'Behindertenproblematik’ in dem Roman "Der Rumpf" von Akif Pirinçci


Essay, 1999

13 Pages


Excerpt


‘Behindertenproblematik’ in dem Roman “Der Rumpf” von Akif Pirinçci

The Problem of Being Handicapped in the Novel Entitled “Der Rumpf” by Akif Pirinçci

Abstract

In this study the novelist Akif Pirinçci’s novel entitled “Der Rumpf” (Body) has been analysed and the problem of “being handicapped” which is the major motif of the novel has been scrutinised. Almost all the figures in the novel are either physically or mentally handicapped. The novelist has foregrounded the symbolical meaning in the motif of being handicapped and has made the delicate duality between the good and the bad as the basis and as a result has wanted the victory of the good.

‘Behindertenproblematik’ in dem Roman “der Rumpf” von Akif Pirinçci

Die Behinderung ist ein Modus des menschlichen Daseins, mit anderen Worten, sie ist eine Art Erscheinung des Lebens und gleichzeitig auch ein gesellschaftlicher Aspekt: “Als Behindert gelten Personen, die infolge einer Schädigung ihrer körperlichen, seelischen oder geistigen Funkionen soweit beeinträchtigt sind, daß ihre unmittelbaren Lebensvernichtungen oder ihre Teilnahme am Leben der Gesellschaft erschwert werden [...] Behinderung ist fast immer die Folge einer Schädigung, eines Mangels oder eines Defekts, einer angeborenen Gliedmaßen-fehlbildung, eines Ausfalls im Bereich der Sinnesorgane usw. Die Schädigung kann im körperlich-biologischen, aber auch im seelisch-geistigen Bereich aufgetreten sein.” (VdS:7)

Deshalb unterscheidet man vier Gebiete des Behindertseins:

1. Körperliche und psychische, medizinisch auffällige Behinderungen:
2. Sie beeinträchtigen den Behinderten in seinen Aktionen und Reaktionen und in seiner Unversehrtheit (z. B. Körperbehinderung).
3. Soziale Behinderungen:
4. Sie erschweren die sozialen Beziehungen in der Familie, der Klassengemeeinschaft, der Freundesgruppe, im öffentlichen Verkehr (z. B. schweres Stottern).
5. Berufliche Behinderungen:
6. Sie verhindern eine Beschäftigung des Behinderten in der Berufs-und Arbeistwelt, die seinen Fähigkeiten und Neigungen entsprechen würde (z.B. Gehörlosigkeit).
7. Schulische Behinderungen:
8. Sie hemmen die Beziehung und Bildung des Behinderten und bilden die Veranlassung dafür, in besonderer Weise nach geeigneten Erziehungs- und Bildungsmaßnahmen zu suchen (z. B. Lernbehinderung) (VdS:7)

Im Hinblick der Heilpädagogik werden die behinderten Personen folgendermaßen aufgegliedert: Blinden, Gehörlosen , Geistigbehinderten, Körperbehinderten, Lernbehinderten, Schwerhörigen, Sehbehinderten, Sprechbehinderten, Verhaltensgestörten. (Bleidick 1977: 24)

All diese Hilfe und Beförderungen für Behinderten entspringen natürlich aus dem gesellschaftlichen Bewußtsein. Es sei denn, sie ist und muß als soziale Aufgabe zu sein. Denn “die Würde des Menshen sei unantastbar, dann gilt das auch für Behinderte” (Rumpf: 58).

Da aber die guten Hoffnungen und Wünsche der Gesunden für die Behinderte der Realität ausweichen, tritt die Literatur an deren Stelle ins Licht. Wenngleich die Literatur die Widerspiegelung des individuellen Wirklichkeits ist und das Individuum wiederum in die Gesellschaft entworfen ist, ist es kurzzuschließen, daß Literatur immer die Problematik der Gesellschaft mit dem Einzelnen behandelt, das Problem aber durch die Perspektive des Subjekts reflektiert. In unserem Fall heißt es, daß wenn Behinderten als Problematik in die Literatur eingedrungen sind, dann sind einige mit ihnen verwandte Probleme in der Gesellschaft zu besprechen.

An dieser Stelle möchte ich nun auf Akif Pirinçci übergehen, der ja auch in seinem Roman “Der Rumpf” dieses Problem einsieht, dessen Wurzeln vor Auge führt, jedem einzelnen Leser durch seine pluralistische Perspektive aufklärt. Doch zuerst möchte ich ihn bekanntmachen: Wer ist Akif Pirinçci, der in den letzten Jahren von den deutschen Literaturkritikern so oft über sich reden läßt und von ihnen als “einer von unseren Autoren” genannt wird? Worin liegt sein Erfolg?

Akif Prinçci wurde im Jahre 1959 in İstanbul geboren. 1969 zog er mit seiner Eltern nach Deutschland. Als typisches Gastarbeiter-Familienkind versuchte er sich in die neue Welt zu adaptieren, wobei er jedoch keine Schwierigkeiten bekam. Er wollte Schriftsteller werden, obwohl sein Vater klar und deutlich ausdrückte: “Damit kann man doch kein Geld verdienen”. Nach langen Depressionen, wegen Ablehnungen seiner Manuskripte von vielen Verlagen, ist es ihm jedoch gelungen, schon mit zwanzig seinen ersten Roman zu veröffentlichen (“Tränen sind immer das Ende” 1981). Im Jahre 1989 folgte sein zweiter Roman “Felidae”, der über eine Million verkaufte und “eineinhalb Jahren auf der Taschenbuch-Bestsellerliste” stand. Im selben Jahr wurde sein Roman als bester Kriminalroman des Jahres mit dem ersten Preis ausgezeichnet. Damit gewann er endlich sein so stark darauf ersehntes Lesepublikum und sein einziger Wunsch ‘Schriftsteller zu werden’ ging in Erfüllung. Sein dritter Roman “Der Rumpf”, anhand dessen wir vesuchen werden, wie Pirinçci die Behindertenproblematik umreißt, erschien 1992. Und letztlich 1994 erschien sein vierter Roman “Francis/Fedidae II”.

Nun möchte ich zum Hauptteil meines Referats kommen und zu darstellen versuchen, wie Pirinçci diese Problematik behandelt.

“Der Rumpf”: Dieser Roman enthält die kennzeichnenden Merkmale eines Entwicklungsromans. Denn der Held des Romans, ein Krüppel, muß, um sich selbst zu verwirklichen, vermittelterweise eine dreistufige Entwicklungsphase in seinem Leben durchstehen, bevor er seine eigentliche Identität gewinnt:

1. Das glückliche Leben im Kirchenhaus,
2. Entstehung des Konfliktes (er wird seiner Lage bewußt) und das Transportieren seiner Wenigkeit in einem Rehabilitationszentrum. Dort entfaltet seine Persönlichkeit.
3. Der zweite Ortswechsel zu einem Behindertenheim und die Realisation seines idealen Wunsches, welches perfekten Mord zu begehen war. Und als dessen Folge die Verwandlung in seiner Persönlichkeit zum Guten Menschen.

Andererseits sind diese gattungsspezifische Merkmale durch eine christlich-theologisch orientierten Perspertive zu interpretieren:

1. Das glückliche Leben im Paradies (Die Kindheit Rumpfs im Kirchhaus)
2. Sündenfall (Das Eintreten des Bewußtseins in dem Rumpf und die Annahme seiner Existenz als Fluch Gottes). Entfaltung seiner Persönlichkeit um Wille des Dämonhaften und Verwirklichung des Mordaktes an den idealen Mensch (dies wiederum assoziert uns den Mord dem Gott bei Nietzsche)
3. Die Verwandlung zum Guten (Gnade und die Wiederaufnahme seiner Existenz in das Paradies)

[...]

Excerpt out of 13 pages

Details

Title
'Behindertenproblematik’ in dem Roman "Der Rumpf" von Akif Pirinçci
College
Gazi University  (Fachbereich Germanistik)
Author
Year
1999
Pages
13
Catalog Number
V2839
ISBN (eBook)
9783638117159
ISBN (Book)
9783638756211
File size
465 KB
Language
German
Notes
Ein Essay. The Problem of Being handicapped in the Novel Entitled ´Der Rumpf´ by Akif Pirinçci.
Keywords
Behindertenproblematik’, Roman, Rumpf, Akif, Pirinçci
Quote paper
Dr. Mesut Gönç (Author), 1999, 'Behindertenproblematik’ in dem Roman "Der Rumpf" von Akif Pirinçci, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/2839

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