Häftlinge als Schauspieler: Das Theater in den sowjetischen Arbeitslagern der 1920er und 1930er Jahre


Thèse de Master, 2013

140 Pages, Note: 1


Extrait


Inhaltsverzeichnis

1. Danksagung

2. Einleitung

3. Eine kurze Geschichte der sowjetischen Besserungsarbeitslager

4. Das sowjetische Arbeitsbesserungsrecht am Anfang der zwanziger Jahren
4.1. Die sowjetische Strafpolitik der dreißiger Jahre im Wandel
4.2. Eine sowjetische Wirklichkeit

5. Die Geschichte der Solovecki-Inseln bis zur Gründung der nördlichen Sonderlager
5.1. Nach der Gründung der Sonderlager

6. Die Lagerpresse

7. Das Theater auf den Solovecki-Inseln: Die Erste Abteilung
7.1. Die kleinen Theatergruppen
7.1.1. Das Theaterkollektiv „ɏɅȺɆ“
7.1.2. Das Theaterkollektiv „ɋɜɨɢ“
7.2. Das Ende des Theaters auf den Solovecki-Inseln in den zwanziger Jahren
7.3. Die dreißiger Jahre auf den Solovecki-Inseln

8. Das Theater in Kem'
8.1. Touren zu den Neben-Lagerpunkten und Baustellen von Kem'
8.2. Weitere Wanderungen
8.3. Die Zerstörung des Theaters in Lodejnoe Pole

9. Lagerschauspieler in der Zeit des Großen Terrors
9.1. Theater im Uchtpeþlag
9.2. Das Theater in Vorkuta

10. Das Theater beim Bau des Weißmeer-Ostsee-Kanals
10.1. Das Zentrale Theater des Weißmeer-Ostsee-Kanals und andere Theater
10.2. Die Agitationsbrigaden

11. Conclusio

12. Ausblick

13. Literatur
13.1. Offline
13.1.1. Primärliteratur
13.1.1.1. Zeitungen
13.1.1.2. Zeitschriften
13.1.2. Sekundärliteratur
13.1.2.1. Zeitschriften
13.2. Online
13.2.1. Primärliteratur
13.2.2. Sekundärliteratur
13.3. Audioaufnahmen

14. Anhang
14.1. Deutsche Zusammenfassung
14.2. Ʉɪɚɬɤɨɟ ɨɛɨɛɳɟɧɢɟ
14.2.1. ɉɨɫɬɚɧɨɜɤɚ ɜɨɩɪɨɫɨɜ
14.2.2. ɍɝɨɥɨɛɧɨɟ ɩɪɚɜɨ ɋɨɜɟɬɫɤɨɝɨ ɋɨɸɡɚ
14.2.3. ɉɪɟɫɫɚ ɨɫɨɛɨɝɨ ɧɚɡɧɚɱɟɧɢɹ
14.2.4. Ɍɟɚɬɪ ɧɚ ɋɨɥɨɜɤɚɯ
14.2.5. Ɍɟɚɬɪ ɦɚɥɵɯ ɮɨɪɦ
14.2.6. Ɍɟɚɬɪ ɜ Ʉɟɦɢ
14.2.7. Ⱦɨɪɨɠɧɵɟ ɝɪɭɩɩɵ ɬɟɚɬɪɚ
14.2.8. Ⱥɝɢɬɚɰɢɨɧɧɵɣ ɬɟɚɬɪ
14.2.9. Ɂɚɤɥɸɱɟɧɢɟ
14.2.10. Abstract (Deutsch)
14.2.11. Abstract (Englisch)

1. Danksagung

Ich bedanke mich an meinen Eltern, Gabriela und Penþo Klatev, für die langjährige Unterstützung während des Studiums und anderer Lebensphasen.

Des Weiteren möchte ich mich an Natalie Sandner und Ivan Klatev für das Korrekturlesen und der konstruktiven Kritik bedanken. Ohne eure Hilfe wäre diese Arbeit nicht möglich gewesen.

2 . Einleitung

Die Besserungsarbeitslager sind eines der wesentlichen Merkmale der kommunistischen, insbesondere der stalinistischen Herrschaft. Diese Lager und der damit zusammenhängende Repressionsapparat sind unter dem Synonym GULAG1 in die Weltgeschichte eingegangen. Sie dienten seit der Großen Sozialistischen Oktoberrevolution bis Ende der achtziger Jahre der Unterdrückung politischer Gegner und Isolierung von Arbeitern, Bauern und Kriminellen.

Einer der unbekanntesten, aber verbreitetsten Bereiche der Besserungsarbeitslager war das Theater. Es wurde zum Zweck der Umerziehung von der Lagerverwaltung für die Häftlinge organisiert. Das offizielle Vorhaben dieser Umerziehung war, die Lagerinsassen mit politischer und kultureller Erziehung für die Rückkehr in die kommunistische Gesellschaft vorzubereiten.

Das erste Ziel meiner Arbeit wird sein, das Wesen des Theaters im GULAG in den zwanziger und dreißiger Jahren zu erörtern. Das beinhaltet einerseits die Auseinandersetzung mit dem Ablauf der Aufführungen, den beteiligten Personen und den Zuschauern. Andererseits will ich herausfinden, in welchen Lagern es Theateraufführungen mit Häftlingen gab. Von den Solovecki-Inseln ist die aktive Beteiligung der Häftlinge bekannt, doch darüber hinaus nur wenig.

Das zweite Ziel ist die Beantwortung der Frage: welches Ziel haben diese Aufführungen in Wirklichkeit gehabt? Es soll erforscht werden, inwieweit Kunst im Theater als solche relevant war, und welchen Stellenwert ideologische Umerziehung in den dargebotenen Theaterstücken einnahm. Verfolgte die Lagerverwaltung bei den Aufführungen eigene Interessen? Was hatten die Häftlinge davon im Theater mitzuspielen?

Als Primärquellen wurden in dieser Arbeit hauptsächlich lagerinterne Zeitungen und Zeitschriften sowie Erinnerungsliteratur der Häftlinge verwendet. Die Sekundärquellen beschäftigen sich größtenteils mit den Besserungsarbeitslagern im Allgemeinen, weil es wenige spezifische Arbeiten über Häftlinge als Schauspieler gibt.

Das dritte Kapitel gibt einen kurzen Überblick über die Geschichte der Besserungsarbeitslager. Im vierten Kapitel werden die wichtigsten Aspekte des sowjetischen Arbeitsbesserungsrechts zusammengefasst, weil sie grundlegend für das Verständnis der Gedanken hinter der Lagerpolitik sind.

Das fünfte Kapitel behandelt die Geschichte der Solovecki-Inseln. Darin wird geschildert wann die Klosteranlage entstand und wie sich die Inseln bis zur Gründung des Lagers entwickelten. Das Pressewesen auf den Solovecki-Inseln wird im sechsten Kapitel geschildert. Es ist von großer Wichtigkeit, weil es einerseits das Leben im Lager schilderte und andererseits die Hauptpersonen sich überschnitten. Das Theater auf den Solovecki-Inseln wird im siebenten Kapitel behandelt. Darin werden die verschiedenen Theatergruppen in den zwanziger und dreißiger Jahren behandelt. Im achten Kapitel wird das Theater in Kem' und den dazugehörigen Lagerkomplexen behandelt. Das neunte Kapitel behandelt das Theater in der Zeit des Großen Terrors. Mit dem Theater beim Bau des Weißmeer-Ostsee-Kanals beschäftigt sich das zehnte Kapitel. Hier wird insbesondere auf Agitationsbrigaden eingegangen. Im elften Kapitel werden die Ergebnisse der Arbeit zusammengefasst und daraus ein Fazit gezogen. Das zwölfte Kapitel gibt einen Ausblick über die Quellenlage und wissenschaftliche Bearbeitung des Themas. Es wird dort ebenso Literatur angeführt, die sich mit dem Theater in den dreißiger und vierziger Jahren beschäftigt.

3. Eine kurze Geschichte der sowjetischen Besserungsarbeitslager

Lasst, die ihr eintretet, alle Hoffnung fahren! Inferno, Canto III

Die göttliche Komödie

Die Sowjetunion wurde von einem Netzwerk von Besserungsarbeitslagern überzogen — vom Archipel2 im Weißen Meer, auf dem alles begann, bis zu den Küsten des Schwarzen Meeres, von Workuta bis Kasachstan, von Leningrad und Moskau bis Kolyma. Es gab verschiedene Sorten Lager: Arbeits- und Straflager, Lager für politische und kriminelle Häftlinge, Frauen- und Kinderlager, aber auch Transitlager.

Die Folgen des Prozesses waren die Zerstörung von Familien und sinnlos durchlebte Jahre der Verbannung an Orten, die kein Mensch kennenlernen sollte, und oft der frühe Tod. Die Vorläufer der Besserungsarbeitslager sind schon im zaristischen Russland zu finden. Seit dem 17. Jahrhundert wurden Zwangsarbeiter nach Sibirien geschickt. Das System wurde in der Sowjetunion übernommen, weiterentwickelt und verfeinert.3

Der Kreuzzug gegen die Klassenfeinde in allen Schattierungen begann gleich nach der Großen Sozialistischen Oktoberrevolution 1917, nachdem Lenin zur Errichtung einer streng revolutionären Ordnung die Säuberung der russischen Erde vom ganzen schädlichen Ungeziefer („ɜɫɹɤɢɯ ɜɪɟɞɧɵɯ ɧɚɫɟɤɨɦɵɯ“) forderte.4 Zum „Ungeziefer“ gehörte man, wenn man ein „antisowjetisches“ oder „sozial-gefährlichen Element“ war. Am 4. Juni 1918 sollte auf Geheiß Trotzkis eine Gruppe abtrünniger tschechischer Kriegsgefangener ruhiggestellt werden, indem sie entwaffnet in einem so genannten Konzentrationslager untergebracht wurden.5 Im August desselben Jahres benutzte Lenin denselben Ausdruck in einem Telegramm an die Kommissare von Pensa. Er forderte sie auf, bei einer gerade stattgefundenen Revolte gegen die Bolschewiken massiven Terror gegen die Kulaken, Popen und Weißgardisten auszuüben.6 Die „Unsicheren“ sollten in Konzentrationslager gesteckt werden. Die Säuberung sollte durch die Internierung der „schädlichen

Elemente“ außerhalb der Städte geschehen.7

Die Einrichtungen standen zur Verfügung, und nach dem Friedensvertrag von Brest-Litowsk im Sommer 1918 ließ die Sowjetregierung zwei Millionen Kriegsgefangene frei und übergab die Einrichtungen sofort an die VýK8 — die Geheimpolizei nahm sich sofort der Aufgabe an die Anlagen wieder aufzufüllen.9

Am 5. September 1918 erhielt der Chef der Geheimpolizei Feliks Dzeržinskij10 von Lenin den Befehl, die Politik des „Roten Terrors“ („Ʉɪɚɫɧɵɣ ɬɟɪɪɨɪ“) durchzuführen. Diese wurde straffer durchgezogen als der sporadisch durchgeführte Terror der Monate zuvor und war von fundamentaler Bedeutung für den Machtkampf Lenins. Lenin legte, wie Trotzkij und andere führende Bolschewiken, einen äußerst bedenkenlosen Umgang mit Gewalt an den Tag.11 Die Zeitung „Ʉɪɚɫɧɚɹ ɝɚɡɟɬɚ“ schrieb: „Without mercy, without sparing, we will kill enemies in scores of hundreds. Let them be thousands, let them drown themselves in their own blood. For the blood of Lenin […] let there be floods of blood of the bourgeoisie — more blood, as much as possible […]“

12.

1920 schrieb Lenin an Efraim Skljanskij, einen Angehörigen des höchsten Militärrats im

Bürgerkrieg und Vertrauter Trotzkijs: „Ergreife militärische Maßnahmen, d. h. versuche Lettland und Estland auf militärische Weise zu strafen […] Überschreiten von Grenzen und Erhängen von 100 bis 1.000 ihrer Bürokraten und Reichen“13.

Die Konzentrationslager waren rein zahlenmäßig für den „Roten Terror“ ein entscheidender Faktor. Obwohl zur Anzahl der Häftlinge dieser Zeit nur unzuverlässige Angaben verfügbar sind,

gab es am Ende des Jahres 1919 bereits 21 und Ende 1920 schon 107 Lager — mehr als fünf Mal so viele.14

Daneben existierten schon 1921 in 43 Gouvernements 48 Sonderlager („ɥɚɝɟɪɶ ɨɫɨɛɨɝɨ ɧɚɡɧɚɱɟɧɢɹ“) für die Volksfeinde. Sie wurden von der Geheimpolizei verwaltet und ihre Anzahl wurde im Verlauf der Zeit verzehnfacht.15

Die als Notmaßnahme gedachten Sonderlager hießen mitunter so, weil sie von die ýK verwaltet wurden. Die Geheimpolizei schottete die Lager von der Öffentlichkeit und anderen Behörden ab. Daraus entstanden besondere Regeln, härtere Strafen und ein strengeres Regime. Die Begriffe „Umerziehung“ und „Besserung“ wurden auch von der Geheimpolizei verwendet, aber diese Einrichtungen hatten mit den herkömmlichen Strafanstalten wenig gemein. Sie interpretierten die umerzieherische Besserung des Menschen auf ihre eigene Art und Weise. Mit der Ausweitung der Definition des „Feindes“ stieg die Anzahl und Bedeutung dieser Sonderlager. Schlussendlich blieb nur der außerordentliche Strafvollzug, nachdem die beiden Systeme vereinheitlicht wurden.16

Ende der dreißiger Jahre hatte sich das Lagersystem über alle zwölf Zeitzonen der UdSSR ausgedehnt, und über die Jahre entstanden mehr als 446 Lagerkomplexe. Die Komplexe bestanden oft aus tausenden von Einzellagern, worin zwischen hundert und mehreren tausend Menschen lebten. Die durchschnittliche Anzahl der Haftstrafen ableistenden Menschen war zwei Millionen jährlich. Die Summe der mit dem GULAG in Berührung gekommenen kann nur geschätzt werden: Die glaubhaftesten Schätzungen gehen von achtzehn Millionen Häftlingen zwischen 1929 und 1953 aus, dazu müssen noch weitere sechs Millionen Verbannte in die kasachische Wüste und sibirische Taiga addiert werden. Diese lebten zwar nicht hinter Stacheldraht, aber sie durften ihre Verbannungsorte nicht verlassen und waren insofern auch Zwangsarbeiter.17

Es ist wiederum klarer, wie viele Menschen erschossen wurden, weil pro Exekution eines Menschen ein Dokument unterschrieben werden musste. Der Vorsitzende des KGB verkündete am 14. Februar 1990, dass 3.778.254 Menschen zwischen 1930 und 1953 aufgrund von konterrevolutionären Verbrechen verhaftet und 786.098 davon erschossen wurden.18 Nur vier Monate später wurde die Zahl von der Zeitung „Ⱥɪɝɭɦɟɧɬɵ ɢ ɮɚɤɬɵ“ nach oben revidiert. Die Zahlen übergab der KGB einer Kommission, die im Rahmen des 20. Parteitags der KPSS anfing die Verbrechen Stalins zu untersuchen. Die Kommission förderte folgende Zahlen ans Tageslicht: Zwischen dem 1. Jänner 1935 und dem Eintritt der Sowjetunion in den Zweiten Weltkrieg am 22. Juni 1941 wurden 19.840.000 Menschen verhaftet und sieben Millionen davon exekutiert — in weniger als sieben Jahren sind das durchschnittlich eine Million Erschießungen pro Jahr. Die Zahlen wurden in einer Auflage von über 33 Millionen veröffentlicht.19

Lev Razgon nimmt an, dass die aufgebesserten Zahlen näher an die Wahrheit heran kommen, weil der KGB nicht zufällig erlaubt hätte, die Zahlen in einer solchen Auflage zu publizieren. Für ihn ist das eine mit Stolz vorgetragene Leistungsschau, die im Volk Furcht erzeugen sollte.20

Das erste dauerhafte Lager wurde auf den Solovecki-Inseln eingerichtet. Das Archipel mit einer alten Klostergemeinde wurde Stück für Stück durch die Einrichtung eingenommen, bis der ganze Komplex zu einem Lager wurde. Diese Einrichtung war zwar nicht das einzige Gefängnis der zwanziger Jahre, aber hier lernte die OGPU die Arbeitssklaven mit Gewinn einzusetzen.21

Der Charakter der Lager änderte sich 1929 abrupt, als Stalin beschloss, dass zur Industrialisierung des größtenteils bäuerlichen Sowjetstaates Zwangsarbeiter benutzt werden sollten, und die Geheimpolizei die Kontrolle über dieses System übernehmen sollte. So fingen die Häftlinge an in den unwirtlichsten Gegenden des nördlichen Sibiriens Gold und Kohle zu fördern. In den folgenden Jahren wurden die Häftlinge in jedem nur vorstellbaren Industriezweig verwendet: Holzgewinnung, Bergbau, Kanalbau, Fabrikarbeit und sogar Entwicklung von Flugzeugen. In den fünfziger Jahren wurde ein Drittel des Goldes und ein Großteil der Kohle durch Häftlinge gefördert — der GULAG war aus der sowjetischen Wirtschaft nicht mehr wegzudenken.22

Der GULAG existierte von Anbeginn der sowjetischen Herrschaft, und obwohl ihn viele Menschen durchgemacht haben, ist seine Geschichte bis jetzt nur teilweise bekannt. Trotz großen Bemühens vieler Organisationen und Autoren wird sie aufgrund mehrerer Faktoren wahrscheinlich nie ganz enthüllt werden. Einerseits spielt der zeitliche Faktor eine große Rolle, weil die ehemaligen

Insassen gestorben sind, andererseits fehlen die schriftlichen Quellen. Zwei andere Faktoren sind ebenso wichtig: Der erste ist die Unlust im heutigen Russland sich mit diesem Thema zu beschäftigen und es aufzuarbeiten.

Der zweite Faktor ist ein Problem des Westens, der durch in Hollywood produzierte Massenkultur mit karikaturhaften Bildern von Russen in Spionage- und Actionfilmen gefüttert wurde. Er kennt keine niveauvolle Auseinandersetzung mit der Lagerthematik, die eine große Anzahl von Menschen erreicht und dadurch ein öffentliches Interesse für das Thema entsteht. Als anspruchsvolle Beispiele können Steven Spielbergs „Schindlers Liste“ oder „Das Reich der Sonne“ angeführt werden.23

Das Thema benötigt eine differenzierte Auseinandersetzung mit dem Ziel, das Geschehene aufzuklären und aufzuarbeiten.

Ich bestrebe, eines der weniger bekannten Bilder des GULAG genauer und zugleich breiter zu zeichnen, vielleicht sogar bekannter zu machen.

4. Das sowjetische Ⱥrbeitsbesserungsrecht am Anfang der zwanziger Jahren

Nicht das Bewußtsein bestimmt das Leben,

sondern das Leben bestimmt das Bewußtsein. Karl Marx

In diesem Kapitel soll ein Überblick gegeben werden, wie man zur Überzeugung kam den Menschen umerziehen zu können. Darüber hinaus soll aufgezeigt werden, ob die offiziell propagierte Strafkultur der Wirklichkeit entsprach. Diese Fragen sollen in einer kurzen Ausführung über das sowjetische Arbeitsrecht beantwortet werden, weil sie grundlegend für das Verständnis des Theaters in den Arbeitsbesserungslagern sind.

Anfang 1927 begann ein neuer Abschnitt in der Geschichte des sowjetischen Strafrechts, als das Strafgesetzbuch eine große Anzahl an Neuerungen erfuhr.24 Bei der Neubearbeitung spielten ideologische Erwägungen eine signifikante Rolle, weil man in der Fassung von 1922 noch Elemente des bürgerlichen Strafgesetzes finden konnte. Man wollte dies nun ändern, „da terminologische Unklarheiten zu Unklarheiten in der Sache werden könnten“25. So wurde auf die Begriffe „ɩɪɟɫɬɭɩɥɟɧɢɟ“ und „ɧɚɤɚɡɚɧɢɟ“ verzichtet und die Haftanstalten in „ɢɫɩɪɚɜɢɬɟɥɶɧɨ-ɬɪɭɞɨɜɨɣ ɞɨɦ“ unbenannt.26 In den neuen Gesetzen kannte man nur noch „ɦɟɪɵ ɫɨɰɢɚɥɶɧɨɣ ɡɚɳɢɬɵ“. Schon in dieser Wandlung der Begriffe wird die damals vorherrschende Vorstellung deutlich, dass es in der Zukunft der klassenlosen Gesellschaft keine Verbrechen mehr geben und das Strafrecht somit obsolet werden wird. Durch diese aus dem 19. Jahrhundert stammenden Gedanken des Positivismus, von Marx und später von Lenin übernommen, kam man zur Überzeugung, dass eine Straftat nicht aufgrund des bösen Willens des Menschen begangen wird, sondern auf das negative Umfeld zurückzuführen ist, in dem der Täter sich befindet. Demnach musste nicht das Individuum, sondern die Umgebung, also die Gesellschaft, verändert werden. Dieser Aufgabe nahm sich die Sowjetjustiz an: Sie veränderte den Täter nicht durch Bestrafung, sondern durch „angemessene“ Erziehungsmethoden.27

Als nächstes will ich von Pasche-Oserski eine Interpretation der ideologisch-politischen Komponente im Strafdiskurs der Sowjetunion liefern. Sie beinhaltet die fundamentalen Gedanken des Sowjetstrafrechts und Strafvollzugs. Diese waren ab Mitte der zwanziger Jahre fast ein ganzes Jahrzehnt lang die Grundlage für die strafrechtlichen Arbeiten der Sowjetunion.28 Nachfolgend werden die wesentlichsten inhaltlichen Aspekte zitiert. Die Strafe:

„In der UdSSR gibt es weder „Strafen“, noch einen „Strafvollzug“, sondern „Maßnahmen des sozialen Schutzes“ und „durch Arbeit bessernde Einwirkung“ auf Personen, die sozialgefährliche Handlungen begangen haben […] Vom Standpunkt des Sowjetstaates ist das „Verbrechen“ in vollem Umfange durch die wirtschaftlichen Verhältnisse bedingt, und der Weg zum Kampf mit dem Verbrechen führt ausschliesslich über die radikale Aenderung des wirtschaftlichen Systems selbst, […][7]

Im scharfen Gegensatz zu den bestehenden kapitalistischen Strafgesetzgebungen, die lediglich eine formale Definition des „Verbrechens“ geben („als Verbrechen wird eine jede Tat angesehen, die zur Zeit ihrer Begehung vom Gesetz unter Androhung einer Strafe verboten ist“!), gibt das unverhüllte Klassenstrafrecht der Sowjetunion erstmalig eine Definition des „Verbrechens“ seinem Wesen nach. Als Verbrechen („gesellschaftlich gefährliche Handlung“) wird in der UdSSR jede Handlung oder Unterlassung bezeichnet, die gegen das Sowjetsystem gerichtet ist oder diejenige Rechtsordnung verletzt, die von der Arbeiter- und Bauernmacht für die Zeit des Uebergangs zum kommunistischen System geschaffen worden ist.[9]

Der Staat der Werktätigen straft nicht, sondern verteidigt sich gegen sozialgefährliche Handlungen (Verbrechen), indem er gegen Personen, die solche Handlungen begehen, Maßnahmen des sozialen Schutzes in Anwendung bringt. Das Sowjetstrafrecht erklärt offen: „die Maßnahmen des sozialen Schutzes können nicht die Zufügung physischer Leiden oder die Erniedrigung der menschlichen Würde zum Zweck haben und ihre Aufgabe besteht nicht in der Vergeltung und der Strafe“ […][9]

Doch ist die Besserung des Täters, seine Anpassung an die Bedingungen des freien werktätigen Gemeinlebens, seine Rückkehr als nützliches Mitglied in die Sowjetgesellschaft, die grundlegende Aufgabe, die sich heute die Sowjetrepublik und der sogenannte „Strafvollzug“ in der Sowjetunion stellt. Diese Aufgabe wird in der Hauptsache im Wege der arbeitsbessernden

Einwirkung auf den Täter während der Durchführung der Grundmaßnahmen des sozialen Schutzes gerichtlich-bessernder Art — der Freiheitsentziehung und der Zwangsarbeit ohne Freiheitsentziehung erreicht. Ein besonderer, der allerjüngste Zweig des Sowjetstrafrechts, regelt die Ordnung der Anwendung dieser beiden Maßnahmen des sozialen Schutzes. Dies ist das Arbeitsbesserungsrecht der Sowjetrepubliken [...][39] 29

Der Strafvollzug:

„Die Arbeit und kulturell-aufklärende Einwirkung sind einander ebenbürtige Mittel der Arbeitsbessernden Einwirkung auf die Internierten in den Freiheitsentziehungsanstalten der Sowjetrepubliken, die mit Recht die Bezeichnung „Arbeitsbesserungsanstalten“ tragen.

Die Arbeitsbesserungsgesetzgebung der Sowjetrepubliken verwirft kategorisch die Ansicht, daß die Arbeit der Internierten ein Mittel zur Abschreckung oder Ausbeutung darstellt, und betrachtet diese Arbeit in erster Linie als erzieherisch-besserndes Mittel […][40]

Der Internierte muß innerhalb der Mauern der Sowjetarbeitsbesserungsanstalt sein Analphabetentum beseitigen, seine Allgemeinbildung ergänzen, das Niveau der politischen Entwicklung heben und irgendein Handwerk oder einen Beruf erlernen […] In scharfer Unterscheidung von den heutigen Gefängnisordnungen anderer Länder, in denen die Teilnahme an der kulturell-aufklärenden Arbeiten lediglich als „Belohnung“ für eine Besserung gestattet ist, verkündet das Sowjetrecht die Teilnahme an der kulturell-aufklärenden Einwirkung als Recht aller Internierten […][50]

Die Arbeitsbesserungsgesetzgebung der Sowjetunion verkündigt das Prinzip, daß „ die Behandlung in den Arbeitsbesserungsanstalten keine Zufügung physischer Leiden, Gesundheitsschädigung oder Herabsetzung der Menschenwürde der Internierten kennen darf“. Deshalb verwirft das Sowjetprogressivsystem entschieden die Einzelhaft überhaupt, da diese für die Sowjet-Strafvollzugspolitik vollständig unannehmbar ist […][67] “30

Das hier vorgestellte theoretische Konzept des sowjetischen Strafvollzugs, welches die „Humanisierung“ und den Fortschritt hervorstreicht, weist deutliche Parallelen mit den Strafreformen des 18. und 19. Jahrhunderts auf. So soll auf die Isolierung der Häftlinge verzichtet werden, die Besuchs-, Korrespondenz- und Urlaubsregelungen sind liberal und ermöglichen eine für die Außenwelt zugänglichere Anstalt. Durch die Ausführung von kontrollierten Tätigkeiten soll das Subjekt für die Gesellschaft nützlich gemacht werden. So ist der Freiheitsentzug keine Strafe mehr, sondern eine Erziehungsphase.31

4.1. Die sowjetische Strafpolitik der dreißiger Jahre im Wandel

Die dreißiger Jahre zeichneten sich durch eine Änderung der offiziellen Haltung zur Strafpolitik aus. Die bisher vorherrschende Auffassung, dass jeder Mensch durch die sowjetischen Erziehungmaßnahmen gebessert und umerzogen werden kann, wurde zugunsten des bürgerlichen Strafrechts fallengelassen. Schritt für Schritt wurden Begriffe wie „Strafe“, „Gefängnis“ oder „Schuld“ wieder in den öffentlichen Diskurs eingeführt.32 Diese bourgeoisen Begriffe sollten kein Tabu mehr im Recht sein.33

Andrej Vyšinskij weist 1934 im Vorwort zu „Ɉɬ ɬɸɪɟɦ ɤ ɜɨɫɩɢɬɚɬɟɥɶɧɵɦ ɭɱɪɟɠɞɟɧɢɹɦ“ darauf hin, dass die sowjetische Arbeitsbesserungspolitik nicht unbedingt zur Umerziehung des Menschen führen muss. Er führt darin zwar das Beispiel des Weißmeer-Ostsee-Kanals34 an, bei dem die Umerziehung Tausender Verbrecher und Konterrevolutionären zu Stoßarbeitern höchst erfolgreich vonstatten gegangen sein soll. Gleichzeitig gesteht er aber ein, dass die Arbeitsbesserungspolitik eine Verbindung von Erziehung und Gewalt sein soll.35 Ihre Aufgabe sei der Kampf gegen den Klassenfeind sowie die „erzieherische Einwirkung“ („ɜɨɫɩɢɬɚɬɟɥɶɧɨɟ ɜɨɡɞɟɣɫɬɜɢɟ“) auf Angehörige der Arbeiterklasse, die nicht ganz der Parteilinie entsprechen. Die Erziehungsmaßnahmen sollten all jenen „schädlichen Elementen“ zukommen, die bereit sind sie anzunehmen.36 Allerdings wird unter Verweis auf die theoretischen Abhandlungen Lenins auch auf die legitime Vernichtung „nicht erziehbarer“, „schädlicher Elemente“ aufmerksam gemacht.37 Dabei nimmt er auf die „zweieinige“ („ɞɜɭɟɞɢɧɚɹ“) Aufgabe der sowjetischen Kriminalpolitik Bezug, deren Wesen in der „organische[n] Verbindung von Unterdrückung und Überzeugung“38 liegen soll.

Das landesweite Lagersystem ließ sich nur aufgrund des erneuten Umdenkens errichten. Die gesellschaftstheoretische Ansicht der zwanziger Jahre ermöglichte keinen allumfassenden Unterdrückungsapparat. Die unzeitgemäße Annahme, dass durch die Aufhebung der Klassenordnung die Wurzeln individuellen Verbrechens beseitigt werden und bourgeoise Strafrecht ersetzt werden muss, wurde verworfen. Fernerhin schreckte die Lagerverwaltung auch in den zwanziger Jahren keineswegs vor Gewalt zurück, aber in den dreißiger Jahren wurden sie legalisiert und eingefordert.39 Die Besserungsgedanken schlossen Bevölkerungsgruppen aus, die als Systemgegner angesehen wurden. So galten zaristische Beamte und Offiziere, Kirchenvertreter sowie Funktionäre nichtsozialistischer Parteien als nicht integrierbare „soziale Gefahr“, die abgesondert und vernichtet gehörte. So unterschied man zwischen „Besserungsarbeit“ („ɢɡɩɪɚɜɢɬɟɥɶɧɵɣ ɬɪɭɞ“) für Vertreter der Arbeiterklasse und „Zwangsarbeit“ („ɩɪɢɧɭɞɢɬɟɥɶɧɵɣ ɬɪɭɞ“) für „Konterrevolutionäre“, „sozial gefährliche Elemente“ und „Klassenfeinde“. Diese Kategorisierung und Terminologie ist insofern irreführend, als dass sie mit einer Verklärung der Wirklichkeit einhergeht: beide Arbeitsformen waren Zwangsarbeit, aber nur die Besserungsarbeit wurde mit ihrer kulturell-politischen Komponente als „humanere“ Bestrafung für die Propaganda benutzt.40

4.2. Eine sowjetische Wirklichkeit

Die Urzellen für das Lagersystem waren die „ɋɨɥɨɜɟɰɤɢɟ ɥɚɝɟɪɹ ɨɫɨɛɨɝɨ ɧɚɡɧɚɱɟɧɢɹ“ mit dem Akronym SLON. Besonders ab der zweiten Hälfte der zwanziger Jahre spielte die politische Erziehung eine geringe Rolle. Neben den sich stetig verschlechternden Lebensbedingungen wurden die Clans der Kriminellen immer dominanter. Die Lagerordnungen wurden härter, die Strafen brutaler, die Strafzwangsarbeit trat immer mehr in den Vordergrund, und die Insassenanzahl stieg, weshalb die Häftlinge der Solovecki-Inseln auf das Festland verschickt wurden. So formierten sich in den nordöstlichen Gebieten Sibiriens die Verbundsysteme, die charakteristisch für den späteren GULAG sind. Mit der Machtergreifung Stalins vollzog sich neben der Neuorganisierung der Wirtschaft auch die Verschärfung des Strafrechts. Die Änderungen ermöglichten nicht nur die Bestrafung möglicher Staatsfeinde, sondern auch die Regelung des Zuflusses an Häftlinge. Nur so konnte der GULAG seine staatswirtschaftlichen Aufgaben erfüllen.41

Das Verständnis von Strafe änderte sich in den dreißiger Jahren durch die erhöhte Wichtigkeit staatsökonomischer Interessen. Hinzu kommt, dass das Strafgesetzbuch von 1926 viel mehr auf die Gefahrenabwehr hin ausgerichtet war und die vorbeugenden Maßnahmen zum sozialen Schutz auf die Personen ausdehnte, welche zu einer bestimmten Klasse gehörten.42 Diese Änderung war grundlegend für das Einsetzen der Massenverhaftungen nach der Verschärfung des Artikels 58 im Jahr 1934. Der notwendige Terrordruck, so die Meinung der Sowjetführung, garantierte den Personalbestand der Lager. Die Bestrafung diente nun der Isolation oder Vernichtung der politisch Unzuverlässigen und der organisierten Ausbeutung der Arbeitskräfte.43 Spätestens seit Mitte der dreißiger Jahre hatte sich der GULAG in seiner Struktur und Zielsetzung in eine reine Straf- und Zwangsarbeiterorganisation verwandelt.44 Die Organisation hatte darüber hinaus den Charakter eines eigenen Staates im Staat, weil in den Strafkolonien der NKVD alle drei Gewalten inne hatte und für den wirtschaftlichen Erfolg der Sowjetunion mitverantwortlich war. Die Aussage von Beloborodov, einem Mitglied der Lagerverwaltung der Solovecki-Inseln, verdeutlicht dɚs: „Ɂɞɟɫɶ ɜɥɚɫɬɶ ɧɟ ɫɨɜɟɬɫɤɚɹ, ɚ ɫɨɥɨɜɟɰɤɚɹ. ɋɸɞɚ ɧɨɝɚ ɩɪɨɤɭɪɨɪɚ ɧɟ ɫɬɭɩɚɥɚ.“45 Nicht umsonst wurden die Lager „Zone“ („Ɂɨɧɚ“) und die Sowjetunion „Große Zone“ („Ȼɨɥɶɲɚɹ ɡɨɧɚ“) genannt. Für diese Charakterisierung spricht auch die parallele Existenz vieler Institutionen, die es ebenso in der „Großen Zone“ gab: Propaganda, kulturelle Aktivitäten, Theater, Fußballmannschaften und Forschungseinrichtungen46. Jurij Aleksandroviþ Chramzov beschrieb, wie sich beide Zonen ähnelten:

Ʌɚɝɟɪɶ - ɢɞɟɚɥ ɤɨɦɦɭɧɢɡɦɚ. ɋ ɩɨɞɴɟɦɚ ɢ ɞɨ ɨɬɛɨɹ ɲɭɫɬɪɹɬ ɩɨ ɬɪɭɞɨɜɵɦ ɤɨɥɥɟɤɬɢɜɚɦ ɦɭɪɚɜɶɢ-ɩɪɨɢɡɜɨɞɫɬɜɟɧɧɢɤɢ, ɜɫɟ ɜ ɨɞɢɧɚɤɨɜɵɯ ɫɩɟɰɨɜɤɚɯ, ɯɢɬɪɨɜɚɬɵɟ ɢ ɡɚɛɥɚɬɧɟɧɧɵɟ. ɉɪɢɧɢɦɚɸɬ ɧɚ ɫɟɛɹ ɫɨɰɢɚɥɢɫɬɢɱɟɫɤɢɟ ɨɛɹɡɚɬɟɥɶɫɬɜɚ ɢ ɡɚɛɵɜɚɸɬ ɨ ɧɢɯ, "ɬɭɮɬɨɜɨ" ɩɟɪɟɜɵɩɨɥɧɹɸɬ ɩɪɨɢɡɜɨɞɫɬɜɟɧɧɵɟ ɡɚɞɚɧɢɹ ɢ ɬɨɪɠɟɫɬɜɟɧɧɨ ɨɛɟɳɚɸɬ "ɧɟ ɝɧɚɬɶ ɬɭɮɬɭ". ɏɨɞɹɬ ɫɬɪɨɟɦ ɧɚ ɪɚɛɨɬɭ, ɧɚ ɩɨɥɢɬɡɚɧɹɬɢɹ, ɧɚ ɫɬɪɨɟɜɭɸ ɩɨɞɝɨɬɨɜɤɭ, ɜ ɫɬɨɥɨɜɭɸ ɢ ɧɚ ɮɢɡɡɚɪɹɞɤɭ. ɂ "ɜɵɫɤɚɤɢɜɚɸɬ" ɢɡ ɫɬɪɨɹ ɩɪɢ ɩɟɪɜɨɣ ɜɨɡɦɨɠɧɨɫɬɢ.

ȼɫɹ ɫɨɜɟɬɫɤɚɹ ɨɛɳɧɨɫɬɶ, ɬɨɱɧɟɣ, "ɪɚɛɨɱɢɣ ɤɥɚɫɫ ɢ ɤɨɥɯɨɡɧɨɟ ɤɪɟɫɬɶɹɧɫɬɜɨ" ɛɟɪɭɬ ɩɪɢɦɟɪ ɫ ɝɭɥɚɝɚ. ȼɫɟ ɪɹɞɨɜɵɟ ɱɥɟɧɵ ɜɨɥɶɧɵɯ ɬɪɭɞɨɜɵɯ ɤɨɥɥɟɤɬɢɜɨɜ, ɜ ɩɟɪɜɭɸ ɨɱɟɪɟɞɶ ɬɟ ɩɪɨɢɡɜɨɞɫɬɜɟɧɧɢɤɢ, ɱɬɨ ɩɪɨɲɥɢ ɲɤɨɥɭ ɤɨɦɦɭɧɢɡɦɚ ɂɌɍ, ɜɟɞɭɬ ɫɟɛɹ ɫɨɨɬɜɟɬɫɬɜɟɧɧɨ ɫ ɩɪɚɜɢɥɚɦɢ ɪɚɫɩɨɪɹɞɤɚ ɜ ɷɬɢɯ ɡɚɤɪɵɬɵɯ "ɭɱɪɟɠɞɟɧɢɹɯ". ȼɵɢɫɤɢɜɚɸɬ ɜ ɫɨɰɢɚɥɢɫɬɢɱɟɫɤɨɣ ɨɛɳɧɨɫɬɢ ɳɟɥɤɢ, ɝɞɟ ɛɵ ɦɨɠɧɨ ɛɵɥɨ ɫɩɪɹɬɚɬɶɫɹ ɨɬ ɬɪɭɞɨɜɨɣ ɩɨɜɢɧɧɨɫɬɢ, ɩɪɟɧɟɛɪɟɝɚɹ ɜɟɥɢɤɢɦ ɩɪɨɥɟɬɚɪɫɤɢɦ ɥɨɡɭɧɝɨɦ "Ʉɬɨ ɧɟ ɪɚɛɨɬɚɟɬ - ɬɨɬ ɧɟ ɟɫɬ".47

Die ursprüngliche Rolle der Strafe für ein bestimmtes Verbrechen zur Sanktionierung und Besserung wurde im Rechtsdiskurs irrelevant. Aufgrund der administrativen Einschränkungen der sowjetischen Forschung und dem gewandelten Erkenntnisinteresse ist es sogar fraglich, ob man ab dem Ende der dreißiger bis Mitte der fünfziger Jahre von einer sowjetischen „Kriminologie“ im juristischen Sinn sprechen kann:

Die fehlenden Möglichkeiten, neue Daten über Taten und Täter zu gewinnen, brachten es mit sich, dass man sich mit dem Problem der Verbrechensursachen nicht mehr beschäftigte. Vor dem Hintergrund des stalinistischen Gesellschaftssystems wurde dies sogar als schädlich angesehen und so Jahr für Jahr dieselben allgemeinen Äußerungen über die Überreste der kapitalistischen Vergangenheit im Bewusstsein und die Einflüsse der kapitalistischen Umkreisung bzw. des kapitalistischen Lagers wiederholt. Mit dem damit verbundenen Postulat, dass es im sowjetischen System keine Faktoren mehr gebe, die zu Kriminalität führten, war eine kriminologische Wissenschaft im eigentlichen Sinne in der Tat unmöglich geworden. Aus der damaligen Sicht genügte es, den dennoch kriminell Gewordenen als Träger „alter Überreste“ im Zeichen des verstärkten Klassenkampfes in der einen oder anderen Weise zu bekämpfen. Trotz vereinzelter Forderungen nach der Wiederbelebung der Kriminologie in den späten 30er und 40er Jahren sollte es vom Ende der 30er Jahre beinahe 20 Jahre dauern, bis es im Zuge der Entstalinisierung wieder eine sowjetische Kriminologie geben würde.48

Mit diesen Veränderungen in den dreißiger Jahren geht beinahe ein Verschwinden der von der Verwaltung geförderten kulturell-erzieherischen Tätigkeiten einher, was sich zum Beispiel dadurch äußert, dass in den Lagern beinahe kein Theater mehr gespielt wurde. Die offiziellen und inoffiziellen Aufzeichnungen darüber sind nach dem Beenden des Weißmeer-Ostsee-Kanals sehr selten. Man kann selbstorganisiertes Theater zwar nicht ausschließen, da es nicht von der Lagerverwaltung unterstützt war. Deshalb war aber die schriftliche Dokumentation fast unmöglich. Ebenso bleibt aufgrund der hohen Anzahl an Opfer vieles ungesagt. Ab den vierziger Jahren ist eine Wiederaufnahme der Umerziehung zu beobachten, die sich in der höheren Anzahl an Aufzeichnungen offizieller und inoffizieller Natur darüber verdeutlicht. Wie man aber aus einem Dokument des Stellvertretenden Leiters der Verwaltung des KarLag, Sljusarenko, schließen kann, lag das Hauptinteresse der Lagerverwaltung in der Steigerung der Arbeitsproduktivität.49 Der zweite Grund ist der oben beschriebene Wandel im Fokus der sowjetischen Führung von einer „humanen“ Umerziehung zu einer offiziellen Ausbeutung der Arbeitskraft aus staatsökonomischen Interessen.

5. Die Geschichte der Solovecki-Inseln bis zur Gründung der nördlichen Sonderlager

Ɍɟɯ, ɤɬɨ ɧɚɝɪɚɞɢɥ ɧɚɫ ɋɨɥɨɜɤɚɦɢ,

ɉɪɨɫɢɦ, ɩɪɢɟɡɠɚɣɬɟ ɫɸɞɚ ɫɚɦɢ,

ɉɨɫɢɞɢɬɟ ɡɞɟɫɶ ɝɨɞɨɱɤɨɜ ɬɪɢ ɢɥɶ ɩɹɬɶ… Ȼɭɞɟɬɟ ɫ ɜɨɫɬɨɪɝɨɦ ɜɫɩɨɦɢɧɚɬɶ… ɉɪɢɩɟɜ

Die malerische Landschaft mit bewaldeten Hügeln und hunderten Seen und der für die nördliche Region vergleichsweise milde Winter ohne großen Vereisungen mussten bei den beiden Mönche Savvatij und German einen bleibenden Eindruck hinterlassen haben, als sie eines Sommers den Solovecki-Inseln einen ihrer zahlreichen Besuche abstatteten. Sie entschieden nämlich, sich dort anzusiedeln.

Aufgrund des Ablebens Savvatijs kam im Jahr darauf der Mönch Zosima mit German auf den Archipel und sie gründeten, so nehmen die Historiker an, 1429 die Klostergemeinde auf den Inseln.50

Die Mönche waren treue Diener des Zaren und unterstützten ihn schon seit dem 16. Jahrhundert, wenn er politische Gegner isolieren ließ. Darunter fand man sowohl aufsässige Priester als auch rebellische Adelige.51 Die sowjetische Regierung stellte mit der Abschiebung der „sozial gefährlichen Elemente“ später gewissermaßen eine historische Kontinuität her.

1921 gründete man eine Sowchose, welche nach etwa einem Jahr zugrunde ging, weil die Bauern sich nicht zu den Ratssitzungen treffen wollten. Im Jahr darauf wurde das Kloster geschlossen, die kräftigeren Mönche flüchteten auf die Insel Valaam in der Nähe Finnlands. So blieben die 50 älteren Mönche in ihren Zellen mit den auf der Insel verfügbaren Nahrungsmitteln ihrem Schicksal überlassen.52

Der Höhepunkt dieser Vorgeschichte des Sonderlagers ist der große Brand im Kreml der Insel vom 25. und 26. Mai 1923, bei dem fast alles niederbrannte. Zu diesem Zeitpunkt war die Entscheidung für eine Umfunktionierung des Klosters bereits getroffen, und die Häftlinge aus den nördlichen Sonderlagern von Petrominsk, Archangelsk und Cholmogrosk zur Umsiedlung versammelt. Im Oktober 1923 wurden die „ɋɟɜɟɪɧɵɟ ɥɚɝɟɪɹ ɨɫɨɛɨɝɨ ɧɚɡɧɚɱɟɧɢɹ“ unter dem Akronym SLON53 zusammengesetzt. Das Ziel der Umsiedlung war die physische Vernichtung der politischen Gegner der neuen Regierung. In diese Kategorie fielen mitunter die Weißgardisten, Sozialrevolutionäre und Anarchisten.54

Das Lager war bereit die ersten Opfer des Bolschewismus durchfließen zu lassen, und es lag nun an den Betroffenen um ihr Überleben zu kämpfen. Vladimir Korolenko beschreibt die sowjetische Wirklichkeit in einem seiner Briefe:

...ɛɨɥɶɲɟɜɢɡɦ — ɬɚɤɚɹ ɛɨɥɟɡɧɶ, ɤɨɬɨɪɭɸ ɩɪɢɯɨɞɢɬɫɹ ɩɟɪɟɠɢɬɶ ɨɪɝɚɧɢɱɟɫɤɢ. ɇɢɤɚɤɢɟ ɥɟɤɚɪɫɬɜɚ, ɚ ɬɟɦ ɛɨɥɟɟ ɯɢɪɭɪɝɢɱɟɫɤɢɟ ɨɩɟɪɚɰɢɢ ɩɨɦɨɱɶ ɧɟ ɦɨɝɭɬ. Ʌɨɡɭɧɝ ɞɥɹ ɦɚɫɫ ɨɱɟɧɶ ɡɚɦɚɧɱɢɜɵɣ. Ⱦɨ ɫɢɯ ɩɨɪ ɦɵ ɛɵɥɢ ɜ ɭɝɧɟɬɟɧɢɢ, ɬɟɩɟɪɶ ɛɭɞɟɬɟ ɝɨɫɩɨɞɚɦɢ. ɂ ɨɧɢ ɯɨɬɹɬ ɛɵɬɶ ɝɨɫɩɨɞɚɦɢ.55

Das Theater war eine der wenigen Möglichkeiten nicht nur den Bolschewismus, sondern auch das Lager zu überleben.

5.1. Nach der Gründung der Sonderlager

Auf die Solovecki-Inseln wurden die Häftlinge der nördlichen Sonderlager, Moskaus und Petersburgs zur Vernichtung durch die unmenschlichen Lebensbedingungen beziehungsweise Folter geschickt, bis ein Umdenken in der Verwaltung stattfand. Aufgrund der internationalen Umwälzungen auf der politischen Weltbühne in diesen Jahren war man bemüht, der internationalen Öffentlichkeit zeigen zu können, dass die Bolschewisten nicht nur das Vernichten der politischen und sozialen Feinde, sondern auch ihre Umerziehung beherrschen.56 Man gelangte zur Überzeugung, dass nur das sowjetische Gefängnis den Menschen verändern konnte. In der damaligen Sprache der Partei hieß es „umschmieden“ („ɩɟɪɟɤɨɜɚɬɶ“).57

Die Bevölkerung der Solovecki-Inseln lebte im ständigen Kampf zwischen den verschiedenen Gruppierungen. Halt und Schutz fand man nur innerhalb seiner Nationalität oder seines jeweiligen Clans. Eine Gruppierung mit klar definierten Clanstrukturen waren die Kriminellen („ɲɩɚɧɵ“). Eine andere zahlenmäßig kleinere Kategorie, waren die Konterrevolutionäre („ɤɚɷɪɵ“). Die Lagerverwaltung traute den Konterrevolutionären zwar nicht, aber sie war trotzdem auf ihre Unterstützung angewiesen, weil die Anzahl der Häftlinge stetig stieg und die Inhaftierten kontrolliert werden mussten. Am Anfang wurden 2.000 Häftlinge gezählt, welche über ein paar Jahre auf 55.000 anstiegen. Diese mussten mit fester Hand geführt werden.

Die an die 450 „Politischen“ („ɩɨɥɢɬɢɤɢ“), unter anderem Sozialrevolutionäre, Menschewiki und Anarchisten, durften auf den Inseln Muksalmɚ und Anzer freien Fußes ihre zweijährige Haft verbringen. Sie lebten auf sich allein gestellt in ihren Baracken und wurden nicht umerzogen. Es kam manchmal vor, dass die ganze Familie zusammen unter einem Dach wohnte. Sie bekamen sogar Bücher vom Politischen Roten Kreuz.58

Die „Politische“ Ekatarina L'vovna Olickaja erinnert sich im Journal „ɋɩɨɥɨɯɢ“ wie sie in einem selbstorganisierten, dramaturgischen Klub mitspielte:

ɍ ɧɚɫ ɧɟ ɛɵɥɨ ɬɚɥɚɧɬɥɢɜɵɯ ɚɪɬɢɫɬɨɜ, ɡɚɬɨ ɛɵɥɢ ɬɚɥɚɧɬɥɢɜɵɟ ɪɟɠɢɫɫɟɪɵ, ɞɟɤɨɪɚɬɨɪɵ ɢ ɦɭɡɵɤɚɧɬɵ... Ɉɪɤɟɫɬɪ ɛɵɥ ɨɪɝɚɧɢɡɨɜɚɧ əɲɟɣ Ɋɭɛɢɧɲɬɟɣɧɨɦ. ɂɡ ɱɟɝɨ ɬɨɥɶɤɨ ɧɟ ɫɨɡɞɚɜɚɥɢɫɶ ɦɭɡɵɤɚɥɶɧɵɟ ɢɧɫɬɪɭɦɟɧɬɵ! ɘɦɨɪɢɫɬɢɱɟɫɤɢɟ ɧɨɦɟɪɚ ɛɵɥɢ ɬɨɧɤɢ ɩɨ ɫɨɞɟɪɠɚɧɢɸ ɢ ɛɥɟɫɬɹɳɢ ɩɨ ɮɨɪɦɟ. ȼ ɧɢɯ ɛɵɥɚ ɢ ɩɨɥɢɬɢɱɟɫɤɚɹ ɫɚɬɢɪɚ ɧɚ ɫɤɢɬɫɤɢɟ ɬɟɦɵ.59

Diese Freiheit, Selbstorganisiertes ohne Zensur oder Eingriff der Lagerverwaltung aufzuführen, genoss man nur in der Anfangszeit des GULAGs, weil sich das System noch nicht fertig formiert hatte. Olickaja wurde im Frühjahr 1924 auf die Solovecki-Inseln verschifft und im Winter 1925 in ein anderes Lager verlegt.60 Die Politischen mussten nicht arbeiten und hatten aufgrund dessen die Kapazität Theaterstücke aufzuführen — einem nicht von der Arbeit befreiten Häftling wäre vor lauter Müdigkeit nicht eingefallen Theater zu spielen.

Der Alltag auf den Inseln war sehr hart. Die allgemeine Arbeiten („ɨɛɳɢɟ ɪɚɛɨɬɵ“) bestanden hauptsächlich aus Holzfällen und Torfbearbeitung. Der Organismus wurde durch die unausweichlichen Erkältungen, Skorbut und Typhus schnell ausgezehrt. Nach einer zwölfstündigen Schicht kamen die Häftlinge zum Nikolskij Dom zurück und legten sich schlafen. Die Schlafstätten waren voller Schlamm, Staub und Gestank.61

Das offizielle Bild der Solovecki-Inseln hatte mit der Wirklichkeit wenig gemein. Eine vierköpfige Kommission besuchte das Archipel, um die dortigen Zustände zu überprüfen. Sie bestand aus dem Staatsanwalt Verchsula, dem Genossen Krasikov, seiner Assistentin Katan'jana und dem Mitglied des OGPU-Kollegiums Bokij. Krasikov beschrieb danach in einem Artikel die damaligen Solovecki-Inseln:

Ƚɥɭɛɨɤɨ ɨɲɢɛɚɸɬɫɹ ɬɟ, ɤɬɨ ɞɭɦɚɸɬ, ɱɬɨ ɋɨɥɨɜɤɢ ɩɪɟɞɫɬɚɜɥɹɸɬ ɭɧɵɥɭɸ, ɦɪɚɱɧɭɸ ɬɸɪɦɭ, ɝɞɟ ɥɸɞɢ ɫɢɞɹɬ ɢ ɢɡɧɵɜɚɸɬ ɜ ɬɟɫɧɨɦ ɡɚɤɥɸɱɟɧɢɢ. ȼɟɫɶ ɥɚɝɟɪɶ ɩɪɟɞɫɬɚɜɥɹɟɬ ɨɝɪɨɦɧɵɣ ɯɨɡɹɣɫɬɜɟɧɧɵɣ ɨɪɝɚɧɢɡɦ ɫ 3 000 ɪɚɛɨɱɢɯ, ɪɚɛɨɬɚɸɳɢɯ ɜ ɫɚɦɵɯ ɪɚɡɧɨɨɛɪɚɡɧɵɯ ɨɬɪɚɫɥɹɯ ɩɪɨɢɡɜɨɞɫɬɜɚ.62

Es darf nicht vergessen werden, dass das erklärte Ziel des Lagers die Umschmiedung war: „ȼɜɢɞɭ ɬɨɝɨ, ɱɬɨ ɋɨɥɨɜɟɰɤɢɣ ɤɨɧɰɥɚɝɟɪɶ ɟɫɬɶ ɥɚɝɟɪɶ ɩɪɢɧɭɞɢɬɟɥɶɧɵɯ ɪɚɛɨɬ, ɝɥɚɜɧɵɦ ɢ ɨɫɧɨɜɧɵɦ ɟɝɨ ɩɨɥɨɠɟɧɢɟɦ ɹɜɥɹɟɬɫɹ ɩɪɢɧɭɞɢɬɟɥɶɧɨɟ ɩɪɢɫɩɨɫɨɛɥɟɧɢɟ ɡɚɤɥɸɱɟɧɧɨɝɨ ɤ ɪɚɡɥɢɱɧɵɦ ɬɪɭɞɨɜɵɦ ɩɪɨɰɟɫɫɚɦ.“63

Hier kommt die sogenannte „Tufta“ („ɬɭɮɬɚ“) ins Spiel. Das Wort bezeichnete insbesondere den bewussten Betrug bei der Arbeit und war überlebensnotwendig, wenn man die unrealistischen Normen für die Brigaden erfüllen wollte. Der ideologische Widerstand der Intellektuellen, der zugleich „Tufta“ war, war das Journal „ɋɅɈɇ“ beziehungsweise „ɋɨɥɨɜɟɰɤɢɟ ɨɫɬɪɨɜɚ“, die Zeitung „ɇɨɜɵɟ ɋɨɥɨɜɤɢ“ und die Arbeit im Theater. Größtenteils überschnitten sich die Hauptprotagonisten beider Einrichtungen.64

6. Die Lagerpresse

ɉɨɱɬɨɜɵɣ ɹɳɢɤ

Ɍɨɜ. Ʉɨɡɚɱɟɧɤɨ. ȼ ɧɚɲɟɦ ɫɩɨɪɟ ɩɪɚɜ ɬɨɬ, ɤɬɨ ɭɬɜɟɪɞɢɥ, ɱɬɨ ɭɧɢɱɬɨɠɟɧɢɟ ɠɢɡɧɢ ɧɚ ɡɟɦɥɟ ɜɨɡɦɨɠɧɨ. ȿɫɥɢ ɯɨɬɢɬɟ ɩɨɥɭɱɢɬɶ ɛɨɥɟɟ ɩɨɞɪɨɛɧɵɟ ɨɛɴɹɫɧɟɧɢɹ, ɬɨ ɡɚɯɨɞɢɬɟ ɥɢɱɧɨ ɜ ɪɟɞɚɤɰɢɸ.

ɇɨɜɵɟ ɫɨɥɨɜɤɢ, 1925, ɇɨɦɟɪ 21

In den nördlichen Lagern gab es schon vor dem Erscheinen der hier besprochenen Presse eine Ausgabe einer eigenen Zeitung. Sie wurde am 29. Oktober 1923 innerhalb von zwanzig Tagen für die 95. Division, die die nördlichen Lager beschützte, herausgegeben und hieß „Ɉɫɬɪɨɜɨɤ“. Im darauffolgenden März brachte man das auf einer Schreibmaschine geschriebene Journal „ɋɅɈɇ“ mit fünfzehn Exemplaren heraus. Mit der ersten Ausgabe im Jänner 1925 wurde das Journal in „ɋɨɥɨɜɟɰɤɢɟ ɨɫɬɪɨɜɚ“ unbenannt, und am 11. Jänner erschien die Zeitung „ɇɨɜɵɟ ɋɨɥɨɜɤɢ“.65

Warum die Geschichte der Lagerpresse der Solovecki-Inseln für das Hauptthema der Arbeit wichtig ist hat mehrere Gründe. Sie zeigt einerseits die damals auf der Insel herrschende chaotische Dynamik, und andererseits überschneiden sich die Personen, die beim Pressewesen und dem Theater auf den Solovecki-Inseln mitwirkten. Mitunter macht sie genau das zu etwas Besonderem unter der großen Anzahl an Journalen und Zeitungen in Gefängnissen und Erziehungsanstalten der zwanziger Jahre.

Das Journal und die Zeitung beendeten im Herbst 1927 ihre Existenz und erscheinen im Herbst 1929 unerwartet wieder, um im Mai des darauffolgenden Jahres endgültig zu verschwinden. Die Hauptprotagonisten im Journal und der Zeitung machten ihre Arbeit sehr professionell, und verliehen dem Veröffentlichten eine unerwartete literarische Lebendigkeit. Sie erfüllten zwar die Forderungen der Lagerverwaltung, ließen ihrer Kreativität aber freien Lauf. Nicht nur das, sie handelten für sich selbst und den anderen Häftlingen Lockerungen des Regimes aus. Die wichtigsten Namen sind: Litvin, Širjaev, Tver'e, Glubokovskij, Emel'janov, Gal'ch und Cvibel'fiš. Die meisten benutzten anstatt ihrer Namen meist Pseudonyme.66 Genauso wie im Lager herrschte auch in der Redaktion ein Machtkampf zwischen den Häftlingen und den ehemaligen Tschekisten beziehungsweise Kommunisten, die eine Zeit lang hinter Gittern waren, aber der sowjetischen Regierung trotzdem ideologisch nahe standen. Dies wird mit der Aufschrift des Plakats zum Siebenjahres-Jubiläum des OGPU deutlich sichtbar: „Ƚɞɟ ɛɵ ɧɟ ɛɵɥ ɱɟɤɢɫɬ — ɨɧ ɨɫɬɚɟɬɫɹ ɜɟɪɧɵɦ ɞɨ ɤɨɧɰɚ“67. Diese hatten die Plätze in der Verwaltung und der Aufsicht eingenommen, um im Lager eine Veränderung der Gedanken, der Meinungen und eine geistige Revolution („ɭɦɫɬɜɟɧɧɚɹ ɪɟɜɨɥɸɰɢɹ“) herbeizuführen. So schrieben sie im Journal: „ɉɟɪɜɵɣ ɲɚɝ ɜ ɢɫɩɪɚɜɢɬɟɥɶɧɨ-ɬɪɭɞɨɜɨɣ ɢ ɤɭɥɶɬɭɪɧɨ-ɩɨɥɢɬɢɱɟɫɤɨɣ ɪɚɛɨɬɟ — ɡɚɤɪɟɩɥɟɧɢɟ ɪɭɤɨɜɨɞɫɬɜɚ ɜ ɷɬɢɯ ɨɛɥɚɫɬɹɯ ɡɚ ɧɚɞɟɠɧɵɦɢ ɤɨɦɦɭɧɢɫɬɢɱɟɫɤɢɦɢ ɷɥɟɦɟɧɬɚɦɢ“68.

Die Intelligenzija in der Redaktion lotete mit jeder Ausgabe die Grenzen des Möglichen aus und erlaubte sich sogar, die Verwaltung mitsamt der Tschekisten zu ironisieren. Einerseits ritten sie ins Ungewisse, andererseits schützten sie sich, versuchten ihr Gesicht und ihre Ehre zu bewahren. Die Konterrevolutionäre und letzten Überreste der Petersburger und Moskauer Aristokratie verstanden, dass die Vernichtung des Lebens möglich ist, wenn die schöpferische Kraft des Gehirns zwischen den Mauern des Lagers vernichtet wird — sie fragten sich nur, was man der Übermacht entgegnen konnte und ob das in der Realität ausreichte. Für Litvin lag das Hauptziel der Lagerpresse auf den Solovecki-Inseln im Kampf gegen die Depersonalisierung und für die Verteidigung der Persönlichkeit, bevor sie gebrochen wurde.69

Natürlich wurde die Zeitung kritisiert, und manchmal wurden die tadelnden Worte auch publiziert, wie das unten angeführte Beispiel vom ehemaligen Banditen der Donsker Kozaken Aleksej ýekmazov es zeigt:

ɉɨɞ ɞɜɚɞɰɚɬɶɸ ɩɹɬɶɸ ɩɫɟɜɞɨɧɢɦɚɦɢ ɦɵ ɭɜɢɞɢɦ ɩɹɬɶ ɥɢɰ, ɬɪɭɛɹɳɢɯ ɜ ɨɞɧɭ ɬɪɭɛɭ ɨɬ ɨɛɳɟɫɬɜɟɧɧɨɫɬɢ ɧɚ ɋɨɥɨɜɤɚɯ... ȼɵ, ɩɪɨɮɟɫɫɢɨɧɚɥɵ, ɞɚɣɬɟ ɦɟɫɬɨ ɞɥɹ ɦɚɫɫɵ, ɭ ɧɟɟ ɛɨɥɶɲɟ ɠɢɡɧɟɧɧɵɯ ɜɨɩɪɨɫɨɜ, ɱɟɦ ɭ ɜɚɫ, ɢ ɧɟ ɬɨɥɶɤɨ ɩɨɜɟɪɯɧɨɫɬɧɵɯ... Ɇɵ ɜɰɟɩɢɦɫɹ ɜ ɜɚɲ ɥɢɬɟɪɚɬɭɪɧɵɣ ɡɚɱɟɫ ɢ ɛɭɞɟɦ ɤɪɢɱɚɬɶ ɞɨ ɨɯɪɢɩɚ. ɍɤɚɠɢɬɟ, ɦɨɥ, ɤɚɤ ɧɭɠɧɨ ɩɢɫɚɬɶ! ɉɨɱɟɦɭ ɧɚɲɢ ɡɚɦɟɬɤɢ ɧɟ ɢɧɬɟɪɟɫɧɵ? ɂɫɩɪɚɜɶɬɟ ɧɚɲɢ ɨɲɢɛɤɢ. ȿɫɥɢ ɜɵ ɬɚɤ ɦɧɨɝɨ ɤɪɢɱɢɬɟ ɨɛ ɨɛɳɟɫɬɜɟɧɧɨɫɬɢ, ɬɨ ɦɵ ɧɟ ɱɭɠɞɵ ɟɣ, ɢ ɞɚɣɬɟ ɧɚɦ ɦɟɫɬɨ ɧɚ ɫɬɪɚɧɢɰɚɯ ɫɨɥɨɜɟɰɤɨɣ ɩɪɟɫɫɵ!70

Schlussendlich kann gesagt werden, dass das Pressewesen auf den Solovecki-Inseln abwechslungsreiche Information über alle Inseln (Mukalma, Anzer, Zajþiki), Lagerpunkte und Außenstellen („ɤɨɦɚɧɞɢɪɨɜɤɢ“; so wurden die zeitlich begrenzt aufgebauten Lager genannt) anbot. Die Zeitung gab sogar Information über die Außenwelt weiter; zum Beispiel über das Leben in Kem', der größten Stadt in der Nähe des Archipels, und gewisse Fahndungen in den karelischen Wäldern.71

Die Schnittstelle zwischen zwischen der Presse und dem Theater waren, wie schon erwähnt, die gleichen Personen, welche in der Redaktion des Journals und der Zeitung saßen. Boris Glubokovskij erschien gleichzeitig in „der Ersten Abteilung“ („1-ɨɟ ɨɬɞɟɥɟɧɢɟ“) der Theaters72 und auf den Seiten des Journals mit der Publikation über „ɉɟɫɧɵ ɲɩɚɧɵ“.73 Darin behandelte er das alltägliche Leben in der Stadt. Aus den darauf folgenden Artikeln über ähnliche Themen stellte Glubokovskij sein Buch „49“ zusammen.74 Es ist das einzige seiner Art auf den Solovecki-Inseln und behandelt die kastenartig aufgebaute Kultur der Verbrecherwelt, ihre Vergnügungen (zum Beispiel Karten spielen), Sprache und Leidenschaften. Der Name ist von der Nummer des Strafkodexes für Kriminelle entnommen. Es ist zwar nicht das einzige, das sich mit diesem Thema beschäftigte75, aber in dieser Zeit bot es den ganzheitlichsten Blick auf die Welt der Kriminellen. Ein Kapitel widmet sich ihrem theatralischen Geschmack.

Im Jahr 1926 wurde Glubokovskij zum Hauptregisseur der Ersten Abteilung ernannt, und im darauffolgenden Jahr wurden das Journal und die Zeitung aufgelassen. Das erschwert die Schilderung seiner Rolle im kulturellen Leben auf den Solovecki-Inseln. Lichaþɺv, der von 1928 bis 1931 auf den Inseln seine Strafe absaß, erinnerte sich aber an ihn:

Ⱦɨ ɨɬɴɟɡɞɚ ɍɩɪɚɜɥɟɧɢɹ ɥɚɝɟɪɹ ɜ Ʉɟɦɶ ɨɝɪɨɦɧɭɸ (ɧɟ ɩɨɛɨɸɫɶ ɷɬɨɝɨ ɫɥɨɜɨ) ɪɨɥɶ ɜ ɠɢɡɧɢ ɋɨɥɨɜɤɨɜ ɢɝɪɚɥ Ȼɨɪɢɫ Ƚɥɭɛɨɤɨɜɫɤɢɣ... ȼɵɫɨɤɨɝɨ ɪɨɫɬɚ, ɫɪɚɜɧɢɬɟɥɶɧɨ ɦɨɥɨɞɨɣ, ɞɟɹɬɟɥɶɧɵɣ, ɥɟɝɤɨ ɜɫɬɭɩɚɜɲɵɣ ɜ ɨɛɳɟɧɢɟ ɫ ɪɚɡɧɵɦɢ ɥɸɞɶɦɢ — ɨɬ ɜɨɪɨɜ ɢ ɥɚɝɟɪɧɨɝɨ ɧɚɱɚɥɶɫɬɜɚ ɞɨ ɜɵɫɨɤɨɣ ɢɧɬɟɥɥɢɝɟɧɰɢɢ, ɨɧ ɮɚɤɬɢɱɟɫɤɢ ɫɬɨɹɥ ɜɨ ɝɥɚɜɟ ɋɨɥɨɜɟɰɤɨɝɨ ɬɟɚɬɪɚ ɢ ɬɟɩɥɢɜɲɟɣɫɹ ɜ ɧɟɞɪɚɯ ɜɫɹɱɟɫɤɨɣ „ɬɭɮɬɵ“ ɤɭɥɶɬɭɪɧɨɣ ɠɢɡɧɢ ɥɚɝɟɪɹ.76

Zu Glubokovskijs Unglück war niemand von der Gruppe kreativer Künstler im Lager geblieben, mit denen er das Theater und die Lagerpresse früher betrieben hatte. Einige hatten ihre Haft beendet oder waren verstorben, einige waren im Exil. Seine eigene zehnjährige Strafe („ɞɟɫɹɬɢɥɟɬɤɚ“) schien nicht zu enden, und die Arbeit und Kunst wurde durch diese Umstände erschwert.77

Die andere wichtige Gestalt ist Nikolaj Kiriloviþ Litvin, der 1890 in Mogilev beim Dnjepr geboren und in Odessa und Rostov ausgebildet wurde. 1924 wurde er aufgrund von „Teilnahme bei einer konterrevolutionärer Organisation“, dem „Aufruf zum Sturz des Sowjetregimes“ und der „Tätigkeit in einer Bewachungsabteilung“ zu drei Jahren Konzentrationslager verurteilt. Am 3. Juni 1924 kam er über Kem' auf die Solovecki-Inseln.

Im Lager schrieb er sehr viel und kann als Hauptfigur der Presse angesehen werden. Er ging in seiner Rolle als Theaterrezensent unter den Pseudonymen „ɗɧ Ʌɢ“ und „ɇ. Ʌ.“ auf. Er ging mit den Aufführungen nicht hart ins Gericht, war kein Anhänger einer bestimmten Theatertheorie oder eines Autors. Seine favorisierten Formen waren Kleintheater, Satiren und Kabaretts. Außerdem schrieb er für das kleine Theaterkollektiv „ɏɅȺɆ“78 viele Szenen. Eines der erfolgreichsten Beispiele ist die kleine Komödie „Ʌɸɛɨɜɶ — ɤɧɢɝɚ ɡɨɥɨɬɚɹ“, welche das Thema Liebe auf dem Archipel behandelte. Dafür handelte er sich natürlich eine Strafe ein: Mehrmonatiger Außendienst. Die Darstellerin wurde auf die unwirtliche Insel Zajþiki gesendet — in ihrer Einzelhaftstelle hing am 8. März 1926 die Losung: „Ⱦɚ ɡɞɪɚɫɬɜɭɟɬ ɦɢɪɨɜɨɟ ɨɫɜɨɛɨɠɞɟɧɢɟ ɠɟɧɳɢɧɵ“. Der Darsteller wurde in den Karzer und zur „ɋɟɤɢɪɧɚɹ ɝɨɪɚ“ gesendet. Im Karzer erkrankten viele der Häftlinge schwer und starben oft kurz danach.79

Die dritte wichtige Gestalt dieser Jahre auf den Solovecki-Inseln war Boris Nikolaeviþ Širjaev. Er ist der einzige ausgebildete Journalist, der nach dem Beenden seiner Strafe ein Buch über das Leben auf dem Archipel geschrieben hat: „ɇɟɭɝɚɫɢɦɚɹ ɥɚɦɩɚɞɚ“ erschien 1954 und erzählt über sein Leben zwischen 1925 und 1950. Das Buch ist eher eine künstlerische Aufarbeitung dieser Zeit als ein historisches Dokument, da die zeitlichen und räumlichen Fakten darin durchmischt sind. Das Beschriebene ist trotzdem wichtig, weil es einen bedeutenden Einblick auf das Archipel und das Lebens darauf wirft.

Er schrieb wie seine Mitstreiter unter mehreren Pseudonymen, unter anderem Akarskij und Akareviþ, in der Zeitung und im Journal. Mit seiner philologischen Ausbildung und seinem literarischen Talent schrieb er nicht nur Gedichte, sondern auch ein Weg-Tagebuch von Moskau zu den Solovecki-Inseln mit Onegin-Strophen. Für das Theater schrieb er kleine satiristische Szenen, dessen Texte in einer Mappe in den Archiven der OGPU-NKVD aufgetaucht sind.

Schlussendlich wird klar, dass die Aufrichtigkeit der Verantwortlichen in der Presse einerseits ein Ziel, andererseits manchmal ziellos und lebensgefährlich war. Es zog Opfer nach sich, welche nur aufführten, was eine kleine Anzahl an Persönlichkeiten geschrieben hatten und als erwähnenswert ansahen. Natürlich waren die Umstände so, dass jeder seine persönlichen Entscheidungen treffen musste und es ohne das professionelle Bestreben der Redakteure keine Presse gegeben hätte, aber die negative Seiten davon dürfen nicht verschwiegen werden.

Im nächsten Kapitel wird die Geschichte des, wie ihn Litivn nennt, treuen Freundes dieser ungewöhnlichen Jahre bearbeitet — des Theaters: „ɇɟɩɨɫɪɟɞɫɬɜɟɧɧɨɟ ɩɪɨɞɨɥɠɟɧɢɟ ɜɫɟɣ ɬɨɣ ɮɚɧɬɚɫɦɚɝɨɪɢɢ, ɤɨɬɨɪɚɹ ɢɦɟɧɭɟɬɫɹ ɋɨɥɨɜɤɚɦɢ“80.

7. Das Theater auf den Solovecki-Inseln: Die Erste Abteilung

ɀɢɡɧɶ ɛɟɡ ɬɪɭɞɚ — ɜɨɪɨɜɫɬɜɨ, ɬɪɭɞ ɛɟɡ ɢɫɤɭɫɫɬɜɚ — ɜɚɪɜɚɪɫɬɜɨ. Ⱦɠɨɧ Ɋɭɫɤɢɧ

Den Eindruck des abgebrannten Klosters vergassen die Tschekisten und Häftlinge nicht so schnell, die am 3. Juni 1923 auf dem Schiff „əɦɚɥ“ auf die Solovecki-Inseln angekommen waren. Der Komplex hatte Bedachung und Tore eingebüßt, die weißen Wände waren mit Ruß bedeckt, weder die Turmuhr noch die Glocken waren intakt. Die Brandstätte war dem launischen Wetter der Insel ausgesetzt, und niemand hatte sich darum gekümmert.

Das wirkliche Ausmaß der Zerstörung wurde nur langsam sichtbar. Das Überleben hing davon ab, dass der Wiederaufbau bis zum Einbruch des Winters erfolgreich vonstatten ging. Am Wichtigsten war die Reparatur des Elektrizitätswerks, weil die neu angekommenen Gefangenen immer mehr wurden und die Energieversorgung lebenswichtig war. Damit war auch der Weg des späteren Lebensablaufs im Lager eingeschlagen: Arbeit und Schlaf.81

Das Theater wurde in großer Geschwindigkeit aufgebaut. Am 23. September 1923 wurde laut Širjaev das erste Theaterstück „ɋɨɤɪɨɜɢɳɟ“ von Ivan Mjasnickij gezeigt. Er erinnert sich an die erstklassige Aufführung der leichten Komödie des Provinzakteurs Sergej Ivan Andreeviþ Armanov. Dieser großer Mann liebte die Kunst und konnte durch seine Leidenschaft die ganze Bühne einnehmen. Vom Einsatz beeindruckt blickt Širjaev auf das Spektakel zurück: „Ⱦɚɠɟ ɫɢɞɹ ɩɨɞ ɫɥɟɞɫɬɜɢɟɦ ɜ Ȼɭɬɵɪɤɚɯ, ɨɧ ɭɯɢɬɪɢɥɫɹ ɢ ɬɚɦ, ɜ ɧɚɛɢɬɨɣ ɞɨ ɨɬɤɚɡɚ ɨɛɳɟɣ ɤɚɦɟɪɟ, ɫɨɫɬɚɜɢɬɶ ɧɟɱɬɨ ɜɪɨɞɟ ɬɪɭɩɩɵ-ɜɚɪɶɟɬɟ ɫ ɬɚɧɰɨɪɚɦɢ, ɩɟɜɰɚɦɢ, ɞɟɤɥɚɦɚɬɨɪɚɦɢ ɢ ɤɢɬɚɣɫɤɢɦ ɮɨɤɭɫɧɢɤɨɦ“82. Das späte Eintreffen Širjaevs am 17. November 1923 auf die Solovecki-Inseln und der Beginn von Armanovs zweijährige Haft am 16. November 1923 lassen annehmen, dass die Chronologie oder der Name der Person nicht stimmt und Širjaev, wie schon erwähnt, die Zeit durcheinander bringt.83

Das Theater begann mit einer anderen Persönlichkeit, Nikitin, der früher unter dem Pseudonym „Veþerin“ auftrat. Aufgrund des Mottos des Benefiz-Abends am 1. Juli 1924 „ɇɢɤɢɬɢɧ

- ɩɟɪɜɵɣ ɪɟɠɢɫɫɟɪ, ɨɞɧɨɝɨ ɢɡ ɫɨɡɞɚɬɟɥɟɣ ɬɟɚɬɪɚ“ lässt sich annehmen, dass Nikitin das Jahr zuvor im Theaterstück mitgespielt hat und nicht Armanov. Der Gefeierte führte am gleichen Abend das bis zur Revolution populäre Melodram „ɉɨɪɭɝɚɧɧɵɣ“ von Pjotr Michajloviþ Nevežin auf, in welchem er Viktor spielte.84

Nikitin bewerkstelligte es im ersten Jahr, mehr als zehn traditionelle Spektakel aufzuführen und zeigte, dass er sich weiterentwickeln konnte. Einer der Rezensenten in der Lagerzeitung lobte ihn für die Aufführung der Komödie „ɑɟɪɬɨɜɳɢɧɚ“, vermutlich aus dem Repertoire der „Ʌɟɬɭɱɢɟ ɦɵɲɢ“. So sagt er abschließend: „Ɉɧ ɨɬɦɟɠɚɥɫɹ ɨɬ ɪɭɬɢɧɵ ɢ ɞɚɥ ɋɨɥɨɜɤɚɦɢ ɢɧɬɟɪɟɫɧɭɸ, ɯɨɪɨɲɨ ɩɪɢɧɹɬɭɸ ɩɭɛɥɢɤɨɣ, ɧɨɜɭɸ ɩɨɫɬɚɧɨɜɤɭ“85.

Es werden aber auch die Probleme des Theaters erwähnt. So konnten die unerfahrenen Schauspieler in „ɋɢɜɨɥɚɩɢɧɫɤɚɹ ɤɨɦɟɞɢɹ“ von ýiževskij nicht dem schnellen Tempo der Handlung folgen, das durch Trickeffekte („ɬɪɸɤɨɜɵɟ ɷɮɮɟɤɬɵ“) verursacht wurde. Durch die für damals neuartige Technik und geringe Bekanntheit in der Bevölkerung ist das leicht vorstellbar. Sonst wurde die Aufführung als gut durchdacht („ɝɥɭɛɨɤɨ ɩɪɨɞɭɦɚɧɧɚɹ“) beschrieben.86

Ein weiterer Gründer des Theaters der Ersten Abteilung ist Ljubochonskij, ein von der Tscheka kommender Regisseur.87 Er hat mehrere Stücke auf die Beine gestellt und las auf den Konzerten die Gedichte Severjanins. Mit Armanov kam er zwar nicht aus, aber im Sommer 1924 versöhnten sie sich, als Makar Borin im Theater eintraf. Borin, der auf den nächsten Seiten genauer besprochen wird, avancierte später zum Leiter der Ersten Abteilung.88

Neben den drei bis jetzt genannten Personen stellten Stankeviþ, Osinovskij, die Schauspielerinnen Šuman und Nikitina den Kern des Theaters der Ersten Abteilung, welche auch „ɤɭɥɶɬɩɪɨɫɜɟɬ“ oder einfach „ɤɭɥɶɬɚ“ genannt wurde. Diese Gruppe wanderte durch die verschiedenen Schlafkomplexe und suchte Leute mit schauspielerischen Fähigkeiten für die Aufführungen. Die Proben fanden meist nach einem mindestens zwölfstündigen Arbeitstag statt. Aber die Müdigkeit war kein Problem, wie Armanov in seinem Artikel über die normativen Prinzipien des Theaters schreibt, weil das Theater schließlich mehreres zugleich lieferte:

ɉɟɪɜɨɟ ɭɫɥɨɜɢɟ […] Ɍɟɚɬɪ ɞɨɥɠɟɧ ɫɥɭɠɢɬɶ ɦɟɫɬɨɦ ɦɨɪɚɥɶɧɨɝɨ ɢ ɮɢɡɢɱɟɫɤɨɝɨ ɨɬɞɵɯɚ ɞɥɹ ɡɚɤɥɸɱɟɧɧɨɝɨ, ɭɬɨɦɥɟɧɧɨɝɨ ɪɚɛɨɱɢɦ ɞɧɟɦ.

[...]


1 Das Akronym steht für „Ƚɥɚɜɧɨɟ ɭɩɪɚɜɥɟɧɢɟ ɢɫɩɪɚɜɢɬɟɥɶɧɨ-ɬɪɭɞɨɜɵɯ ɥɚɝɟɪɟɣ ɢ ɤɨɥɨɧɢɣ“.

2 Nicht zufällig wählte Solschenizyn das Bild des Archipels für sein Monumentalwerk „Ⱥɪɯɢɩɟɥɚɝ ȽɍɅɚɝ“.

3 Vgl.: Applebaum, A. (2003): GULAG. London, 3.

4 Vgl.: Ʌɟɧɢɧ, ȼ. ɂ. (1949): ɋɨɱɢɧɟɧɢɹ. Ɍɨɦ 26. ɋɟɧɬɹɛɪɶ 1917-ɮɟɜɪɚɥɶ 1918. Ɇɨɫɤɜɚ, 375.

5 Vgl.: Applebaum, A.: 31.

6 Vgl.: Heller, M. (1975): Stacheldraht der Revolution. Die Welt der Konzentrationslager in der sowjetischen Literatur. Stuttgart, 46.

7 Vgl.: Leggett, G. (1981): The Cheka: Lenin's Political Police. Oxford, 102 ff.

8 Der Einfachheit halber wird im weiteren Verlauf dieser Arbeit nur das geläufigere ýK verwendet werden. Das volle Akronym „VýK pri SNK RSFSR“ stand für: ȼɫɟɪɨɫɫɢɣɫɤɚɹ ɱɪɟɡɜɵɱɚɣɧɚɹ ɤɨɦɢɫɫɢɹ ɩɨ ɛɨɪɶɛɟ ɫ ɤɨɧɬɪɪɟɜɨɥɸɰɢɟɣ ɢ ɫɚɛɨɬɚɠɟɦ ɩɪɢ ɋɨɜɟɬɟ ɧɚɪɨɞɧɵɯ ɤɨɦɢɫɫɚɪɨɜ ɊɋɎɋɊ. Der Genauigkeit wegen muss noch erwähnt werden, dass sich der Name der Geheimpolizei im Laufe der Jahre mehrmals änderte: VýK, GPU, OGPU, NKVD, GURB NKVD, NKGB, MGB, MVD, KGB, MSB und schließlich, der Kontinuität folgend und seit 1991 unverändert, FSB.

9 Vgl.: Ɉɯɨɬɢɧ, ɇ. Ƚ./Ɋɨɝɢɧɫɤɢɣ, Ⱥ. Ȼ., ɪɟɞ. (1998): ɋɢɫɬɟɦɚ ɢɫɩɪɚɜɢɬɟɥɶɧɨ-ɬɪɭɞɨɜɵɯ ɥɚɝɟɪɟɣ ɜ ɋɋɋɊ, 1923- 1960. ɋɩɪɚɜɨɱɧɢɤ. Ɇɨɫɤɜɚ, 11. Zunächst wurden die Lager gemeinsam mit der Zentralstelle für Kriegsgefangene und Flüchtlinge verwaltet.

10 Er war auch unter dem Pseudonym „ɠɟɥɟɡɧɵɣ Ɏɟɥɢɤɫ“ bekannt.

11 Vgl.: Applebaum, A.: 32.

12 Leggett, G.: 108. Die Zeitung war ein Organ der „Roten Armee“.

13 Walther, R.: Verengte Perspektiven. In: Der Standard, 1.9.2012. Online: http://derstandard.at/1345165830220/Neue- Trotzki-Biografie-Verengte-Perspektiven (Stand: 5.9.2012).

14 Vgl.: Ivanovna, G. M. (2001): Der GULAG im totalitären System der Sowjetunion. Erweiterte Ausgabe. Berlin, 26.

15 Vgl.: Applebaum, A.: 4.

16 Vgl.: ibid., 35.

17 Vgl.: ibid., 4 f.

18 Vgl.: Ɋɚɡɝɨɧ, Ʌ. ɗ. (1994): ɉɥɟɧ ɜ ɫɜɨɟɦ ɨɬɟɱɟɫɬɜɟ. Ɇɨɫɤɜɚ, 40.

19 Vgl.: Ⱥɪɝɭɦɟɧɬɵ ɢ ɮɚɤɬɵ, 1990, ɧɨɦɟɪ 22.

20 Vgl.: Ɋɚɡɝɨɧ, Ʌ. ɗ.: 40. Die Ziele der Publikation sind allerdings unbekannt, weil niemand Einblick in den

Geheimdienst hatte und die Institution möglicherweise ihre Vergangenheit aufarbeiten wollte.

21 Vgl.: Applebaum, A.: 42.

22 Vgl.: ibid., 4.

23 Vgl.: Applebaum, A.: 13.

24 Vgl.: Ƚɨɥɹɤɨɜɚ, ɂ. Ɍ. (1953): ɋɛɨɪɧɢɤ ɞɨɤɭɦɟɧɬɨɜ ɩɨ ɢɫɬɨɪɢɢ ɭɝɨɥɨɜɧɨɝɨ ɡɚɤɨɧɨɞɚɬɟɥɶɫɬɜɚ ɋɋɋɊ ɢ ɊɋɎɋɊ 1917-1952. Ɇɨɫɤɜɚ, 257 ff.

25 Schittenhelm, U. (1994): Strafe und Sanktionssystem im sowjetischen Recht. Grundlinien der Kriminalpolitik von den Anfängen bis zum Ende des Sowjetstaates. Freiburg, 67. (Beiträge und Materialien aus dem Max-PlanckInstitut für ausländisches und internationales Strafrecht Freiburg im Breisgau. Band 46.)

26 Vgl.: əɤɨɜɥɟɜ, Ȼ. Ⱥ. (1955): Ʉɨɧɰɟɧɬɪɚɰɢɨɧɧɵɟ ɥɚɝɟɪɢ ɋɋɋɊ. ɂɫɫɥɟɞɨɜɚɧɢɹ ɢ ɦɚɬɟɪɢɚɥɵ. ɋɟɪɢɹ 1. Ɇɸɧɯɟɧ, 14.

27 Vgl.: Dallin, D. J./Nicolaevsky, B. (1948): Arbeiter oder Ausgebeutete? Das System der Arbeitslager in Sowjetrussland. München, 61 f.

28 Vgl. dazu zum Beispiel auch: ɒɢɪɜɢɧɞɬ, ȿ. Ƚ. (1925): ɇɚɲɟ ɢɫɩɪɚɜɢɬɟɥɶɧɨ-ɬɪɭɞɨɜɨɟ ɡɚɤɨɧɨɞɚɬɟɥɶɫɬɜɨ. Ɇɨɫɤɜɚ. Der Jurist war einer der Autoren des StGB von 1924 und erläutert die Grundprinzipien des Arbeitsbesserungsrechts.

29 Die Seitenangaben wurden im Fließtext der Einfachheit halber am Ende der zitierten Absätze in eckigen Klammern gesetzt. Pasche-Oserski, N. N. (1929): Strafe und Strafvollzug in der Sowjet-Union. Berlin-Wilhelmshagen. Alle Hervorhebungen sind im Original zu finden.

30 Pasche-Oserski, N. N.

31 Vgl.: Prieß, S. (2002): Strafe und Textproduktion. Apologetisches Bekenntnis und literarische Kompensation: Diskurse über Lagerhaft. Frankfurt a. M. (et al.), 55 f. (Gladrow, W., et al., Hrsg.: Berliner Slawistische Arbeiten. Band 16.)

32 Vgl.: Dallin, D. J./Nicolaevsky, B.: 65 ff.

33 Vgl.: Schittenhelm, U.: 71.

34 Siehe Kapitel 10. Mit vollem Namen heißt der Kanal auf Russisch „Ȼɟɥɨɦɨɪɫɤɨ-Ȼɚɥɬɢɣɫɤɢɣ ɤɚɧɚɥ“ oder kurz „Ȼɟɥɨɦɨɪɤɚɧɚɥ“ mit dem Akronym BBK.

35 Vgl.: ȼɵɲɢɧɫɤɢɣ, Ⱥ. (1934): Ɉɬ ɬɸɪɟɦ ɤ ɜɨɫɩɢɬɚɬɟɥɶɧɵɦ ɭɱɪɟɠɞɟɧɢɹɦ. Ɇɨɫɤɜɚ, 10. Vgl. ebenso: ibid, 68.

36 Vgl.: Wyschinski, A. (1939): Über die Sowjetjustiz. Moskau, 8.

37 Vgl.: ibid., 21.

38 Ibid., 135.

39 Vgl.: Prieß, S.: 57.

40 Vgl.: Klein, J. (1995/1996): Belomorkanal. Literatur und Propaganda in der Stalinzeit. In: Zeitschrift für Slavische Philologie, Band LV, 55 f.

41 Vgl.: Stettner, R. (1996): „Archipel GULAG“. Stalins Zwangslager — Terrorinstrument und Wirtschaftsgigant; Entstehung, Organisation und Funktion des sowjetischen Lagersystems 1928 - 1956. Paderborn, 99 ff.

42 Vgl.: Meder, W. (1971): Das Sowjetrecht. Grundzüge der Entwicklung 1917-1970. Frankfurt a. M., 190 ff.

43 Vgl.: ɋɨɥɠɟɧɢɰɵɧ, Ⱥ. ɂ. (1991): Ⱥɪɯɢɩɟɥɚɝ Ƚɭɥɚɝ. Ɉɩɵɬ ɯɭɞɨɠɟɫɬɜɟɧɧɨɝɨ ɢɫɫɥɟɞɨɜɚɧɢɹ. Ɍɨɦ 2. Ɇɨɫɤɜɚ, 126.

44 Vgl.: Stettner, R.: 284.

45 Ʌɢɯɚɱɟɜ, Ⱦ. ɋ. (1991): ə ɜɫɩɨɦɢɧɚɸ. Ɇɨɫɤɜɚ, 67.

46 Vgl.: Figes, O. (2012): Schick einen Gruß, zuweilen durch die Sterne. Eine Geschichte von Liebe und Überleben in Zeiten des Terrors. Berlin, 238. Hier sind die dem NKVD unterstellten Forschungseinrichtungen Ⱥ. (2006): ȼ ɤɪɭɝɟ ɩɟɪɜɨɦ. Ɇɨɫɤɜɚ, 16. Darin arbeiteten Wissenschafter und Ingenieure unter besseren Bedingungen, weil sie von der Allgemeinen Arbeit befreit waren und genug Essen bekamen.

47 ɏɪɚɦɰɨɜ ɘ. Ⱥ. (1997): ɉɨɜɟɫɬɢ ɥɢɲɧɟɝɨ ɱɟɥɨɜɟɤɚ. Ɇɨɫɤɜɚ, 108. Online: http://www.sakharov- center.ru/asfcd/auth/?t=page&num=6527 (Stand: 15.11.2012)

48 Schittenhelm, U.: 190.

49 Vgl.: Hedeler, W., Hrsg. (2008): Karlag. Das Karadingser „Besserungsarbeitslager“ 1930-1959. Dokumente zur Geschichte des Lagers, seiner Häftlinge und Bewacher. Paderborn (et al.), 181. Befehl Nr. 89 vom 16.3.1946 in der Siedlung Dolinskoe. Signatur: Karlag-Archiv, sv. 14, d. 50, l. 300-302. Das Akronym KarLag stand für „Ʉɚɪɚɝɚɧɞɢɧɫɤɢɣ ɢɫɩɪɚɜɢɬɟɥɶɧɨ-ɬɪɭɞɨɜɨɣ ɥɚɝɟɪɶ“.

50 Vgl.: Ʉɭɡɹɤɢɧɚ, ɇ. Ȼ. (2009): Ɍɟɚɬɪ ɧɚ ɋɨɥɨɜɤɚɯ. 1923-1937. ɋɚɧɤɬ-ɉɟɬɟɪɛɭɪɝ, 9.

51 Vgl.: Applebaum, A.: 41 f.

52 Vgl.: Ʉɭɡɹɤɢɧɚ, ɇ. Ȼ.: 18.

53 Die Akronyme der Solovecki-Inseln und der nördlichen Lager waren gleich.

54 Vgl.: Ʉɭɡɹɤɢɧɚ, ɇ. Ȼ.: 18.

55 Ʉɨɪɨɥɟɧɤɨ, ȼ. Ƚ.: ɇɟɢɡɜɟɫɬɧɢɟ ɩɢɫɶɦɚ ȼ. Ƚ. Ʉɨɪɨɥɟɧɤɨ. In: Ⱥɥɥɨɣ, ȼ., Ɋɟɞ. (1986): Ɇɢɧɭɜɲɟɟ. ɂɫɬɨɪɢɱɟɫɤɢɣ ɚɥɶɦɚɧɚɯ. # 1. ɉɚɪɢɠ, 300.

56 Vgl.: Ʉɭɡɹɤɢɧɚ, ɇ. Ȼ.: 22.

57 Vgl.: ɋɅɈɇ, 1924, ɇɨɦɟɪ 7-8.

58 Vgl.: Ʉɭɡɹɤɢɧɚ, ɇ. Ȼ.: 24 f.

59 Ɉɥɢɰɤɚɹ, ȿ. (1971): Ɇɨɢ ɜɨɫɩɨɦɢɧɚɧɢɹ. Ɍɨɦ 1. Ɏɪɚɧɤɮɭɪɬ-ɧɚ-Ɇɚɣɧɟ, 265. Online: http://www.sakharov- center.ru/asfcd/auth/?t=page&num=8763 (Stand: 13.9.2012) Ein Exemplar der Zeitschrift wurde 1955 von Matrosen gefunden und dem NKVD übergeben.

60 Vgl.: ȼɨɫɩɨɦɢɧɚɧɢɹ ɨ ȽɍɅȺȽɟ ɢ ɢɯ ɚɜɬɨɪɵ. ȿɤɚɬɚɪɢɧɚ Ʌɶɜɨɜɧɚ Ɉɥɢɰɤɚɹ (1899-1974). ɑɥɟɧ ɩɚɪɬɢɢ ɷɫɟɪɨɜ. Online: http://www.sakharov-center.ru/asfcd/auth/?t=author&i=1322 (Stand: 13.9.2012) Das Lager hieß „ȼɟɪɯɧɟɍɪɚɥɫɤɢɣ ɩɨɥɢɬɢɱɟɫɤɢɣ ɢɡɨɥɹɬɨɪ“.

61 Vgl.: Ʉɭɡɹɤɢɧɚ, ɇ. Ȼ.: 26.

62 ɋɅɈɇ, 1924, ɧɨɦɟɪ 9-10.

63 ɇɨɜɵɟ ɋɨɥɨɜɤɢ, 1926, ɧɨɦɟɪ 12.

64 Vgl.: Ʉɭɡɹɤɢɧɚ, ɇ. Ȼ.: 28.

65 Vgl.: ɒɟɧɛɟɪɝ, ɉ. ɗ. (1927): ɋɨɥɨɜɟɰɤɚɹ ɩɟɱɚɬɶ. ɋɨɥɨɜɟɰɤɨɟ ɨɛɳɟɫɬɜɨ ɤɪɚɟɜɟɞɟɧɢɹ. ɂɡ ɪɚɛɨɬ ɤɪɢɦɢɧɨɥɨɝɢɱɟɫɤɨɣ ɫɟɤɰɢɢ. ɋɨɥɨɜɤɢ, 65-91.

66 Vgl.: Ʉɭɡɹɤɢɧɚ, ɇ. Ȼ.: 30.

67 Ʉɭɡɹɤɢɧɚ, ɇ. Ȼ.: 31.

68 ɋɅɈɇ, 1924, ɧɨɦɟɪ 5.

69 Vgl.: Ʉɭɡɹɤɢɧɚ, ɇ. Ȼ.: 32 ff.

70 ɇɨɜɵɟ ɋɨɥɨɜɤɢ, 1925, ɧɨɦɟɪ 30.

71 Vgl.: Ʉɭɡɹɤɢɧɚ, ɇ. Ȼ.: 32 f.

72 Vgl.: ibid., 45.

73 Vgl.: ɋɨɥɨɜɟɰɤɢɟ ɨɫɬɪɨɜɚ, 1925, ɧɨɦɟɪ 4-5.

74 Vgl. dazu: Ƚɥɭɛɨɤɨɜɫɤɢɣ, Ȼ. (1926): 49. Ɇɚɬɟɪɢɚɥɵ ɢ ɜɩɟɱɚɬɥɟɧɢɹ. ɋɨɥɨɜɤɢ.

75 Vgl.: ȼɢɧɨɝɪɚɞɨɜ, ɇ. ɇ. (1927): ɍɫɥɨɜɧɵɣ əɡɵɤ ɡɚɤɥɸɱɟɧɧɵɯ ɋɨɥɨɜɟɰɤɢɯ Ʌɚɝɟɪɟɣ Ɉɫɨɛɨɝɨ ɇɚɡɧɚɱɟɧɢɹ. ɂɡ ɪɚɛɨɬ ɤɪɢɦɢɧɚɥɨɝɢɱɟɫɤɨɣ ɫɟɤɰɢɢ. ɋɨɥɨɜɤɢ.

76 Ʌɢɯɚɱɟɜ, Ⱦ. ɋ. (1991): Ʉɧɢɝɚ ɛɟɫɩɨɤɨɣɫɬɜ: ȼɨɫɩɨɦɢɧɚɧɢɹ, ɫɬɚɬɶɢ, ɛɟɫɟɞɵ. Ɇɨɫɤɜɚ, 124.

77 Vgl.: Ʉɭɡɹɤɢɧɚ, ɇ. Ȼ.: 47 f.

78 Siehe Kapitel 7.1.1.

79 Vgl.: Ʉɭɡɹɤɢɧɚ, ɇ. Ȼ.: 40 f.

80 Zit. n.: Ʉɭɡɹɤɢɧɚ, ɇ. Ȼ.: 51.

81 Vgl.: Ʉɭɡɹɤɢɧɚ, ɇ. Ȼ.: 49 ff.

82 ɒɢɪɹɟɜ, Ȼ. (1991): ɇɟɭɝɚɫɢɦɚɹ ɥɚɦɩɚɞɚ. Ɇɨɫɤɜɚ, 64.

83 Vgl.: ibid. Leider gibt es keine zweite zugängliche Quelle zur Klärung des Problems.

84 Vgl.: ɋɅɈɇ, 1924, ɧɨɦɟɪ 5.

85 ɇɨɜɵɟ ɋɨɥɨɜɤɢ, 1925, ɧɨɦɟɪ 17.

86 Vgl.: ɇɨɜɵɟ ɋɨɥɨɜɤɢ, 1925, ɧɨɦɟɪ 26.

87 Vgl.: ɋɨɥɨɜɟɰɤɢɟ ɨɫɬɪɨɜɚ, 1926, ɧɨɦɟɪ 2-3.

88 Vgl.: Ʉɭɡɹɤɢɧɚ, ɇ. Ȼ.: 53.

Fin de l'extrait de 140 pages

Résumé des informations

Titre
Häftlinge als Schauspieler: Das Theater in den sowjetischen Arbeitslagern der 1920er und 1930er Jahre
Université
University of Vienna  (Institut für Slawistik)
Note
1
Auteur
Année
2013
Pages
140
N° de catalogue
V281647
ISBN (ebook)
9783656755746
ISBN (Livre)
9783656755753
Taille d'un fichier
1378 KB
Langue
allemand
Mots clés
Soviet Union, Russia, GULAG, Concentration camps, Working camps, Stalin, Solovki, theatre, Theater, Häftlinge
Citation du texte
Stefan Klatev (Auteur), 2013, Häftlinge als Schauspieler: Das Theater in den sowjetischen Arbeitslagern der 1920er und 1930er Jahre, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/281647

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