Seit der Teilnahme Deutschlands an internationalen Vergleichsuntersuchungen seit Ende der 1990er Jahre sowie insbesondere seit Veröffentlichung der PISA-Ergebnisse zu Beginn des neuen Jahrtausends ist ‚Bildung‘ wieder zu einem hochaktuellen Thema im öffentlich-politischen Diskurs und folglich auch im wissenschaftlichen Bereich, insbesondere innerhalb der sozialwissenschaftlichen Forschung, in der sich seit Ende der 1990er Jahre jede fünfte Studie diesem Thema gewidmet hat, avanciert.
Die zunehmende Globalisierung und damit der wachsende Druck zur Sicherung der Wettbewerbsfähigkeit erzwingt auch im Bildungsbereich den internationalen Vergleich, und das mittelmäßige Abschneiden deutscher Schüler in den ersten Untersuchungen erzeugte einen regelrechten, vielzitierten „Schock“ in unserer ‚Wissensgesellschaft‘ im führenden ‚Wirtschaftsstandort‘ Deutschland, dessen heranwachsende Generationen durch Fachkenntnis, Produktivität und Innovation Wohlstand und wirtschaftliche wie politische Führungsstellung zukünftig sichern sollen. Die auf diesem Hintergrund erwachsenen Bestrebungen, die Qualität im deutschen Bildungswesen (schnellstmöglich) sicherzustellen und zu verbessern, sind auf den ersten Blick somit nachvollziehbar und kaum zu hinterfragen.
Im Zuge genauerer Reflexion birgt dieses Ziel jedoch gerade hierzulande einige Konfliktpotentiale: Qualität ist zunächst ein eindeutig positiv konnotierter Begriff, welcher für empirische Untersuchungen allerdings inhaltlich erst zu füllen und zu präzisieren ist. Dem Bildungsbegriff haftet unvermeidlich ein gewisser normativer Anspruch an, der sich nicht per se mit objektiv-wissenschaftlicher Perspektive vereinbaren lässt, und besitzt gerade im „Land der Dichter und Denker“ eine ganz besondere, weder in andere Sprachen übersetzbare noch empirisch unmittelbar operationalisierbare Bedeutung. Die inhaltliche Füllung zum Zwecke der notwendigen Operationalisierung von „Qualität der Bildung“ erfolgt, ganz nach internationalem Vorbild in Abwendung von der deutschen hermeneutischen Tradition, nun seit der bereits im Jahr 2003 eingeleiteten „Implementierung von Bildungsstandards“ in Form von in Stufenschemata verpackter, pragmatisch orientierter Minimalanforderungen - es geht also bei der so definierten „Qualität von Bildung“ weniger um einst durch Humboldt geprägte klassische Vorstellungen wie Persönlichkeitsbildung oder kritisches Denken.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Educational Governance
- Ziele, Entstehung und Perspektive
- Entwicklung in Deutschland: Wissen oder Nichtwissen durch Evaluation?
- Zugrunde liegendes Wirkungsmodell
- Kritik, Widersprüche und Forderungen
- Evaluation und Qualitätssicherung
- Begriffsklärungen und Beziehungen
- Besonderheiten der Evaluationsforschung
- Das Rügener Inklusionsmodell
- Vorstellung des Konzepts
- Grundlegende Kritik an der theoretischen Basis
- Klassifizierung und Bewertung des Evaluationsdesigns
- Rahmendaten zur Teilstudie 1
- Überprüfung der Erhebungsinstrumente
- Überprüfung der Datenauswertung
- Überprüfung der Ergebnisdarstellung
- Fazit und Ausblick
- Literatur
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Hausarbeit befasst sich mit der Educational Governance Forschung und analysiert deren Perspektiven, Methoden und Wirkungen am Beispiel einer kritischen Analyse der Evaluationsstudie zum „Rügener Inklusionsmodell“. Die Arbeit zielt darauf ab, die Bedeutung von Educational Governance im Kontext der Qualitätssicherung im Bildungssystem zu beleuchten und die methodischen und inhaltlichen Aspekte der Evaluationsstudie zu hinterfragen.
- Entwicklung und Bedeutung von Educational Governance
- Kritik an der Evaluationsforschung im Bildungsbereich
- Analyse des „Rügener Inklusionsmodells“
- Methodische und inhaltliche Kritik an der Evaluationsstudie
- Forderungen an die Bildungspolitik und -forschung
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung führt in die Thematik der Educational Governance Forschung ein und beleuchtet die Bedeutung von Qualitätssicherung im Bildungsbereich. Sie stellt die zentralen Fragestellungen der Arbeit vor und skizziert den Aufbau der Arbeit.
Kapitel 2 beschäftigt sich mit der Educational Governance Forschung. Es werden die Ziele, Entstehung und Perspektive der Forschung erläutert sowie die Entwicklung in Deutschland im Kontext der Bildungsstandards und Evaluationssysteme beleuchtet. Zudem wird das zugrunde liegende Wirkungsmodell der Educational Governance Forschung dargestellt und kritisch betrachtet.
Kapitel 3 widmet sich dem Thema Evaluation und Qualitätssicherung. Es werden Begriffsklärungen und Beziehungen zwischen Evaluation und Qualitätssicherung vorgenommen sowie Besonderheiten der Evaluationsforschung herausgestellt.
Kapitel 4 analysiert die Evaluationsstudie zum „Rügener Inklusionsmodell“. Es werden das Konzept des Modells vorgestellt, die theoretische Basis kritisch beleuchtet und das Evaluationsdesign klassifiziert und bewertet. Darüber hinaus werden die Rahmendaten der Teilstudie 1, die Erhebungsinstrumente, die Datenauswertung und die Ergebnisdarstellung der Studie kritisch überprüft.
Schlüsselwörter
Die Schlüsselwörter und Schwerpunktthemen des Textes umfassen Educational Governance, Bildungsstandards, Evaluation, Qualitätssicherung, Inklusion, Rügener Inklusionsmodell, Evaluationsdesign, methodische Kritik, Bildungspolitik, Bildungsforschung.
- Arbeit zitieren
- Sonja Schulz (Autor:in), 2014, Die Educational Governance Forschung am Beispiel einer kritischen Analyse der Evaluationsstudie zum „Rügener Inklusionsmodell“, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/283726