Die Schweigespirale als Methode zur Untersuchung von rechtsradikalem Gedankengut


Hausarbeit, 2014

15 Seiten


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

Abbildungsverzeichnis

1. Einleitung

2. Grundlagen der Schweigespirale
2.1. Die Schweigespirale: Begriffserklärung „Öffentliche Meinung“
2.2. Die Schweigespirale: Definition und Effekte
2.3. Die Schweigespirale: Die Rolle der Medien

3. Rechtsradikale Einstellung in Deutschland

4. Allgemeine Untersuchung zum Nachweis der Schweigespirale

5. Vorstellung einer Studie zur öffentlichen Kommunikationsbereitschaft

6. Empirische Anwendung
6.1. Repräsentative Bevölkerungsumfragen
6.2. Eisenbahntest

7. Fazit

8. Literaturverzeichnis

Abbildungsverzeichnis

Abbildung I: Zustimmung zu den Aussagen der Dimension "Ausländerfeindlichkeit"

Abbildung II: Geschlossenes rechtsextremes Weltbild von 2002-2012

1. Einleitung

Europakritische Stimmen aus verschiedenen europäischen Ländern gab es immer. Der Zuwachs aber, den rechtsradikale Parteien in den vergangenen Jahren, im Zuge der Wirtschaftskrise und den Fiskalpakten europaweit verbuchen konnten, zeigt, dass nationalistisches Gedankengut in Europa wieder im Aufschwung ist. Ziele der Hetze sind schnell gefunden, die Parteien vom rechten politischen Rand wettern gegen Asylpolitik, Sozialschmarotzer, den Euro, Ausländer und den Islam und zeigen sich in ihrem Erscheinungsbild konservativ und europaskeptisch. Vor allem in Frankreich in Form der „Front national“ (FN) und den Niederlanden durch die „Partei für Freiheit“ (PVV), erleben die ultrarechten einen Aufschwung wie lange nicht, und die nationalistischen Interessen werden öffentlich kundgetan. Auch in Deutschland bildete sich im Jahr 2013 mit der „Alternative für Deutschland“ (AfD) eine europakritische Partei, die sich zwar selbst nicht als rechtspopulistische Partei sieht, aber dennoch als Auffangbecken für rechtsradikale Randgruppierungen dient. Die Fusionierung nationalistischer Kräfte in einer Partei ist in Deutschland – anders als in den meisten Nachbarländern, wie beispielsweise Frankreich, Dänemark und den Niederlanden – noch nicht gelungen (vgl. Oliver Decker, 2012: S.15). Daher stellt sich die Frage, inwieweit der nationalistische Gedanke in der deutschen Bevölkerung vertreten ist, und in welchem Maße dieser öffentlich kommuniziert wird.

Angesichts dessen wird im Folgenden dargestellt, inwiefern die Theorie der Schweigespirale auf die öffentliche Kommunikationsbereitschaft rechten Gedankengutes in Deutschland zutrifft. Ferner wird ein Forschungsdesign für die theoretische Messung dieser Kommunikationsbereitschaft vorgestellt.

Einführend werden die grundlegenden Annahmen zur Theorie der Schweigespirale vorgestellt, um ein Verständnis für öffentliche Meinung und die daraus resultierende Isolationsangst zu schaffen. Darauffolgend wird anhand der Studie „Mitte im Umbruch“, die Verbreitung von Rechtsradikalismus in Deutschland aufgezeigt, um die häufig unterschätzte Verbreitung rechten Gedankenguts zu verdeutlichen und den Hintergrund der vorliegenden Arbeit zu erklären. Im Anschluss wird ein, von Elisabeth Noelle-Neumann entworfenes Forschungsdesign zur Analyse von öffentlicher Kommunikationsbereitschaft, sowie eine themenverwandte Forschungsarbeit vorgestellt, um hiervon abschließend einen Vorschlag für ein eigenständig entworfenes Forschungsdesign, welches der Messung der öffentlichen Kommunikationsbreitschaft von rechtsradikalem Gedankengut in Deutschland dient, abzuleiten.

2. Grundlagen der Schweigespirale

2.1. Die Schweigespirale: Begriffserklärung „Öffentliche Meinung“

Die öffentliche Meinung nimmt in der Theorie der Schweigespirale eine wichtige Rolle ein. Der Begriff der öffentlichen Meinung ist ein umstrittener Begriff mit einer hohen Anzahl an Definitionen, der als sozialer, politischer und wissenschaftlicher Hilfsbegriff dient. Da im Verlauf der vorliegenden Arbeit auf die von Elisabeth Noelle-Neumann entwickelte Theorie der Schweigespirale eingegangen wird, orientiert sich die Arbeit an einer von ihr verfassten Definition:

„Unter öffentliche Meinung versteht man wertgeladene, insbesondere moralisch aufgeladene Meinungen und Verhaltensweisen, die man – wo es sich um festgewordene Übereinstimmung handelt, zum Beispiel Sitte, Dogma – öffentlich zeigen muss, wenn man sich nicht isolieren will. […] Öffentliche Meinung gegründet auf das unbewusste Bestreben von in einem Verband lebenden Menschen, zu einem gemeinsamen Urteil zu gelangen, zu einer Übereinstimmung, wie sie erforderlich ist, um handeln und wenn notwendig entscheiden zu können. Belohnt wird Konformität, bestraft wird der Verstoß gegen das übereinstimmende Urteil.“[1]

2.2. Die Schweigespirale: Definition und Effekte

Die Hauptannahmen der Theorie der Schweigespirale basieren auf „einer anthropologischen Hypothese über die Bereitschaft von Menschen, in der Öffentlichkeit ihre bzw. überhaupt eine Meinung zu äußern.“[2] Es wird angenommen, dass Menschen eine soziale Akzeptanz ihrer Umwelt anstreben und in ihrem Umfeld Anschluss und Anerkennung suchen. Dieses Streben wollen sie nicht durch unbedachte Äußerungen gefährden, mit denen sie ins Abseits geraten könnten. Es besteht die Annahme, dass die Abweichung von der Mehrheitsmeinung in sozialer Isolation resultiert, diese wird jedoch von der Mehrheit vermieden, da sie nicht als Außenseiter angesehen werden möchten (vgl. Sander, 2008: S.279). Die Menschen beobachten somit „ständig und ‚quasi-statisch‘ ihre Umwelt und veruschen in puncto Meinungsbildung (z.B. politische Einstellung) Majoritäten bzw. Minoritäten, also Mehrheits- und Mindeheitsmeinungen auszumachen.“[3] Um Aufschluss über die Meinungsverteilung zu bekommen, haben die Menschen zwei Möglichkeiten: Zum einen der direkte Kontakt mit der Umwelt, durch die Kommunikation mit Freunden, Bekannten und der Familie und zum anderen über den indirekten Kontakt mit den Massenmedien.

Nach Elisabeth Noelle-Neumann tendiert eine Person, die den Eindruck hat, dass ihre Meinung nicht mit der Mehrheitsmeinung einhergeht, dazu ihre Meinung nicht mehr öffenltich zu äußern und diese zu verschweigen. Auf der Gegenseite, wirkt sich der Konformitätsdruck positiv auf die Individuen aus, deren persönliche Meinung mit der Mehrheitsmeinung konvergent ist. In diesem Fall wird die Meinungsäußerung in der Öffentlichkeit nicht unterdrückt, sondern gefördert. Neben der gegenwärtigen, nimmt aber vor allem die zukünftige Meinungssituation bezüglich der Kommunikationsbereitschaft eine wichtige Position ein. Noelle-Neumann nimmt an, dass eine Minderheit, die erwartet zukünftig eine Mehrheit zu werden, kommunikativer wird, als eine Mehrheit, die davon ausgeht nicht als Mehrheit bestehen zu bleiben (vgl. Noelle-Neumann, 1979: S. 199).

2.3. Die Schweigespirale: Die Rolle der Medien

Massenmedien nehmen im Rahmen der Theorie der Schweigespirale eine wesentliche Rolle ein. Sie haben die Möglichkeit, bestimmten Themen Öffentlichkeit zu verleihen und können den Rezipienten der Medien, wie oben bereits erwähnt, als „eine Quelle der Umweltbeobachtung dienen“[4] und neben dem Informationskanal des sozialen Umfelds aufzeigen, „mit welchen Ansichten und Verhaltensweisen man sich isolieren kann, und welche öffentlich gezeigt werden können, ohne in Isolationsgefahr zu geraten.“[5] Meinungen die über einen längeren Zeitraum, von mehreren Individuen durch die Massenmedien präsentiert werden, können sich in der „subjektiven Wahrnehmung der Einzelnen peu à peu zu Mehrheits- oder ‚herrschenden Meinungen‘ “[6] ändern. Die Menschen orientieren sich also „an der aus den Medien erschlossenen Mehrheitsmeinung.“[7] Somit besteht die Möglichkeit, dass in der breiten Öffentlichkeit der Eindruck entstehe könnte, dass die mediale Meinung die Mehrheitsmeinung widerspiegelt. Massenmedien könnten beispielsweise eine vorherige Minderheitsmeinung so präsentieren, dass der Eindruck entsteht, sie sei eine Mehrheitsmeinung. Dieser Vorgang führt dazu, dass Menschen die der eigentlichen Mehrheitsmeinung angehören, ihre Meinung immer weniger äußern, und der Eindruck entsteht, dass ihre Gruppe immer kleiner wird, was wiederum dazu führt, dass sie noch stärker dazu tendieren zu schweigen. Auf der anderen Seite nimmt die Gruppe mit gegensätzlicher Meinung ihre Ansicht verstärkter wahr, und kommuniziert diese somit verstärkt in der Öffentlichkeit. Die dadurch entstehende Spirale könnte dann tatsächlich dazu führen, dass die ehemalige Minderheitsmeinung zur Mehrheitsmeinung konvertiert und andersherum. Allerdings wird eingewendet, dass die Massenmedien „nicht alle Gesellschaftsmitglieder gleichermaßen erreichen“[8], sondern „es viel mehr auf eine individuelle Mediennutzung bzw. Wahrnehmung von Medieninhalten ankomme.“[9]

3. Rechtsradikale Einstellung in Deutschland

Für den Begriff des Rechtsradikalismus liegt keine wissenschaftliche Definition vor. Die vorliegende Arbeit stützt sich auf die Definition von Michael Minkenberg. Er bezeichnet den Rechtsradikalismus als „eine politische Ideologie oder Strömung, die auf ultranationalistischen Vorstellungen basiert und sich tendenziell – nicht notwendigerweise direkt und explizit – gegen die liberale Demokratie richtet. Der ultranationalistische Kern im rechtsradikalen Denken besteht darin, dass in der Konstruktion nationaler Zugehörigkeit spezifische ethnische, kulturelle oder religiöse Kriterien der Inklusion und Exklusion verschärft, zu kollektiven Homogenitätsvorstellungen verdichtet und mit autoritären Politikmodellen verknüpft werden.“[10]

[...]


[1] (Noelle-Neumann, Öffentliche Meinung - Die Entdeckung der Schweigespirale, 1991, S. 324)

[2] (Sander, 2008, S. 279)

[3] (Sander, 2008, S. 279)

[4] (Roessing, 2009, S. 209)

[5] (Roessing, 2009, S. 209)

[6] (Sander, 2008, S. 279)

[7] (Schulz, 2008, S. 235)

[8] (Schenk, 2007, S. 550)

[9] (Schenk, 2007, S. 550)

[10] (Minkenberg, 2011, S. 42)

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Details

Titel
Die Schweigespirale als Methode zur Untersuchung von rechtsradikalem Gedankengut
Hochschule
Otto-Friedrich-Universität Bamberg
Autor
Jahr
2014
Seiten
15
Katalognummer
V281979
ISBN (eBook)
9783656765493
ISBN (Buch)
9783656765479
Dateigröße
595 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Schweigespirale, Rechtsradikalismus, Rechtspopulismus, Kommunikationswissenschaft, Politische Kommunikation, Politische Soziologie
Arbeit zitieren
Nils Fricke (Autor:in), 2014, Die Schweigespirale als Methode zur Untersuchung von rechtsradikalem Gedankengut, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/281979

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