Der Begriff „Europa“ in antiken Quellen und in der deutschen althistorischen Forschung des 20. Jahrhunderts


Mémoire (de fin d'études), 2008

88 Pages, Note: Sehr gut


Extrait


INHALTSVERZEICHNIS

I. Einleitung

II. „Europa“ als Begriff in antiken Quellen
1. Das 5.Jahrhundert: Die Rezeption der Perserkriege
1.1. Vorbemerkungen: Geographische Vorstellungen,
Selbstwahrnehmung und Situierung in der Oikumene
1.2. Aischylos’ „Perser“
1.2.1. Der „Traum der Atossa“: „Europa“ und sein Gegenteil „Asien“?
1.2.2. „Griechen“ vs. „Perser“?
1.2.3. Die Rolle Athens und der „Athenocentrism“ in den „Persern“
1.3. Der Europa-Asien-Gegensatz in der Umweltschrift
1.3.1. Klimatheorie und Europa-Asien-Gegensatz
1.3.2. Der Einfluss der Verfassung
1.3.3. Reflexion der Perserkriege
1.4. Das Europabild bei Herodot
1.4.1. Klimatheorie in den „Historien“
1.4.2. Die Darstellung der Erde bzw. der Oikumene
1.4.3. Die Einteilung der Erdteile
1.4.4. Europa und Asien
1.5. Zusammenfassung
2. Vom Peloponnesischen Krieg zu Alexander
2.1. Isokrates
2.1.1. Historisch-politischer Hintergrund
2.1.2. Geographische Bedeutung von Europa bei Isokrates
2.1.3. Die Funktionalisierung des Europa-Begriffs bei Isokrates
2.1.3.1. Funktionalisierung am Beispiel des „Panegyrikos“
2.1.3.2. Funktionalisierung am Beispiel des „Philippos“
2.1.4. Isokrates’ Rezeption des Hellenen–Barbaren–Gegensatzes
2.2. Ephoros und Theopomp
2.3. Aristoteles
3. Die Römer und der Europabegriff
3.1. Die Römer und der Europabegriff im 2. Jahrhundert v. Chr.
3.2. Livius
3.3. Der Europabegriff im 1. Jahrhundert n. Chr.
3.3.1. Strabon
3.3.2. Manilius
3.3.3. Plinius
3.4. Die Spätantike
4. Zusammenfassung: Der Befund der Quellen

III. „Europa in der Antike“ und „Das Europa der Deutschen“
1. Europaideen und „Europa“ in der deutschen Altertumswissenschaft
vor 1989
1.1. Vom Kaiserreich zum Nationalsozialismus: Orient-Okzident, Abendland und Reichsgedanke
1.2. Abendland oder Westeuropa? – Vom Ende des Zweiten Weltkriegs bis zu den Umbrüchen 1989/90
1.2.1. Berve: Europa, das Abendland und seine Feinde aus dem Osten
1.2.2. Orient – Okzident und Abendland
2. „Europa“ nach 1989: Neue Feinde aus dem Osten?
2.1. Die Antike als Ursprung der „Kulturgemeinschaft“?
2.1.1. Europa und Asien – Griechen und Barbaren – Osten und Westen
2.1.2. „Europa“ in der Antike – Rückprojektion der modernen Forschung?
2.2. Überlegungen zur Verwendbarkeit von Geschichte
2.3. Europa und seine – neuen? – Barbaren
2.4. Das Imperium Romanum als Vorbild supranationaler Ordnungen?

IV. Zusammenfassung

V. Quellen- und Literaturverzeichnis

Eidesstattliche Erklärung

I. EINLEITUNG

„Allein die Ähnlichkeit des Namens rückt natürlich den Begriff […] in die Nähe einiger Vorstellungen und Ideale unserer Zeit“, schrieb der italienische Historiker Arnaldo Momigliano in Bezug auf Europa im Jahr 1933.[1]

Die Bedeutung des Begriffs in „unserer Zeit“, insbesondere in den letzten zwei Jahrzehnten, verdeutlicht der Blick auf die bundesdeutsche Wissenschaftslandschaft: Neben einschlägigen Vereinsgründungen[2] und der Gründung neuer Lehrstühle[3] fällt vor allem die seit Mitte/Ende der 1980er Jahre generelle Zunahme der Beschäftigung mit dem Begriff „Europa“ und seinen Wurzeln, bzw. der Frage nach der Existenz eines „politisch-kulturellen Europagedankens“ in der Antike auf. Ebenso deutet die Zunahme von Arbeiten, die aus einem Vergleich mit der Antike Lehren für das heutige politische Europa zu ziehen versuchen, auf eine starke Konjunktur des Themas „Europa“ in der Alten Geschichte hin.

Momigliano sah, um obiges Zitat fortzusetzen, „schon in dem antiken Begriff eine Überwindung der einzelnen Nationalitäten angelegt […].“[4] Darüber, wann in der Antike eine solche Überwindung aber tatsächlich Gültigkeit hatte, herrscht in der althistorischen Literatur keine Einigkeit. So konstatiert Elisabeth Erdmann in ihrem Artikel in „Der Neue Pauly“ zum Stichwort „Europa“: Die antiken Zeugnisse und Vorstellungen zum geographischen und mythischen Inhalt des Begriffs reichen bis ins 7. Jahrhundert v.Chr. zurück. „Ob es im Altertum einen Europa-Gedanken, d.h. eine politisch-kulturelle Idee von Europa, gegeben hat“, so die Autorin, sei aber „umstritten.“ Der Grund hierfür liege in der unterschiedlichen Interpretation bestimmter antiker Quellen.[5]

Ein Anliegen der vorliegenden Arbeit soll es sein, dazu beizutragen zu klären, warum diese Frage als umstritten gilt, und warum diese antiken Quellen unterschiedlich interpretiert werden (können).

Dazu werde ich erstens die Quellen heranziehen, die auch in der Literatur als die zentralen Zeugnisse erachtet werden: Dies sind Herodots „Historien“, die „Perser“ des Dramatikers Aischylos, die pseudohippokratische Schrift „Über Lüfte, Gewässer und Örtlichkeiten“, die Reden des Isokrates sowie für die römische Zeit Schriften von Strabon und Manilius.[6] Ich möchte des Weiteren einen Ausschnitt aus Aristoteles’ „Politik“ sowie Ausschnitte aus den Geschichtswerken des Polybios und des Livius verwenden: erstere, weil sie einen guten Eindruck davon vermitteln, wie Gedankengut, Vorstellungen und Imagologien, die ihren Ursprung im 5. Jahrhundert haben, auch noch zur Zeit Alexanders präsent sind, weiterverwendet und transformiert werden; letztere, weil sie Belege für die Verwendung des Europabegriffs im 2.Jahrhundertv.Chr. und insbesondere für den Wandel des Begriffs bei den Römern im Vergleich zu den Griechen sind.

An Literatur habe ich die Autoren und Texte herangezogen, die auch Elisabeth Erdmann in ihrem Artikel nennt. Es sind dies Texte, die sich dezidiert mit der Frage eines Vorhandenseins einer „Europaidee“ in der Antike befassen. Dies sind die Beiträge von Helmut Berve, Heinz Gollwitzer, Jürgen Fischer, JörgA. Schlumberger, Klaus Koch und Alexander Demandt.[7]

Da ich versucht habe, diese Texte in einen wissenschaftsgeschichtlichen Überblick zu stellen, habe ich sie u.a. durch Texte ergänzt, die den neuesten Stand der Forschungsliteratur widerspiegeln: Dies sind die Beiträge von Justus Cobet, Jürgen Malitz zu „Imperium Romanum und Europagedanke“, Andreas Hartmann zu „Europa und seine Barbaren seit dem V. Jahrhundert v. Chr.“ sowie Linda-Marie Günthers Beitrag zur Römischen Expansion und dem Europabegriff im 2. Jahrhundert v. Chr..

Es soll erstens versucht werden zu klären, welche Bedeutung der Begriff „Europa“, insbesondere in Abgrenzung zu „Asien“ in den antiken Zeugnissen hat, zweitens, welche Schwierigkeiten sich bei der Interpretation der Quellen ergeben, und drittens, welche Charakteristika, Themen und Motive in den Quellen auftauchen, die es für die moderne Wissenschaft interessant machen, einen Bezug zwischen antiken und zeitgenössischen Gegebenheiten herzustellen: Denn die Art, wie wir heute „Europa“ verwenden, entspricht zwar nicht dem antiken Bedeutungsgehalt des Begriffs; der antike Begriff bietet aber bei bestimmten Autoren Möglichkeiten, Parallelen zu sehen – oder zu projizieren: Als Beispiele seien hier nur der Begriff des „Barbaren“ genannt sowie ein von griechischen wie römischen Autoren konstruierter Gegensatz zwischen Osten und Westen.

Die Arbeit wird also in einem ersten Kapitel eine Darstellung und Interpretation der antiken Quellen, die von der modernen Forschung zur Begründung (oder Zurückweisung) der Existenz eines „politisch-kulturellen Europagedankens“ in der Antike herangezogen werden, zum Inhalt haben. Da jede Zeit ihrem Wissen und Weltbild nach eine Vorstellung von Europa gehabt hat und diese Vorstellung auch politisch interpretiert und verwendet worden ist, soll versucht werden zu klären, welche Bedeutung der Begriff „Europa“ im jeweiligen politischen und kulturellen Kontext der antiken Autoren hatte – und was jeder Autor aus den Vorgaben seiner Zeit gemacht hat.

In einem zweiten Teil soll ein Überblick über Forschungsstand sowie aktuelle Kontroversen in der deutschen Altertumswissenschaft des 20. Jahrhunderts gegeben werden.

II. „EUROPA“ ALS BEGRIFF IN ANTIKEN QUELLEN

Die Quellen, die in der modernen Forschungsliteratur am häufigsten zitiert werden, wenn es um die Frage nach der Existenz eines „politisch-kulturellen Europa-gedankens“ in der Antike geht, sind die „Perser“ des Dramatikers Aischylos, die pseudohippokratische Schrift „Über Lüfte, Gewässer und Örtlichkeiten“, Herodots „Historien“, mehrere Reden des athenischen Rhetorikers Isokrates, sowie für die römische Zeit Schriften von Strabon und Manilius.[8] Hinsichtlich ihrer Interpretation herrscht, wie bereits in der Einleitung beschrieben, in der Forschungsliteratur Uneinigkeit.

Alexander Demandt nahm sich 1998 der Frage nach der Bedeutung des Begriffs und dem Vorhandensein eines „Europagedankens“ in der Antike mit dem Anspruch an, diese ein für allemal zu klären. Dies versuchte er durch die Berücksichtigung „aller“ Quellen zu erreichen.[9] Demandts Ergebnisse blieben unbefriedigend, sie machten aber deutlich, dass es nicht der Umfang des Textcorpus ist, der für die Erhellung der Frage entscheidend ist.

Im Folgenden werden deshalb „nur“ Quellen behandelt, die in der Forschungsliteratur von zentraler Bedeutung sind. Dies sind im Wesentlichen die oben genannten Autoren, deren Texte durch andere Quellen ergänzt werden, um bestimmte Interpretationsansätze zu stützen. So rezipiert z.B. Aristoteles im 4.Jahrhundert bestimmte Vorstellungen der genannten Autoren. Für die Transformation und Verwendung des Begriffs unter dem Imperium Romanum sind Polybios, Livius, Strabon, Manilius und Plinius aufschlussreich. Darüber hinaus werde ich in einem Abriss Autoren der Spätantike behandeln.

Es soll versucht werden zu klären, welche Bedeutung der Begriff „Europa“ im jeweiligen politischen und kulturellen Kontext der antiken Autoren hatte und welche Funktion der Begriff innerhalb des Werkes einnimmt. Am Ende dieses Kapitels soll schließlich eine Zusammenfassung der Ergebnisse stehen und hoffentlich zeigen, ob Demandt recht hat, wenn er meint, es habe in der Antike „Tendenzen zur Ideologisierung des Europa-Begriffs [...], allerdings nur bei wenigen [gegeben]. In der Politik habe der Europagedanke [aber] höchstens ausnahmsweise eine Rolle gespielt“.[10]

II.1. DAS 5.JAHRHUNDERT: DIE REZEPTION DER PERSERKRIEGE

Es lohnt sich, die „Perser“, die pseudohippokratische Schrift „Über die Umwelt“ („Über Winde, Wasser und Örtlichkeiten“) sowie die „Historien“ in einem eigenen Kapitel in einer Art Zusammenschau zu behandeln: Erstens sind sie in einem verhältnismäßig kurzen zeitlichen Abstand zueinander entstanden,[11] und zweitens finden sich in allen drei Werken ähnliche (welt-)geographische und ethnographische Vorstellungen sowie zeithistorische Thematik: Sie alle stehen unter dem Eindruck der (andauernden) kriegerischen Auseinandersetzung mit den Persern.

Vor einer eingehenden Betrachtung der Texte sollen hier aber noch einige Vorbemerkungen zu geographischen und ideologischen Weltbildern gemacht werden. Wo lokalisierten – soweit uns die Quellen darüber Aufschluss geben – die Autoren des 5.Jahrhunderts v.Chr. „Europa“, wo lagen seine Grenzen? Und wo verorteten sie sich als bzw. die „Hellenen“ innerhalb der Oikumene, innerhalb bzw. im Verhältnis zu Europa und anderen bekannten Völkern?

II.1.1. Vorbemerkungen: Geographische Vorstellungen, Selbstwahrnehmung und Situierung in der Oikumene

„Europa“ als geographische Bezeichnung ist seit dem 7. Jahrhundert v.Chr. in Quellen greifbar. Im Apollon-Hymnos bezeichnet Europa das im Norden von Griechenland gelegene Festland, abgehoben gegenüber der Peloponnes und den Inseln der Ägäis.[12] Gleichzeitig trugen aber auch ein Fluss und mehrere Städte diesen Namen.[13]

Hekataios von Milet teilte um 500 v.Chr. die Welt in Europa und Asien.[14] Dies entspricht der Einteilung seiner „Erdbeschreibung“ in zwei Bücher, deren eines „Europa“, das andere „Asien“ betitelt ist. In dieser uns vor allem durch Herodot überlieferten Darstellung der Erde wird diese als runde Scheibe vorgestellt, als vom Ozean umflossen und in die genannten zwei Erdteile aufgeteilt. Zentrale Punkte in dieser Darstellung der bewohnten Welt sind das Mittelmeer, das Schwarze Meer und der Nil. In der Tradition der Periplus-Literatur stehend folgt Hekataios darin dem Küstenverlauf des Mittelmeers, die Beschreibung bezieht sich nur teilweise auf das Binnenland oder bis zum Rand der Erde. Vielmehr bietet er eine Darstellung der bzw. einen Überblick über die gesamte bekannte Welt, indem er Völker, Flüsse und Gebirge beschreibt, dabei allerdings eher mythische als historische Information liefert. Geographische Angaben sind bei Hekataios nicht absolut: Länder oder Küsten sind nur durch ihre Lage relativ zueinander bestimmt.[15] An dieser, hinsichtlich ihrer symmetrischen Gliederung wahrscheinlich von der ionischen Naturwissenschaft beeinflussten Vorstellung[16] wird mehr als ein halbes Jahrhundert später Herodot in seinen „Historien“ Kritik üben.[17]

Wenn allerdings griechische Autoren vor allem des 5. Jahrhunderts v.Chr. die Begriffe „Europa“ und „Asien“ verwenden, dann beziehen sie sich dabei in der Regel auf Griechenland und Persien. Bei Herodot oder Aischylos bezeichnet er in der Mehrzahl den Bereich Griechenlands, der die beiden Erdteile voneinander trennt.[18] Dies spiegelt sich in der Genauigkeit der Darstellung wieder: Eine klare Vorstellung haben die Autoren in der Regel nur von einer der Grenzen zwischen Europa und Asien, nämlich dem Hellespont. Was den Rest Europas oder Asiens anbelangt, bleiben die Vorstellungen eher vage.[19] Die Konzentration auf diese Grenze ist vor dem Hintergrund der Konflikte mit der größten Reichsbildung im Osten, dem Perserreich, seit dem 6. Jahrhundert v.Chr. verständlich.[20]

Deshalb lässt Herodot Xerxes auch den Begriff „Europa“ verwenden, wenn von dessen Plänen zur Ausdehnung seiner Macht die Rede ist, z.B. wenn dieser „eine Brücke über den Hellespont schlagen und [...] [sein] Heer durch Europa nach Griechenland führen“[21] will oder Pläne macht für den Zeitpunkt, „wenn wir ganz Europa bezwungen haben“.[22] Zwar hatten die Griechen – und wohl ebenso die Perser – auch Kenntnisse von Teilen heutigen Westeuropas, bedingt durch die griechisch besiedelten Gebiete. Diese waren aber ungenau und für die behandelte Thematik nicht von Bedeutung. Das „eigentliche“ „Europa“ blieb auf den Ägäisraum beschränkt.[23]

Geographische Präzision spielte bei den Autoren also eine eher untergeordnete Rolle. Viel bedeutender für die Verwendung des Begriffs „Europa“ scheint die Selbstwahrnehmung und Positionierung der griechisch(sprachig)en Welt innerhalb dieses geographischen Bezugsrahmens zu sein. Für diese stellen die Perserkriege eine einschneidende Erfahrung dar. – Vor allem die politische Verfassung bot für die Griechen einen Referenzpunkt zur Abgrenzung: Während das Perserreich unter den Großkönigen Kyros, Kambyses und Dareios im 6. und beginnenden 5. Jahrhundert zu einer (territorialen) Weltmacht aufstieg, erlebte Athen nach der Ermordung des Hipparch den Übergang von Tyrannenherrschaft der Peisistratiden zu einer demokratischen Ordnung.[24] Die zunehmenden parallelen kriegerischen Auseinandersetzungen mit den Persern seit der Wende zum 5. Jahrhundert boten genügend Anlass, diesen Unterschied verstärkt zu thematisieren, insbesondere natürlich die Schlachten bei Marathon 490v.Chr., Salamis 480v.Chr. und Plataiai 479v.Chr..

Die politischen Entwicklungen fanden Niederschlag im zeitgenössischen Denken: Wido Sieberer bietet ausgehend von Aischylos, (Pseudo-)Hippokrates und Herodot einen Abriss des „zeitgenössischen griechischen Gedankenguts“,[25] in dem der Hybris-Gedanke bzw. die Vorstellung von einer übergeordneten Instanz, die das Überschreiten der quasi „natürlichen“ Grenze Hellespont bestraft, sowie eine Klima- und Verfassungstheorie als Erklärung für den „Gegensatz“ Europa-Asien eine wichtige Rolle spielen.[26]

Der Hybris-Gedanke taucht bereits bei Aischylos auf, ebenso wie die Vorstellung vom Hellespont als gleichsam göttlich beschützter Grenze[27] und von den – im Gegensatz zu den Barbaren – politisch freien Griechen.[28] Die Idee der göttlichen Instanz, die gegen das Überschreiten dieser Grenze wirkt, wird im 5. Jahrhundert in der attischen Tragödie weiterentwickelt. Ein Beispiel dafür bieten aber auch die „Historien“: Hier stellt das Überschreiten von Grenzen, beginnend mit den Einleitungskapiteln, ein Leitmotiv dar. Herodot berichtet eine Folge von Überschreitungen durch Barbaren bzw. Griechen, die er im Feldzug des Xerxes quasi gipfeln und mit der Wiederherstellung der Grenzen enden lässt.[29]

Klima- und Verfassungstheorie als Erklärung spielt vor allem in der pseudohippokratischen Schrift „Über die Umwelt“ eine Rolle. Im Gegensatz zu Aischylos und Herodot unternimmt der Verfasser hier den Versuch einer nicht göttlichen, sondern „profanen“, „aufgeklärten“ Begründung für den empfundenen Gegensatz. Ähnliche Tendenzen finden sich aber auch bei Herodot.[30]

II.1.2. Aischylos’ „Perser“

Als eine der zentralen Stellen für das Vorhandensein eines „Europabewusstseins“ in der Antike wird immer wieder der so genannte „Traum der Königin Atossa,“[31] eine Stelle aus Aischylos’ Tragödie „Perser“ herangezogen. Der athenische Tragiker Aischylos (um 525/524-456 v.Chr.) behandelt in dieser 472 v. Chr. uraufgeführten, 1077 Verse umfassenden historischen Tragödie die Niederlage des Perserkönigs Xerxes bei Salamis gegen griechische Truppen 480 v. Chr.. Das Stück spielt am persischen Königshof in Susa und erzählt die Ereignisse aus Sicht der besiegten Perser.

II.1.2.1. Der Traum der Atossa: „Europa“ und sein Gegenteil „Asien“?

Nach dem Parodos [32] (1-154), in dem der Chor der Berater in das Geschehen einführt – der persische Großkönig Xerxes mit seiner Armee und seine Verbündeten sind gegen Attika gezogen, und „drohn mit dem Sklavenjoch dem hellenischen Land“[33] –, folgt der Auftritt der Mutter des Xerxes und Witwe des Dareios, Atossa, die von einem Unheil verkündenden Traum der vorangegangenen Nacht und einem verstörenden Omen am darauf folgenden Morgen berichtet:

„Mit immer neuen nachtgebornen Träumen geh ich um, seitdem mein Sohn mit Heerbanns Aufgebot zum Ionerlande zog, Zerstörung ihm zu drohen.”[34]

Sie fährt fort, indem sie den Beratern von dem Traum erzählt, den sie in der vorangegangenen Nacht hatte: In ihm erschienen ihr zwei Schwestern, die eine lebt in Griechenland und trägt als Gewand einen dorischen Peplos, die andere lebt im Land der Barbaren, und trägt einen persischen. Die beiden geraten in Streit. Xerxes will sie beruhigen und spannt sie vor seinen Wagen. Doch während sich die eine stolz und gefügig vor das Joch spannen lässt, wehrt sich die andere und reißt aus, wobei sie das Joch zerbricht und damit Xerxes zu Fall bringt:

„Es deuchte mir, der Frauen zwei in schönem Kleid – die eine in der Perser Peplos eingehüllt, im Dorerkleid die andre – träten vor mein Aug, an Wuchs bei weitem herrlicher als sonst die Fraun, an Schönheit sonder Makel, Schwestern gleichen Stamms und Bluts. Als Heimat hatten sie – in Griechenland durchs Los erlangt, und jene wohnt’ in Asiens Reich. Die beiden fingen an – so deucht’ es mir im Traum – zu streiten miteinander. Wie’s mein Sohn erfuhr, hielt fest, beruhigt’ er sie, und vor den Wagen dann spannt er sie beide; und ein Joch den Nacken legt er auf. Die ein’ in solchem Schmuck hob sich voll Stolz, und in den Zügeln hielt leicht lenkbar sie den Mund. Doch die – bäumt, stampft, und Hand um Hand des Wagens Zeug packt sie und reißt’s und schleift’s gewaltsam mit sich fort, ledig der Zügel, bricht das Jochholz mitten durch. Hinstürzt mein Sohn; sein Vater, weh, tritt neben ihn, Dareios, Jammers voll; doch kaum, dass ihn gewahrt Xerxes, reißt er die Kleidung rings am Leib entzwei.“[35]

Sie fährt fort, berichtend, was ihr am nächsten Tag, als sie am Altar Opfer darbringen wollte, widerfahren ist. Ihr erschien ein Falke, der sich auf einen Adler stürzte und ihm den Kopf zerfleischte:

„[...] Da seh ich flüchten einen Aar zum Opferstein des Phoibos, – stumm vor Furcht, ihr Freunde, stand ich da – und hinterdrein ein Falke, seh ich, stürzt im Stoß sich schwingend auf ihn, mit den Fängen ihm das Haupt zerfleischend. Der – tut nichts; er duckt sich nur und gibt sich preis! Dies war mir so entsetzlich anzusehn wie euch zu hören.”[36]

Diese Quellenstellen, vor allem die erste, werden immer wieder genannt, wenn die Frage nach dem Vorhandensein einer antiken „Europaidee“ in der modernen Forschung auftaucht. Dies ist insofern interessant, als der Begriff „Europa“ an dieser Stelle überhaupt nicht vorkommt – genauso wenig wie der – vermeintliche? – Gegenbegriff „Asien“.[37] Wie kann diese Stelle also interpretiert werden und wo könnten Interpretationen hier einen „Europa-Asien-Gegensatz“ sehen?

Die beiden Frauen werden von der Forschung unterschiedlich interpretiert:[38] In der Regel werden sie als Personifizierungen Griechenlands und Persiens gesehen; Der Begriff „dorisch“ bezieht sich dabei nicht auf Sparta, sondern auf ganz Griechenland.[39] Manche sehen in ihnen aber auch Personifizierungen Europas und Asiens. Die Schwester, die den dorischen Peplos trägt und, so der Text, in Griechenland lebt, wird also mit Europa gleichgesetzt. Eine dritte Richtung interpretiert sie als Griechen des Mutterlandes und Griechen im Osten. Rosenbloom hält die erste Auslegung für die plausibelste, schließlich seien es die Griechen, die das persische „Joch“ bei Salamis „abschüttelten“ und nicht „Europa“.[40]

Auch die Verse 185-186 ließen sich dann schlüssig interpretieren: Griechen und Perser seien κασιγνήτα γένους, „sisters of one race“,[41] da in der Mythologie Perseus ebenso als Ahnherr der Perser bemüht werde (und von den Persern auch propagandistisch benutzt wurde) – eine Sichtweise, die auch im Stück von Persern ausgedrückt wird.[42]

Während die in den dorischen Peplos gekleidete Schwester aber in Griechenland und nicht in „Europa“ lebt, wohnt die andere in „barbarischem Land“ (griech. βάρβαρον, 187)[43] – nicht in „Asien“.

Die beiden Vögel, die Atossa am Altar beobachtet, deutet Rosenbloom in ihrer Symbolik ebenso als auf Griechen und Perser bezogen: Der Adler galt den Griechen als Zeichen des Perserreichs. Der Falke hingegen werde nicht selten mit Apollo assoziiert.[44] Rosenbloom deutet dies als einen Verweis auf den delischen Apollo und damit auf das athenische Imperium, das um Delos herum organisiert sei.[45]

Folgt man Rosenbloom und interpretiert die beiden Frauen als Griechenland und Persien, dann geht es in dieser Stelle um die Darstellung bzw. die Interpretation der Strafexpedition des Xerxes als am Freiheitswillen der Griechen gescheiterten Unterwerfungsversuch. Das an dieser Stelle verwendete Bild des Jochs taucht noch mehrfach im Stück auf: unter anderem ganz am Anfang, als der Chor der Berater berichtet, die Truppen seien ausgezogen, um das „Sklavenjoch dem hellenischen Land“ aufzuladen. Ebenso wird der Begriff verwendet, wenn Xerxes den Hellespont überbrückt.[46]

Der Begriff „Europa“ dagegen kommt an dieser Stelle gar nicht vor. Primär wird im „Traum der Atossa“ ein Gegensatz zwischen Griechen und Persern bzw. Griechen und Barbaren dargestellt.

Aischylos verwendet den Begriff „Europa“ einmal an späterer Stelle. „Asien“ und seine Bewohner hingegen finden im Stück häufig Erwähnung. Vielleicht lässt sich aus einer Betrachtung des gesamten Stücks Aufschluss über Aischylos Verständnis von „Europa“ gewinnen: Was ist „Europa“, was bezeichnet „Asien“ in den „Persern“ – und wie werden sie beschrieben? Sind „Europa“ und „Asien“ bedeutende politisch-kulturelle Kategorien – oder nur geographischer Referenzrahmen? – Wie oft ist dagegen von Griechen bzw. Ioniern die Rede, wann von Athen und den anderen Poleis – und in welchem Zusammenhang? Was ließe sich daraus ableiten?

II.1.2.2. „Griechen“ vs. Perser?

Wie bereits erwähnt, kommt „Europa“ im Stück nur einmal vor und zwar sehr spät im Zusammenhang mit dem Rückzug der „barbarischen“ Streitkräfte „über der Helle Meersund aus Europa“.[47] Genauso war zu Beginn des Stücks der Hellespont als Grenze zwischen Europa und Asien eingeführt worden, als die Armee „hindurchdrang [...] zu dem Nachbarn gegenüber, zu dem Festland“ und dabei „den Sund Helles“ überquerte,[48] wie der Chor der Berater am persischen Hof berichtet. Europa ist also – aus der Perspektive des Atheners Aischylos – für die Perser das Land „gegenüber“. Der Bosporus/Hellespont ist die Grenze, die von Xerxes überbrückt und überschritten wird, und über die er sich letztlich geschlagen zurückretten kann – ob er sich dabei von Norden nach Süden oder von Osten nach Westen bewegt, wird nicht ersichtlich.[49]

„Asien“, das also die Europa gegenüber liegende Landmasse bezeichnet, kommt als Bezeichnung im Vergleich zu „Europa“ sehr viel häufiger im Stück vor. Es erscheint als riesiger Raum, der zum größten Teil[50] von Persien beherrscht wird und dessen Bewohner unter persischer Herrschaft stehen.[51]

Es sind nicht nur die Perser, die gegen Griechenland ziehen, sondern, so scheint es, ganz Asien: Mit ihnen ziehen die „barbarischen“ Verbündeten[52] (Ασιατογένης).[53] Das Heer unter der Führung des Perserkönigs wird als riesige Flut von Männern[54] beschrieben, die „Bienen gleich“ (129) ausschwärmt und in Griechenland einfällt. Eines der Charakteristika Asiens aus Sicht des Publikums der Aischylos scheint sein Bevölkerungsreichtum zu sein: Die Armeen erscheinen als riesige Masse, Asien wird als Land vorgestellt, „das von Volk strotzt“ (74). Nachdem Xerxes mit seinen Armeen aus Asien nach Griechenland (270) gekommen ist, indem er den Bosporus geschlossen hat (723), und die Perser und ihre Verbündeten in den Schlachten unterlegen sind, als Asien „qualvoll aufs Knie hin gebeugt“ ist (929), klagen die Perser darüber, dass Asien nun entvölkert sei (549).

Den zweiten wichtigen Unterschied zwischen Griechen und den Barbaren stellt der Reichtum letzterer dar: Die Perser und die verbündeten Barbaren werden immer wieder als „goldreich“ (πολύχρυσος) beschrieben: Nicht nur ist der Palast in Susa golden, sondern auch die Armee (9), die ins „Land der Griechen“ (1-2) gezogen ist. Auch die anderen Völker, die mit dem persischen Großkönig ziehen wie z.B. die Ägypter, die Lyder (41) oder die Babylonier, werden als πολύχρυσος (53) beschrieben.

Die Griechen dagegen sind ärmer. Selbst das griechische Land erweist sich als Verbündeter seiner Bewohner (791ff.), denn: „durch Hunger würgt’s, die allzu groß, maßlos an Zahl.” (794) – Aber die Griechen sind, so die Darstellung, wenn schon zahlenmäßig unterlegen und materiell schlechter gestellt, so doch mutiger als ihre Feinde. Aischylos lässt die Berater am Hof sagen, dass „Ioniens Volk” nicht vor dem Kampf davonläuft (1025). Die Barbaren aus Asien dagegen sind zwar reich, aber dafür feige:[55] Während die griechischen Hopliten mit Nahkampfwaffen, mit Speer und Schild kämpfen, scheuten die „feigen“ Perser den gefährlichen Nahkampf und benutzten lieber Pfeil und Bogen.[56]

Bereits im Traum der Atossa kommt ein zentrales Unterscheidungsmerkmal von Griechen und Persern (bzw. Barbaren) zum Ausdruck: die Freiheitsliebe bzw. der Freiheitswille: Die Griechen sind, so die Aussage, frei (242), sie sind freiheitsliebend, die Barbaren hingegen nicht (187). Der persische Großkönig „unterjocht“ den Hellespont (65-72) und zieht nach Griechenland, um es ebenfalls zu unterjochen (49-52), Griechenland aber wirft das Joch – so das Traumbild – ab.

„The Persians makes the ‚yoking’ of the Hellespont a symbol of Xerxes ‘violent arrogance’ (hybris), and ‘destrutive delusion’ (atê): his desire to rule an empire embracing two continents in violation of nature, divinity, and the freedom that is characteristic for the Greek polis.”[57]

Den Zweck solcher Gegenüberstellungen sieht Edith Hall in der Identitätskonstruktion – aber sind es wirklich „die Griechen“, die hier einen Gegensatz konstruieren? Inwieweit kommt hier die Perspektive Aischylos’ als Athener zum Tragen?[58]

II.1.2.3. Die Rolle Athens und der „Athenocentrism“ in den „Persern“

„Wo ist Athen?“ fragt Atossa ihre Berater, und erhält zur Antwort: „Weit im Westen“ (!) (231). Athen nimmt bei genauerem Hinsehen im Stück allerdings eine zentrale Rolle ein. Die „Perser“ zeigen vor allem eine athenische, nicht eine gesamtgriechische Perspektive:

„On the side of emphasis, Aeschylus was an Athenian, writing for an audience of his compatriots, and the name of Athens and its citizens is brought to the center of the stage again and again.”[59]

So ist im Gespräch zwischen Königin und Chor der Berater, nachdem sie soeben von ihrem Unheil verkündenden Traum berichtet hat, plötzlich von Athen die Rede (230-231). Überhaupt ist Athen die einzige griechische Polis, die Erwähnung findet: Es ist Athen, das als Retterin von Hellas erscheint (242), das besiegt werden muss, bevor Xerxes ganz Griechenland gehört. (234) – Spartaner oder Korinther dagegen werden mit keinem Wort erwähnt (234)![60]

Aischylos lässt die Perser die Griechen häufig kollektiv als „Ionier“ bezeichnen.[61] Die Barbaren ziehen gegen Westen, um das Land der Ionier zu zerstören (178); im Kampf sind die Schiffe bemannt mit Ioniern (563) – und wenn es um den Mut geht, sind alle vereint, denn die Ionier scheuen den Kampf nicht (1025). Die Gegenüberstellung Griechenland-Perser ist ebenso der Perspektive des Autors geschuldet: Tatsächlich waren die griechischen Poleis gegen die Perser keineswegs geeint. Auch die griechischen Söldner auf Seiten des persischen Großkönigs finden im Stück keine Erwähnung. – Hall zufolge „[...] it is therefore best to see the play as a nascent expression of the very tension between Panhellenic ideals and Athenian imperial ideology which was to inform historiography, tragedy, and comedy throughout the fifth century.“[62]

– Was war der politische Hintergrund bzw. die Ursache dieser Spannung? Rosenbloom sieht sie im historischen Kontext begründet: Während das Perserreich unter den Großkönigen Kyros, Kambyses und Dareios im 6. und beginnenden 5. Jahrhundert zu einer (territorialen) Weltmacht aufstieg, erlebte Athen nach der Ermordung des Hipparch den Übergang von Tyrannenherrschaft der Peisistratiden zu einer demokratischen Ordnung. „The demos (“people”) founded its power in the murder of a tyrant and distribution of his power to a free citizen body. The Persians is arguably a narrative of this type.”[63]

Durch die Reformen des Kleisthenes 508 „political power was attributed among the citizen body by a principle of numerical equality; the majority ruled. This principle of equality, isonomia (literally, “equality of the law”), was antithetical to monarchy […].”[64]

Die zunehmenden parallelen kriegerischen Auseinandersetzungen mit den Persern seit der Wende zum 5. Jahrhundert boten genügend Anlass, diesen Unterschied verstärkt zu thematisieren, insbesondere natürlich die Schlachten bei Marathon 490v.Chr., Salamis 480v.Chr. und Plataiai 479v.Chr.. Aischylos, über dessen Leben wir wenig gesichertes Wissen haben, verfasste die „Perser“ als Teil einer Tetralogie aus drei Tragödien und einem Satyrspiel[65] für die Dionysien des Jahres 472 v. Chr. wo sie im selben Jahr auch uraufgeführt wurden. Das Stück über die persische Niederlage kam somit nur acht Jahre nach der Schlacht und vermutlich vor einigen Veteranen im Publikum zur Aufführung.[66]

Warum das Stück die Ereignisse (scheinbar) gerade aus Sicht der besiegten Perser erzählt, mag auf den ersten Blick verwundern, lag Athen 472 doch nach wie vor im Krieg mit den Persern,[67] ist aber so zu erklären, dass „...there were also factors that could induce an Athenian audience to identify with the depiction of Salamis as a defeat and with the tragedy of a fallen empire.“[68] Damit spielt Rosenbloom auf den historisch-politischen Hintergrund an, auf Athens Aufstieg zur Groß- und Hegemonialmacht unter den griechischen Poleis, dessen Hauptgrund v.a. in der Stärke der athenischen Flotte lag, die zur Sicherung Ioniens und gegen die Perser benötigt wurde. Das neue Bündnissystem, der Attische Seebund, war ohne die peloponnesischen Kontingente gegründet worden und umfasste „nur“ noch Athen, die Inselgriechen und die Ionier, und war hegemonial strukturiert. Die „Perser“, in denen die Vorstellung von Grenzüberschreitung, von machtpolitischer Hybris eine so wichtige Rolle spielen, entstanden vor dem Hintergrund des Aufstiegs Athens zur Großmacht – und werden von einigen Wissenschaftlern als an Athen gerichtete Warnung vor Dekadenz und damit verbundener Hybris interpretiert.[69]

Es geht also in den „Persern“ vor allem um die Rolle Athens in Bezug auf die Machtverhältnisse unter den griechischen Poleis, und das vor dem Hintergrund der Auseinandersetzung mit den Persern.

„Europa“ als Begriff spielt, insbesondere im Vergleich zu „Griechen“, „Perser“ etc. als Begriff der kulturellen Abgrenzung eine unbedeutende Rolle. Die Völker ganz Asiens folgen dem König der Perser, um eben nicht „Europa“, sondern „Hellas“ zu versklaven (50). „Europa“ bezeichnet das Grenzgebiet zwischen Griechenland und dem Perserreich, die als kulturell gegensätzlich dargestellt werden – mit „Europa“ an sich aber verbindet sich keine kulturelle Idee.

Einige Themen und Motive, die uns in den „Persern“ begegnen, werden von Herodot in seinem Werk aufgegriffen und weiterentwickelt. Von besonderem Interesse ist für uns, wie er hierbei mit dem Begriff „Europa“ verfährt: Wird dieser bei Herodot geographisch ausgeweitet? Erhält er in kultureller Hinsicht größere Bedeutung?

II.1.3. Der Europa-Asien-Gegensatz in der Umweltschrift

Die Schrift „Über die Umwelt“[70] aus dem „Corpus Hippocraticum“, das Hippokrates von Kos (460-ca.370v.Chr.) und anderen medizinischen Autoren zugeschrieben wird, ist einer von 58 als Lehrschriften gedachten Texten über die Heilkunst. Die Texte des Corpus Hippocraticum werden hauptsächlich in das 5. und 4. Jahrhundert v.Chr. datiert und sind eindeutig beeinflusst von der vorsokratischen Naturphilosophie. Zu den ältesten darunter zählt der auch einfach Umweltschrift genannte Text. Er behandelt die Frage, inwieweit Umweltbedingungen wie Wasserqualität, Boden, Klima und Siedlungslage auf die Lebensweise und die Gesundheit des Menschen einwirken, und somit vom Arzt berücksichtigt werden müssen.

Für die Frage nach der Definition von „Europa“ ist allerdings nur der zweite, ethnographische Teil der Schrift von Bedeutung. Als relevante Stellen für die Frage nach dem Vorhandensein einer Europaidee in der Antike werden die Abschnitte 12, 16 und 23,3-4 herangezogen. – Was sind nun Inhalt und Aussage dieser Stellen und was ist ihre Funktion in der Schrift als Ganzes?

II.1.3.1. Klimatheorie und Europa-Asien-Gegensatz

Die Schrift umfasst 24 Kapitel. Genau nach der Hälfte, in der die oben genannten allgemeinen Feststellungen zu den möglichen Auswirkungen verschiedener Umwelteinflüsse samt Beispielen getroffen werden, beginnt der Verfasser in Kapitel 12,1 mit einer Beschreibung der Beschaffenheit Europas, vor allem der Unterschiede zwischen Asien und Europa hinsichtlich ihrer geographischen bzw. topographischen Beschaffenheit und deren Auswirkung auf die dort lebenden Völker.

„Ich will nun bezüglich Asiens und Europas darlegen, in welchem Maße sich beide hinsichtlich aller Dinge unterscheiden, und auch bezüglich der äußeren Gestalt der Völker, worin sie unterschiedlich sind und sich einander nicht gleichen. [...] über die wichtigsten Dinge und worin sie sich am meisten unterscheiden, darüber werde ich handeln, wie es sich diesbezüglich meiner Meinung nach verhält. Ich behaupte, dass sich Asien in der Natur aller Dinge sehr von Europa unterscheidet, sowohl in dem, was aus der Erde wächst, als auch in den Menschen. Viel schöner und größer ist alles in Asien; dieses Land ist kultivierter, und die Charakterzüge der Menschen sind liebenswürdiger und umgänglicher.“[71]

Dahinter steht die Vorstellung, dass es physische und geistige Unterschiede zwischen den Völkern in Asien und Europa gebe und dass diese vor allem auf das Klima zurückzuführen seien:

„Die Ursache dafür ist die ausgewogene Mischung der Jahreszeiten, da Asien nach Osten hin genau mitten zwischen den Sonnenaufgängen liegt, aber weiter von der Kälte entfernt. Wachstum und Kultiviertheit aber bilden sich dann am allerbesten, wenn nichts gewaltsam vorwiegt, sondern Ausgewogenheit (Isomoiria) in allem herrscht.“[72]

Asien wird sehr positiv beschrieben (12,2), weil hier Ausgewogenheit herrscht, es liegt in der Mitte, wo es am besten ist (12,3-4). Allerdings ist das Klima nicht in ganz Asien gleich. Als am besten wird es in der in der Mitte gelegenen Zone beschrieben, die etwa Ionien entspricht:

„Es verhält sich jedoch nicht überall in Asien gleichermaßen, sondern derjenige Teil des Landes, der genau in der Mitte zwischen Wärme und Kälte liegt, besitzt sowohl die besten Früchte als auch die schönsten Wälder und das beste Wetter, verwendet auch das schönste Wasser, ob es nun vom Himmel oder aus der Erde kommt. Denn dieser Teil ist weder durch die Hitze zu sehr verbrannt, noch durch Trockenheit und Wassermangel ausgedörrt, er wird weder von der Kälte heimgesucht, noch durch den Südwind feucht oder durch viele Regengüsse und Schnee durchnässt. [...]“[73]

Ein solch mildes Klima aber, referiert der Verfasser, verhindert, dass die Menschen „tapfer“, „strapazierfähig“, „ausdauernd“ oder „begeisterungsfähig“ würden:

„Verständlicherweise kommt dieses Land von seiner Natur und der Mäßigung der Jahreszeiten her dem Frühling am nächsten. Tapferkeit aber, Strapazierfähigkeit, Ausdauer, Begeisterungsfähigkeit können in einer solchen Natur nicht entstehen, [...].“[74]

Dass dieselbe Vorstellung bei Aischylos begegnet, um die Perser bzw. Barbaren in Asien im Gegensatz zu den Griechen zu charakterisieren, macht deutlich, dass diese Argumentation vor dem Hintergrund der Erfahrung der Perserkriege zu sehen ist.

Als Grenze zwischen Asien und Europa nennt der Verfasser die Maiotische See[75] (13,1). Asien umfasst das Perserreich und die bekannten Teile Afrikas (Ägypten und Libyen).

Ab Kapitel 14 wendet sich der Autor der „Ethnographie“ zu: Es werden das Volk der Makrokephalen (14) und die Menschen, die am Phasis leben (15) beschrieben. In 16 kehrt er zum Vergleich von Asien und Europa zurück:

„Zum Mangel an Willenskraft und zum fehlenden Mut der Menschen folgendes: Dass die Asiaten weniger kriegerisch sind als die Europäer und sanfter in ihrem Charakter, daran sind vor allem die Jahreszeiten schuld, die keinen großen Veränderungen unterliegen, weder hin zur Wärme, noch hin zur Kälte, sondern einander ähnlich sind. Es gibt keine Erschütterungen des Geistes und keine starken Veränderungen des Körpers, wodurch normalerweise die Leidenschaftlichkeit des Charakters erregt und mehr Verwegenheit und Hitzigkeit hervorgerufen wird, als wenn man in einem stets gleichmäßigen Klima lebt. Denn es sind die Veränderungen in allem, die den Geist erwecken und nicht ruhen lassen.“[76]

Der Autor begründet einen angeblichen Gegensatz zwischen Menschen in Europa und in Asien hinsichtlich ihres Charakters mit dem unterschiedlichen Klima, das in beiden Erdteilen herrsche. „Die Asiaten“ werden als weniger mutig und stark charakterisiert.

II.1.3.2. Der Einfluss der Verfassung

Dem Einflussfaktor Klima wird in der folgenden Passage ein zweiter hinzugefügt: die νόμοι, die Sitten und Gesetze, deren Einfluss auf die Menschen der Verfasser folgendermaßen beschreibt:

„Aus diesen Gründen glaube ich, ist das Geschlecht der Asiaten kampfesschwach und außerdem infolge der politischen Zustände. Denn der größte Teil Asiens wird von Königen beherrscht. Wo die Menschen sich nicht selbst regieren und unabhängig sind, sondern beherrscht werden, streben sie nicht danach, sich für den Krieg zu üben, sondern als nicht kriegerisch zu erscheinen.“[77]

Die Gründe liegen also im gleichmäßigen Klima und in den politischen Zuständen (νόμοι). Für Asien bedeutet das, dass die Menschen nicht kriegerisch sind, weil der größte Teil Asiens von Königen beherrscht (βασιλεύεται, 16,3) wird. Folgendermaßen wirken die politischen Zustände (νόμοι) auf den Menschen:

„Denn die Gefahren sind nicht gleichermaßen verteilt: Normalerweise ziehen die Untertanen in den Krieg, bestehen Strapazen und sterben gezwungenermaßen für ihre Herren, wobei sie von ihren Kindern, ihren Frauen und den übrigen, die ihnen nahe stehen, getrennt sind. Und welch würdige und mutige Taten sie auch vollbringen, es sind ihre Herren, die von ihnen groß gemacht werden und die sie wachsen lassen, während sie selbst Gefahren und Tod ernten. Außerdem ist es unvermeidlich, dass das Land dieser Menschen, wegen der Feindseligkeiten und weil es nicht bearbeitet wird, verödet. So wird, auch wenn jemand von seiner Natur her zur Tapferkeit und zum Mut begabt ist, sein Sinn durch die politischen Zustände davon abgebracht.“[78]

Um sein Argument zu untermauern, nennt der Autor ein Beispiel:

„Dafür gibt es einen wichtigen Beweis: Diejenigen, die in Asien, seien es nun Griechen oder Barbaren, nicht beherrscht werden, sondern unabhängig sind und sich in ihrem eigenen Interesse abmühen, die sind von allen die streitbarsten. Denn sie nehmen die Gefahren für sich selbst auf sich; sie selbst erhalten den Lohn für ihren Mut und ebenso die Strafe für ihre Furchtsamkeit. Es lässt sich auch feststellen, dass sich die Asiaten untereinander unterscheiden; die einen sind tapferer, die anderen feiger. Schuld daran sind die jahreszeitlichen Veränderungen, wie es von mir in den vorhergehenden Ausführungen dargelegt wurde. So verhält es sich also mit den Bewohnern Asiens.“[79]

Mit diesem Beispiel schwächt der Verfasser gleichzeitig seinen konstruierten Europa-Asien-Gegensatz, indem er hier eine Binnendifferenzierung vornimmt: Auch innerhalb Asiens gebe es frei(ere) Ethnien – der Gegensatz der Begriffe despozontai und autonomoi ist für das griechische Denken des 4. Jahrhunderts ganz typisch –, nicht alle gehören zu den „persischen Massen“. Mit diesem Kunstgriff kann der Verfasser die Griechen in Asien wieder in das anfänglich gezeichnete positive Bild hineinziehen. Es wird deutlich, dass es auch hier vor allem um den Griechen-Barbaren-Gegensatz geht, Europa nur als vager Referenzrahmen eine Rolle spielt.

In Kapitel 23, nachdem er die Sauromaten (17), den Amazonen als ähnlich beschriebene Frauen (18), sowie die Skythen, ihr von Kälte geprägtes Gebiet, ihre Lebensweise und Bräuche (19-22) behandelt hat, wendet sich der Verfasser wieder der Bevölkerung Europas zu:

„Was die übrige Bevölkerung in Europa betrifft, so unterscheidet sie sich in sich selbst an Größe und Gestalt aufgrund der jahreszeitlichen Veränderungen, weil diese groß sind und häufig stattfinden mit starken Hitzewellen und harten Wintern, mit vielen Regenfällen und umgekehrt sehr langen Trockenperioden sowie mit Winden, die für die vielen unterschiedlichen Veränderungen verantwortlich sind. Die Auswirkungen dieser Bedingungen sind natürlich spürbar, besonders dass die Zeugung bei der Gerinnung des Samens anders ist, bei derselben Person nicht dieselbe im Sommer wie im Winter ist und auch nicht in Regenzeiten wie bei Trockenheit. Deswegen, glaube ich, sind die äußeren Erscheinungen bei den Europäern unterschiedlicher als bei den Asiaten und weist der Wuchs die größten Unterschiede auf, sogar in jeder einzelnen Stadt. Denn es entstehen mehr Störungen bei der Gerinnung des Samen, wenn die jahreszeitlichen Wechsel häufig stattfinden, als wenn die Jahreszeiten beinahe gleich und ähnlich sind. Bezüglich des sittlichen Verhaltens lässt sich die gleiche Feststellung treffen: Wildheit, Unerbittlichkeit und Affekte existieren in einer solchen Natur. Denn die häufigen Erschütterungen des Geistes flößen Wildheit ein und schwächen die Sanftheit und Milde. Deswegen, glaube ich, sind die in Europa Lebenden mutiger als diejenigen, die in Asien wohnen. Denn im immer Gleichen wohnen die Entspannungen, im sich Verändernden aber die Mühen für Leib und Seele. Und aus Ruhe und Entspannung wächst Feigheit, aus Mühe dagegen und Anstrengungen Mut. Aus diesem Grund sind die Europa Lebenden kriegerischer auch wegen der Gesetze, weil sie nicht von Königen beherrscht werden wie die Asiaten. Denn wo ein König regiert, dort sind die Menschen notwendigerweise am feigsten; ich hatte es schon früher erwähnt. Die Seelen sind dann nämlich versklavt und wollen sich nicht freiwillig und blindlings für die Macht eines anderen in Gefahr begeben. Diejenigen aber, die politisch unabhängig sind, zeigen freiwillig ihren Mut – sie nehmen nämlich für sich selbst die Gefahren auf sich und nicht für andere – und begeben sich in die Gefahr. Denn sie selbst erringen den Siegespreis. So verhält es sich also im großen und ganzen mit Europa und Asien.“[80]

Mit dieser Verbindung von Klima und Gesetzen wird der Mut der in Europa lebenden betont: Sie haben nicht nur ein kontrastreicheres Klima, sondern genießen auch politische Freiheit im Gegensatz zum herrschenden Despotismus in Asien.[81]

Der Autor erzeugt den Anschein, dass sich der Einfluss von Klima und Gesetzen entspricht. Allerdings, so die Argumentation, haben Gesetze die Macht, den klimatischen Einfluss außer Kraft zu setzen. Als Beispiel dafür dienen Völker in Asien, die frei sind, und in der Folge mutiger sind als die anderen Asiaten. Hierbei denkt der Autor offensichtlich vor allem an die in Kleinasien lebenden Griechen.[82]

Gegen Ende hin scheint der Autor die vorgenommene Welteinteilung zu überwinden. Den Europa-Asien-Gegensatz konstruiert er nicht konsequent durch.[83] So wird auch Europa hinsichtlich des Klimas und seiner Bewohner differenzierter betrachtet. Er beschreibt auch in Europa zum Teil große Unterschiede zwischen den Völkern, je nachdem, in welcher Landschaft sie leben bzw. welchen Umwelteinflüssen sie ausgesetzt sind (24); und er nennt auch ein Beispiele, wo die νόμοι stärker sind als die φύσις, nämlich bei den Skythen.[84]

II.1.3.3. Reflexion der Perserkriege

Die Schrift enthält einiges an Gedankengut, das aus Aischylos und Herodot bekannt ist. Die Umweltschrift und Herodots „Historien“ entstanden vermutlich in kurzem zeitlichen Abstand zueinander, auf jeden Fall aber vor dem Hintergrund zeitgenössischen Denkens. Beide behandeln dieselben Völker und tun dies unter dem Eindruck der Perserkriege. Unterschiede bestehen hinsichtlich ihres geographischen Weltbildes: Herodot kennt drei Erdteile, die Umwelt-Schrift unterteilt die bewohnte Welt in zwei; außerdem verlaufen die Grenzen zwischen Europa und Asien unterschiedlich.[85]

[...]


[1] MOMIGLIANO, Arnaldo, Europa als politischer Begriff bei Isokrates und den Isokrateern, in SECK, Friedrich (Hrsg.), Isokrates, Darmstadt 1976 (Wege der Forschung 351), 128-138, 128. Der Aufsatz erschien erstmals als: MOMIGLIANO, Arnaldo, L’Europa come concetto politico presso Isocrate e gli Isocratei. Revista di filologia e d’istruzione classica N.S. 11 (1933), S. 477-487.

[2] z.B. der in Kapitel III. ausführlicher behandelte „Alte Geschichte für Europa e.V.“.

[3] So besteht etwa eine Professur für Antike und Europa an der TU Chemnitz.

[4] Ebd., 128.

[5] ERDMANN, Elisabeth, Art. Europa, in: DNP Bd. 13, Stuttgart-Weimar 1999, Sp. 1060-1064, 1059. vgl. auch ERDMANN, Elisabeth, Wie weit reicht Europa zurück? Der Befund der Schulbücher, in: GÜNTHER, Linda-Marie (Hrsg.), Die Wurzeln Europas in der Antike – Bildungsballast oder Orientierungswissen?, Bochum 2004, 15-28. [Geschichte; Bd. 1], 15.

[6] ERDMANN, Elisabeth, Art. Europa, in: DNP Bd. 13, Stuttgart-Weimar 1999, Sp. 1060-1064, 1059.

[7] Zu nennen wäre auch MOMIGLIANO, Arnaldo, L’Europa come concetto politico (1933). Ich habe diesen Text aber nicht für meine Argumentation berücksichtigt, da ich mich dazu entschieden habe, mich auf die deutsche Wissenschaftsgeschichte zu beschränken.

[8] ERDMANN, Art. Europa, 1059.

[9] DEMANDT, Alexander, Europa: Begriff und Gedanke in der Antike, in: KNEISSL, Peter, LOSEMANN, Volker, (Hrsgg.), Imperium Romanum, Festschrift für Karl Christ, Stuttgart 1998, 137-157.

[10] ERDMANN, Wie weit reicht Europa zurück? 15.

[11] Im Falle der „Historien“ sowie der Umwelt-Schrift gilt als nicht einmal eindeutig geklärt, welcher der beiden Texte zuerst entstanden ist, ob also eines der Werke das andere aus einer späteren Perspektive rezipiert – und wenn ja, welches; oder ob es sich um parallel entstehende, schlicht vom selben zeitgenössischen Gedankengut geprägte Arbeiten handelt. BICHLER/ROLLINGER z.B. datieren die Umwelt-Schrift früher, vgl. BICHLER, Reinhold / ROLLINGER, Robert, Herodot, Hildesheim-Zürich-New York 2000, (Studienbücher Antike; 3), 27 und 29.

[12] Hom. h. Apollon. 251, 291.

[13] ERDMANN, Europa, 1059.

[14] ebd.

[15] MEISTER, Klaus, Art. Hekataios von Milet, in: DNP Bd. 5, Stuttgart-Weimar 1998, 264-267

[16] NICKEL, Rainer, Lexikon der antiken Literatur, Düsseldorf-Zürich 1999, 635.

[17] Hdt. IV, 36

[18] DE ROMILLY, Jacqueline, Isocrates and Europe, in: Greece & Rome, 39 (1992), 2-13. 2-3.

[19] ebd., 2.

[20] ebd.

[21] Hdt. VII, 5.

[22] Hdt. VII, 50.

[23] DE ROMILLY, Isocrates and Europe, 3.

[24] ROSENBLOOM, Aeschylus: Persians, 17. Zur Entwicklung des Konzepts von Freiheit, dass sich in diesem Zusammenhang entwickelte vgl. RAAFLAUB, Kurt, The Discovery of Freedom in Ancient Greece, Chicago-London 2004 (1. engl. Aufl.).

[25] SIEBERER, Wido, Das Bild Europas in den Historien. Studien zu Herodots Geographie und Ethnographie Europas und seiner Schilderung der persischen Feldzüge, Innsbruck, 1995, Innsbrucker Beiträge zur Kulturwissenschaft: Sonderheft 96, 122.

[26] ebd., 122-146.

[27] Aischyl. Pers. 719 und 749f.

[28] Aischyl. Pers. 241f.

[29] SIEBERER, Das Bild Europas in den Historien, 122-132. Der Hybris-Gedanke wird später von Isokrates wieder aufgegriffen (Pan. 176 und 179f.).

[30] ebd., 132-137.

[31] Aischyl. Pers. 159-214.

[32] Eingangslied des Chors, eine Art Prolog.

[33] Aischyl. Pers. 50, übers. von O. Werner.

[34] Aischyl. Pers. 176-178.

[35] Aischyl. Pers. 181-199.

[36] Aischyl. Pers. 204-211.

[37] O. Werner übersetzt in der deutschen Ausgabe in Vers 187 mit „Asiens Reich“, das aber im griechischen Originaltext keine Entsprechung findet.

[38] Vgl. hierzu ROSENBLOOM, David, Aeschylus: Persians (Duckworth Companions to Greek and Roman Tragedy), London 2006, 54 und 172, Anm. 69. Die Interpretation als Personifizierungen Griechenlands und “all barbarian lands“ kritisiert Rosenbloom mit Verweis auf Vers 185: Warum sollten sie dann „sisters of the same race“ sein?, vgl. 172, Anm. 69.

[39] HALL, Edith, Aeschylus, Persians, Warminster 1996, 124. Der kurze dorische Chiton wurde in der griechischen Vorstellung in früheren Zeiten von allen griechischen Frauen getragen, vgl. dazu auch Hdt. V, 88.

[40] ROSENBLOOM, David, Aeschylus: Persians, 54.

[41] Aischyl. Pers. 185, übers. von E. Hall; O. Werner übersetzt mit „gleichen Stamms und Bluts“, was die Bedeutung des griechischen Wortes (von gleicher Mutter geboren, direkt verwandt) nicht exakt wiedergibt. Das „Blut“ deutet auf biologistische Vorstellungen.

[42] ROSENBLOOM, Aeschylus: Persians, 54-55. vgl. Aischyl. Pers. 79-80 und 145-6.

[43] Werners Übersetzung mit „Asiens Reich“ suggeriert, dass Perser gemeint sind, aber es ist vom barbarischen (also in erster Linie nichtgriechischen) Land die Rede, Aischyl. Pers. 181-197, übers. von O. Werner.

[44] Rosenbloom argumentiert zudem, dass es der Altar des Apoll sei, an dem Atossa die Vögel beobachtet, vgl. Aeschylus: Persians, 57.

[45] ROSENBLOOM, Aeschylus: Persians, 57.

[46] Aischyl. Pers. 65-72.

[47] Aischyl. Pers. 799.

[48] Aischyl. Pers. 66f.

[49] Aischyl. Pers. 738.

[50] Aischyl. Pers. 250.

[51] Aischyl. Pers. 584-485.

[52] Aischyl. Pers. 12.

[53] Aischyl. Pers. 475. Eine Liste der Verbündeten der Perser, die im Kampf gefallen sind, wird durch einen Boten berichtet, Pers. 302ff.

[54] Aischyl. Pers. 86-90.

[55] Dies ist eine Argumentation, die in der Schrift „Über die Umwelt” wieder begegnet.

[56] Aischyl. Pers. 239-240.

[57] ROSENBLOOM, Aeschylus: Persians, 24. Vgl. auch RAAFLAUB, Kurt, The Discovery of Freedom in Ancient Greece, Chicago-London 2004 (1. engl. Aufl.), 256-257.

[58] HALL, Edith, Aeschylus, Persians, Einleitung, 11.

[59] PODLECKI, Anthony J., The Political Background of Aeschylean Tragedy, London 21999, 9.

[60] ebd.

[61] HALL, Aeschylus, Persians, 123. Hall weist darauf hin, dass es keinerlei Hinweise darauf gebe, dass diese Bezeichnung in irgendeiner Weise als Gegenbegriff zu Dorer verwendet wird.

[62] HALL, Aeschylus, Persians, Einleitung, 12.

[63] ROSENBLOOM, Aeschylus: Persians, 17.

[64] ebd., 18.

[65] ebd., 14-15. Von den anderen Stücken sind nur Fragmente erhalten.

[66] vgl. PODLECKI, The Political Background of Aeschylean Tragedy.

[67] HALL, Aeschylus, Persians, Einleitung, 4.

[68] ROSENBLOOM, Aeschylus: Persians, 11.

[69] so z.B. ROSENBLOOM, Aeschylus: Persians. Zur Bedeutung der Vorstellung von Zivilisationsentwicklung, Dekadenz und Hybris im 5. Jahrhundert v. Chr. vgl. SIEBERER, Das Bild Europas in den Historien, 137ff.

[70] Je nach Übersetzung „Über die Umwelt“, „Lüfte, Gewässer und Örtlichkeiten“, „Über Winde, Wasser und Gegenden“; im Folgenden wird sie einfach als „Umweltschrift“ bezeichnet.

[71] Hippokr. 12, 1-2, übers. von Ch. Schubert und W. Leschhorn.

[72] Hippokr. 12, 3

[73] Hippokr. 12, 4

[74] Hippokr. 12, 6. Die Textteile, die hieran anschließend Ägypten und Libyen behandeln, sind leider verloren.

[75] Die Maiotis ist das heutige, nordöstlich der Krim gelegene und durch eine Meerenge mit dem Schwarzen Meer verbundene Asowsche Meer. Allerdings in der Antike Ausmaß nach Norden hin nicht bekannt.

[76] Hippokr. 16, 1-2

[77] Hippokr. 16, 3

[78] Hippokr. 16, 4

[79] Hippokr. 16, 5, übers. von Ch. Schubert und W. Leschhorn.

[80] Hippokr. 23, übers. von Ch. Schubert und W. Leschhorn.

[81] JOUANNA, Hippocrates, 221.

[82] ebd., 222.

[83] ebd., 225.

[84] ebd., 222-224.

[85] Nach JOUANNA, Hippocrates, 226, weil den beiden Texten unterschiedliche Quellen zugrunde liegen.

Fin de l'extrait de 88 pages

Résumé des informations

Titre
Der Begriff „Europa“ in antiken Quellen und in der deutschen althistorischen Forschung des 20. Jahrhunderts
Université
University of Innsbruck  (Institut für Alte Geschichte)
Note
Sehr gut
Auteur
Année
2008
Pages
88
N° de catalogue
V281901
ISBN (ebook)
9783656762775
ISBN (Livre)
9783656762768
Taille d'un fichier
882 KB
Langue
allemand
Mots clés
begriff, europa, quellen, forschung, jahrhunderts
Citation du texte
Patrizia Kern (Auteur), 2008, Der Begriff „Europa“ in antiken Quellen und in der deutschen althistorischen Forschung des 20. Jahrhunderts, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/281901

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