Flashmob und Aktionskunst


Hausarbeit, 2014

13 Seiten, Note: 1,0


Leseprobe


Inhalt

1. Einleitung: Phänomen Flashmob

2. Das Wesen des Flashmobs
2.1 Die Herkunft des Flashmobs
2.2 Ein Prozess mit Phasen

3. Aktionskunst
3.1 Happening
3.2 Fluxus
3.3 Performance Art

4. Fazit: Ein neues Phänomen mit alten Wurzeln

5. Literaturverzeichnis

1. Einleitung: Phänomen Flashmob

Der Flashmob ist ein bisher nahezu unbehandeltes Thema in der Medienkulturwissen schaft. Vereinzelt gibt es Untersuchungen über sein Potenzial zu politischem Eingreifen oder zu gesellschaftlicher Wirkung von Flashmobs. Julia Jochem ist bisher die einzige, die den Flashmob als performativen Prozess untersucht und auf seine medialen Bezüge zum Web 2.0 eingeht.1 Deshalb orientiert sich die nachfolgende Darstellung und Ana lyse oft an Jochems Ausführungen, die alle einzeln gekennzeichnet sind.

Nach einer für diesen Forschungsstand möglichst präzisen Beschreibung des Phäno mens Flashmob und seiner Ausprägungen folgt die Erläuterung der Erscheinung Akti onskunst mit ihren Ausformungen mit der vergleichenden Analyse zum Flashmob.

2. Das Wesen des Flashmobs

Der Begriff Flashmob ist zusammengesetzt aus den Worten Äflash“, englisch für Blitz, und Ämob“, das man von Ämobilis“, beweglich, ableiten kann oder von Ämob“, Meute.2 Dieses Kompositum beschreibt das plötzliche und für die Zuschauer unerwartete Ver sammeln von Akteuren auf belebten, öffentlichen Plätzen.3 Nach einem Signal führen die Teilnehmer eine kurze, scheinbar sinnlose Handlung synchron aus bis diese vollen det ist oder ein weiteres Signal sie beendet.4 Daraufhin zerstreuen sich die Akteure in alle Richtungen.5 Die Aktion endet ebenso schnell und unvermittelt, wie sie beginnt.6 Digitale Netzwerke gelten als Voraussetzung für die Vorbereitung des Flashmobs, aber auch für ihre mediale Popularität und ihre internationale Verbreitung.7 Der Informati onsaustausch über Termin, Ort und Ablauf des Flashmobs läuft über Internet-Foren,

Weblogs, Newsgroups, E-Mail, aber auch über Handy.8 Dabei sorgt das Schneeballsys- tem für eine große Anzahl an Teilnehmern in kurzer Zeit.9 Auch durch die Anonymität im Internet kennen sich die meisten Akteure untereinander nicht persönlich.10 Die Inten tion der meist spektakulären, auffälligen oder skurrilen Aktionen ist es, Verblüffen und Erstaunen bei den Passanten zu evozieren.11 Um die Wirkung der Aktion nicht zu ge fährden, findet davor, währenddessen und danach keine Kommunikation zwischen den Teilnehmern und auch nicht zwischen Teilnehmern und Passanten statt.12

Laut einer Untersuchung an der Wake Forest University gibt es fünf Arten von Flashmobs: Den ‚zerstreuenden‘, den ‚interaktiven‘, den ‚performten‘, den ‚politischen‘ und den ‚werbenden‘.13 Dabei ist der ‚zerstreuende‘ Flashmob die natürlichste Variante, die nicht politisch motiviert ist und den Schwerpunkt auf das blitzartige Versammeln und Auflösen der Menge legt.14 Der ‚interaktive‘ Flashmob hat einen längeren Hand lungsteil, der beispielsweise auf Kinderspielen wie Kissenschlachten basiert.15 Der ‚per formte‘ Flashmob hat eine ausgearbeitete Choreographie, die meist von Schauspielern, Kabarettisten oder Chören entworfen und vor Ort dargeboten wird.16 Der ‚politische‘ Flashmob ist seinem Namen nach politisch motiviert und bekannt unter dem Begriff

‚Smartmob‘, den Howard Rheingold eingeführt hat.17 Der ‚werbende‘ Flashmob wird zu kommerziellen Zwecken produziert und zählt somit in der Szene nicht zum eigentlichen Begriff Flashmob oder ist zumindest verpönt.18

2.1 Die Herkunft des Flashmobs

Als erstes Ereignis, das mit dem heutigen Flashmob vergleichbar ist, gilt das Musikvideo zum Song ÄPraise you“ von Fatboy Slim 1999.19 Das ohne Drehgenehmigung gefilmte Video zeigt verwackelte Bilder einer Tanzgruppe auf dem Vorplatz eines Theaters, die zu Musik aus einem Getthoblaster eine skurrile Performance darbietet, die wiederum Reaktionen bei Passanten hervorruft.20 Der Begriff ‚Flashmob‘ kommt jedoch erst 2003 in New York auf, als Bill Wasik, Mitherausgeber des Harper´s Magazine, eine größere Gruppe von Menschen in einem Möbelgeschäft versammelt, um vorgeblich einen ÄLiebesteppich“ für die gemeinsame Kommune zu kaufen.21

Seitdem verbreitet sich das Phänomen Flashmob global in immer anderen Varian ten. Seit 2008 gibt es den ÄInternational Pillow Fight Day“, an dem in den Großstädten der Welt für wenige Minuten eine Kissenschlacht ausgetragen wird.22 Auch der ÄFreeze“-Flashmob kommt immer wieder vor, bei dem die Handlung ausbleibt und stattdessen auf das erste Signal hin alle Beteiligten in der aktuellen Pose stillstehen bis das Endsignal ertönt.23 Darüber hinaus gibt es ÄZombie walk[s]“ und Choreographien zu Medleys aus Liedern wie zum Beispiel denen des verstorbenen Michael Jackson.24

Vom Flashmob abzugrenzen ist der ‚Smart Mob‘, welcher gezielt auf das Potenzial neuer Technologien verweist und sich auf die Medienkompetenz ihrer Nutzer bezieht.25 Er kann - muss aber nicht - politisch motiviert sein.26

[...]


1 Das Web 2.0 beschreibt das Internet als großes Kommunikationspotenzial, das seit der Ausdehnung seiner Verbreitung einen großen Anteil der Weltbevölkerung erreicht und von jedem interaktiv genutzt werden kann. Vgl. Julia Jochem: Performance 2.0. Zur Mediengeschichte der Flashmobs. Zum Phänomen Flashmob als perfomativer Prozess. Boizenburg, 2011, S. 59f.

2 Vgl. Julia Jochem: Flashmobs - Ein performativer Prozess. In: Kunstforum international: die aktuelle Zeitschrift für alle Bereiche der bildenden Kunst 224 (2014), S. 171.

3 Vgl. ebd.

4 Vgl. ebd.

5 Vgl. ebd.

6 Vgl. Katrin Bauer: Jugendkulturelle Szenen als Trendphänomene. Geocaching, Crossgolf, Parkour und Flashmobs in der entgrenzten Gesellschaft. Münster 2010, S. 82.

7 Vgl. Mark Wolfson / Kathleen Egan/ Eun-Young Song: Flashmobs as Collective Behavior: Political and Expressive Motivations for College Student´s Participation. In: Conference Papers - American Sociological Association (2011), S. 1296. Vgl. Anonymus: Flashmob. In: Creative Review 23 (2003), H. 9, S. 75.

8 Vgl. Bauer: Jugendkulturelle Szenen, S. 82.

9 Vgl. ebd.

10 Vgl. ebd.

11 Vgl. ebd.

12 Vgl. ebd.

13 Vgl. Wolfson/ Egan/ Song: Flashmobs as Collective Behavior, S. 1295.

14 Vgl. ebd.

15 Vgl. ebd.

16 Vgl. ebd.

17 Vgl. ebd.

18 Vgl. ebd.

19 Vgl. Jochem: Performance 2.0, S. 15.

20 Vgl. ebd.

21 Vgl. Sara Göttmann: Und alle so: ÄYeaahh“ - Flashmob als Form politischer Partizipation. In: Dorotheé de Nève/ Tina Olteanu (Hrsg.): Politische Partizipation jenseits der Konventionen. Opladen, Berlin, Toronto 2013, S. 233.

22 Jochem: Performance 2.0, S. 17.

23 Vgl. ebd., S. 18.

24 Ebd. Weitere Formen des sich selbst immer wieder neu erfindenden Flashmob sind unter anderen der ÄFall Mob“ und der ÄCarrot Mob“ oder der Online-Flashmob. Göttmann: Flashmobs als Form, S. 234f.

25 Vgl. Jochem: Performance 2.0, S. 23. Laut Sara Göttmann ist der Smartmob nicht klar vom Flashmob zu differenzieren, da die besonderen Merkmale des Smartmob Äintelligent“, Äeffektiv“ und Äzielgerichtet“ häufig auch auf Flashmobs zutreffen. Götting: Flashmobs als Form, S. 235.

26 Vgl. Jochem: Performance 2.0, S.23.

Ende der Leseprobe aus 13 Seiten

Details

Titel
Flashmob und Aktionskunst
Hochschule
Universität zu Köln  (Institut für Medienkultur und Theater)
Veranstaltung
Seminar "Theater als kulturelle Praxis"
Note
1,0
Autor
Jahr
2014
Seiten
13
Katalognummer
V283783
ISBN (eBook)
9783656836469
ISBN (Buch)
9783656836476
Dateigröße
891 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
flashmob, aktionskunst
Arbeit zitieren
Jacqueline Schäfer (Autor:in), 2014, Flashmob und Aktionskunst, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/283783

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