihm verweilt. Mit Gaston Bachelards Worten ist es die „Topographie unseres intimen Seins“2. Zum anderen werden exilspezifische Topoi und Motive herausgearbeitet, die in den Räumen chiffriert verarbeitet wurden. Das Zimmer dient somit als ein Schlüssel zur Interpretation und weist gleichzeitig auf die Exilproblematik.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Innenräume im Exilroman
- Hans Sahl: Die Wenigen und die Vielen.
- Der Fragmentcharakter des Romans
- Zusammenhalt durch Wiederholungen
- Überlagerung der Zeiten: Die Möbel in Katharinas Wohnung
- Einsamkeit und Gemeinschaft
- Neue Warte
- Haus am Riverside Drive und seine Bewohner
- Heinrich Mann: Die Jugend des Königs Henri Quatre.
- Licht und Schatten
- Der Louvre
- Madame Catherine de Medicis Zimmer
- Licht und Schatten
- Irmgard Keun: Nach Mitternacht.
- Einsamkeit und Gemeinschaft
- Die Menschen und die öffentlichen Räume
- Die Menschen und ihre privaten Räume
- Tante Adelheids Wohnung
- Algins Wohnung
- Heinis Hintertreppenzimmer
- Sannas Mansarde
- Das missglückte Fest
- Hilde Spiel: Lisas Zimmer.
- Die alte Welt: Lisas Zimmer
- Die neue Welt: Lele und Jeff
- Katastrophale Europapartys
- Schlusswort
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Magisterarbeit befasst sich mit der Raumgestaltung im Exilroman. Sie untersucht die Räumlichkeiten in den Romanen von Hans Sahl, Heinrich Mann, Irmgard Keun und Hilde Spiel, um die Beziehung zwischen Raum und Exilproblematik zu analysieren. Ziel ist es, Bezüge zwischen der Raumgestaltung und der Interpretation der Romane sowie der Charakteristik der handelnden Personen herzustellen. Darüber hinaus werden exilspezifische Topoi und Motive herausgearbeitet, die in den Räumen verarbeitet wurden.
- Raumgestaltung als Spiegel der Exilproblematik
- Bedeutung des Raumes für die Charakterentwicklung
- Exilspezifische Topoi und Motive in der Raumgestaltung
- Raum als Schlüssel zur Interpretation des Exilromans
- Vergleich verschiedener Raumkonzepte in der Exilliteratur
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung definiert den Raumbegriff und stellt exiltypische Topoi vor. Kapitel 3 analysiert Hans Sahls „Die Wenigen und die Vielen“ und untersucht den Fragmentcharakter des Romans, die Bedeutung von Wiederholungen und die Rolle der Möbel in Katharinas Wohnung. In Kapitel 4 wird Heinrich Manns „Die Jugend des Königs Henri Quatre“ betrachtet, wobei das Spiel von Licht und Schatten in den Räumen wie dem Louvre und Madame Catherine de Medicis Zimmer beleuchtet wird. Kapitel 5 befasst sich mit Irmgard Keuns „Nach Mitternacht“ und untersucht die Bedeutung von Einsamkeit und Gemeinschaft in den öffentlichen und privaten Räumen des Romans. Schließlich analysiert Kapitel 6 Hilde Spiels „Lisas Zimmer“ und untersucht die Kontraste zwischen Lisas altem Zimmer in der alten Welt und der neuen Welt von Lele und Jeff. Die Arbeit schließt mit einem Schlusswort.
Schlüsselwörter
Exilroman, Raumgestaltung, Exilproblematik, Raumbegriff, Topoi, Innenräume, Charakterentwicklung, Einsamkeit, Gemeinschaft, Fragmentcharakter, Wiederholungen, Licht und Schatten, öffentliche Räume, private Räume, alte Welt, neue Welt.
- Quote paper
- Doreen Czekalla (Author), 2004, Raumgestaltung im Exilroman, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/28124