« Le réaliste, s’il est un artiste, cherchera, non pas à nous montrer la photographie banale de la vie, mais à nous en donner la vision plus complète, plus saisissante, plus probante que la réalité même. » Dieser Ausspruch Maupassants im Vorwort zu seinem Roman « Pierre et Jean » steht stellvertretend für den gesamten Schaffenskomplex des Schriftstellers, der neben einigen Romanen vor allem durch seine zahlreichen gesellschaftskritischen Novellen Bekanntheit erlangte. Diese zeichnen sich durch den unvergleichlichen Stil Maupassants aus, die Wirklichkeit aus einer Perspektive zu zeigen, die den zeitgenössischen Leser aus seiner verblendeten Realität holen sollte. Die Aufdeckung der bürgerlichen Scheinmoral in Abgrenzung zu den Verhältnissen des einfachen Menschen prägte Maupassants Schreiben genau so wie die Kritik an den politischen Missständen seiner Zeit.2 Dennoch ist das Werk Maupassants heute keineswegs unzeitgemäß oder veraltet. Vielmehr haben vor allem seine fantastischen Novellen nichts von ihrer Faszination, nichts von ihrer intensiven Aussagekraft verloren. Auch heute noch ist Guy de Maupassant, neben Poe in Amerika und E.T.A. Hoffmann in Deutschland, der Meister des fantastischen Schreibens.
Im Rahmen des Seminars beschäftigte ich mich intensiver mit der Novelle „Le Horla“, die in ihrer Endversion von Maupassant im Jahre 1887 als fantastische Novelle verfasst wurde. An dieser Stelle stellt sich die Frage, inwiefern „Der Horla“ sich gängigen Charakterisierungspunkten fantastischer Literatur unterordnet. So spielt zum Beispiel der Aspekt der Wirklichkeit in fantastischen Novellen insofern eine besondere Rolle, als dass Wahrheit und Wirklichkeit eine nicht klar trennbare Beziehung eingehen. Sowohl das Spiel mit den verschiedenen Ebenen der Wahrheit, als auch Maupassants differenzierte Wirklichkeitskonzeption finden hier Eingang. In diesem Zusammenhang soll hier näher auf die Aspekte eingegangen werden, durch die die Novelle unmissverständlich dem fantastischen Genre zugeordnet werden kann.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Hauptteil
- Formelle Merkmale dieser Novelle
- Der Erzähler
- Die Bedeutung des Ortes
- Das Übernatürliche
- Stilistische Besonderheiten
- Zusammenfassung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit analysiert Guy de Maupassants Novelle „Le Horla“ im Kontext der fantastischen Literatur. Ziel ist es, die spezifischen Merkmale der Novelle aufzuzeigen und sie in Bezug auf die genreüblichen Elemente zu analysieren. Dabei werden die formalen Merkmale, die Figur des Erzählers, die Bedeutung des Ortes, die Darstellung des Übernatürlichen und die stilistischen Besonderheiten beleuchtet.
- Die schmale Grenze zwischen Wahnsinn und geistiger Gesundheit
- Die Furcht vor dem Unerklärbaren
- Das Ende der menschlichen Vorherrschaft auf der Erde
- Das Spiel mit den Ebenen der Wahrheit und Wirklichkeit
- Die Subjektivität und Unmittelbarkeit der Erzählperspektive
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung führt in das Werk Maupassants ein und hebt die Bedeutung des Realismus in seiner Arbeit hervor. Der Fokus liegt auf der Analyse von „Le Horla“ als fantastischer Novelle und die Frage, inwiefern sich diese den Charakterisierungspunkten dieses Genres unterordnet.
Der Hauptteil beschäftigt sich mit der formalen Struktur der Novelle, insbesondere der Tagebuchform und der ungleichmäßigen Verteilung der zeitlichen Einträge. Er analysiert die Figur des Erzählers und seine zunehmende Verwirrtheit, verursacht durch den „Horla“. Des Weiteren werden die thematischen Bezüge zur fantastischen Literatur, die Bedeutung des Ortes und die Darstellung des Übernatürlichen beleuchtet. Abschließend werden die stilistischen Mittel, die die Grundstimmung der Novelle prägen, näher betrachtet.
Schlüsselwörter
Fantastische Literatur, „Le Horla“, Guy de Maupassant, Tagebuchform, Erzähler, Übernatürliches, Wahnsinn, Wirklichkeit, Wahrheit, Subjektivität, Stilistische Mittel.
- Quote paper
- Mandy Dobiasch (Author), 2004, Das Fantastische in Maupassants "Le Horla", Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/28131