Jeder Mensch strebt nach Glück beziehungsweise Glückseligkeit, so die Erkenntnis des Thomas von Aquin. Ein Leben ohne das Streben nach Glück anzunehmen, ist für Thomas in etwa so plausibel, als stellte man sich vor, die Wallstreet würde ohne das Interesse an Geld funktionieren.
Ohne Zweifel ist das Glück oder die Glückseligkeit, die εὐδαιμονία, das zentrale Konzept, in welchem die antike Moralphilosophie ihr Fundament findet. Die Bedeutung der Eudaimonia liegt nicht nur in ihrem Wesen als theoretisches Konzept. Sie ist ein Lebensentwurf. Der Entwurf dieses Lebens in der Nikomachischen Ethik des Aristoteles hat wiederum Thomas von Aquin stark in seiner eigenen Lehre beeinflusst. An vielen Stellen verweist er direkt auf Aristoteles, viele seiner Schriften tragen noch deutliche Spuren seines Einflusses.
Für beide, Thomas und Aristoteles, ist die Glückseligkeit erfahrbar, den Weg dorthin kann man finden. Beide sehen dies hauptsächlich in einem Leben als möglich an, das sich als tugendhaft beweist. Beide haben ähnliche Tugenden im Sinn wenn sie von einem gelingenden Leben ausgehen, trotz der völlig unterschiedlichen Rahmenbedingungen, denen beide entstammen.
Wie es Thomas gelingt, diesen antiken Ansatz in eine christliche Ethik zu transformieren und wie der Weg zum Glück für ihn aussieht, wo die deutlichsten Beeinflussungen und
Abwandlungen sind, dies nachzuvollziehen, ist Ziel dieser Arbeit. Grundlage der Untersuchung sollen die Kommentare des Thomas zu den Kapiteln der Nikomachischen Ethik sein, die sich mit der Glückseligkeit befassen. Hierzu werden zunächst die betreffenden Abschnitte selbst erörtert werden und im Anschluss die Kommentare. Folgen wird ein Exkurs über die Eigenarten der Übersetzung der entsprechenden Texte, um die Eindeutigkeit der Überlieferung nicht als selbstverständlich zu unterschätzen. Im Anschluss werden die das Glück betreffenden Questiones in Thomas Summa Theologiae untersucht, um die Entwicklung seiner eigenen Position nachzuvollziehen.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Aristoteles und die Kommentare des Thomas
- Übersetzungsfragen des Glückes
- Die Questiones
- Resümee
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit setzt sich zum Ziel, die Transformation des antiken Glückseligkeitkonzepts von Aristoteles in eine christliche Ethik durch Thomas von Aquin zu analysieren. Der Fokus liegt dabei auf den Kommentaren des Thomas zu den Kapiteln der Nikomachischen Ethik, die sich mit der Glückseligkeit befassen.
- Das Konzept der Glückseligkeit in der antiken Philosophie
- Die Integration des antiken Gedankenguts in die christliche Ethik
- Die Bedeutung der Tugenden für ein glückliches Leben
- Die Rolle von Aristoteles im Werk von Thomas von Aquin
- Die Entwicklung der Gedanken des Thomas von Aquin zur Glückseligkeit
Zusammenfassung der Kapitel
- Einleitung: Der Text stellt die Grundzüge des Glückseligkeitkonzepts bei Thomas von Aquin dar und erläutert den Einfluss von Aristoteles auf seine Lehre.
- Aristoteles und die Kommentare des Thomas: Dieses Kapitel analysiert Aristoteles' Definition der Glückseligkeit und beleuchtet, wie Thomas von Aquin diese in seinen Kommentaren zur Nikomachischen Ethik interpretiert und weiterentwickelt.
- Übersetzungsfragen des Glückes: Der Schwerpunkt dieses Kapitels liegt auf der Analyse der Übersetzung des Begriffs "Glückseligkeit" und den damit verbundenen sprachlichen und konzeptionellen Herausforderungen.
Schlüsselwörter
Glückseligkeit, Eudaimonia, Aristoteles, Thomas von Aquin, Nikomachische Ethik, Tugend, christliche Ethik, Übersetzung, Summa Theologiae, Kommentare, antike Philosophie
- Citation du texte
- Thomas Marx (Auteur), 2013, Thomas von Aquin über die Glückseligkeit, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/283755