In den Lexika der heutigen Zeit wird die Stadt als eine „Siedlung mit meist nicht landwirtschaftlichen Funktionen, welche unter anderem gekennzeichnet ist, durch eine gewisse Größe, Geschlossenheit der Ortsform, eine hohe Bebauungsdichte und zentrale Funktionen in Handel, Kultur und Verwaltung“ bezeichnet. Bei dem Gedanken an die Stadt des Mittelalters wird in uns die Erinnerung an eine mit Mauern und Türmen befestigte Ortschaft mit einem Gewirr von unregelmäßigen schmalen Gassen und gotischen spitzgiebeligen Häusern geweckt. Der Mauergürtel und die geschlossene Bau- weise gehören ebenso zum Wesen der Stadt wie die Stadtverfassung selbst, welche die Stadt in rechtlicher Beziehung aus dem umgebenden Land heraushebt.1 In wirtschaftlicher Hinsicht bestand die besondere Leistung der Stadt des Mittelalters im Auf- bau einer umfassenden Markt- und Verkehrswirtschaft mit dem Austausch von Luxus- und Massengütern über weite Entfernungen, in der Konzentration von Handel und Gewerbe, in einer planmäßigen Wirtschaftspolitik, in der wirtschaftlichen Beherrschung des Umlandes und in der Erschließung neuer Absatzräume. Die politische Bedeutung der Stadt lag vor allem in ihrem Festungscharakter und in ihrer überlegenen Finanzkraft.
Der Begriff „Stadt“ stammt vom Mittelhochdeutschen „stat“, damit bezeichnete man schon sehr früh eine Wohnstätte oder eine Siedlung. Im 12.Jahrhundert stand er für den mittelalterlichen Rechtsbegriff. Der historische Stadtbegriff definiert die Stadt folgendermaßen: Städte sind Gemeinden, welchen bei speziellen Voraussetzungen der Stadttitel verliehen wurde, was die Zuerkennung bestimmter Stadtrechte miteinschloss, z.Bsp. das Marktrecht, das Recht auf Selbstverwaltung, die Freiheit der Stadtbürger („Stadtluft macht frei“), das Recht auf Besteuerung, Gerichtsbarkeit, die Aufhebung der Leibeigenschaft, das Zollrecht und das Recht zur Einfriedung und Verteidigung. Durch das zuletzt erwähnte Stadtrecht wurde die scharfe Trennung zwischen Stadt und Umland verdeutlicht. Zur Einordnung einer Siedlung bezogen auf äußere Merkmale unter den Begriff „Stadt“ im historischen Sinne bedarf es der Erfüllung dreier Kriterien: 1. Es gibt eine Mauer um die Stadt, mit der die Ganzheit und der Zusammenhalt der Gemeinschaft, sowie deren Abwehr gegen äußere Einflüsse betont wird...
Inhaltsverzeichnis
- I. Die Stadt und der Stadtbegriff im Spätmittelalter.
- II. Die Bewohner der spätmittelalterlichen Stadt.
- II.1. Einteilung der Stadtbewohner vom rechtlichen Standpunkt aus
- II.2. Einteilung der mittelalterlichen Stadtbevölkerung nach sozialen Gesichtspunkten
- 2.1. Die Oberschicht
- 2.2. Die Mittelschicht
- 2.3. Die Unterschicht
- 2.4. Die Randgruppe
- 2.5. Zusammenfassung
- III. Unterscheidung zwischen Minderheiten und Randgruppen
- IV. Probleme der ethnisch – religiös definierten Gruppen.
- IV.1. Die Zigeuner in der spätmittelalterlichen Stadt
- IV.2. Die Juden im deutschen Spätmittelalter
- 2.1. Das Verhältnis zwischen Juden und der städtischen Obrigkeit
- 2.2. Das Verhältnis zwischen Juden und der übrigen Bevölkerung
- 2.3. Die „Judenghettos“
- 2.4. Berufe der Juden im Spätmittelalter
- 2.5. Konflikte der Religionen
- V. Zusammenfassung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Hausarbeit befasst sich mit Rechtsproblemen sozialer Randgruppen im spätmittelalterlichen städtischen Kontext und deren Auswirkungen auf die Moderne. Sie untersucht die unterschiedlichen sozialen, religiösen und ethnischen Gruppen, die in den spätmittelalterlichen Städten zusammenlebten, und analysiert deren rechtliche Stellung.
- Der Stadtbegriff im Spätmittelalter
- Die soziale Gliederung der spätmittelalterlichen Stadtbevölkerung
- Die rechtliche Position von Randgruppen
- Die Problematik ethnisch-religiöser Minderheiten
- Die Situation von Zigeunern und Juden in der spätmittelalterlichen Stadt
Zusammenfassung der Kapitel
Kapitel I: Die Stadt und der Stadtbegriff im Spätmittelalter
Dieses Kapitel definiert den Stadtbegriff im Spätmittelalter und beschreibt die wesentlichen Merkmale der mittelalterlichen Stadt. Es werden die Rechtsgrundlagen und die wirtschaftliche und politische Bedeutung der Stadt erläutert.
Kapitel II: Die Bewohner der spätmittelalterlichen Stadt
Dieses Kapitel analysiert die Zusammensetzung der Stadtbevölkerung im Spätmittelalter. Es wird eine Einteilung in Bürger und Nichtbürger sowie eine weitere Unterteilung nach sozialen Schichten vorgenommen. Die Rechte und Pflichten der Bürger werden erläutert und die besonderen Herausforderungen, denen die Randgruppen der Gesellschaft ausgesetzt waren, werden dargestellt.
Kapitel III: Unterscheidung zwischen Minderheiten und Randgruppen
Dieses Kapitel beschäftigt sich mit der Differenzierung zwischen Minderheiten und Randgruppen in der spätmittelalterlichen Stadt. Es untersucht, welche Faktoren die gesellschaftliche Position dieser Gruppen beeinflusst haben.
Kapitel IV: Probleme der ethnisch – religiös definierten Gruppen
Dieses Kapitel beleuchtet die Herausforderungen, denen ethnisch-religiöse Minderheiten im Spätmittelalter begegneten. Es werden die Erfahrungen von Zigeunern und Juden in der spätmittelalterlichen Stadt näher betrachtet.
Kapitel IV.1: Die Zigeuner in der spätmittelalterlichen Stadt
Dieser Abschnitt analysiert die Situation von Zigeunern in der spätmittelalterlichen Stadt.
Kapitel IV.2: Die Juden im deutschen Spätmittelalter
Dieser Abschnitt widmet sich der rechtlichen und sozialen Situation der Juden im deutschen Spätmittelalter. Es werden die Beziehungen zwischen Juden und der städtischen Obrigkeit, die Beziehungen zwischen Juden und der übrigen Bevölkerung sowie die Konflikte zwischen den Religionen beleuchtet.
Schlüsselwörter
Spätmittelalter, Stadt, Stadtbegriff, Rechtsgeschichte, soziale Randgruppen, Minderheiten, ethnisch-religiöse Gruppen, Zigeuner, Juden, Judenghettos, Konflikte der Religionen, Bürgerrecht, Stadtverfassung.
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- Stephan Schulz (Autor), 2004, Qualität und Quantität: Spätmittelalterliche Städte als Schmelztiegel unterschiedlicher sozialer, religiöser und ethnischer Gruppen, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/28183