Gottfried Kellers Erstlingsroman und Hauptwerk "Der grüne Heinrich" ist als der „bedeutendste[...] Entwicklungsroman des bürgerlichen Realismus“, von weltliterarischer Relevanz. Zunächst muss erwähnt sein, dass zwei Romanfassungen des grünen Heinrichs existieren, welche sich in ihren Handlungssträngen und der jeweiligen literarischen Verfasstheit merklich voneinander differenzieren. Vorliegende Arbeit widmet sich der ersten Fassung, welche in vier Bänden im Zeitraum von 1850 bis 1855 publiziert wurde, der sogenannten zypressendunklen Fassung; und lässt die zweite, welche bedeutend später, in den Jahren 1979/80 verlegt wurde, weitestgehend außer Acht. Anders als bei der zweiten Fassung werden der Romananfang wie auch das Ende der ersten Fassung durch eine auktoriale Instanz vermittelt, während die eingebettete Jugendgeschichte des grünen Heinrichs, welche fast die Hälfte des Romans ausmacht, bei beiden Fassungen in der Ich-Form verfasst ist.
Der Autor Gottfried Keller erzählt in seinem Bildungsroman die stark autobiographisch geprägte Entwicklungsgeschichte des Schweizers Heinrich Lee, welcher im Verlauf der Handlung ein Künstlerdasein als Maler anstrebt, den damit einhergehenden Anforderungen allerdings nicht gerecht werden kann. Die Romanhandlung zeugt neben dem beruflichen Scheitern des Protagonisten von dessen generellen Schwierigkeiten einen geeigneten Platz in der Gesellschaft zu besetzen. Keller selbst schrieb einst in einem Brief an den Verleger Eduard Vieweg über sein Werk: „Die Moral meines Buches ist: daß derjenige, dem es nicht gelingt, die Verhältnisse seiner Person und seiner Familie im Gleichgewicht zu erhalten, auch unbefähigt sei, im staatlichen Leben eine wirksame und ehrenvolle Stellung einzunehmen.“
Die Handlung der ersten Romanfassung erstreckt sich von den vaterlosen Kinder- und Jugendjahren (der Vater erlag einem frühen Tod) über den Aufbruch nach der deutschen Hauptstadt sowie dem frühen Erwachsenenleben bis hin zur endlichen Heimkehr des Protagonisten. Über die nahezu gesamte Zeitspanne seines kurzen Lebens hinweg wird der scheiternde Künstler Heinrich Lee durch die Mutter finanziell unterstützt, bis diese schließlich, noch bevor Heinrich von seiner Bildungsreise heimkehrt, in Armut verendet. Durch den Tod der Mutter zeigt sich der grüne Heinrich letztlich derart betroffen, dass auch seinem eigenen Leben ein baldiges Ende bevorsteht.
Inhaltsverzeichnis
- 1. Einleitung
- 2. Die Mutter des grünen Heinrichs - Elisabeth Lee
- 3. Herkunft der Mutter/Ursprung ihrer Ökonomie.
- 3.1. Elternhaus der Mutter.
- 3.2. Ökonomie vs. Religion.
- 4. Ökonomie der Mutter.
- 4.1. Wirtschaft als Ehefrau
- 4.2. Wirtschaft als Witwe
- 5. Auswirkung der mütterlichen Erziehung auf Heinrich
- 5.1. Versagen in der Übernahme der väterlichen Pflichten.
- 5.2. Teilschuld der Mutter am tragischen Ende.
- 6. Schlussbetrachtung.
- 7. Quellenangabe.
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht die ökonomischen Entscheidungen und Handlungen von Elisabeth Lee, der Mutter des grünen Heinrich, und deren Einfluss auf die Entwicklung und das Scheitern ihres Sohnes in Gottfried Kellers Roman. Die Analyse konzentriert sich auf die Auswirkungen der mütterlichen Erziehung und der ökonomischen Bedingungen auf Heinrichs Leben.
- Die ökonomische Situation der Mutter und ihre Strategien.
- Der Einfluss des mütterlichen Elternhauses auf die ökonomischen Ansichten von Elisabeth Lee.
- Der Vergleich der ökonomischen Strategien von Elisabeth Lee als Ehefrau und als Witwe.
- Die Auswirkung der mütterlichen Erziehung auf Heinrichs Entwicklung und sein Scheitern.
- Die mögliche Teilschuld der Mutter am tragischen Ende des grünen Heinrich.
Zusammenfassung der Kapitel
1. Einleitung: Die Einleitung stellt Gottfried Kellers "Der grüne Heinrich" als bedeutenden Entwicklungsroman des bürgerlichen Realismus vor und differenziert zwischen den beiden Romanfassungen. Der Fokus liegt auf der ersten Fassung (1850-1855), welche durch eine auktoriale Erzählstimme am Anfang und Ende gekennzeichnet ist, während die eingebettete Geschichte in Ich-Form erzählt wird. Die Einleitung beschreibt Heinrich Lees Scheitern als Künstler und sein Unvermögen, einen Platz in der Gesellschaft zu finden, und deutet auf die zentrale Rolle der Mutter und deren ökonomischen Einfluss hin.
2. Die Mutter des grünen Heinrichs - Elisabeth Lee: Dieses Kapitel beschreibt Elisabeth Lee, die Mutter des grünen Heinrich, zunächst äußerlich und charakterlich. Es hebt ihre Ordnungsliebe und Sorgfalt hervor, gleichzeitig aber auch die unzureichende Berücksichtigung von Heinrichs künstlerischen Ambitionen. Der Kontrast zwischen der anfänglichen Beschreibung ihrer Erscheinung und einer späteren, ironisch gemeinten Beschreibung durch einen Fremden, unterstreicht die Komplexität der Figur und ihren ambivalenten Einfluss auf ihren Sohn.
3. Herkunft der Mutter/Ursprung ihrer Ökonomie: Dieses Kapitel befasst sich mit den Wurzeln von Elisabeth Lees ökonomischen Ansichten und Verhaltensmustern. Es untersucht ihr Elternhaus und beleuchtet das Verhältnis zwischen ihrer Religiosität und ihrem ökonomischen Habitus. Die Analyse soll klären, wie ihre religiösen Überzeugungen ihre wirtschaftlichen Entscheidungen beeinflusst haben.
4. Ökonomie der Mutter: Dieses Kapitel vergleicht Elisabeth Lees ökonomisches Verhalten als Ehefrau und als Witwe. Es analysiert ihre Haushaltsführung und ihre Strategien zur Bewältigung der finanziellen Herausforderungen in beiden Lebensphasen. Der Fokus liegt auf der Darstellung ihrer ökonomischen Ansichten, die oft durch Sprichwörter oder Verhaltensweisen ausgedrückt werden.
5. Auswirkung der mütterlichen Erziehung auf Heinrich: Dieses Kapitel untersucht die Folgen von Elisabeth Lees Erziehung für Heinrich. Es analysiert, inwiefern ihr Handeln (oder Versäumnisse) zu Heinrichs verschwenderischem und egozentrischem Charakter beigetragen hat und ob sie eine Mitschuld am tragischen Ende des Romans trägt. Die Analyse konzentriert sich auf das Versagen der Mutter in ihrer Rolle als alleinerziehende Erziehungsberechtigte.
Schlüsselwörter
Gottfried Keller, Der grüne Heinrich, Entwicklungsroman, bürgerlicher Realismus, Mutterfigur, Ökonomie, Erziehung, gesellschaftliche Integration, Scheitern, Mütterliche Erziehung, wirtschaftliche Selbstständigkeit, Religiosität.
Häufig gestellte Fragen zu "Der grüne Heinrich": Ökonomische Entscheidungen und Handlungen der Mutter Elisabeth Lee
Was ist der Gegenstand dieser Arbeit?
Diese Arbeit analysiert die ökonomischen Entscheidungen und Handlungen von Elisabeth Lee, der Mutter des grünen Heinrich in Gottfried Kellers Roman, und deren Einfluss auf die Entwicklung und das Scheitern ihres Sohnes. Der Fokus liegt auf den Auswirkungen der mütterlichen Erziehung und der ökonomischen Bedingungen auf Heinrichs Leben.
Welche Themen werden behandelt?
Die Arbeit untersucht die ökonomische Situation der Mutter und ihre Strategien, den Einfluss des mütterlichen Elternhauses auf Elisabeth Lees ökonomische Ansichten, einen Vergleich ihrer Strategien als Ehefrau und Witwe, die Auswirkung ihrer Erziehung auf Heinrichs Entwicklung und Scheitern, und die mögliche Teilschuld der Mutter am tragischen Ende des Romans.
Welche Kapitel umfasst die Arbeit?
Die Arbeit gliedert sich in sieben Kapitel: Einleitung, Beschreibung der Mutter Elisabeth Lee, Herkunft der Mutter und Ursprung ihrer Ökonomie, Ökonomie der Mutter (als Ehefrau und Witwe), Auswirkungen der mütterlichen Erziehung auf Heinrich, Schlussbetrachtung und Quellenangabe.
Wie wird die ökonomische Situation von Elisabeth Lee dargestellt?
Die Arbeit vergleicht Elisabeth Lees ökonomisches Verhalten als Ehefrau und Witwe, analysiert ihre Haushaltsführung und Strategien zur Bewältigung finanzieller Herausforderungen. Es wird auch untersucht, wie ihre religiösen Überzeugungen ihre wirtschaftlichen Entscheidungen beeinflusst haben.
Welchen Einfluss hatte die Mutter auf Heinrichs Entwicklung und Scheitern?
Die Arbeit analysiert, inwiefern Elisabeth Lees Handeln (oder Versäumnisse) zu Heinrichs verschwenderischem und egozentrischem Charakter beigetragen hat und ob sie eine Mitschuld am tragischen Ende des Romans trägt. Der Fokus liegt auf dem Versagen der Mutter in ihrer Rolle als alleinerziehende Erziehungsberechtigte.
Welche Quellen werden verwendet?
Die genaue Quellenangabe findet sich im siebten Kapitel der Arbeit.
Auf welche Romanfassung konzentriert sich die Arbeit?
Die Arbeit konzentriert sich primär auf die erste Fassung von Gottfried Kellers "Der grüne Heinrich" (1850-1855), die durch eine auktoriale Erzählstimme am Anfang und Ende gekennzeichnet ist, während die eingebettete Geschichte in Ich-Form erzählt wird.
Welche Schlüsselwörter beschreiben die Arbeit?
Schlüsselwörter sind: Gottfried Keller, Der grüne Heinrich, Entwicklungsroman, bürgerlicher Realismus, Mutterfigur, Ökonomie, Erziehung, gesellschaftliche Integration, Scheitern, Mütterliche Erziehung, wirtschaftliche Selbstständigkeit, Religiosität.
- Citation du texte
- Frank König (Auteur), 2014, Gottfried Kellers "Der grüne Heinrich". Die Ökonomie der Mutter und ihre Auswirkung auf den grünen Heinrich, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/284028