Die Erkrankung von Arbeitnehmern ist ein ernstzunehmendes Problem für Unternehmen und hat Jahr für Jahr Verluste in zweistelliger Milliardenhöhe zur Folge. Jedoch ist die Krankheit im arbeitsrechtlichen Sinn nicht mit einer Arbeitsunfähigkeit gleichzusetzen. Vielmehr erlangt eine Krankheit erst dann arbeitsrechtliche Relevanz, sobald betriebliche Belange tangiert werden.
Die Arbeitsunfähigkeit wird nicht selten mit einer Verpflichtung zur Bettruhe assoziiert. Oftmals führt eine Erkrankung nach dem allgemeinen Verständnis vom „Kranksein“ zu einem Verbot sämtlicher Aktivitäten außerhalb des privaten Lebensbereiches. Dieser arrestähnliche Zustand begründet sich durch die Furcht vor einer restriktiven Einflussnahme des Arbeitgebers mit Hilfe von arbeitsrechtlichen Maßnahmen im Falle einer Zuwiderhandlung gegen diesen vermeintlich existierenden Verhaltenskodex. Die hierdurch auftretende Unsicherheit im Umgang mit einer attestierten Arbeitsunfähigkeit lässt einen rechtlich legitimierten Verhaltensspielraum konturlos erscheinen und wirkt sich sehr häufig negativ auf die private Lebensführung aus.
In ständiger Rechtsprechung vertritt das BAG hierbei die Auffassung, dass der sogenannte Verhaltensspielraum nur durch die Art der Erkrankung im Kontext der jeweiligen Vertragsschuld bestimmt werden kann. Durch die genaue Betrachtung des Leistungshindernisses können die Handlungen des Arbeitnehmers rechtlich bewertet werden, so dass die proklamierte Missachtung der Treuepflicht gegenüber dem Arbeitgeber als Rechtfertigungsgrund für eine zeitnahe Freisetzung bestätigt oder gegebenenfalls als unbegründet zurückgewiesen werden kann. Das BAG spricht in diesem Zusammenhang von einem „genesungswidrigen“ Verhalten.
Das vertragliche Verhältnis zum Dienstherrn ist jedoch auch auf einer moralischen Verpflichtung konstatiert. Durch eine grenzgängerische Nutzung des „gelben Scheins“ wird das Vertrauen in die Redlichkeit des Arbeitnehmers nachhaltig gestört. So kann ein Verhalten zwar aus rechtlicher Sicht als legitim verstanden werden, jedoch gleichzeitig dem Verständnis für Moral und Anstand zuwider laufen. Die Erschütterung der Vertrauensbasis führt schließlich nicht selten zu einer Zerrüttung der Grundlage, auf der ein Arbeitsverhältnis aufgebaut ist. Schließlich ist das Attest kein Arrest. Jedoch ist es auch kein Freifahrtschein.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Ziel der Ausarbeitung und methodischer Ansatz
- Was bedeutet „krank“?
- Die Arbeitsunfähigkeit
- Das Burnout-Syndrom im Lichte des Arbeitsrechts
- Arbeitgeberseitige Rechte und Pflichten während der Arbeitsunfähigkeit
- Rechte des Arbeitgebers während der Arbeitsunfähigkeit
- „Frühere“ Vorlage der Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung
- Nachforschungen
- Der medizinische Dienst der Krankenversicherungen (MDK)
- Erwägung einer krankheitsbedingten Kündigung
- Negativprognose
- Erhebliche Beeinträchtigungen betrieblicher Interessen
- Interessenabwägung
- Streichung der Lohnfortzahlung
- Pflichten des Arbeitgebers während der Arbeitsunfähigkeit
- Lohnfortzahlung im Krankheitsfall
- Betriebliches Eingliederungsmanagement
- Rechte des Arbeitgebers während der Arbeitsunfähigkeit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Masterarbeit untersucht die Rechte und Pflichten von Arbeitnehmern während einer Krankmeldung. Ziel ist es, ein umfassendes Bild der rechtlichen Situation zu zeichnen und die komplexen Wechselwirkungen zwischen Arbeitnehmer und Arbeitgeber zu beleuchten.
- Rechte des Arbeitnehmers bei Krankheit
- Pflichten des Arbeitnehmers bei Krankheit
- Rechte des Arbeitgebers bei Krankheit des Arbeitnehmers
- Pflichten des Arbeitgebers bei Krankheit des Arbeitnehmers
- Das Burnout-Syndrom im Kontext des Arbeitsrechts
Zusammenfassung der Kapitel
Einleitung: Die Einleitung führt in die Thematik der Rechte und Pflichten von Arbeitnehmern während der Krankschreibung ein und skizziert den Aufbau der Arbeit. Sie legt den Fokus auf die rechtlichen Aspekte und die Bedeutung der klaren Definition von Krankheit und Arbeitsunfähigkeit.
Ziel der Ausarbeitung und methodischer Ansatz: Dieses Kapitel beschreibt den methodischen Ansatz der Arbeit und die Ziele, die mit der Untersuchung verfolgt werden. Es definiert den Umfang der Arbeit und erläutert die angewandte Methodik zur Analyse der relevanten Rechtsgrundlagen und der juristischen Fallpraxis.
Was bedeutet „krank“?: Dieses Kapitel befasst sich mit der Definition von Krankheit im arbeitsrechtlichen Kontext. Es analysiert den Unterschied zwischen subjektivem Krankheitsgefühl und objektiver Arbeitsunfähigkeit und beleuchtet die Bedeutung der ärztlichen Bescheinigung. Es wird die Frage nach der Abgrenzung von Krankheit und anderen Beeinträchtigungen untersucht.
Die Arbeitsunfähigkeit: Dieses Kapitel behandelt den Begriff der Arbeitsunfähigkeit und deren Auswirkungen auf das Arbeitsverhältnis. Es erläutert die Kriterien für die Feststellung der Arbeitsunfähigkeit und deren Bedeutung für die Ansprüche des Arbeitnehmers auf Lohnfortzahlung und Kündigungsschutz.
Das Burnout-Syndrom im Lichte des Arbeitsrechts: Dieses Kapitel widmet sich dem Burnout-Syndrom und dessen Relevanz für das Arbeitsrecht. Es analysiert, unter welchen Bedingungen Burnout als arbeitsbedingte Krankheit anerkannt wird und welche Rechte und Pflichten sich daraus für Arbeitnehmer und Arbeitgeber ergeben. Es werden die rechtlichen Herausforderungen der Anerkennung und des Umgangs mit dieser Erkrankung im Arbeitskontext diskutiert.
Arbeitgeberseitige Rechte und Pflichten während der Arbeitsunfähigkeit: Dieses Kapitel befasst sich umfassend mit den Rechten und Pflichten des Arbeitgebers während der Arbeitsunfähigkeit eines Arbeitnehmers. Es untersucht die Möglichkeiten der Arbeitgeberseite, die Arbeitsunfähigkeit zu überprüfen, sowie die Verpflichtung zur Lohnfortzahlung und die Durchführung eines betrieblichen Eingliederungsmanagements. Es analysiert auch die rechtlichen Grenzen der Arbeitgeberbefugnisse und die Voraussetzungen für eine krankheitsbedingte Kündigung. Der Abschnitt differenziert dabei klar zwischen den einzelnen Rechten (wie Nachforschungen, MDK-Einschaltung) und Pflichten (Lohnfortzahlung, BEM) des Arbeitgebers.
Schlüsselwörter
Arbeitsunfähigkeit, Arbeitsrecht, Lohnfortzahlung, Kündigungsschutz, Arbeitnehmerrechte, Arbeitgeberpflichten, Krankmeldung, Attest, Burnout-Syndrom, Betriebliches Eingliederungsmanagement (BEM), Medizinischer Dienst der Krankenversicherung (MDK).
Häufig gestellte Fragen zur Masterarbeit: Rechte und Pflichten bei Krankheit
Was ist der Gegenstand dieser Masterarbeit?
Die Masterarbeit untersucht umfassend die Rechte und Pflichten von Arbeitnehmern und Arbeitgebern im Zusammenhang mit Arbeitsunfähigkeit aufgrund von Krankheit. Ein besonderer Fokus liegt auf den rechtlichen Aspekten und der komplexen Interaktion zwischen beiden Parteien.
Welche Themen werden in der Arbeit behandelt?
Die Arbeit behandelt unter anderem die Definition von „krank“ im arbeitsrechtlichen Kontext, die Arbeitsunfähigkeit, die Rechte des Arbeitnehmers (z.B. Lohnfortzahlung, Kündigungsschutz), die Pflichten des Arbeitnehmers, die Rechte des Arbeitgebers (z.B. Nachforschungen, MDK-Einschaltung), die Pflichten des Arbeitgebers (z.B. Lohnfortzahlung, BEM), und das Burnout-Syndrom im Arbeitsrecht.
Wie ist die Arbeit strukturiert?
Die Arbeit gliedert sich in eine Einleitung, ein Kapitel zur Methodik und Zielsetzung, ein Kapitel zur Definition von Krankheit, ein Kapitel zur Arbeitsunfähigkeit, ein Kapitel zum Burnout-Syndrom, und ein Kapitel zu den Arbeitgeberseitigen Rechten und Pflichten während der Arbeitsunfähigkeit. Zusätzlich beinhaltet sie ein Inhaltsverzeichnis, eine Zusammenfassung der Kapitel und Schlüsselwörter.
Was versteht die Arbeit unter „krank“ im arbeitsrechtlichen Kontext?
Die Arbeit analysiert den Unterschied zwischen subjektivem Krankheitsgefühl und objektiver Arbeitsunfähigkeit und betont die Bedeutung der ärztlichen Bescheinigung. Es wird die Abgrenzung von Krankheit und anderen Beeinträchtigungen untersucht.
Welche Rechte hat der Arbeitnehmer bei Krankheit?
Die Arbeit beschreibt die Rechte des Arbeitnehmers, wie z.B. Lohnfortzahlung und Kündigungsschutz während der Arbeitsunfähigkeit.
Welche Pflichten hat der Arbeitnehmer bei Krankheit?
Die Arbeit beleuchtet die Pflichten des Arbeitnehmers im Krankheitsfall, obwohl diese explizit nicht detailliert im bereitgestellten Text genannt werden.
Welche Rechte hat der Arbeitgeber bei Krankheit des Arbeitnehmers?
Der Arbeitgeber hat u.a. das Recht auf Vorlage der Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung, auf Nachforschungen, auf Einschaltung des MDK und unter bestimmten Umständen auf eine krankheitsbedingte Kündigung (bei Negativprognose und erheblichen Beeinträchtigungen betrieblicher Interessen).
Welche Pflichten hat der Arbeitgeber bei Krankheit des Arbeitnehmers?
Der Arbeitgeber hat die Pflicht zur Lohnfortzahlung im Krankheitsfall und zur Durchführung eines betrieblichen Eingliederungsmanagements (BEM).
Welche Rolle spielt das Burnout-Syndrom in der Arbeit?
Die Arbeit untersucht das Burnout-Syndrom als arbeitsbedingte Krankheit, analysiert die Bedingungen für dessen Anerkennung und die daraus resultierenden Rechte und Pflichten für Arbeitnehmer und Arbeitgeber.
Welche Schlüsselwörter charakterisieren die Arbeit?
Schlüsselwörter sind: Arbeitsunfähigkeit, Arbeitsrecht, Lohnfortzahlung, Kündigungsschutz, Arbeitnehmerrechte, Arbeitgeberpflichten, Krankmeldung, Attest, Burnout-Syndrom, Betriebliches Eingliederungsmanagement (BEM), Medizinischer Dienst der Krankenversicherung (MDK).
- Citation du texte
- Ben Leifker (Auteur), 2014, Das Attest ist kein Arrest. Rechte und Pflichten des Arbeitnehmers während einer Krankmeldung, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/282237