Noch nie wurde so viel Handel, Politik und Kommunikation über Ländergrenzen hinweg betrieben, wie in der heutigen Zeit. Seit den 80 er Jahren haben vor allem die reichen Länder dafür gesorgt, dass überall auf der Welt Hindernisse für den Handel beseitigt wurden (Zölle, Einfuhrverbote). So haben die Öffnung der Märkte, fallende Transportkosten und neue Technologien dafür gesorgt, dass es sich für große Konzerne lohnt, weltweit zu produzieren und zu verkaufen. Viele Unternehmen suchen im Ausland vor allem neue Absatzmärkte und günstige Produktionsstandorte, oft in Ländern mit niedrigeren Löhnen oder schwächeren Umweltgesetzen.
Wenngleich zahlreiche Länder und deren Beschäftigte vom Welthandel profitieren, so arbeiten doch erschreckend viele Menschen unter menschenunwürdigen Produktionsbedingungen. Menschenrechtsorganisationen weisen immer wieder auf Menschenrechtsverletzungen und unakzeptable Arbeitsbedingungen hin, unter denen viele Konsumgüterprodukte, wie z.B. Textilien und Bekleidung, Sportartikel oder Spielwaren, in Schwellen- und Entwicklungsländern gefertigt werden. International tätige Unternehmen geraten daher wegen umstrittener Produktionsbedingungen verstärkt in die Schlagzeilen. Dem Schweizer Nahrungsmittelkonzern Nestlé (Kit Kat, Smarties, After Eight) wird beispielsweise vorgeworfen, Kakao weiter zu verarbeiten, der von so genannten Kindersklaven geerntet wurde.
Da diese Missstände nicht durch Alleingänge einzelner Staaten gelöst werden können, versucht die Politik darauf zu reagieren, indem sie Entscheidungen in größeren Gruppen von Ländern abstimmt, wie der Europäischen Union (EU), der Welthandelsorganisation (WTO) oder den Vereinten Nationen (UNO).
Politik und Recht sind weiterhin tendenziell an die Grenzen eines Landes gebunden während vor allem die Wirtschaft hochgradig globalisiert ist. Dadurch reduzieren sich die Handlungsmöglichkeiten nationalstaatlicher Regierungen, multinational tätige Unternehmen zu kontrollieren und zu justieren. Dies führt zu einem Regulierungsdefizit. Lange Zeit folgte man der Auffassung, dass es nicht möglich ist, international agierende Unternehmen juristisch zu belangen, da sie nichtstaatliche Akteure sind und das internationale Recht für den Umgang der Nationalstaaten untereinander konzipiert ist. Auf nationaler Ebene ist jedoch zu beobachten, dass sich die Situation verändert. Es häufen sich Fälle, in denen multinationale Unternehmen auf Grund von Menschenrechtsverletzungen von verschiedenen
Inhaltsverzeichnis
- EINLEITUNG
- INTERNATIONALE INSTITUTIONEN
- Die Internationale Arbeitsorganisation
- Die Welthandelsorganisation
- Die Vereinten Nationen
- INTERNATIONALES RECHT
- US-Amerikanische Gesetze - Alien Tort Statute
- Der Fall Nestlé
- DIE GESELLSCHAFTLICHE VERANTWORTUNG MULTINATIONALER UNTERNEHMEN
- FAZIT
- LITERATURVERZEICHNIS
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Hausarbeit befasst sich mit der Frage, wie Menschenrechte und internationale Arbeitsstandards in den globalisierten Wirtschaftsprozessen von multinationalen Unternehmen berücksichtigt werden können. Sie analysiert die Rolle internationaler Institutionen, nationales Recht und die gesellschaftliche Verantwortung von Unternehmen im Kampf gegen Menschenrechtsverletzungen.
- Die Rolle internationaler Institutionen wie der Internationalen Arbeitsorganisation (ILO), der Welthandelsorganisation (WTO) und der Vereinten Nationen (UNO) bei der Durchsetzung von Menschenrechten und Arbeitsstandards.
- Die Bedeutung von nationalem Recht, insbesondere des "Alien Tort Statute" (ATS) der USA, für die Regulierung von multinationalen Unternehmen.
- Die gesellschaftliche Verantwortung von multinationalen Unternehmen und die Frage, ob sie mehr Verantwortung bei der Wahrung von Menschenrechten entlang ihrer Wertschöpfungsketten übernehmen müssen.
- Die Effektivität von "Soft Law" und Selbstverpflichtungen von Unternehmen im Vergleich zu "Hard Law" und staatlichen Regulierungen.
- Die Herausforderungen und Möglichkeiten der internationalen Zusammenarbeit im Bereich der Menschenrechte und Arbeitsstandards.
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung führt in das Thema der Menschenrechte und internationalen Arbeitsstandards im Kontext der Globalisierung ein. Sie beleuchtet die Herausforderungen, die sich aus der zunehmenden internationalen Verflechtung von Wirtschaft und Gesellschaft ergeben, und stellt die zentralen Fragestellungen der Arbeit vor.
Der zweite Abschnitt befasst sich mit den internationalen Institutionen, die eine wichtige Rolle bei der Setzung von Normen und deren Einhaltung spielen. Die Internationale Arbeitsorganisation (ILO), die Welthandelsorganisation (WTO) und die Vereinten Nationen (UNO) werden hinsichtlich ihrer Maßnahmen und Effektivität vorgestellt. Besonderes Augenmerk liegt auf der WTO und ihrer Haltung zu Sozialstandards sowie auf der Sozialklausel als möglichem Lösungsansatz.
Der dritte Abschnitt analysiert die Rolle von Rechtsprechungen auf nationaler Ebene am Beispiel der USA. Der "Alien Tort Statute" (ATS) wird im Detail betrachtet, der Unternehmen wegen der Verletzung von Menschenrechten zu Schadensersatzzahlungen verurteilen kann, selbst wenn kein territorialer Zusammenhang der Klage zu den USA besteht.
Der vierte Abschnitt befasst sich mit der gesellschaftlichen Verantwortung von multinationalen Unternehmen. Es werden verschiedene Ansätze und Initiativen zur Förderung von Menschenrechten und Arbeitsstandards in Unternehmen vorgestellt, wie z.B. Selbstverpflichtungen, Verhaltenskodizes und Nachhaltigkeitsstrategien.
Schlüsselwörter
Die Schlüsselwörter und Schwerpunktthemen des Textes umfassen Menschenrechte, internationale Arbeitsstandards, Globalisierung, multinationale Unternehmen, gesellschaftliche Verantwortung, Internationale Arbeitsorganisation (ILO), Welthandelsorganisation (WTO), Vereinte Nationen (UNO), "Alien Tort Statute" (ATS), Soft Law, Hard Law, Sozialklausel, Nachhaltigkeitsstrategien, Wertschöpfungsketten.
- Arbeit zitieren
- Andrea Koop (Autor:in), 2014, Die gesellschaftliche Verantwortung multinationaler Unternehmen in Bezug auf Menschenrechte und internationale Arbeitsstandards, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/283482