Übersetzung als Problem der Komplexität im Rahmen der Theorien von Talcott Parsons

Übersetzungskonflikte am Beispiel der Beschneidungsdebatte


Hausarbeit (Hauptseminar), 2014

16 Seiten, Note: 1,0


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

Abstract

1. Einleitung

2. Talcott Parsons: Differenzierungs- und Medientheorie
2.1. AGIL-Schema und Soziale Systeme bei Parsons
2.2. Gesellschaft und Gesellschaftliche Gemeinschaft

3. Übersetzungskonflikte am Beispiel der Beschneidungsdebatte

4. Schlussbemerkungen

5. Literaturverzeichnis

Abstract

The aim of this paper is to analyse how increased complexity in modern, differentiated societies inevitably leads to problems concerning the translation of codes and perspectives into the logic of other systems. On the basis of Talcott Parsons’ Theory, described in “System of Modern Societies”, it is to be examined why the debate in terms of the circumcision of underage boys did not – and in fact could not – lead to a satisfying agreement between different experts on that field. Given the fact, that all these experts are placed in different Systems, it is to be analysed that from a sociological point of view there’s no possible way to bring those perspectives in line, as modern societies will have to deal to a greater extent with problems of translation.

1. Einleitung

Die Beschneidungsdebatte, welche im Jahre 2012 durch das Urteil eines Kölner Landgerichts aufkam, löste eine bundesweite Debatte aus und ging über lange Zeit durch die Medien. Zahlreiche Fernsehdebatten, Zeitungsartikel und Experteninterviews wurden diesbezüglich geführt, bis schließlich sogar der Ethikrat eigens eine öffentliche Plenarsitzung einberief.

Diese Beschneidungsdebatte soll im Folgenden beispielhaft herausgenommen werden, um das Phänomen der Übersetzungskonflikte als Problem der steigenden Komplexität in funktional Differenzierten Gesellschaften zu analysieren.

Anhand der Differenzierungs- und Medientheorie des Soziologen und Systemtheoretikers Talcott Parsons herauszustellen, wie Übersetzungsprobleme in unserem Gesellschaft sozusagen systemimmanent sind und diese daraus entstehenden Komplikationen am Beispiel der unlängst geführten Beschneidungsdebatte aufzuzeigen, ist Ziel dieser Hausarbeit.

Dazu soll mit einer knappen Einführung in die Differenzierungs- und Medientheorie und, damit einhergehend, der Klärung einiger zentraler Begriffe, sowie dem durch Parsons eingeführten AGIL-Schema begonnen werden. Nach der Darlegung des Gesellschaftsbegriffs und dem der gesellschaftlichen Gemeinschaft, soll im zweiten Teil der Hausarbeit das dargestellte Theoriegerüst in Bezug auf die Übersetzungskonflikte innerhalb der Beschneidungsdebatte praktische Anwendung finden. Dabei liegt der Fokus nicht auf den inhaltlichen Elementen des Zirkumzisions-Diskurses. Es soll vielmehr versucht werden, die systemtheoretischen Aspekte und der damit verbundenen Übersetzungsvorgänge in den Blick zu nehmen.

2. Talcott Parsons: Differenzierungs- und Medientheorie

Um uns dem Problem der Übersetzungskonflikte wissenschaftlich nähern zu können, soll den nachfolgenden empirischen Analysen mit Parsons Differenzierungs- und Medientheorie ein theoretisches Basiskonzept zu Grunde gelegt werden.

2.1. AGIL-Schema und Soziale Systeme bei Parsons

In Bezug auf die Differenzierungstheorie, müssen zunächst verschiedene Begriffe definiert werden. Parsons beginnt hier mit der Definition eines Handlungssystems:

„Wir betrachten soziale Systeme, zusammen mit kulturellen und Persönlichkeitssystemen sowie Verhaltensorganismen, als primäre Bestandteile des allgemeinen Handlungssystems; alle vier Elemente werden im Verhältnis zum konkreten sozialen Interaktionsverhalten durch Abstraktion definiert. Wir behandeln das zweite, dritte und vierte Handlungssubsystem als Bestandteile der Umwelt des ersten, des sozialen Subsystems.“ (Parsons 2000, S.12)

Das Handlungssystem besteht also aus vier Subsystemen, die sich von ihrer Systemumwelt unterscheiden und jeweils als abstrakte Analyseraster zu verstehen sind, als „analytische Konstruktionen“(ebd., S.12). Diese vier Subsysteme – das soziale System, das kulturelle System, das Persönlichkeitssystem sowie der Verhaltensorganismus – erfüllen jeweils eine Hauptfunktion, wodurch sie zu unterscheiden sind:

„Die Unterschiede zwischen den vier Handlungssubsystemen sind rein funktionaler Natur. Sie richten sich nach den vier Hauptfunktionen, die wir allen Handlungssystemen zuweisen: nämlich Normenerhaltung, Integration, Zielverwirklichung und Anpassung.“ (Parsons 2000, S.12)

Alle Handlungssysteme müssen Parsons zufolge die im Zitat genannten Funktionen erfüllen. Aus dieser Annahme ergibt sich das bekannte AGIL-Schema. Damit ein Handlungssystem bestehen kann, müssen nach Parsons zwingend die Funktionen: A daption (Anpassung), G oal Attainment (Zielerreichung), I ntegration (Integration) und L atent Pattern Maintenance (Normerhaltung) erfüllt werden. Wie dem oben angeführten Zitat entnommen werden kann, ist jedem Handlungssubsystem eine dieser Funktionen als Hauptaufgabe zugewiesen.

So kommt „dem sozialen System hauptsächlich Integrationsfunktion zu“ (ebd., S.12), da es die Teileinheiten des Handlungssystem (meist menschliche Individuen) koordinieren muss. „Normerhaltung und schöpferischer Normwandel sehen wir als Hauptaufgabe des kulturellen Systems an“ (ebd., S.12). Dieses System ist durch verschiedene Codes organisiert, denen jeweils symbolische Bedeutung zukommt, wodurch sich das System organisiert und somit Normen reproduzieren und erhalten kann. Die Persönlichkeit hingegen wird als „Haupttriebkraft von Handlungsprozessen“ (ebd., S.13) angesehen. Die Zielverwirklichung ist demzufolge die Hauptaufgabe des Persönlichkeitssystems. „Wir begreifen den Verhaltensorganismus als das Subsystem der Anpassung, als Ort der primären menschlichen Fähigkeiten, die den anderen Systemen zugrundeliegen“ (ebd., S.13). Durch das Verhaltenssystem sind wir also fähig, Informationen aufzunehmen und zu verarbeiten und dadurch mit unserer Umwelt zu kommunizieren. Die Hauptaufgabe dieses Systems besteht daher in der zentralen Funktion der Anpassung.

[...]

Ende der Leseprobe aus 16 Seiten

Details

Titel
Übersetzung als Problem der Komplexität im Rahmen der Theorien von Talcott Parsons
Untertitel
Übersetzungskonflikte am Beispiel der Beschneidungsdebatte
Hochschule
Ludwig-Maximilians-Universität München  (Institut für Soziologie)
Veranstaltung
Übersetzungskonflikte
Note
1,0
Autor
Jahr
2014
Seiten
16
Katalognummer
V282229
ISBN (eBook)
9783656770503
Dateigröße
518 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Talcott Parsons, Übersetzung, Linguistik
Arbeit zitieren
Judith Kronschnabl (Autor:in), 2014, Übersetzung als Problem der Komplexität im Rahmen der Theorien von Talcott Parsons, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/282229

Kommentare

  • Noch keine Kommentare.
Blick ins Buch
Titel: Übersetzung als Problem der Komplexität im Rahmen der Theorien von Talcott Parsons



Ihre Arbeit hochladen

Ihre Hausarbeit / Abschlussarbeit:

- Publikation als eBook und Buch
- Hohes Honorar auf die Verkäufe
- Für Sie komplett kostenlos – mit ISBN
- Es dauert nur 5 Minuten
- Jede Arbeit findet Leser

Kostenlos Autor werden