Schottlands Stellung im Vereinigten Königreich von Großbritannien und Nordirland ist ein politisch virulentes Thema, welches sich in wellenförmiger Bewegungen auf der britischen Agenda etabliert hat. Im Zuge der aktuellen politischen Entwicklungen in Großbritannien verändert sich auch der Bezugsrahmen für die Landespolitik Schottlands. Die damit einhergehende nationalistische Mobilisierung übertrifft das bisher bekannte Ausmaß und wirft Fragen nach den Ursachen und Bedingungen für die positive Aufnahme der Bevölkerung von Forderungen nach Teilautonomie auf.
Angesichts der Konstituierung eines globalen Wirtschaftssystems sowie der Internationalisierung fast aller Politikbereiche und der Vielfalt kultureller Werte wirken Phänomene nationalistischer Forderungen auf den ersten Blick anachronistisch. Die auf territoriale und/oder politische Selbstbestimmung ausgerichteten Strömungen stehen in einem scheinbaren Kontrast zur Vernetzung der Staaten sowie der Verlagerung nationalstaatlicher Souveränität auf die supranationale Ebene. Jedoch traten vergleichbare Entwicklung in mehreren Industriesstaaten verstärkt auf, wobei unterschiedlich gelagerte Forderungen sowohl nach Partizipation als auch Separation gestellt wurden. Das Wiedererstarken eines regionalen oder ethnischen Nationalismus steht anscheinend nicht im Widerspruch zur zunehmenden Globalisierung, sondern stellt ein Element dieses Transformationsprozesses dar.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Nationalismus und Devolution - theoretische Auseinandersetzung
- Der Nationenbegriff - der Versuch einer Nominaldefinition
- Die nationale Identität - Identifikationsprozesse und Mythe
- Nationalismus in der Moderne - Ansätze der,,reaktiven Ethnizitätsthese❝
- Regionalismus in Europa und,Devolution'
- Landeskundliche Informationen
- Geographie und Territorium
- Land und Bevölkerung
- Wirtschaft und Politik
- Religion und Recht
- Sprache und Kultur
- Schlaglichter der schottischen Geschichte
- Frühe Zeugnisse schottischer Eigenstaatlichkeit - die Declaration of Abroath von 1320
- Gesellschaftspolitische Einflüsse der Reformation - die Union of the Crowns 1603
- Sozioökonomische Determinanten eines Assimilierungsprozesses - der Act of Union of the Parliaments 1707
- Konfrontation und Assimilation im 18. Jahrhundert - Entwicklung der 'managed autonomy'
- Das British Empire - Chance, Integration und Forderung
- Zwischenkriegszeit und wirtschaftliche Depression - Gründung der SNP, Zentralisierung und Referendum
- Historischer Überblick von 1945 bis 1999 - Stagnation und Wiederbelebung des schottischen Nationalismus
- Strategien der Devolution - Akteure und Aspekte
- Strukturelle Unzufriedenheit als Grundlage und Potential für politische Mobilisierung
- Nationale Identität der Schotten
- Britisches Modernisierungsprogramm unter Tony Blair und Labour
- Akteure der schottischen Devolution - Pole und Multiplikatoren
- Die Scottish National Party als Vehikel nationalistischer Stimmungen
- Die Rolle des Scottish Office nach Devolution
- Agendasetting durch die schottische Medienlandschaft
- Dynamik des Devolutionsprozesses - Konfliktbereiche und Vergleiche
- Die West-Lothian-Frage (Repräsentation)
- Die Barnett-Formel (Budgetierung)
- Parallelen zu anderen Nationalismusbewegungen - Wales
- Parlamentswahl 1999 - Anpassungsprozesse nach der Devolution
- Wahlkampfstrategien der schottischen Parteien im Mai 1999
- Wahlausgang in Verbindung mit der Wahlrechtsreform
- Koalitionsverhandlungen als Novum - Entwicklungen und Taktiken
- Schlußbetrachtung
- Anhang
- Tabellenverzeichnis
- Tabelle 1: Nationale Identität nach Regionen in Großbritannien
- Tabelle 2: Schottisches Wahlergebnis der britischen Wahl 1997
- Tabelle 3: Öffentliche Ausgaben pro Kopf nach Region
- Tabelle 4: Ergebnisse der Parlamentswahlen
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Hausarbeit befasst sich mit dem schottischen Devolutionsprozess, der im Wechselspiel nationalistischer Tendenzen und politischer Strategien stattfindet. Ziel ist es, die historischen und aktuellen Entwicklungen der schottischen Autonomiebewegung zu analysieren und die Faktoren zu beleuchten, die zu ihrer Entstehung und Fortsetzung beigetragen haben. Dabei werden sowohl die theoretischen Grundlagen des Nationalismus und der Devolution als auch die spezifischen Gegebenheiten Schottlands berücksichtigt.
- Die Entstehung und Entwicklung des schottischen Nationalismus
- Die Rolle der Devolution im Kontext der britischen Politik
- Die Bedeutung der nationalen Identität für die schottische Autonomiebewegung
- Die Herausforderungen und Chancen der schottischen Devolution
- Die Rolle der Scottish National Party (SNP) im Devolutionsprozess
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung führt in die Thematik der schottischen Devolution ein und skizziert die Forschungsfrage und die methodische Vorgehensweise. Das zweite Kapitel beschäftigt sich mit den theoretischen Grundlagen des Nationalismus und der Devolution. Es werden verschiedene Ansätze zur Definition des Nationenbegriffs und der nationalen Identität vorgestellt, sowie die Rolle des Nationalismus in der Moderne beleuchtet. Das dritte Kapitel bietet einen Überblick über die Landeskunde Schottlands, einschließlich Geographie, Bevölkerung, Wirtschaft, Politik, Religion, Recht, Sprache und Kultur. Das vierte Kapitel zeichnet die wichtigsten Stationen der schottischen Geschichte nach, beginnend mit der Declaration of Abroath von 1320 und endend mit der Wiederbelebung des schottischen Nationalismus im späten 20. Jahrhundert. Das fünfte Kapitel analysiert die Strategien der Devolution, die Akteure und die wichtigsten Aspekte des Prozesses. Es werden die Ursachen für die strukturelle Unzufriedenheit in Schottland, die nationale Identität der Schotten und die Rolle des britischen Modernisierungsprogramms unter Tony Blair beleuchtet. Außerdem werden die wichtigsten Akteure der schottischen Devolution, wie die Scottish National Party, das Scottish Office und die schottische Medienlandschaft, vorgestellt. Das sechste Kapitel untersucht die Dynamik des Devolutionsprozesses und beleuchtet die wichtigsten Konfliktbereiche, wie die West-Lothian-Frage und die Barnett-Formel. Außerdem werden Parallelen zu anderen Nationalismusbewegungen, wie der walisischen, gezogen. Das siebte Kapitel analysiert die Parlamentswahl 1999 in Schottland und die Anpassungsprozesse nach der Devolution. Es werden die Wahlkampfstrategien der schottischen Parteien, der Wahlausgang und die Koalitionsverhandlungen beleuchtet. Die Schlußbetrachtung fasst die wichtigsten Ergebnisse der Arbeit zusammen und diskutiert die zukünftigen Herausforderungen und Chancen der schottischen Devolution.
Schlüsselwörter
Die Schlüsselwörter und Schwerpunktthemen des Textes umfassen den schottischen Nationalismus, die Devolution, die nationale Identität, die politische Mobilisierung, die Scottish National Party (SNP), die West-Lothian-Frage, die Barnett-Formel, die Parlamentswahl 1999 und die Anpassungsprozesse nach der Devolution. Der Text beleuchtet die historischen und aktuellen Entwicklungen der schottischen Autonomiebewegung und analysiert die Faktoren, die zu ihrer Entstehung und Fortsetzung beigetragen haben. Dabei werden sowohl die theoretischen Grundlagen des Nationalismus und der Devolution als auch die spezifischen Gegebenheiten Schottlands berücksichtigt.
- Quote paper
- Tim Suckau (Author), 1999, Der schottische Prozeß der Devolution im Wechselspiel nationalistischer Tendenzen und Strategien, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/281512