Chinas Aufstieg zur wirtschaftlichen Supermacht. Fluch oder Segen für den Westen?


Hausarbeit, 2013

30 Seiten, Note: 2,7


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

Abbildungsverzeichnis

1. Einleitung

2. Chinas Entwicklung
2.1 Von 1979 bis heute
2.2 Stand heute

3. Wirtschaftlicher Aufstieg, aber keine Übermachtstellung – Ein Segen für den Westen

4. Wirtschaftliche Sonderstellung – Fluch für den Westen

5. Fazit

Quellenverzeichnis

Literaturverzeichnis

Internetquellen

Abbildungsverzeichnis

Abbildung Deckblatt http://www.verkehrsrundschau.de/fm/4494/china_620.jpg

1. Einleitung

Immer wieder hört man in den aktuellen Nachrichten vom sensationellen Wirtschaftswachstum, von unerreichbaren Zahlen der Wirtschaft und von dem nächsten chinesischen Superkonzern, an dem westliche Unternehmen sich die Zähne ausbeißen werden. Laut einem Artikel von „tagesschau.de“ legt die Volksrepublik einmal mehr unglaubliche Wachstumsraten von sieben bis zehn Prozent vor. Quoten, von denen der Westen in der heutigen Zeit nur träumen kann. Ebenso wächst die Zahl der Milliardäre in China rasant. Die Schere zwischen arm und reich wird immer größer. Des Weiteren sind die Wachstumsraten der eigenen Wirtschaft für deren Verhältnisse enttäuschend. In China lassen sie sich hierdurch allerdings nicht beirren, sodass sie weiter ihre Vorhaben durchführen, um die vergangenen Quoten wieder zu erreichen. Eine Tendenz hierhin ist bereit jetzt zu erkennen.

Doch wie wird es weiter gehen? Ist China fähig dieses Florieren ihrer Ökonomie auch für die Zukunft zu gewährleisten? Und die viel dringendere Frage, welche unser Einen heute umtreibt: Inwiefern wird sich dieses immense Wachstum auf uns als westliche (noch) Wirtschaftsdominanz auswirken? Ist eine Gewinn und Erfolg bringende Kooperation der Segen, den sich heute noch so viele blauäugig erhoffen? Oder wird sich der Aufstieg des asiatischen Staates für uns als Fluch in Form einer immer weiteren Stagnation der Industrie des Abendlandes offenbaren?

Nachdem im vorangegangenen Text auf die Aktualität der Thematik eingegangen wurde, folgen nun die grundlegenden Informationen über die Entwicklung Chinas bis heute, kontrastiert in zwei Sichtweisen auf die zukünftige Stellung Chinas im globalen Wirtschaftsraum. Zuerst wird die Entwicklung als Segen für den westlichen Wirtschaftsraum betrachtet. Anschließend wird die Theorie der wirtschaftlichen Großmacht Chinas als Fluch für den Westen beleuchtet. Im Fazit finden Sie dann die Antwort auf die Forschungsfrage und die dazugehörigen Begründungen.

Zunächst einmal kommentieren wir die Tatsache, warum wir erst an dem Punkt der Machtübernahme von Deng Xiaoping mit der Entwicklung beginnen. Zum einen können allein mit der Zeit Maos, dem Vorgänger Dengs, ganze Schulhalbjahre gefüllt werden. Diese Fülle an Informationen würde den uns nahegelegten und vorgegebenen Rahmen sprengen. Zum anderen beginnt mit Deng das „moderne“ China, das wir heute kennen. Unter ihm lassen sich einige Strukturen erkennen, die es heute noch gibt oder die es trotz ihrer Abschaffung aufgrund ihrer Genialität in unsere Gedächtnisse geschafft haben.

2. Chinas Entwicklung

2.1 Von 1979 bis heute

Die Ära Dengs beginnt im Jahr 1978 auf der ZK-Tagung des chinesischen Parlamentes. Hier wird Deng als Nachfolger Maos gewählt und die wirtschaftliche Aufholjagd Chinas beginnt, auch begünstigt durch den Zerfall des Sowjetreiches nach der Afghanistan-Invasion. Diese ZK-Tagung war von welthistorischer Bedeutung, erreichte diese Wahrnehmung aber zu der Zeit bei weitem nicht.

Dengs Reformen konzentrierten sich vor allem auf den Aufbau der Wirtschaft. Es sollte vier Modernisierungsprogramme geben, die die Landwirtschaft, die Industrie, die Wissenschaft und Technologie und nebensächlich auch die Armee fördern sollten. “Lasst einige schneller reich werden, damit sie dann den anderen helfen.“[1] Die Methoden hierfür waren denkbar einfach. Es sollte mit Pragmatismus, Gradualismus, einer Dezentralisierung und einer Öffnung zum Ausland vollzogen werden. Für dieses Vorhaben begann China Kredite bei der Weltbank aufzunehmen.

Dennoch startet Dengs Ära mit einer Revolution der Bauern. Diese wurden zuerst dank einer Entkollektivierung der Landwirtschaft gestärkt, da hierdurch die Getreidepreise um 20% erhöht wurden. Bei Abgabemengen über der festgelegten Menge wurde der Preis sogar um ganze 50% angehoben. Zeitgleich wurden die Preise für Landmaschinen, Düngemittel und Pestizide gesenkt, um die Produktivität und die Motivation der Bauern zu steigern.

Aufgrund der Dezentralisierung wurden sogenannte Kader in den Dörfern eingesetzt, die auch die Funktion des Produktionsgruppenleiters inne hatten. Die Bestechlichkeit der Kader nutzten die Bauern aus, indem sie Druck zur Verteilung der noch staatlichen Landflächen an die Bauern aufbauten. Als Belohnung hierfür würden die Bauern die staatlich festgelegte Menge produzieren und zudem noch einen Teil der Überschüsse an die Leiter abgeben. Den übergebliebenen Rest können die Bauern ab diesem Zeitpunkt auf dem freien Markt verkaufen, was die Entwicklung einer freien Marktwirtschaft begünstigt.

Im Januar 1984 wurden des Weiteren die Nutzungsrechte der von den Landwirten genutzten Landflächen zuerst um 15 und dann um 30 Jahre verlängert. Dieser Schachzug sollte die Bauern zu Investitionen anregen, um die Produktivität der Bauern weiter zu steigern.

Da die Effektivität und die Leistung der Landwirte tatsächlich stieg, strömten immer mehr von ihnen in die Städte, um ihre Überschüsse zu verkaufen. Der so erreichte Reichtum bewegte eben diese, sich selbstständig zu machen. Viele Bauern gründeten Bauunternehmen, die anfangs lediglich für die ländliche, dann aber auch für die städtischen Bauvorhaben produzieren.

Damit im Zusammenhang steht die schon genannte Dezentralisierung. Sie hatte nicht nur die Einsetzung der Kader zur Folge, sondern „löste“ die Gemeinden und Dörfer vom Staat. Jede Gemeinde war selbst für die Einnahmen zuständig. Natürlich entstand hierdurch ein großes Ungleichgewicht zwischen den verschiedenen Dörfern, da nicht jedes Dorf solide und profitable Unternehmen inne hatte. War dies allerdings der Fall, war die Gemeinde reich und konnte dementsprechende Investitionen tätigen.

Die Zahl der Arbeiter im Industrie- und Dienstleistungssektor stieg von 29 Millionen im Jahr 1979 auf 169 Millionen im Jahr 2000. Im selben Jahr waren 34% aller Erwerbstätigen in ländlichen Industrie- oder Dienstleistungsunternehmen tätig.

Es lässt sich also sagen, dass das Wirtschaftswachstum zwischen Mitte der 1980er Jahre und den frühen 90ern fast ausschließlich auf die ländlichen Unternehmen zurück.

Nun werden weitere Schritte in Richtung der freien Marktwirtschaft gegangen. Nach der neuen Produktionsverantwortung und dem damit einhergehenden Erfolg der Bauern wird die Produktionsverantwortung des Staates auf die Unternehmensmanager übertragen. Es entsteht somit ein zweigleisiges Preissystem aus Plan- und Marktwirtschaft. Trotzdem ist es ein Schritt zur freien Marktwirtschaft, da der Anteil der Planwirtschaft von 80% im Jahr 1984 auf 16% im Jahr 1991 sank.

1988 wurden dann auch die Privatunternehmen gestärkt. In diesem Jahr entfiel die Mitarbeiterbeschränkung von 7 Mitarbeitern pro Unternehmen.

Die Öffnung zum Ausland war trotz aller vorherigen Reformen der wichtigste Punkt in der Entwicklung der chinesischen Wirtschaft. Ebenso merkt China, dass die Entwicklung ohne ausländische Technologien und Gelder kaum möglich sei. Durch die Öffnung stieg das Volumen der Im- und Exporte in Dengs Zeit von 21 auf 325 Milliarden Dollar. Bis 1986 durften ausländische Unternehmen lediglich Gemeinschaftsunternehmen mit chinesischen Firmen gründen, um so den Aufbau einer eigenen modernen chinesischen Wirtschaft zu ermöglichen und zu fördern. Nun sind auch 100%ige Tochterunternehmen erlaubt, mit der Limitierung, dass diese für den chinesischen Markt produzieren. Einhergehend mit der Öffnung und der dadurch vereinfachten Auslandsinvestitionen werden dann auch Investitionen in Dienstleistungsunternehmen, wie z.B. Versicherungen, Banken und Hotels, erlaubt.

Ende der 1980er Jahre beginnen Hongkong- und Taiwanchinesen in China zu investieren. Denen folgend setzen reiche chinesische Unternehmer aus dem Ausland ihr Geld in China ein. Vorzugsweise fördern alle drei Geldquellen vor allem den Bau und Ausbau von Infrastrukturen, Kaufhäusern, Luxushotels und Bürogebäuden.

Auch der Tourismus, ein wichtiger Faktor für den wirtschaftlichen Aufstieg, geht gestärkt aus der Entscheidung hervor.

Des Weiteren kehren dank dieser Entwicklung viele Chinesen, die im Ausland studiert haben, nach China zurück, da sich dort gute Jobchancen und auch Aufstiegschancen bieten. Dadurch wird der „Brain-Drain“ zu einer Art „Brain-Bank“. Die schlauen Chinesen werden im Ausland gebildet und kommen mit einem „verzinsten“ Wissen zurück. Diese Anlage ist ein großes Plus für die chinesische Wirtschaft. Die Entwicklung der Hochschulen kehrte den Weg allerdings um. Waren in den 1970er Jahren noch 48.000 Hochschulen in China vorhanden, erhöhte sich diese Zahl auf 5,6 Millionen im Jahr 2000.

Es folgt eine Krise, die ihren Ursprung in dem schnellen Wachstum hat. Denn die Gehälter der Erwerbstätigen kommen mit dem Wirtschaftswachstum nicht mit und es kommt zu einer Inflation. Zwischen 1986 und Juni 1989 kam es zu eben diesem Fall. Die Realeinkommen schrumpften und nebenbei gingen viele Staatsunternehmen der Insolvenz entgegen und mussten durch massive Subventionen gerettet werden.

Im Sommer des Jahres 1988 war der Höhepunkt erreicht. Eine Hyperinflation war die Folge, da die Preise für Lebensmittel um ca. 50% stiegen.

Währenddessen fiel das Wirtschaftswachstum von 11% auf 4%, was in China und dem Rest der Welt Krisengedanken entwickelte.

Daraufhin wurden seitens der USA und Europa 1990 Sanktionen verhangen und die Auslandskredite brachen aus Sicht der Chinesen abrupt ab.

Folgend setzte der damalige Ministerpräsident Li Peng zu einer Kehrtwende an und verabschiedete den achten Fünfjahresplan für die Zeit von 1991 – 1995. Dieser beinhaltete ein Gedankenwechsel. Von nun an sollte die Entwicklung kontrolliert werden, um eine stetige und koordinierte Entwicklung mit einem ungefähren Wachstum von 6% zu verwirklichen.

Die Wende in der Krise brachte neben dem achten Fünfjahresplan die Südreise Dengs. Während dieser Zeit, in den ersten zwei Monaten des Jahres 1992, entfachte er so einen Boom in den Küstenregionen Chinas. Noch im selben Jahr schnellte das Wachstum entgegen der geplanten 6% auf satte 14,4% hoch, die Börsenkurse in Shanghai honorierten es mit einem Wachstum von 1200% im ersten Halbjahr. Das Wachstum hielt sogar in den beiden folgenden Jahren an. Fortan sollte die Devise sein, Märkte für die beiden Produktionsfaktoren „Boden“ und „Arbeiter“ zu schaffen, denn in Zukunft sollten alle Arbeiter ihren Arbeitsplatz und ihren Arbeitgeber frei wählen können.

Während Dengs Ära lag die durchschnittliche Wachstumsrate bei ca. 9,9%, wobei die Weltbank diesen Wert um 1,4% auf 8,5% hinabsetzt, da die Preisinflation nicht richtig berücksichtigt sei. Das Bruttoinlandsprodukt stieg auf 900 Milliarden Dollar und ließ China gemessen an der Kaufkraft zur zweitstärksten Macht anwachsen. Die Investitionszusagen wuchsen ebenso deutlich von 12 Milliarden Dollar im Jahr 1991 auf 111 Milliarden Dollar im Jahr 1993. Ausländische Unternehmen machen China zu ihrem Zentrum der Globalisierung.

Nach dem Tod von Deng Xiaoping am 19. Februar 1997 folgte Jiang Zemin als neuer starker Mann in China. Ihm unterstellt war Zhu Rongji, der ein Jahr später zum Ministerpräsidenten ernannt wurde.

Eben dieser verbot den Banken Kredite zu vergeben. Die ohnehin schon grassierende Überkapazität innerhalb der Immobilien- und Industriegütermärkte führte zu einem rapiden Abfall der Mietpreise, die mit einem hohem Leerstand von Bürogebäuden und Villen und hochverschuldeten Unternehmen und Banken einhergingen.

Zu diesem deflationären Vorgängen kam am 02. Juli 1997 die Asienkrise. Ausgelöst von der Kapitulation der Thailändischen Zentralbank den Kurs des Baht zu halten, brachen gleich weitere Währungen zusammen. Vor allem Indonesien und Südkorea mussten einen herben Wertverlust der eigenen Währung hinnehmen.

Ursache der Asienkrise war der Abzug von japanischem, europäischem und amerikanischem Kapital aus den ostasiatischen Ländern. Der Grund für diesen radikalen Schritt der drei Länder war die Erkenntnis, dass die Überkapazität, bedingt durch Investitionen in die Steigerung der Produktion und die Dezentralisierung hin zu der Autonomie der Provinzen, zu einem unkoordinierten und nicht zukunftsweisenden Wirtschaftswachstum führt.

Die Deflation in China wird hierdurch weiter verstärkt. Auslandsinvestitionen reißen abrupt ab, Kredite werden abgezogen und die Hongkonger Börse bricht zusammen.

Dennoch konnte diese Entwicklung kompensiert werden. Europäische und amerikanische Direktinvestitionen können den Abschwung nicht komplett aufhalten, schwächen ihn aber in erheblichen Maße ab. Weiterhin ließ Zhu Rongji den Yuan entgegen aller Meinungen nicht abwerten, was ihn nahezu stabil bleiben ließ.

Zur Stabilisierung Thailands und der anderen krisengebeutelten Länder wurde ein Stabilitätsprogramm des Internationalen Währungsfonds gegründet, in das China eine Milliarde Dollar einzahlte. Eine so hohe Beteiligung während einer Krise und dazu noch die Stabilität des Yuan ließen China zum Führer Asiens werden, wodurch Japan abgelöst wurde.

Des Weiteren stieg die Anzahl der verlustbringenden Staatsunternehmen zwischen 1985 und 1995 von 9,6% auf 45%. Ein Jahr später lag der Anteil schon bei 60%.

Der Staat versucht die Unternehmen durch Subventionen zu sichern. Doch die Ausmaße der staatlichen Hilfen nahmen einen zu großen Umfang, sodass der Staat die Aufgabe an die Staatsbanken abgab. Diese vergaben Kredite an die zahlungsunfähigen Staatsunternehmen, die zudem noch teils für Investitionen genutzt wurden. Wie erwartet blieben die Banken auf den Krediten sitzen und sehen ebenso der Insolvenz entgegen.

Um dieser Entwicklung entgegenzuwirken wurden die staatlichen Unternehmen zu Aktiengesellschaften umgewandelt. Der dann folgende Börsengang und das Handeln an den Börsen hat Kapital generiert und verhilf so zu neuen Investitionen, um die Konsolidierung zu beginnen. Der Staat hielt weiterhin die Mehrheit der Anteile. Ebenso wurde den Managern eine gewinnorientierte Unternehmensführung ermöglicht. Auch die zweite Reform zur Rettung der Staatsunternehmen hilft nicht wirklich. Hierbei wurden vom Staat 1000 der ca. 105.000 großen und mittelgroßen Unternehmen behalten, die dann in Aktiengesellschaften umgewandelt werden. Die restlichen 104.000 wurden entweder verkauft, mit größeren Unternehmen fusioniert oder sie wurden von diesen oder ausländischen Investoren aufgekauft. Die letzte Möglichkeit war der Bankrott.

Hierdurch wurden weitere Überkapazitäten und unkoordinierte Duplizierungen, wie sie zuvor zu Hauf vorkamen, vermieden.

Der Staat war sich allerdings auch der darauffolgenden hohen Arbeitslosigkeit bewusst und versuchte die Betroffenen durch die Zusage zur Erhaltung der Grundsicherung, durch Umschulungen und die Hilfe bei der Suche nach Arbeitsplätzen zu beruhigen. Viele der Entlassenen von Staatsunternehmen gründeten auch neue Firmen in den Städten, wo nebenher die ehemaligen Arbeitgeber weiter schrumpften.

Das Wachstum aus der Deng Ära war nach den vollzogenen Reformen und der Asienkrise nur noch durch harte Reformen zu erreichen. Ein freier Markt auf der Basis einer sozialistischen Marktwirtschaft soll nun entstehen.
Nach der nun offiziellen Ernennung Zhu Rongjis zum Ministerpräsidenten im Jahr 1998 war seine erste Amtshandlung der Beginn dreier Reformen, die in drei Jahren durchgeführt werden sollten.

Zuerst wurde die Reform zur Konsolidierung der Regierungs- und Verwaltungsebenen beabsichtigt. Die Ministerienanzahl wurde folglich von 40 auf 29 gesenkt. Ebenso wurden 50% der Stellen (4 Millionen Arbeitsplätze) gestrichen. Diese Verdünnung der Belegschaft war Ende desselben Jahres abgeschlossen.

Des Weiteren wurde die Reform er Staatsunternehmen um wenige Punkte ergänzt. Nun wurde durch staatliche Investitionen, vor allem in die Infrastruktur, die Wirtschaft gestärkt. Ebenso wurde die Anzahl der Staatsunternehmen zwischen 1997 und 2001 von 128.000 auf 53.000 reduziert. Auch hier wurde erfolgreich reformiert, da der Gewinn der Staatsunternehmen von 45 auf 230 Milliarden Yuan (ca. 28 Milliarden Dollar) gesteigert wurde.

Die dritte Reform zielte auf die Banken- und die Finanzmärkte. Hierbei sollten Staatsbanken in wirkliche Banken umgewandelt werden. Um dies zu verwirklichen wurden die staatlichen Banken durch die Gründung von Auffanggesellschaften, die die Vielzahl der notleidenden Kredite übernahm und im Gegenzug eigene vom Staat gewährleistete Kredite an die Banken gab, schuldenfrei gemacht. Doch die erhoffte Besserung blieb aus, denn die nun schlankeren und moderner aufgestellten Banken waren weiterhin finanziell angeschlagen und der Pleite entgegenlaufend.

Ein weiterer Punkt war die Unterstützung von Wohnungssuchenden, die mit Subventionen zu einem Wohnungskauf motiviert werden sollten. Die Finanzierung durch Hypothekendarlehen der Banken oder durch Wohnungsfonds der Staatsunternehmen und Behörden bedingte die Subventionen ebenfalls. Entlastungen brachte dies vor allem für die mit der Instandhaltung beauftragten staatlichen Unternehmen und behördlichen Institutionen. Ebenso sollte das riesige Sparguthaben der Chinesen in Umlauf gebracht werden.

Die Sparlust sollte auch durch die Verlängerung diverser Feiertage, der Senkung von Spareinlagenzinsen, der Erhebung von Steuern auf Zinserträge und die Anhebung der Studiengebühren gedämpft werden, was tatsächlich funktionierte.

Dann im Juli 2001 folgt nach langen Verhandlungen der Beitritt zur Welthandelsorganisation. Hiermit fallen Schutzwälle der Chinesen um ihre eigene Technologie- und Kapitalunternehmen, die nun einem größeren und internationalem Wettbewerb ausgesetzt sind. Ausländische Banken sind den chinesischen Banken ab 2007 komplett gleichgestellt gewesen und können somit auch Kredite als Yuan ausgeben. Auch die Bauern werden durch die Abschaffung von Zöllen auf importierten Weizen geschädigt. Dennoch eröffnen sich durch den Beitritt riesige neue Exportchancen für China. Aufgrund der neuen Exportchancen bekommen immer mehr Unternehmen eine Exportlizenz, die den Firmen den Gang an die Börse interessant werden lässt. Trotzdem profitieren lediglich die Städte dadurch, da das Einkommen hier um 4,6% steigt. Auf dem Land hingegen sinkt es um 2,1%.

Weiterhin sollen die Börsen entwickelt werden, was allerdings Gesetze bedingt, die die Unternehmen zur Veröffentlichung von bestimmten Daten zwingt. Auch der Anteil der Firmen, an denen der Staat beteiligt ist, liegt mit 95% zu hoch, um eine seriöse Bewertung von Anlegern zuzulassen.

Doch diese Zensur ist im Interesse der Regierung, denn ein nun marktwirtschaftliches Wachstum lässt auch den Pluralismus der Meinungen zu. Der Pluralismus soll allerdings gedämpft werden, da die Regierung sich hierdurch gefährdet sieht und sie ihre Macht mit der Wirtschaft teilen müsste.

Die Rezentralisierung, also die Umkehr der Dengschen Dezentralisierung, schließt den Kreis der Reformen des Staates bis hier hin.

Vor allem das Steuer- und Geldwesen sollte rezentralisiert werden, um die Handlungsfähigkeit der Regierung zu bewahren.

Auch die Abhängigkeit der Banken von den lokalen Behörden wurde gelockert. Hierbei wurden neun provinzübergreifende regionale Zweigstellen gebildet, die nun der Zentralbank unterstellt waren.

2.2 Stand heute

Mit den drei gleichzeitig vollzogenen Revolutionen, der Industrialisierung, Urbanisierung und der Transformation in eine Marktwirtschaft, hat China den Grundstein für eine positive Entwicklung innerhalb der Wirtschaft und damit auch des Landes gelegt. Doch der heikelste Abschnitt des Wiederaufstiegs beginnt erst jetzt, im 21. Jahrhundert.

Viele ausländische Unternehmen profitieren durch die vielen Verflechtungen einer globalisierten Welt von diesem Aufstieg. Verschiedenste Kooperationen in Form von Joint Ventures[2] oder sogenannten Parks, in denen sich ähnliche Unternehmen ansiedeln, um sich in der Forschung und Entwicklung gegenseitig zu unterstützen, sorgen auch für chinesische Unternehmen für einen Aufschwung und eine Weiterentwicklung.

Alvin Toffler schrieb bereits im Jahr 1980 in seinem Buch „The third wave“, dass China, wie andere Entwicklungsländer, den Sprung von der Agrargesellschaft zur Informationsgesellschaft vollziehen und somit die Industriegesellschaft überspringen wird, was heute tatsächlich zutreffend ist. Der Grund hierfür liegt in der Vielzahl der Ingenieure und Forscher, die eine schnelle Weiterentwicklung bedingen.

3. Wirtschaftlicher Aufstieg, aber keine Übermachtstellung – Ein Segen für den Westen

Trotz der furiosen Entwicklung Chinas und den immer noch horrenden Wachstumsraten wird davon ausgegangen, dass China keine Übermacht im wirtschaftlichen Sinne sein wird. Das Land wird zwar voraussichtlich die USA und Deutschland überholen, aber die Probleme, die in China vorherrschen, sind mehr als ein Grund, die Übermachtstellung anzuzweifeln.

Denn die Überbevölkerung wurde entgegen aller Prognosen nicht durch die Ein-Kind-Politik in den Griff bekommen. Die Wachstumsrate der Bevölkerung liegt weiterhin im positiven Trend bei ca. 1%. Vermutungen zur Folge wird sich die Größe des chinesischen Volkes erst 2040 bei ungefähr 1,5 Milliarden Menschen einpendeln. Die Tatsache, dass China die Ein-Kind-Politik aktuell etwas gelockert hat, beeinflusst diesen Kritikpunkt weiterhin.

Auch das Problem der hohen Erwerbslosenzahl wird immer akuter. Diese stieg zwischen 2000 und 2010 um unglaubliche 70 Millionen Menschen (inklusive der in dem Zeitraum aufgrund von Alter hinzugekommenen Rentner). Hinzu kommt der Stellenabbau innerhalb des Staatssektors, in dem jährlich 5 Millionen Stellen gestrichen werden. Die hierdurch arbeitslos Gewordenen bleiben in der Stadt, was das nächste Problem noch einmal verstärkt. Die Urbanisierung hat nämlich eine immense Anzahl von Bauern und Landarbeitern dazu verleitet, in die Stadt zu ziehen. Dort erhoffen sie sich ein besseres Leben durch einen besseren Job und eine bessere Wohnsituation. Allerdings wird kein Traum erfüllt. Die Arbeit der neuen Städter ist oft unmenschlich und dazu noch sehr schlecht bezahlt. Dadurch bekräftigt rutschen die ehemaligen Bauern und Landarbeiter in die Armut und die Obdachlosigkeit. Die staatliche Unterstützung von 150 Yuan im Monat bekommt ein Chinese lediglich als registrierter Stadtbewohner. Doch den Bauern wird durch die überforderte Bürokratie in den Städten, aber auch durch ihre schlechte Bildung, aufgrund derer sie als Bauern nicht wissen, dass die staatliche Unterstützung existiert, die Unterstützung verhindert.

Die daraus resultierende riesige Gruppe der Wanderarbeiter zählt durch ihre nicht vollzogene Registrierung nicht zu der offiziellen Arbeitslosenquote von 3,1% in den Städten, sondern zu der inoffiziellen Quote von ca. 20% innerhalb der Städte.

Ein weiteres Problem ist die immer weiter steigende Belastung durch Industrie- und Automobilsmog. Ebenso versteppen die Böden durch die Überbelastung der landwirtschaftlichen Bebauung, da diese eine immer höhere Produktivitätsrate vorweisen muss, und durch die starke Abholzung. Flüsse und Seen werden aufgrund von der billigeren Produktion von Gütern und den deswegen fehlenden Filtern in den Abwasserkanälen immer mehr verschmutzt und vergiftet. Trotz der Bemühung der Regierung, die Firmen mit einer zu hohen Verschmutzungsrate schließt und die Abholzung an Flüssen verbietet, wird dieses Problem China noch eine lange Zeit beschäftigen.

[...]


[1] aus: Seitz, Konrad (2000): China Eine Weltmacht kehrt zurück. S. 470

[2] Gleichzustellen mit Gemeinschaftsunternehmen

Ende der Leseprobe aus 30 Seiten

Details

Titel
Chinas Aufstieg zur wirtschaftlichen Supermacht. Fluch oder Segen für den Westen?
Hochschule
Jade Hochschule Wilhelmshaven/Oldenburg/Elsfleth
Note
2,7
Autor
Jahr
2013
Seiten
30
Katalognummer
V281453
ISBN (eBook)
9783656757160
ISBN (Buch)
9783656757153
Dateigröße
585 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
China, Westen, Europa, Amerika, Wirtschaft, Literatur
Arbeit zitieren
Nicolai Müller (Autor:in), 2013, Chinas Aufstieg zur wirtschaftlichen Supermacht. Fluch oder Segen für den Westen?, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/281453

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