Die Ereignisse des 11. September 2001 sollten dem internationalen Terrorismus eine vollkommen neue Dimension verleihen. Eine entscheidende Rolle spielte hierbei vor allem das Fernsehen, das die Zuschauer durch Live-Übertragungen zu „Zeitzeugen“ der Terrorattentate werden ließ. Kameraleute und Fernsehteams wurden so allerdings selbst zu „unfreiwilligen Erfüllungsgehilfen“ (Richard, 3) der Attentäter, denn die weltweite Verbreitung der TV-Bilder führte letztlich zu einer beispiellosen Inszenierung der Terroranschläge. Allerdings schien der Realitätsglaube an die Bilder an jenem Tag kurzfristig außer Kraft gesetzt, denn vielen Zuschauern fiel es offenbar schwer, das Gesehene einem tatsächlichen Ereignis zuzuordnen. Auch die endlos abgespielten Bildsequenzen vieler Fernsehsender konnten diesem Phänomen nichts entgegensetzen. Eine kathartische Erfahrung des Zuschauers vermochte sich nicht einzustellen. Die gezeigten Fernsehbilder entfalteten ihre bis dato ungekannte Wirkungskraft allerdings weniger durch ihre repetitive Wiedergabe, als vielmehr durch ihren seltsam virtuell anmutenden Charakter. So brannte sich insbesondere die filmische Erzählstruktur der Anschläge auf das World Trade Center in das kollektive Gedächtnis der Zuschauer ein – rief sie doch beim Betrachter ein wohlbekanntes „Déjà-vu-Erlebnis“ (Seeßlen, 2001:17) hervor, welches ihn an wohlbekannte Bilder aus dem amerikanischen Katastrophenfilm erinnern ließ.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Zwischen Realität und Fiktionalität - Strategien der Authentisierung
- Dramaturgische Strategien der Authentisierung
- Inszenatorische Strategien der Authentisierung
- Zwischen Licht und Schatten – Strategien der Mythisierung
- Dramaturgische Strategien der Mythisierung
- Inszenatorische Strategien der Mythisierung
- Resümee
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit analysiert Oliver Stones Film "World Trade Center" hinsichtlich seiner filmischen Narration und untersucht, wie er die Ereignisse des 11. September 2001 verarbeitet und darstellt. Insbesondere werden die Strategien der Authentisierung und Mythisierung betrachtet, die der Film einsetzt, um dem Zuschauer ein kathartisches Moment zu ermöglichen. Die Analyse fokussiert auf die dramaturgischen und inszenatorischen Techniken, die den Realismuseindruck des Films erzeugen oder manipulieren.
- Das kollektive Gedächtnis und die Verarbeitung des 11. September in der Filmindustrie
- Strategien der Authentisierung im Film: Dramaturgie und Inszenierung
- Strategien der Mythisierung im Film: Dramaturgie und Inszenierung
- Die politische Dimension des Films und seine Wirkung auf das Publikum
- Die Rolle von Realität und Fiktionalität in der Darstellung der Ereignisse des 11. September
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung stellt den Kontext des Films "World Trade Center" dar und erläutert die Bedeutung der Ereignisse des 11. September 2001 für die amerikanische Gesellschaft und die Filmindustrie. Das zweite Kapitel beschäftigt sich mit den Strategien der Authentisierung, die Oliver Stone im Film einsetzt, um dem Zuschauer ein Gefühl von Realismus zu vermitteln. Hierbei werden sowohl dramaturgische als auch inszenatorische Elemente betrachtet. Das dritte Kapitel analysiert die Strategien der Mythisierung, die der Film nutzt, um die Ereignisse des 11. September zu einem symbolischen Ereignis zu erheben.
Schlüsselwörter
Terrorismus, 11. September 2001, World Trade Center, Oliver Stone, Film, Authentisierung, Mythisierung, Dramaturgie, Inszenierung, Realismus, Fiktionalität, kollektives Gedächtnis, amerikanische Kultur, Versöhnungsfilm, Propaganda.
- Quote paper
- Sonja Tauber (Author), 2008, Die filmische Erzählung in Oliver Stones "World Trade Center", Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/281369