Der letzte Herrscher der iulisch-claudischen Dynastie, Nero, gehört bis in unsere heutige Zeit wohl zu den bekanntesten Kaisern des römischen Prinzipats und wird immer wieder mit dem negativ verklärten Bild eines Tyrannen in Verbindung gebracht.
Der Nachfolger des Claudius wurde 50 n. Chr. von diesem durch das Bestreben der Agrippina, der Mutter Neros, adoptiert und trat nach dessen Tod die Nachfolge am 13. Oktober 54 n. Chr. an. Nero wurde besonders durch die Erziehung des Senecas zu einem Philhellenen. In diesem Zusammenhang begeistere er sich gleichsam auch für die Künste und die Musik. Dieses Interesse lebte er in großem Umfang aus, was ihm im Verlauf seiner Herrschaft immer wieder enorme Kritik durch den Senat bescherte. Die Regierungsweise Neros trug vor allem absolutistische Züge. Das grausame Verhalten gegenüber dem Senat und seiner eigenen Familie am Ende seiner Regierungszeit löste immer wieder Aufstände der Führungsschicht aus, welche 68 n. Chr. auf Grund des Aufruhrs des C. Iulius Vindex zur Absetzung mit anschließendem Selbstmord des Kaisers führten.
Im Zusammenhang mit dieser tyrannentypologischen Darstellung des Nero steht in der vorliegenden Untersuchung die Betrachtung des Kultes um den Kaiser im Vordergrund. Die Funktion des Kaiserkultes entwickelte sich vom Beginn des Prinzipats bis hin zu Nero als wichtiger Bestandteil der römischen Religion mit gleichsam großer politischer Bedeutung. Auf Grund seines „Tyrannenstatus“ stellt Nero eine Besonderheit in der Betrachtung des Kaiserkultes dar und liefert nicht nur die üblich ritualisierten Kulte. Diese entwickelten sich zwar auch im Verlauf weiter, boten aber nicht diese Fülle an Abnormitäten.
Folgend wird es wichtig zu sehen sein, in wie fern der Kaiserkult sich bis hin zu Nero als Grundlage der Herrschaftslegitimation etabliert hatte. Wie setzte der Kaiser dies in seiner Kultpolitik um? Beeinflusste Neros absolutistische Politik gleichsam den Kaiserkult?
Vor diesem Hintergrund beschäftigt sich die vorliegende Untersuchung in einem ersten Kapitel zunächst mit den Grundzügen und der Entwicklung des Kaiserkultes, um eine Grundlage für die Betrachtung zu schaffen. Anschließend stehen in den beiden folgenden Abschnitten Unterschiede von den Provinzen und Rom selbst im Focus. Inwiefern war zur Zeit Neros der östliche Herrscherkult prägend für den Kult in Rom und versuchte Nero Kulte aus dem östlichen Raum auf die Hauptstadt zu übertragen?
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Der Kaiserkult in Theorie und Praxis
- Provinzialkulte des Nero
- Der Kaiserkult Neros in Rom
- Die kultische Verehrung der kaiserlichen Familie
- Verehrung und Verachtung nach dem Tod
- Fazit
- Bibliografie
- Anhang
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Arbeit befasst sich mit dem Kaiserkult des letzten Herrschers der iulisch-claudischen Dynastie, Nero. Ziel ist es, die Entwicklung und Praxis des Kaiserkultes im Kontext der Regierungszeit Neros zu untersuchen und die Besonderheiten seiner kultischen Verehrung im Vergleich zu anderen Kaisern zu beleuchten.
- Die Entwicklung des Kaiserkultes vom Beginn des Prinzipats bis hin zu Nero
- Die Unterschiede zwischen dem Kaiserkult in den Provinzen und in Rom
- Die kultische Verehrung der kaiserlichen Familie unter Nero
- Die Verehrung und Verachtung Neros nach seinem Tod
- Die Rolle des Kaiserkultes in der Herrschaftslegitimation und die Auswirkungen der absolutistischen Politik Neros auf den Kaiserkult
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung bietet einen Überblick über die historische Einordnung Neros und die Bedeutung des Kaiserkultes für die römische Gesellschaft. Das zweite Kapitel beleuchtet die theoretischen Grundlagen und die Entwicklung des Kaiserkultes, wobei die Unterschiede zwischen Kaiserverehrung und Kaiserkult sowie die Abgrenzung zum Götterkult hervorgehoben werden. Das dritte Kapitel befasst sich mit den Provinzialkulten des Nero, insbesondere mit dem Einfluss des östlichen Herrscherkultes auf die kultische Verehrung des Kaisers in den Provinzen. Das vierte Kapitel analysiert den Kaiserkult Neros in Rom und untersucht, inwiefern Nero versuchte, Kulte aus dem östlichen Raum auf die Hauptstadt zu übertragen. Das fünfte Kapitel widmet sich der kultischen Verehrung der kaiserlichen Familie unter Nero und beleuchtet die Verbindung zwischen absolutistischer Regierung und Kulthandlungen. Das sechste Kapitel betrachtet die Verehrung und Verachtung Neros nach seinem Tod und analysiert das konträre Verhältnis von Senat und Volk in diesem Zusammenhang.
Schlüsselwörter
Die Schlüsselwörter und Schwerpunktthemen des Textes umfassen den Kaiserkult, Nero, iulisch-claudische Dynastie, Herrschaftslegitimation, Tyrannenbild, Provinzialkulte, Rom, kultische Verehrung, Familie, Senat, Volk, Tacitus, Sueton, Plinius der Jüngere, Cassius Dio.
- Arbeit zitieren
- Julia Scholz (Autor:in), 2012, Der Kaiserkult des letzten Herrschers der iulisch-claudischen Dynastie, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/282508