Vittorio Alfieri (1749 bis 1803) gilt als einer der wichtigsten Dichter der italienischen Literatur des 18. Jahrhunderts. Neben zahlreichen Tragödien veröffentlichte er Gedichte und eine Autobiographie Vita sowie zwei politische Abhandlungen unter den Titeln Della tirannide und Del principe e delle lettere. Einer seiner erfolgreichsten Tragödien, Mirra, thematisiert das Leben eines jungen Mädchens, welches sich in ihren Vater verliebt.
Jean Baptiste Racine (1639 bis 1699) war hingegen einer der bedeutendsten Dichter der französischen Klassik. Er gilt bis heute als großer Tragödiendichter der französischen Literatur. Phèdre, eins seiner berühmtesten Werke, behandelt ebenfalls die Inzestthematik.
Hiermit werden zwei Werke verschiedener Epochen aufgeworfen: Phèdre, eine Tragödie der französischen Klassik, und Mirra, eine Tragödie, die in Zeiten der Romantik in Italien entstanden ist. Es sind zwei Werke, die einen unterschiedlichen historischen Kontext aufweisen, jedoch beide in der Antike spielen und deren Protagonistinnen Mirra und Phèdre mit dem gleichen Problem zu kämpfen haben, dem der inzestuösen Liebe.
Myrrha aus den Metamorphosen von Ovid (10. Buch) diente Vittorio Alfieri als Quelle für sein Werk, wie er in seiner Vita anmerkt. Doch auch Racine entnimmt den Stoff für Phèdre aus der griechischen Mythologie und bezieht sich hierbei vor allem auf den griechischen Dichter Euripides und den römischen philosophischen Dichter und Schriftsteller Seneca, die sich in ihren Werken ebenfalls mit der Inzestthematik beschäftigt haben.
Doch inwiefern ähneln sich die Inzestthematiken in den Werken von Alfieri und Racine? Lassen sich noch andere Gemeinsamkeiten zwischen beiden Werken entdecken, sodass die Vermutung geäußert werden könnte, dass Racines Tragödie
Alfieri als Modell gedient haben könnte, wie bereits einige Quellen vermuten. [...]
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Das Inzestmotiv
- Das Inzestmotiv bei Mirra und Phèdre
- Die Funktion der Mythologie in Mirra und Phèdre
- Die Anschuldigung der Göttin Venus
- Tiefes Schuldempfinden bis hin zur Sehnsucht nach dem Tod
- Die‚jansenistische Interpretation von Phèdre
- Racine und der Jansenismus
- Phèdre – ein jansenistisches Stück?
- Die negative Anthropologie des 17. Jahrhunderts
- Die Figuren in Mirra und Phèdre
- Die Sorge um Mirra
- Vater Ciniro
- Mutter Cecri
- Die Vertraute Euriclea
- Der Liebhaber Pereo
- Die tragischen Figuren in Phèdre
- Hippolyte
- Thésée
- Die Vertraute Œnone
- Zwischenfazit
- Die Bedeutung der Sprache
- Sprachwissenschaftliche Grundlagen: die Sprechakttheorie
- Schweigen als indirekter Sprechakt
- Die Sprache in den Werken
- Vergleich des formalen Aufbaus bei Mirra und Phèdre
- Schuldfrage
- Tragödientheorie
- Merkmale der französischen und italienischen Tragödie des 17. und 18. Jahrhunderts
- Die Tragödientheorie bei Alfieri
- Die Konzeption der Leidenschaft bei Alfieri – Il forte sentire
- Tragödientheorie bei Racine
- Zwischenfazit
- Schlussbetrachtung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit befasst sich mit dem Vergleich der Tragödien „Mirra“ von Vittorio Alfieri und „Phèdre“ von Jean Baptiste Racine. Das Ziel ist es, Gemeinsamkeiten und Unterschiede zwischen den beiden Werken aufzuzeigen und so ein tieferes Verständnis für die spezifischen Merkmale der italienischen und französischen Tragödientheorie zu gewinnen.
- Das Inzestmotiv als zentrales Thema in beiden Tragödien
- Die Rolle der Mythologie und ihre Interpretation in den Werken
- Die Darstellung der Leidenschaft und der Liebe der Protagonistinnen
- Die Bedeutung der Sprache und ihre Funktion in der Dramaturgie
- Die Tragödientheorie von Alfieri und Racine
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung stellt die beiden Werke, „Mirra“ und „Phèdre“, sowie ihre Autoren Vittorio Alfieri und Jean Baptiste Racine vor. Sie erläutert den historischen Kontext der Tragödien und hebt die Gemeinsamkeiten und Unterschiede zwischen den beiden Werken hervor. Das Kapitel beleuchtet auch die Quellen, aus denen Alfieri und Racine ihre Stoffe schöpften.
Im nächsten Kapitel wird das Inzestmotiv in den beiden Werken untersucht. Die Analyse fokussiert auf die unterschiedlichen Aspekte des Inzests und seine Darstellung in „Mirra“ und „Phèdre“.
Das dritte Kapitel beschäftigt sich mit der Funktion der Mythologie in den beiden Tragödien. Hier werden die verschiedenen Interpretationsansätze der Mythologie beleuchtet und deren Bedeutung für die Werke hervorgehoben.
Das vierte Kapitel stellt die einzelnen Hauptfiguren in „Mirra“ und „Phèdre“ vor. Es zeigt die Unterschiede in der Charakterisierung und den Motiven der Figuren auf und analysiert die Beziehung zwischen den Protagonistinnen und ihren jeweiligen Familien.
Das fünfte Kapitel analysiert die Bedeutung der Sprache in den beiden Werken. Es untersucht die Sprechakttheorie und die Funktion des Schweigens als indirekten Sprechakts.
Das sechste Kapitel vergleicht den formalen Aufbau von „Mirra“ und „Phèdre“. Es analysiert die Unterschiede in der Dramaturgie und der Struktur der beiden Tragödien.
Das siebte Kapitel befasst sich mit der Schuldfrage der Protagonistinnen in „Mirra“ und „Phèdre“. Es untersucht die unterschiedlichen Gründe für die Schuldgefühle der Frauen und die Auswirkungen auf ihre Handlungsweise.
Das achte Kapitel widmet sich der Tragödientheorie. Es behandelt die Merkmale der französischen und italienischen Tragödie des 17. und 18. Jahrhunderts und vergleicht die Tragödientheorien von Alfieri und Racine.
Schlüsselwörter
Inzest, Mythologie, Leidenschaft, Liebe, Sprache, Tragödientheorie, Alfieri, Racine, Mirra, Phèdre, italienische Tragödie, französische Tragödie.
- Arbeit zitieren
- Anonym (Autor:in), 2014, Ein Vergleich zwischen "Mirra" von Alfieri und "Phèdre" von Racine, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/283566