Pädophilie. Ein multifaktorieller Erklärungs- und Behandlungsansatz


Thèse de Master, 2010

121 Pages, Note: 1,7


Extrait


Inhaltsverzeichnis

Danksagung

I. Inhaltsverzeichnis

II. Abbildungs- und Tabellenverzeichnis

III. Eidesstattliche Erklärung

0 Einleitung

1 Das Krankheitsbild der Pädophilie
1.1 Klinisches Erscheinungsbild
1.2 Epidemiologie, Verlauf und Prognose
1.3 Klassifikation
1.4 Diagnostik
1.5 Zusammenfassung zum Krankheitsbild der Pädophilie

2 Ein multifaktorieller Erklärungsansatz
2.1 Psychoanalytischer und psychodynamischer Ansatz
2.2 Lerntheoretischer Ansatz
2.3 Neurologischer Ansatz
2.3.1 Biologische Faktoren
2.3.2 Genetische Faktoren
2.4 Kognitiv-behavioraler Ansatz
2.5 Integrative Erklärungsmodelle
2.5.1 Prädispositionstheorie von Finkelhor (1984)
2.5.2 Integrierende Theorie von Money (1986)
2.5.3 Vier-Komponenten-Modell des sexuellen Erlebens von Redouté und Stoléru
2.5.4 Pfadmodell von Ward und Siegert (2002)
2.5.5 Biopsychosoziales Modell menschlicher Geschlechtlichkeit
2.6 Zusammenfassung zum multifaktoriellen Erklärungsansatz

3 Ein multifaktorieller Behandlungsansatz
3.1 Psychoanalytische und psychodynamische Therapie
3.2 Somatische Therapie
3.3 Kognitiv-behaviorale Therapie
3.4 Effektivität der Therapieverfahren
3.5 Zusammenfassung zum multifaktoriellen Behandlungsansatz

4 Diskussion und Ausblick

5 Zusammenfassung

6 Abstract

7 Literaturverzeichnis

IV. Anhang

II. Abbildungs- und Tabellenverzeichnis

Abbildung 1.1: Erfasste Fälle in Bezug auf §§ 176, 176a, 176b, 179, 182, 183, 183a des Strafgesetzbuch

Abbildung 2.1: Konfliktverarbeitungsmodus der Perversion

Abbildung 2.2: Beziehung zwischen Symptombedeutung, Gruppenproblematik und Struktur

Abbildung 2.3: Das Pfadmodell des sexuellen Missbrauchs nach Ward und Siegert (2002)

Tabelle 1.1: Überblick über Methoden zur Begutachtung von Sexualstraftätern

Tabelle 1.2: Überblick über psychodiagnostische Testverfahren

Tabelle 2.1: Drei Komponenten der psychischen Struktur in Bezug auf sexuelle Handlungen

Tabelle 2.2: Vorbedingungen zum sexuellen Missbrauch

Tabelle 3.1: Regelmäßig behandelte Themen

Tabelle 3.2: BASIC-ID nach Lazarus (2005)

Tabelle 3.3: Übersicht über Metanalysen, die die Qualität von Studien untersuchen

Tabelle 4.1: Ein multifaktorieller Erklärungsansatz

Danksagung

»Wer ist der glücklichste Mensch?

Der fremdes Verdienst zu empfinden

weiß und am fremden Genuss sich

wie am eignen zu freu’n.«

(Johann Wolfgang von Goethe)

An dieser Stelle möchte ich mich bei einer Reihe von Menschen bedanken, die mi ch bei der Verwirklichung dieser Master-Thesis unterstützt haben.

Zu Beginn bedanke ich mich herzlich bei Frau Prof. Dr. Franke. Ohne Ihre Unterstützung wäre meine Master-Thesis nicht dass, was sie jetzt wäre. Frau Susanne Jäger möchte ich für die Übernahme und die Durchführung der zweiten Begutachtung danken. Das Thema meiner Arbeit ist aus der öffentlichen Meinung heraus ein heikles und sensibles Feld. Viele haben mit Unbehagen und Abscheu reagiert, als sie erfuhren, mit welchem Thema sich meine Ar­beit auseinandersetzt. Kinder sexuell zu missbrauchen kann jedoch nicht gleichgesetzt wer­den mit Pädophilie. Ich bedanke mich dafür, dass ich zeigen konnte, dass auch noch eine andere Seite dieser Erkrankung existiert.

Weiterer Dank gilt all den Menschen, die mich während meines Studiums moralisch und praktisch unterstützt und begleitet haben. Dies betrifft vor allem meine Eltern Erika und Hans-Joachim Jänisch. Ohne Eure aufbauende und finanzielle Hilfe hätte ich dieses Studium nicht beginnen und beenden können. Vielen lieben Dank für Eure Geborgenheit und Uner­schütterlichkeit.

Zum Schluss bedanke ich mich herzlich bei meinen KommilitonInnen und FreundInnen Sabine Runge, Nicole Mannschatz, Carolin Troeltsch und Steffen Vinzelberg für die Unter­stützung bei der Fertigstellung meiner Master-Thesis. Ihr habt mir wertvolle Anregungen und aufrichtige Kritik gegeben, mit der ich diese Arbeit vollenden konnte. Für die Überprüfung des englischen Abstracts bedanke ich mich bei Frau Angret Zierenberg.

III. Eidesstattliche Erklärung

Hiermit erkläre ich, dass ich die vorliegende Master-Thesis selbstständig und nur unter Ver­wendung der angegebenen Literatur angefertigt habe. Die aus fremden Quellen direkt oder indirekt übernommenen Stellen sind als solche kenntlich gemacht.

Die Arbeit wurde bisher in gleicher oder ähnlicher Form keiner anderen Prüfungsbehörde vorgelegt und auch nicht veröffentlicht.

Ort, Datum Unterschrift der Verfasserin

0 Einleitung

In der psychiatrischen und psychologischen Fachliteratur gibt es verschiedene Begriffe, die parallel verwendet werden, um das, von der gesellschaftlichen Norm abweichende, sexuelle Verhalten auf ein bestimmtes Objekt oder eine ungewohnte Art sexueller Stimulierung zu beschreiben. Diese Abweichungen werden beispielsweise als Störungen der Sexualpräfe­renz, Paraphilie oder sexuelle Deviation bezeichnet (Kockott, 2005; Strauß, 2007). Da es eine große Variationsbreite der menschlichen Sexualität gibt, und das sexuelle Verhalten kultur- sowie zeitgebunden ist, sind die Grenzen zwischen „normal“ und „anormal“ schwer festzulegen. Erst wenn unübliche sexuelle Handlungen oder Phantasien sich festigen und sich über einen längeren Zeitraum zeigen, wird von einer Paraphilie gesprochen (Kockott, 1999a, 2003, 2005; Schiffer, 2007). Die derzeit eingesetzten Klassifikationssysteme (DSM-IV: Diagnostisches und Statistisches Manual Psychischer Störungen: Saß, Wittchen, Zaudig amp; Houben, 2003; ICD-10: Internationalen Klassifikation psychischer Störungen - 10. Revisi­on: Dilling amp; Freyberger, 2006) führen die Störungen auf, „die in unserer Zeitepoche und un­serer Kultur als Paraphilien gelten“ (Kockott, 2003, S. 229) und somit als sexuell abweichen­des Verhalten definiert werden.

Die Pädophilie (vom griechischen: pais = Knabe, Kind und philia = Freundschaft) zählt zur Paraphilie und zeigt sich durch eine sexuelle Präferenz für präpubertäre Kinder (Hill, Briken amp; Berner, 2009; Seto, 2009; Wiebking, Witzel, Walter, Gubka amp; Northoff, 2006). Es ist schwierig, die Pädophilie vom sexuellen Missbrauch an Kindern abzugrenzen. Eine einheitli­che Definition gibt es nach Wiebking und Kollegen (2006) bislang nicht. Allerdings liegt ver­mutlich der Unterschied darin, dass bei der Pädophilie die sexuelle Bedürfnisbefriedigung nicht ausschließlich durch den realen Kontakt zum Kind, sondern auch über die Phantasie, erfolgen kann (Strauß, 2007). Aus diesem Grund muss für die Diagnosevergabe nicht unbe­dingt eine Straftat vorliegen (Walter, Wiebking amp; Northoff, 2005).

Dieses Verhalten ist einem gesellschaftlichen Wandel unterzogen. Beispielsweise galt die sexuelle Neigung zu Kindern in der Antike nicht als moralisch verwerflich, während gegen­wärtig eine erhebliche gesellschaftliche Stigmatisierung (vor allem in unserer westlichen Kultur) erfolgt und infolgedessen zu einer Inhaftierung in Haftanstalten beim Auftreten extrem abweichender sexueller Verhaltensweisen führt (Bogerts amp; Schlitz, 2005; Hughes, 2007). Aus diesem Grund suchen nur wenige Erkrankte von sich aus psychotherapeutische Hilfe auf (Knecht, 2001a; Strauß, 2007). Es ist hierbei nicht nur wichtig zu wissen, dass das Ver­halten abweichend ist, sondern auch zu erkennen, wie die Pädophilie entstanden ist. Welche Faktoren spielen für die Entwicklung aber auch für die Aufrechterhaltung des Störungsbildes eine wesentliche Rolle?

Der Schwerpunkt der vorliegenden Thesis wird darauf liegen, aufzuführen, welche Fakto­ren einen bedeutenden Einfluss auf die Entwicklung und Aufrechterhaltung des Störungsbil­des Pädophilie haben. Zudem werden, in der heutigen wissenschaftlichen Fachliteratur kont­rovers diskutierte Ätiologie- und Krankheitsmodelle vorgestellt. Des Weiteren wird der Frage nachgegangen, welche therapeutischen Maßnahmen zur Behandlung der Pädophile einge­setzt werden können. Die Darstellung von aktuellen Studien soll dazu beitragen, die Effekti­vität der Therapieverfahren festzustellen. Die Beantwortung der Fragen erfolgt mit Hilfe einer ausführlichen Literaturrecherche, in dem Fachliteratur sowie Publikationen aus Datenbanken wie OPAC, psycontent, medline, springerlink, pubmed und sciencedirect zur Bearbeitung herangezogen werden.

Das erste Kapitel wird sich damit auseinandersetzen, anhand einer Falldarstellung aus den aktuellen Medien das klinische Erscheinungsbild zu veranschaulichen. Anschließend wird auf die Epidemiologie, den Verlauf und die Prognose der Pädophilie eingegangen, um zum Schluss die Klassifikation und die Diagnostik der Störung zu verdeutlichen. Das zweite Kapitel beschäftigt sich mit der Entwicklung und Aufrechterhaltung der Pädophilie. Hierzu wird der psychoanalytische und psychodynamische Ansatz, der lerntheoretische Ansatz, der neurologische Ansatz und der kognitiv-behaviorale Ansatz vorgestellt. Darauffolgend werden integrative Erklärungsmodelle dargestellt, in denen bereits versucht wurde, die verschiede­nen Disziplinen zu kombinieren. Das dritte Kapitel geht auf die Behandlung der Pädophilie ein. Es werden die psychoanalytische und psychodynamische Therapie, die somatische The­rapie sowie die kognitiv-behaviorale Therapie vorgestellt. Im vierten Kapitel wird ein, auf den zuvor vorgestellten Faktoren aufbauendes, multifaktorieller Erklärungsansatz zusammenge­stellt. Zudem soll verdeutlicht und diskutiert werden, wieso dieser Ansatz zur Erklärung der Entstehung und der Aufrechterhaltung einer Pädophilie am effizientesten ist. Ebenso wird aufgegriffen, ob die bislang eingesetzten Therapieverfahren ausreichen, alleinstehend einen längerfristigen Therapieerfolg zu gewährleisten.

1 Das Krankheitsbild der Pädophilie

Dieses Kapitel bietet ein Überblick über das Krankheitsbild der Pädophilie. Unter Abschnitt 1.1 wird anhand einer Falldarstellung das klinische Erscheinungsbild beschrieben. Der da­rauf folgende Abschnitt 1.2 geht auf Epidemiologie, Verlauf und Prognose ein. Die unter 1.3 dargestellte Klassifikation bildet die Basis für die Diagnostik, welche in Abschnitt 1.4 vorge­stellt wird. Zum Schluss erfolgt unter 1.5 eine Zusammenfassung der Kernpunkte.

1.1 Klinisches Erscheinungsbild

Nachfolgend wird auf die Falldarstellung eines 51-jährigen Mannes eingegangen, der wegen sexuellen Missbrauchs von Schutzbefohlenen am Landgericht Stendal angeklagt wurde, um anhand eines Beispiels das klinische Erscheinungsbild der Pädophilie zu veranschauli­chen. Hierzu konnten zu Herrn F. Informationen aus der Altmark Zeitung (Schumacher, 2009) und der Volksstimme (Opitz, 2009) zusammengetragen werden, um eine übersichtli­che Fallbe­schreibung zu ermöglichen (vgl. Zeitungsartikel - Anhang A).

Herr F. (51 Jahre) stamme aus geordneten Verhältnissen und habe bislang eine unbeschol­tene Vergangenheit. Er habe den Hauptschulabschluss erworben und eine Lehre zum Kraftfahrzeug-Schlosser begonnen, diese jedoch nicht beendet. Er habe anschließend in den verschiedensten Betrieben gearbeitet. Mit 18 Jahren habe Herr F. seine erste Ehefrau gehei­ratet. Aus dieser Ehe ging ein Kind hervor. Fünf Jahre später habe er ein zweites Mal gehei­ratet; aus dieser Ehe seien sieben Kinder entstanden. 1996 sei Herr F. mit seiner dritten Frau und ihren beiden Kindern in eine gemeinsame Wohnung gezogen. Bis zu diesem Zeit­punkt habe er ein unauffälliges Leben geführt. Durch eine bestehende Erwerbsunfähigkeit, habe er sich von Anfang an um den Haushalt und die Kindererziehung gekümmert. Er habe nur noch wenige sexuelle Kontakte mit seiner Ehefrau.

Seit etwa zwei Jahren verspüre er ein wiederkehrendes „Lustempfinden“. Seine zum Tat­zeitpunkt 13-jährige Stieftochter sei „gut entwickelt“ gewesen und habe nicht mehr wie ein Kind ausgesehen. Er gab an, seine Stieftochter zu Beginn an den intimsten Körperteilen ge­streichelt zu haben, später sei er dazu übergegangen sich an ihr zu reiben und sich selbst zu befriedigen sowie Finger oder eine Gurke in sie einzuführen. Sie habe nicht versucht weg­zulaufen, sie habe es hingenommen. Gewalt habe er nicht angewendet und nicht versucht, in sie einzudringen.

In der Verhandlung am 20. Juli 2009 zeige Herr F., laut der Staatsanwältin und des Rich­ters, Reue und sei geständig. Auf die Frage des Richters, ob ihm klar gewesen sei, dass das Mädchen dies nicht wolle, habe er genickt. Er wisse, dass es für seine Taten keine Entschul­digung gebe. Er bedauere dies aufrichtig und sehe ein, dass er dies nicht wieder gut machen könne. Er verstünde, dass seine Stieftochter nicht vor Gericht aussagen wolle. Seit er in Untersuchungshaft (U-Haft) sei, wäre ihm erst richtig bewusst geworden, was er getan habe.

Die Staatsanwältin habe in ihrem Plädoyer angegeben, dass es verwerflich sei, dass Herr F. seine Stieftochter als ein „Lustobjekt“ benutzt habe. Der Pflichtverteidiger habe in seinem Plädoyer hingegen angegeben, dass die Taten von Herrn F. als „Banalität des Geschehens“ anzusehen seien und sich so ergeben hätten. Der Grund sei, dass die Ehefrau in Schichten in einem VW-Werk arbeiten würde und daher nur selten zu Hause sei. Ebenfalls schilderte der Verteidiger, dass es Herrn F. nicht bewusst gewesen sei, welche Konsequenzen auftre­ten könnten. Im Vordergrund habe nur seine sexuelle Befriedigung gestanden. Eine Wieder­holung sei nicht zu befürchten, da Herr F. die Familie verlassen habe und zurück zu seinen Eltern ziehen werde. Er habe nach der Verhaftung auch wieder Kontakt mit seiner zweiten Familie aufgenommen. Im „Letzten Wort“ gab Herr F. klar und deutlich an, dass er in seinem Leben keine Taten mehr begehen werde und er aus allem gelernt habe („Die U-Haft prägt einen“). Bei der Urteilsverkündung (2 Jahre 4 Monate) verdeutlichte der Richter, dass die Taten nichts mehr mit „fummeln“ zu tun hätten und darum keine Bewährung vergeben wer­den würde.

Es wird bei dieser Falldarstellung ersichtlich, dass es Herrn F. zu Beginn ausreichte, seine Stieftochter zu streicheln. Hierbei genügt es Pädophilen häufig, das präpubertäre Kind (i.d.R. jünger als 14 Jahre) zu entkleiden oder es einfach nur anzuschauen, aber auch sich in Ge­genwart des Kindes zu entblößen und sich selbst zu befriedigen. Daneben, gibt es Pädophi­le, die ihre Finger oder fremde Gegenstände in den Mund oder in andere Körperteile des Kindes einführen, wie es Herr F. später ebenfalls getan hat. Im Vergleich zu weiblichen Pä­dophilen, setzen männliche Pädophile ebenso den Penis ein, um ihr Bedürfnis zu befriedigen (Ryan C.W. Hall amp; Richard C.W. Hall, 2007; Ohlmes, 2005; Saß et al., 2003).

Es können Subtypen der Pädophilie unterschieden werden. Bei der Hepophilie (Heterose­xuelle Pädophilie) besteht, die Vorliebe für das weibliche Geschlecht, wohingegen bei der Ephebophilie (Homosexuelle Pädophilie), die Vorliebe für das männliche Geschlecht vorliegt. Ebenfalls kann das Interesse für beide Geschlechter vorhanden sein (Bisexuelle Pädophilie). Die Infantophilie bezieht sich hingegen auf das Interesse für Kinder, die jünger als fünf Jahre sind (Ryan C.W. Hall amp; Richard C.W. Hall, 2007).

Um das Ziel der sexuellen Befriedigung zu erreichen, setzen Erkrankte häufig psychische oder physische Gewalt ein. Beispielsweise wird dem Kind eingeredet, dass die Mutter sehr krank werden würde, wenn sie etwas erfährt oder dem Kind werden Schläge angedroht (Saß et al., 2003). Die Anschuldigung der Stieftochter, dass Herr F. handgreiflich geworden sei, um sein Bedürfnis zu stillen, wurde von ihm bestritten. Ebenfalls werden die sexuellen Handlungen häufig vor anderen Personen (z.B. vor Gericht) durch Ausreden oder Rationali­sierungen, wie beispielsweise es habe für das Kind einen „erzieherischen Wert“, bagatelli­siert. Eigene Schuldgefühle können dadurch ausgelöscht werden (Saß et al., 2003). Herr F. gab hierzu an, dass die Stieftochter für ihr Alter gut entwickelt gewesen sei und nicht mehr wie ein Kind ausgesehen habe. Ein weiteres Merkmal für Menschen mit Pädophilie ist, dass sie kaum unter ihren Phantasien, Bedürfnissen und Verhaltensweisen leiden (Saß et al., 2003). Hierzu beschrieb der Pflichtverteidiger, dass für Herrn F. die Konsequenzen der Tat nicht bewusst gewesen seien, er habe nur seine sexuelle Befriedigung erreichen wollen. Pfäfflin (2000a) geht davon aus, dass es häufig die Gelegenheit ist, die zur Tat führt sowie dass die sexuellen Handlungen als Ersatz- und Ausweichhandlungen anzusehen seien. Auch dieses Merkmal ist bei Herrn F. ersichtlich. Er gab an, keine sexuellen Kontakte zu sei­ner Ehefrau mehr zu haben und dass dies darauf zurückzuführen gewesen sei, dass seine Ehefrau so viel arbeite. Allerdings ist anzubringen, dass das Zeitkriterium einer Pädophilie bei mindestens sechs Monate liegt (vgl. ICD-10, Abschnitt 1.3) und demzufolge bei dieser Störung nicht mehr von einer „Gelegenheit zur Tat“ ausgegangen werden kann.

1.2 Epidemiologie, Verlauf und Prognose

Der aktuellen Fachliteratur ist zu entnehmen, dass die Prävalenz der Paraphilie sehr schwer erfasst werden kann (Berner, Hill, Briken amp; Kraus, 2004; Haase, 2000; Hill et al., 2009; Ko­ckott, 2003; Saß et al., 2003; Strauß, 2002). Der Grund liegt darin, dass psychotherapeuti­sche Hilfen nur in wenigen Fällen freiwillig aufgesucht werden. Daher wird die Dunkelziffer des Störungsbildes Paraphilie und damit auch der Pädophilie wesentlich höher eingeschätzt, als dies in den klinisch beobachteten Fällen ersichtlich wird (Beier, Schäfer, Goecker, Neutze amp; Ahlers, 2007; Berner, Hill, Briken, Kraus amp; Lietz, 2007; Strauß, 2002). Hierzu schildern Hammelstein und Hoyer (2006), dass die Prävalenz, kaum über die Form von Selbstaus­künften festgestellt werden kann, da das von der statistischen Norm abweichende sexuelle Verhalten „häufig deutlich schambesetzt ist […] und deshalb weniger berichtet wird“ (S. 918). Das Präventionsprojekt „Dunkelfeld“ in Berlin ermittelte dennoch Zahlen von 0.23% (N=6000), 0.73% (N=1915) und 3.8% (N=373) zur Pädophilie (Beier, Schäfer, Goecker, Neutze amp; Ahlers, 2006). Die Autoren geben jedoch an, dass aus methodischen Gründen in der Untersuchung, nicht die „am meisten aktiven unter 40-jährigen Männer“ (S. 6) berück­sichtigt werden konnten; Ausschlusskriterien für die Studie geben die Autoren nicht an. Der Vergleich der polizeilichen Kriminalstatis­tiken von 2005 bis 2008 zeigt einen geringen Rück­gang der erfassten Fälle sexuellen Miss­brauchs (s. Abbildung 1.1; Bundesministerium des Innern, 2006, 2007, 2008, 2009). Erklä­rungen für diese Abnahme werden nicht gegeben.

In Bezug auf Geschlechtsunterschiede kam die Studie von McConaghy (1998; zitiert nach Berner amp; Briken, 2007, S. 34) zu dem Ergebnis, dass in der Allgemeinbevölkerung etwa 0.5% der Frauen und 5% der Männer, besonders Mädchen vor deren 14. Lebensjahr, sexuell belästigen. Nach Hill und Kollegen (2009) ist bislang noch nicht hinreichend geklärt, wieso Pädophilie gerade bei Männern vermehrt auftritt. Es werden vermutet, dass dies mit dem sexuellen Erleben von Frauen und Männern und deren Bindungs- und Dominanzbedürfnis­ses zusammenhängt (Berner, Hill et al., 2004; Hill et al., 2009; Kockott, 2005).

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 1.1: Erfasste Fälle in Bezug auf §§ 176, 176a, 176b, 179, 182, 183, 183a des Strafgesetzbuch[1] (StGB; erstellt auf Basis der polizeilichen Kriminalstatisti­ken des Bundesministerium des Innern, 2006, 2007, 2008, 2009).

Der Verlauf der Paraphilie wird häufig als chronisch beschrieben und hängt besonders von den vier Intensitätsstufen nach Schorsch (1985) ab. Dies betrifft (1) den perversen Impuls, (2) die perverse Reaktion, (3) die Perversionsbildung und (4) die „sexuelle Süchtigkeit“. Die erste Stufe bezieht sich auf aktuelle Konflikte, Lebenskrisen oder auch beides, die dazu füh­ren können, dass einmalig oder sporadisch perverse Impulse ausgelöst werden. Bei der zweiten Stufe verursachen Phantasien und Impulse, dass eine perverse Reaktion erfolgt, in dem wiederkehrende habituelle Konfliktlösungsmuster auftreten. Hierbei verändert sich die sexuelle Orientierung jedoch nicht. In der dritten Stufe kommt es zur Perversionsbildung, bei der Wünsche und Impulse nur noch über sexuell abweichende Verhaltensweisen befriedigt werden können. Bei der vierten Stufe kommt es zum Verlust der Fähigkeit sich den abwei­chenden Impulsen zu widersetzen. Dies führt zu einem dranghaften Erleben der sexuellen Befriedigung. Infolgedessen erhält sich die Störung durch ihre Eigendynamik selbst aufrecht und kann demnach lebenslang anhalten (Berner, Hill et al., 2004; Hammelstein amp; Hoyer, 2006; Walter et al., 2005). Die Prognose ist als ungünstig anzusehen (Haase, 2000; Strauß, 2002, 2007).

Der Störungsbeginn ist zumeist in der frühen Kindheit bzw. Adoleszenz wiederzufinden und zeigt sich häufig erst im Erwachsenenalter als Folge von Partnerschaftsproblemen, so­zialen Problemen und psychischen Krisen (Strauß, 2002, 2007).

Die Metaanalyse von Hanson und Bussière (1998, N=23393 Sexualstraftäter) ermittelte für den Zeitraum von vier bis fünf Jahren eine Rückfallrate von 13.4%. Die Prädiktoren für eine erneute Straftat waren: das Vorliegen einer antisozialen Persönlichkeitsstörung, die Anzahl früherer krimineller Handlungen, fremde (nicht zur Familie gehörige) männliche Opfer, früher Beginn der sexuellen Delinquenz und Abbruch der Therapie. Dies konnte durch die Untersu­chung von Wendt und Kröber (2005) bestätigt werden, in dem 22 pädophile Probanden un­tersucht wurden. Wendt und Kröber (2005) leiteten aus ihren Ergebnissen ab, dass durch einen sehr frühen Beginn der Störung (mit etwa 20 Jahren), gekoppelt mit Verurteilungen und Haftstrafen die Rückfälligkeit, erhöht wird. Die Symptomatik der Pädophilie nimmt jedoch mit zunehmendem Alter ab (Hammelstein amp; Hoyer, 2006). Berner und Bolterauer (1995) un­tersuchten 46 Sexualstraftäter (darunter n=26 mit Pädophile) die zwischen 1985 und 1988 aus dem therapeutischen Strafvollzug entlassen wurden. Die Strafregisterauszüge konnten, jeweils fünf Jahre nach Entlassung des Täters, herangezogen werden. Das Ergebnis zeigte, dass 10 der pädophilen Probanden nicht rückfällig und drei einschlägig rückfällig geworden sind. In Bezug auf die Gesamtstichprobe zeigte sich bei 17 Probanden keine und bei 14 eine einschlägige Rückfälligkeit. Jedoch bleibt die Frage offen, ob jede Straftat durch die Polizei aufgedeckt wurde und dementsprechend die Zahlen höher eingeschätzt werden sollten. Ber­ner und Bolterauer (1995) weisen ferner darauf hin, dass „Übersichtsstatistiken mit kleinen Fallzahlen methodisch immer angreifbar und beschränkt in ihrer Aussagekraft“ (S. 117) sind.

Schorsch (1971) untersuchte in seiner Studie 183 Pädophile in Bezug auf soziodemogra­phische Merkmale. Zusammenfassend konnte festgestellt werden, dass bei der Mehrzahl der Probanden keine gestörten Familienverhältnisse vorlagen sowie der berufliche Werdegang unauffällig war. Des Weiteren gab die Hälfte der Pädophilen an, dass sie Spätentwickler wa­ren und homosexuell orientiert seien. Darüber hinaus stellte sich heraus, dass keine ver­mehrten sexuellen Tagträume vorlagen. Dennoch konnten beim Großteil der Erkrankten ab­norme Persönlichkeitszüge festgestellt werden sowie eine erhöhte Verstimmbarkeit und Empfindlichkeit (s. ausführliche Darstellung der Ergebnisse - Anhang B).

Die Untersuchung von Peter und Bogerts (2008) erfasste zwischen Oktober 2000 und Ap­ril 2005 im Landgericht Stendal 64 Fälle sexuellen Missbrauchs an Kindern unter 14 Jahren (146 Opfer). Die Verurteilungen der Täter bezogen sich auf „Sexueller Missbrauch von Schutzbefohlenen“ (§ 174 StGB), „sexueller Missbrauch von Kindern“ (§ 176 StGB) und „schwerer sexueller Missbrauch von Kindern“ (§ 176a StGB). Es konnte aus den Strafakten festgestellt werden, dass 42.19% (n=27) der Täter aus dem Verwandtschaftskreis und 37.50% (n=24) der Täter aus dem Bekanntschaftskreis stammten sowie 20.31% (n=13) fremde Täter waren. Das Durchschnittsalter lag bei 38.62 Jahren (SD=13.14). Des Weiteren wurde aufgezeigt, dass bei 40% Alkoholmissbrauch und bei 40.6% bereits eine Vorstrafe wegen abweichenden Verhaltensweisen vorlag. 76.6% der Opfer waren weiblich. 79.2% der Opfer waren gezielt aus dem sozialen Umfeld und 41.7% der Opfer aus dem familiären Um­feld ausgewählt. Die Delikte zeigten sich bei 76.6% durch eine Manipulation des Ge­schlechtsteils des Opfers und bei 37.7% durch eine Manipulation des Genitals des Täters durch das Kind. Bei 30% der Opfer wurde Geschlechtsverkehr und bei 20% der Opfer wurde Oralverkehr durchgeführt. Der sexuelle Missbrauch von fremden Tätern führte nur sehr sel­ten zur Vollendung des Geschlechtsverkehrs. Bei 50% der Opfer erfolgte Gewaltandrohung, Gewaltanwendung oder beides.

Die Komorbidität der Pädophilie wurde in der Studie von Raymond, Coleman, Ohlerking, Christenson und Miner (1999, N=42) untersucht. Das Ergebnis zeigte, dass 93% der Er­krankten eine weitere Störung der Achse-I des DSM-IV aufwiesen (s. Anhang C). Ryan C.W. Hall und Richard C.W. Hall (2007) fassten mehrere Studien zusammen und stellten fest, dass bei 43% der Pädophilen eine weitere Cluster C, bei 33% eine Cluster B und bei 18% eine Cluster A Persönlichkeitsstörung vorlag (s. Auflistung von Persönlichkeitsstörungen - Anhang D). In der Studie von Wendt und Kröber (2005) zeigten 15 von 22 Pädophilen eine Persönlichkeitsstörung. Diesbezüglich wurden bei fünf Probanden eine dissoziale, bei fünf Probanden eine histrionische und bei vier Probanden eine narzisstische Persönlichkeitsstö­rung festgestellt. Die Studie von Scheller (2000) untersuchte 103 Sexualstraftäter (n=25 se­xueller Missbrauch; n=3 Versuch des sexuellen Missbrauchs; n=9 Exhibitionismus vor Kin­dern). Es konnte herausgefunden werden, dass bei 37% eine Persönlichkeitsstörung, bei 17% eine hirnorganische Störung, bei 17% ein Alkoholismus, bei 13% eine Minderbegabung, bei 5% eine Reifungsverzögerung, bei 4% eine Debilität und bei 4% eine frühkindliche Hirn­schädigung vorlag.

1.3 Klassifikation

Die Pädophilie wird in der Internationalen Klassifikation psychischer Störungen - 10. Revision (ICD-10) in der Kategorie F6 Persönlichkeits- und Verhaltensstörungen als eigenständiges Störungsbild aufgeführt. Eine Diagnose liegt zum einen vor, wenn die diagnostischen Kriteri­en der Kategorie F65 Störungen der Sexualpräferenz und zum anderen die Kriterien der Kategorie F65.4 Pädophilie erfüllt sind. Diese werden im nachfolgenden aufgeführt:

F65 - Störungen der Sexualpräferenz (Dilling amp; Freyberger, 2006, S. 246):

G1. Wiederholt auftretende intensive sexuelle Impulse (dranghaftes Verlangen) und Phantasien, die sich auf ungewöhnliche Gegenstände oder Aktivitäten beziehen.

G2. Handelt entsprechend den Impulsen oder fühlt sich durch sie deutlich beeinträchtigt.

G3. Diese Präferenz besteht seit mindestens sechs Monaten.

F65.4 - Pädophilie (Dilling amp; Freyberger, 2006, S. 248f):

A. Die allgemeinen Kriterien für eine Störung der Sexualpräferenz (F65) müssen erfüllt sein.
B. Anhaltende oder dominierende Präferenz für sexuelle Handlungen mit einem oder mehreren Kindern vor deren Pubertät.
C. Die Betroffenen sind mindestens 16 Jahre alt und mindestens fünf Jahre älter als das Kind oder die Kinder.

Die aufgelisteten Kriterien (F65, F65.4) erfüllt Herr F. aus der Falldarstellung (vgl. Abschnitt 1.1), somit liegt bei ihm zum einen die Diagnose einer Störung der Sexualpräferenz und zum anderen die Diagnose einer Pädophilie vor.

Das DSM-IV beinhaltet im Vergleich zum ICD-10 die gleichen diagnostischen Kriterien (s. Gegenüberstellung der Klassifikationssysteme - Anhang E). Jedoch besteht der Unterschied darin, dass beim ICD-10 erst die allgemeinen Kriterien durch F65 erfüllt sein müssen, um nachfolgend die spezifischen Kriterien von F65.4 zu betrachten. Aus diesem Grund werden zwei Diagnosen vergeben. Beim DSM-IV hingegen werden nur die diagnostischen Kriterien der Pädophilie (302.2) betrachtet und eine Diagnose gestellt. Diesbezüglich finden sich die allgemeinen Kriterien des ICD-10 in den spezifischen Kriterien des DSM-IV wieder (Dilling amp; Freyberger, 2006; Saß et al., 2003).

Ein weiterer Unterschied besteht darin, dass im DSM-IV zusätzlich zwischen dem „aus­schließlichen“ und dem „nicht ausschließlichen“ Typus unterschieden wird. Diese beziehen sich darauf, ob ein Interesse nur für Kinder oder gleichzeitig auch für Erwachsene vorliegt (Saß et al., 2003). In Bezug auf Herrn F., zeigt dieser den nicht ausschließlichen Typus, da vermutlich weiterhin ein Interesse für die Ehefrau vorliegt (vgl. Abschnitt 1.1). Ferner be­stimmt das DSM-IV, ob eine sexuelle Orientierung nur auf Jungen, Mädchen oder beides existiert (Saß et al., 2003).

1.4 Diagnostik

Rasch und Konrad (2004) listen eine Reihe von Merkmalen auf, die dazu beitragen können, dass bei einem vermehrten Auftreten dieser Faktoren eine diagnostische Begutachtung im Bereich einer Störung der Sexualpräferenz erfolgen sollte. Dies betrifft die Vorgeschichte, die gegenwärtigen Auffälligkeiten, die körperlich-seelische Verfassung zur Tatzeit und das Tat­verhalten (s. ausführliche Aufstellung - Anhang F). Allerdings wird durch eine genaue Be­trachtung der Merkmale deutlich, dass bereits im Vorfeld der Untersuchung eine diagnosti­sche Betrachtung des Erkrankten erfolgt sein muss, um Zusammenhänge zwischen dem Patienten und den Faktoren erkennen zu können. Aufgrund der Tatsache, dass Erkrankte nur sehr selten psychotherapeutische Hilfen aufsuchen sondern vielmehr wegen ihrer ko­morbiden Störung, gibt diese Auflistung die Gelegenheit, Anhaltspunkte für eine paraphilen Neigung während der Begutachtung der Sekundärstörung zu entdecken. Folglich wird er­möglicht, dass eine diagnostische Abklärung der Primärstörung durchgeführt werden kann.

Die im Abschnitt 1.3 aufgeführten diagnostischen Kriterien der Pädophilie können, wie bei anderen psychischen Störungen aus dem Kapitel V (F) des ICD-10, durch eine ausführliche psychodiagnostische Untersuchung erfasst werden. Nedopil (2000) gibt hierzu eine Über­sicht, welche Verfahren bei der Begutachtung von Sexualstraftätern eingesetzt werden kön­nen, um eine genaue diagnostische Abklärung der Symptomatik des Erkrankten zu erreichen (s. Tabelle 1.1). Neben der aufgeführten Eigen-, Familien- und Sexualanamnese, der psy­chodiagnostischen Testverfahren sowie der neurologischen Untersuchung kommt ebenfalls die Verhaltensbeobachtung zur Anwendung.

Tabelle 1.1

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Anmerkung:

a Erstellt nach Nedopil (2000, S. 283).

Die Eigen- und Familienanamnese (s. Anhang G) ermöglicht eine genaue Feststellung der Lebensgeschichte des Erkrankten und die daraus resultierende Entwicklung der Persönlich­keit. Ebenfalls werden „Informationen zur Sozialisation, zu Einflüssen auf die Entwicklung, zu Krisen und ihren Bewältigung“ (Stolpmann, 2001, S. 86) erfasst. Beier, Bosinski, Hartmann und Loevit (2001) schildern, dass 80% der diagnostischen Einschätzung der Symptomatik durch eine Sexualanamnese (s. Anhang G) erfolgt. Trotz der Schambesetzung des Patienten aber auch des Therapeuten sollte diese Anamnese vollständig durchgeführt werden. Jedoch erst dann, wenn eine vertrauensvolle Beziehung zwischen dem Patienten und dem Thera­peuten besteht und die unangenehmen Themen angesprochen werden können. Hierzu be­schreiben Beier und Kollegen (2001), dass „alles, wonach man nicht fragt, auch nicht be­richtet“ (S. 381) wird. Allerdings sollten aufgrund von Verfälschungs- und Leugnungstenden­zen, bei denen der Proband sozial erwünscht antwortet, ebenso fremdanamnestische Infor­mationen (Befragung der Familie, der früheren und aktuellen Sexualpartner) sowie Aktenin­formationen (Krankenakten, Ermittlungsakten, Anstaltsakten) einbezogen werden. Die Ver­haltensbeobachtung gibt darüber hinaus Anhaltspunkte über die Interaktions- und die Ver­haltensweisen des Patienten im Gespräch (Berner, Hill et al., 2007; Stolpmann, 2001). Schließlich ermöglicht die detaillierte Erfassung eine Rekonstruktion der Lebensgeschichte, um das Verhalten und die Persönlichkeit des Erkrankten besser zu beurteilen und in die The­rapieplanung mit einzubeziehen (Kröber, 2006).

Eine weitere Möglichkeit zur Diagnostik von paraphilen Störungen bieten psychodiagnos­tische Testverfahren, wie Intelligenz-, Persönlichkeits- und projektive Testverfahren (s. Ta­belle 1.2; Jost, 2008; Rasch amp; Konrad, 2004). Ebenfalls können spezifische Diagnoseverfah­ren eingesetzt werden, wie beispielsweise die „Skala zur Erfassung kognitiver Verzerrungen bei Missbrauchern“ (KV-M: Feelgood, Schäfer amp; Hoyer, 2008; zitiert nach Rambow, Elsner, Feelgood amp; Hoyer, 2008, S. 21), die „Screening Scale for Pedophilia Interests“ (SSPI: Seto amp; Lalumière, 2001) und der „Impilicit Association Test“ (IAT: Greenwald, McGhee amp; Schwartz, 1998). Dennoch gibt es im deutschsprachigen Raum bislang keine Fragebogenverfahren, um speziell das Krankheitsbild der Pädophilie zu diagnostizieren[2].

Neben den psychodiagnostischen Testverfahren können darüber hinaus Prognoseinstru­mente eingesetzt werden, mit dem Ziel die Rückfälligkeit von Sexualstraftaten vorherzusa­gen bzw. abzuschätzen (s. Tabelle 1.2; Dahle, Schneider amp; Ziethen, 2007; Nedopil, 2005; Rehder, 2001). Nedopil und Stadtland (2007) berichten, dass die Untersuchung an 500 Se­xualstraftätern gezeigt hat, dass das Static-99 zur Voraussage der kriminellen Rückfälligkei­ten, im Vergleich zu den anderen Instrumenten (Psychopathy-Checklist, Vorhersage sexuel­ler Gewalt mit dem SVR 20), leicht überlegen ist. Trotz des denkbaren Einsatzes dieser Me­thode schildert Tondorf (2005): „Eine exakte Vorhersage menschlichen Verhaltens ist bisher mit keiner Methode möglich. Möglich ist eine Abschätzung der Wahrscheinlichkeit, mit der ein bestimmter Täter weitere gravierende Straftaten begehen wird“ (S. 70). Nedopil (2005) sowie Rehder, Nuhn-Naber, Eitzmann, Griepenburg und Pern (2004) beschreiben, dass un­geachtet des unverzichtbaren Einsatzes von Prognoseinstrumenten die diagnostische Ein­schätzung ebenfalls über andere Informationsquellen erhoben werden sollten. Dies gilt zwei-fellos für alle psychodiagnostischen Testverfahren.

Tabelle 1.2

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Nicht nur die Vorhersage von Sexualstraftaten ist bei der diagnostischen Abklärung von Be­deutung, sondern auch die Persönlichkeit des Straftäters. Ille, Lahousen, Rous, Hofmann und Kapfhammer (2005) schildern, dass „sich die Persönlichkeit eines Straftäters von der einer nie straffällig gewordenen Person unterscheidet“ (S. 52). Diesbezüglich wurde bereits auf die komorbiden Persönlichkeitsstörungen eingegangen, die vermehrt mit einer pädophi­len Störung auftreten können (s. Abschnitt 1.2). Pfäfflin (2000a) beschreibt, dass besonders die ausführliche Begutachtung der Persönlichkeitsstruktur und ihrer Dynamik wichtig für die Beurteilung von Sexualstraftätern ist. Hierzu werden von ihm die folgenden Parameter auf­geführt, die von Bedeutung sein können: Schwere der Persönlichkeitsstörung, Lebenskrisen, Intensität und Ausprägung des abweichenden Verhaltens sowie Affekte, Impulse und Phan­tasien während der Tat.

Die somatische und neurologische Untersuchung kann nach Hill und Kollegen (2009) durch Laboruntersuchungen (Hormone, Chromosomen), Elektrozephalogramm (EEG) und bildgebende Verfahren (Computer-, Magnetresonanztomographie) erfolgen. In der Literatur wird die Penisplethysmographie (Synonym: Phallometrie) beschrieben, welche ebenfalls als diagnostisches Verfahren verwendet werden kann. Hierbei werden dem Probanden spezifi­sche visuelle oder auch akustische sexuelle Stimuli (z.B. Bilder von Kindern) vorgelegt, die dazu führen sollen, dass die Erektion des Mannes gemessen werden kann. Allerdings gehen einige Autoren davon aus, dass dieses Verfahren eine hohe Verfälschung verursacht, da auch wenn keine Volumens- oder Umfangszunahmen gemessen werden konnten, dies nicht per se für einen negativen Befund spreche (Berner, Hill et al., 2004; Camilleri amp; Quinsey, 2008; Hill et al., 2009; Hoyer, Kunst amp; Hammelstein, 2007; Seto, 2009).

Das Ziel einer ausführlichen Erhebung ist es, zum einen die Pädophilie nach dem ICD-10 (bzw. DSM-IV) zu erfassen und dadurch eine körperliche Erkrankung auszuschließen und zum anderen bedeutende kriminalprognostische Faktoren zu identifizieren (Hill, Briken, Lietz amp; Berner, 2005; Pfäfflin amp; Ross, 2007). Diese Faktoren beziehen sich auf die Abschätzung eines Rückfallrisikos und demnach darauf, ob eine Therapie erfolgsversprechend ist (Rich­ter-Appelt, 2004). Schlussfolgernd ist eine Behandlung ohne Kenntnisse über die Persön­lichkeit des Patienten, seiner gegenwärtigen Lebensumstände und seiner Biographie kaum durchzuführen (Stolpmann, 2001). Darüber hinaus ist es juristisch von Bedeutung, die Para­graphen des StGB abzuklären, ob eine „Schuldunfähigkeit wegen seelischer Störungen“ (§ 20) oder eine „verminderte Schuldfähigkeit“ (§ 21) vorliegt. Dies führt dazu, dass die Höhe der Strafe (§§ 174) bei Verurteilung abgeschätzt werden kann und ob eine Unterbringung (§ 61) in ein psychiatrisches Krankenhaus oder in einer Justizvollzugsanstalt erfolgen sollte (Bundesministerium der Justiz, 2008a).

1.5 Zusammenfassung zum Krankheitsbild der Pädophilie

Es konnte in diesem Kapitel aufgeführt werden, dass die Pädophilie ein noch sehr uner­forschtes Gebiet ist und zwar nicht nur in Bezug auf die Prävalenz sondern auch in Bezug auf die diagnostischen Testverfahren. Berücksichtigung müssen besonders die Dunkelziffern finden, da die Erkrankten von allein kaum psychotherapeutischen Hilfen aufsuchen, sondern nur wenn Leiden im Zusammenhang mit einer Sekundärstörung auftritt (Hammelstein amp; Hoyer, 2006). Ein weiterer Grund liegt darin, dass sich die Erkrankten nicht ausschließlich an Kindern vergreifen, sondern meist Phantasien ausreichen ihre Bedürfnisse zu befriedigen (Seto, 2009). Aus diesem Grund können kaum aussagekräftige Zahlen ermittelt werden, um die Verbreitung der Pädophilie in unserer Gesellschaft festzustellen. Aufgrund des erhöhten Rückfallrisikos, durch einen zu frühen Störungsbeginn, kann die Pädophilie chronisch ver­laufen (Strauß, 2007). Ferner gibt es bislang kein spezifisches Testverfahren, um das Stö­rungsbild zu diagnostizieren. Es müssen vielmehr verschiedene Methoden herangezogen werden, um die diagnostischen Kriterien des ICD-10 abschätzen zu können (Nedopil, 2000).

Im nachfolgenden Kapitel soll auf verschiedene Erklärungsversuche eingegangen wer­den, um Kriterien aufzustellen, die eine Pädophilie kennzeichnen und zur Diagnostik eben­falls mit berücksichtigt werden können.

2 Ein multifaktorieller Erklärungsansatz

Dieses Kapitel wird sich mit der Aufstellung eines multifaktoriellen Erklärungsansatzes be­fassen. Zunächst werden im Abschnitt 2.1 der psychoanalytische und -dynamische Ansatz aufgezeigt, gefolgt vom lerntheoretischen Ansatz im Abschnitt 2.2. Darauffolgend werden unter 2.3 der neurologische Ansatz und unter 2.4 der kognitiv-behaviorale Ansatz behandelt. Der Abschnitt 2.5 stellt mehrere integrative Erklärungsmodelle vor. Zum Schluss erfolgt unter 2.6 eine kurze Zusammenfassung der vorgestellten Themen.

2.1 Psychoanalytischer und psychodynamischer Ansatz

Freud (1905) beschrieb sexuell abweichendes Verhalten als das fortwährende Auftreten von sexuellen Paritaltrieben aufgrund unzureichender Verarbeitung von Entwicklungskonflikten. Bei einer normalen Entwicklung werden die Partialtriebe (oral, anal, phallisch) durch das „polymorph perverse“ Kind in die erwachsene, genitale Sexualität integriert. Die Triebe zei­gen sich später nur noch bei einer sexuellen „Vorlust“ (Kockott, 2003, 2005). Die klassische Psychoanalyse geht daher davon aus, dass die Perversion (frühere Begriffsbezeichnung; heute: Paraphilie) sich durch eine neurotische Symptombildung entwickelt, um die bestehen­den Partialtriebe abzuwehren und eine seelische Stabilisierung zu ermöglichen (Haase, 2000; Kockott, 2003, 2005). Bundschuh (2001) spricht auch von einer Stabilisierungsfunk­tion, in der das abweichende Verhalten zumindest für kurze Zeit zu einer Entlastung von in­neren psychischen Konflikten befähigt. Besonders spielen bei der Entwicklung von Konflikten bzw. des sexuell abweichenden Verhaltens der Ödipuskomplex und die Abwehr der Kastrati­onsangst eine wesentliche Rolle (Berner, 1993; Bundschuh, 2001; Fiedler, 2004). Dies be­stätigte Picker (2001) in seiner Einzelfalldarstellung eines männlich-homosexuellen Pädo­philen. Die „Hauptlast“ trägt hierbei eine verführerisch bevorzugte, sowie gleichzeitig unem-phatisch vernachlässigende Mutter. Das mütterliche Fehlverhalten dem Kind gegenüber wird aufgrund von emotionaler Distanz oder Abwesenheit durch den Vater nicht angemessen be­einflusst oder verhindert (Bundschuh, 2001).

Lackinger (2009) führt auf Basis des psychoanalytischen Strukturmodells drei Kompo­nenten der psychischen Struktur auf, die bei der Entstehung einer Sexualdelinquenz eine Rolle spielen können. Die Komponenten Triebstruktur, Ich-Struktur und Über-Ich-Struktur stehen in wechselseitiger Beziehung zueinander und erklären durch spezifische Konstellati­onen die abweichenden Störungen (s. Tabelle 2.1). Diese beziehen sich auf Perversion, Im­pulsivität und Psychopathie. Der Autor zählt die Pädophilie zur Perversion, da das sexuelle Verhalten nicht unbedingt nach außen gerichtet sein muss, wie es bei den anderen beiden Formen vorliegt, sondern auch über Phantasie oder über noch kontrollierte Impulse ausge­lebt werden kann. In Bezug auf die Wechselbeziehung zwischen den Formen können diese bei der Pädophilie komorbid auftreten, sind jedoch nicht Voraussetzung.

Tabelle 2.1

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Anmerkung:

a Erstellt nach Lackinger (2009, S. 263).
b Bereitschaft, jemand anderem zu schaden, um einen eigenen Vorteil daraus zu ziehen.

Ausgehend von der Kastrationsangst besagt der psychodynamische Ansatz, dass „die oft unbewusst bleibende Angst vor der genitalen Vereinigung mit dem gegengeschlechtlichen Partner“ (Berner amp; Briken, 2007, S. 37) zur Entwicklung von sexuellen Verhaltensweisen führen kann. Daneben können als unterstützende Faktoren die unsichere Geschlechtsiden­tität und die Angst vor dem Verlust der Autonomie fungieren (Hartmann, 1999). Das abwei­chende Verhalten hat, als Abwehrmanöver, die Aufgabe innere Konflikte bzw. Ängste zu lö­sen (s. Abbildung 2.1; Pierschke, 2004). Becker (1997) geht davon aus, dass sich die Kon­flikte wie folgt gebildet haben: „Wenn der Junge die Realitätswahrnehmung, daß [ sic ] Frauen keinen Penis haben, nicht aushalten kann, schreckt er zurück, gibt die phallische Aktivität auf und kehrt auf die frühere, die anale Entwicklungsstufe zurück" (S. 224). Besonders aus­schlaggebend sind die Beziehungserfahrungen und Erlebnisse, die ein Kind in den ersten drei Lebensjahren erlebt, in welchen „die Ausbildung des kindlichen Ichs im Rahmen von Loslösung und Individuation, die Entwicklung von Objektbeziehungen und Identifizierungen, die Ausbildung der Geschlechtsidentität und die Entstehung des Selbstwertgefühls“ (Bund­schuh, 2001, S. 97) erfolgt. Hingegen geht Lothstein (1996) von einem Alter zwischen zwei und fünf Jahren aus.

Defizite psychischer Entwicklung des Selbstsystems mit strukturellen Mängeln

Störungen des Selbsterlebens:

Brüchige (männliche) Identität mit damit verbundenen Ängsten

Angstbesetzte reife genitale Sexualität – Aggressionsproblematik – Beziehungsproblematik

Forderung sexueller Impulse als Abwehrmechanismus: Einseitige Betonung (nicht integrati­onsfähiger) sexueller Wünsche

Kompensation des psychischen Haushalts und Stabilisierung des Selbstsystems; die Kon­flikte sind in der Sexualität thematisiert und dort ausreichend gebunden

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 2.1: Konfliktverarbeitungsmodus der Perversion. (Beier et al., 2001, S. 369)

Besonders die psychodynamischen Abwehrmechanismen Verleugnung und Spaltung sind bei der Entwicklung abweichenden Verhaltens von Bedeutung. Der erste Mechanismus be­zieht sich auf eine Störung der Mutter-Kind-Beziehung, in dem eine Trennung nicht richtig verarbeitet wurde bzw. sich durch „nicht wahrhaben wollen“ charakterisiert (Kockott, 2005). Haase (2000) geht davon aus, dass der Vater als ein Katalysator im Machtkampf zwischen Mutter und Sohn fungiert. Er hat die Aufgabe, den Prozess der Loslösung und Wiederannä­herung an die Mutter erst zu ermöglichen. Wenn diese Funktion nur unzureichend durchlau­fen wurde, können Ängste vor Kontrollverlust oder Ängste die Mutter zu verlieren, auftreten. Das Kind erlernt ebenfalls nicht, dass das aggressive Verhalten nicht nur destruktiv gesehen werden kann, sondern das es auch zu Wiedergutmachungen und zur Versöhnung führen kann. Bemerkt die Mutter, dass das Kind die Rolle des eigentlichen Partners übernimmt und somit die wichtigste Person für sie wird, wendet sie sich unerwartet vom Kind ab. Ein weite­rer Faktor hierfür ist die wahrgenommene Entwicklung der männlichen Sexualität des Kin­des. Dieses traumatische Ereignis ist nach Haase (2000) zumeist ausschlaggebend bei der Entstehung einer Pädophilie. Im Erwachsenenalter wird schließlich versucht den momenta­nen Zustand ungeschehen zu machen und den früheren Zustand, vor der Zurückweisung und emotionalen Kränkung, zurückzuerhalten (Becker, 1997; Bundschuh, 2001; Kockott, 2005; Lothstein, 1996). Picker (2001) schreibt diesbezüglich, dass versucht wird, „die eigene in der Kindheit verschreckte Sexualität auf der Basis einer teilweisen Regression wiederher­zustellen“ (S. 74). Pädophile suchen sich daher Kinder eines ganz bestimmten Alters aus, dies betrifft häufig ein Alter, in dem ihre eigene Kränkung erfolgt ist. Kann das Ziel allerdings nicht erreicht werden, bleibt die Perversion weiterhin bestehen (Bundschuh, 2001; Kockott, 2005). Hierzu beschreibt Kockott (2003), „der Betroffene liebe ein Kind so sehr, wie er als Kind von der Mutter hätte geliebt werden wollen“ (S. 233). Auch aufgrund des erworbenen Gefühls der Dominanz, Macht und Lebendigkeit ist eine Wiederholung nicht auszuschließen (Lothstein, 1996). Der zweite Abwehrmechanismus, Spaltung, hat das Ziel, sich von einer „phallischen Mutter“ (mit Elektrakomplex) zu lösen. Die unbewussten Kastrationsängste wer­den durch die Verleugnung der Trennung von der Mutter und die Verleugnung der Penislo­sigkeit der Mutter abgewehrt (Becker, 1997; Kockott, 2005).

Mit dem Thema Objektbeziehung beschäftigten sich vor allem Mahler, Pine und Bergman (1975). Sie gehen davon aus, dass das Kind sich in einem bestimmten Entwicklungsab­schnitt von der symbiotischen Verschmelzung der Mutter loslöst und die zuvor erworbenen individuellen Persönlichkeitsmerkmale annimmt. Diese psychische Geburt eines Menschen liegt zwischen dem vierten/ fünften und 30. bis 36. Lebensmonat und wird als Lösungs- und Individuationsprozess betrachtet (Bundschuh, 2001), beispielsweise bei der Entwöhnung von der Mutterbrust (Lackinger, 2009). Bei zukünftigen Objektverlusten (z.B. in Bezug auf andere Personen oder unbelebte Objekte) kann die entwickelte Ich-Funktion über diesen Verlust hinweghelfen (Mahler et al., 1975). Socarides (1976) geht nun davon aus, dass die Perver­sion durch eine Fixierung in der präödipalen Phase entwickelt wurde, wenn die Separations-Individuations-Phase in der Kindheitsentwicklung nicht optimal durchlaufen wurde. Das ab­weichende Verhalten dient hier der Abwehr von Konflikten, in dem einerseits der Wunsch besteht sich wieder der Mutter anzunähern und andererseits die Angst des „Einswerdens und Verschlungenwerdens“ durch die Mutter vorliegt (Glasser, 1987). Hierbei besteht eine Tendenz zum Verlust der Ich-Grenzen. Nicht nur die Pädophilie wird als Versuch diese Ängste zu überwinden eingesetzt, sondern auch andere paraphilen Störungen, wie z.B. Ho­mosexualität oder Fetischismus, sowie eine Kombination beider. Die Hauptursache, warum die Prozesse nicht erfolgreich durchlaufen werden konnten und sich daraus Fehlentwicklun­gen bildeten, ist in einer gestörten Familienkonstellation zu sehen. Auf der einen Seite zeigt sich die Mutter als verführerisch, symbiotisch-parasitär und auf der anderen Seite zeigt sich der Vater als distanziert-gleichgültig oder feindselig. Aus diesem Grund suchen sich Pädo­phile vorwiegend kleine, kontrollierbare „Partner“, um der dominierenden Mutter entgegen­zuwirken (Socarides, 1976). Weitere Faktoren können Vernachlässigung, Misshandlung oder Verlusterfahrungen sein (Lackinger, 2009). Die Fehlentwicklung kann sich nach Bundschuh (2001) wie folgt zeigen:

[…] die Tendenz zum Verlust der Ich-Grenzen, ein unterschiedliches Maß an Angst vor dem Zerfall des Körperbildes, Angst vor dem Verlust des Ichs oder der Ich-Auflösung, Angst vor dem Verschmelzen mit der Mutter sowie eine völlige Verwirrung hinsichtlich der eigenen Geschlechtsidentität. (S. 102)

Bei Morgenthaler (1988, 1994) und Stoller (1998) steht ebenfalls der „präödipale Konflikt“ im Vordergrund. Sie gehen jedoch davon aus, dass versucht wird den Konflikt durch eine repa­rative Funktion aufzuheben. Morgenthaler (1988, 1994) entwickelte das Konstrukt der „per­versen Plombe“. Er sieht Perversion als eine Art Reparaturmechanismus bzw. als eine Ver­bindungs- und Überbrückungsstruktur, in dem die Mängel im Selbst durch das abweichende Verhalten repariert werden sollen. Bei der Entwicklung der psychischen und sexuellen Iden­tität sind aufgrund ungelöster präödipaler Konflikte, beispielsweise durch mangelnde mütter­liche Empathie, Lücken entstanden. Bei einer gesunden Entwicklung würde das Selbst, auf­grund der idealisierten Elternimago[3], Inhalte und Gefühle verinnerlichen und integrieren, um dadurch, dass Ich-Ideal auszurichten. Die jedoch bei der Fehlentwicklung entstandenen Ängste vor der eigenen Brüchigkeit, und somit auch die Lücke im Selbst, werden durch eine forcierte Sexualisierung abgewehrt (Haase, 2000; Kockott, 2005). Die Perversion wird von Morgenthaler (1988) somit „als Plombe, Pfropf, als ein heterogenes Gebilde [verstanden] das die Lücke schließt, die eine fehlgehende narzißtische [ sic ] Entwicklung“ (S. 297) geschaffen hat. Becker (1997) fasste Faktoren der „Lückenhaftigkeit der perversen Struktur“ zusammen, in dem das abweichende Verhalten wie folgt verursacht werden kann:

[…] mit der fehlenden Identifikation mit dem Vater, mit der Verleugnung der sexuellen Wahrheit, mit der Verleugnung des Ödipuskomplexes, mit der Ungetrenntheit von der Mutter, mit der Dissoziation wichtiger Selbstanteile oder mit der Kluft zwischen innerer und äußerer Welt, zwischen primär- und sekundärprozeßhaft [ sic ] organisierter Wirklich­keit. (S. 231)

Die sexuelle Devianz ist nach Stoller (1998) eine triumphal-erotische Umgestaltung einer frühkindlich erlebten Erfahrung. Das unbearbeitete traumatische Erlebnis könnte entweder durch eine reale oder auch durch eine missverstandene Bedrohung der Geschlechtsidentität entstanden sein. Diesbezüglich spielte eine wichtige Bezugsperson eine ausschlaggebende Rolle, häufig ist dies die Mutter (Kockott, 2003, 2005; Strauß, 2007). Beispielsweise wurde der Genitalbereich des Kindes durch die Mutter zu lange und ausführlich gereinigt (Haase, 2000). Das erlebte Trauma wird daher in Verbindung mit sexueller Erregung für kurze Zeit „triumphal“ überwunden. Dies kann durch den realen Kontakt, aber auch durch Tagträume oder Fremdeinflüsse, wie beispielsweise Pornographie, erfolgen (Stoller, 1998). Anschlie­ßend wird der ursprünglich erlebte Hass oder die erlebte Aggressivität durch das sexuell ab­weichende Verhalten kompensiert (Berner amp; Briken, 2007; Kockott, 2005), wodurch eine „Entmenschlichung“ des Gegenübers erfolgt (Bundschuh, 2001). Nach Lackinger (2009) wird versucht, ein Dominanzgefühl herzustellen, um eigene Unzulänglichkeiten und das Gefühl der Wertlosigkeit für kurze Augenblicke auszublenden. Dies bezieht sich beispielsweise da­rauf, einen verkleinerten Penis zu haben und aufgrund dessen die Befürchtung von der Mutter oder anderen Partnern ausgelacht zu werden. Nicht nur durch die sexuelle Handlung an Kindern in der Realität zeigt sich das abweichende Verhalten, sondern zum Beispiel auch durch das Betrachten von Kinderbildern und damit auch in der Phantasie (Berner amp; Briken, 2007). Die Perversion stellt daher ein Ventil dar, um aggressiven und feindseligen Impulsen entgegenzuwirken sowie Schuld- und Schamgefühle zu vermeiden. Dies ermöglicht, dass das psychische Gleichgewicht des Selbst wiederhergestellt wird und infolgedessen Wieder­holungen nicht auszuschließen sind (Fiedler, 2004; Hartmann, 1999; Kockott, 1999b).

Ausdrucksgehalt der Tat Zugrundeliegende Psychodynamische

als perversem Symptom Problematik Strukturebene

Demonstration von Männlichkeit Männlichkeitsproblematik

Ausweichen vor Genitalien männliche Identitätsstörung

Triebe

Wut und Hass

Oppositioneller Ausbruch Aggressionsproblematik

Omnipotenz narzisstische

Störung des Selbsterlebens Homöostase

Ausfüllen innerer Leere

Beziehungsproblematik Objektbeziehungen

Identifikatorische Wunscherfüllung

Abbildung 2.2: Beziehung zwischen Symptombedeutung, Gruppenproblematik und Struktur. (Modifiziert nach Kobbé, 2004a, S. 516)

Schorsch (1985) führte mehrere Faktoren auf, die nicht inhaftierte Sexualstraftäter vermehrt aufzeigten. Daraus konnten sieben Ausdrucks- und Bedeutungsgehalte für die perverse Symptomatik herausgearbeitet werden (s. Abbildung 2.2; Pierschke, 2004; Strauß, 2007). Es wird davon ausgegangen, dass in der Lebens- und Entwicklungsgeschichte mindestens eins von vier zentralen Störungen der Persönlichkeit entstanden ist, sei es beispielsweise durch die inneren Triebe oder durch die Objektbeziehung. Die zugrundeliegende Problematik zeigt sich nach außen durch ein spezifisches Symptom, welches den Zweck hat, die entwickelte Störung aufzuheben (Kobbé, 2004a). Beispielsweise entwickelte sich auf Basis der Objekt­beziehung eine Beziehungsproblematik zwischen dem Kind und dessen Mutter, in dem sich die Mutter aufgrund der zunehmend empfundenen Nähe und körperlichen Entwicklung des Kindes abgewendet hat. Die innere Leere die nun entstanden ist, muss im späteren Leben über einen anderen Weg ausgefüllt werden.

2.2 Lerntheoretischer Ansatz

Der lerntheoretische Ansatz geht davon aus, dass die Paraphilie ein erlerntes Verhalten ist, dass durch die klassische sowie durch die operante Konditionierung erklärt werden kann (Hammelstein amp; Hoyer, 2006; Kockott, 1999a, 2003, 2005). Rinck und Becker (2006) definie­ren hierzu „Lernen“ als „eine auf Erfahrung basierende, dauerhafte Veränderung in der Ver­haltensdisposition eines Individuums“ (S. 88). Der Begriff „Verhaltensdisposition“ bezieht sich in diesem Fall darauf, dass eine Veränderung des Verhaltens durch das Lernen nicht sofort und direkt erfolgt, sondern vielmehr eine Veränderung möglich wird.

Das Prinzip der klassischen Konditionierung kann laut Rachman (1966) für die Störung des Fetischismus eine Erklärung sein. Beispielsweise empfindet ein junger Mann sexuelle Erre­gung (unkonditionierte Reaktion) für eine unerreichbare Frau (unkonditionierter Reiz). Ein Kleidungsstück (neutraler Reiz), welches er von der Frau besitzt, ruft dagegen keine se­xuelle Erregung hervor. Sexuelle Handlungen, wie z.B. Masturbation, gekoppelt mit sexuel­len Phantasien von der Frau, führen schließlich dazu, dass das Kleidungsstück (konditio­nierter Reiz) nach einer bestimmten Zeit allein sexuelle Erregung (konditionierte Reaktion) hervor­ruft (Kockott, 1999a, 2003, 2005; Rinck amp; Becker, 2006). Hingegen erfolgt der Erwerb pädo­philer Verhaltensmuster durch erste sexuelle Erfahrungen mit Gleichaltrigen im Kindes­alter (Bundschuh, 2001). Hoyndorf, Reinhold und Christmann (1995) sprechen von einer „prägen­den Erfahrung“. Die folgenden Masturbationen (z.B. anhand von Kinderbildern) sowie Phan­tasien führen zu einer späteren Festigung der sexuellen Handlung, in dem die Befriedi­gung nur durch das Kind erfolgen kann bzw. über die Phantasie (Bundschuh, 2001; Elsner, 2004). Verletzungen und Enttäuschung, während des Versuches altersangemessene sexu­elle Er­fahrungen zu machen, erhöhen das Risiko, dass sich die Störung durch die klassische Kon­ditionierung entwickelt (Bundschuh, 2001). Die frühen sexuellen Verhaltensweisen wer­den von Hammelstein und Hoyer (2006) als „begünstigende Faktoren“ bzw. von Howells (1981) als „bedeutsame Lernfaktoren“ angesehen, um eine Pädophilie zu entwickeln.

Das Prinzip der operanten Konditionierung führt schließlich zur Aufrechterhaltung der Stö­rung. Die positiv erlebte Erregung, durch die sexuelle Handlung mit dem Objekt, verstärkt das sexuelle Verlangen und es wird versucht dieses Gefühl über Masturbation wieder zu empfinden (Kockott, 1999a, 2005; Lothstein, 1996; Ohlmes, 2005; Strauß, 2002, 2007). Dies führt dazu, dass mit einer erhöhten Wahrscheinlichkeit die Handlung zukünftig erneut durch­geführt wird (Lothstein, 1996; Rinck amp; Becker, 2006). Bundschuh (2001) beschreibt hierzu, dass der Beginn pädophiler Verhaltensweisen häufig in der Kindheit wiederzufinden ist und Sanktionen (die im Kindesalter mehr bewirkt hätten) erst im Erwachsenenalter erfolgen, wenn sich das Verhalten durch die fortwährenden Wiederholungen bereits manifestiert hat. Ein weiterer Faktor zur Aufrechterhaltung sind nach Ohlmes (2005) die sozialen Umstände, wie beispielsweise Probleme im Umgang mit altersangemessenen Partnern.

Die Entwicklung des menschlichen (bzw. devianten) Sexualverhaltens kann nach Laws und Marshall (1990) durch das Prinzip des gerichteten Lernens („prepared learning“) und unter Berücksichtigung von evolutionsbiologischen Aspekten erklärt werden. Die sexuelle Erregung entwickelt sich zunächst in Verbindung mit einem neutralen Reiz (klassische Kon­ditionierung) und kann sich durch die positive Verstärkung festigen (operante Konditionie­rung). Zusätzlich entstehen negative Belohnungen, in dem ungeschickte sexuelle Kontakt­aufnahmen dazu führen, dass sexuelle Kontaktversuche scheitern (Kockott, 1999a, 2000, 2003, 2005). Schließlich verursachen differentielle Verstärkungen, dass sich das Sexualver­halten weiterhin abweichend entwickelt. Dadurch können zukünftige sexuelle Kontakte nur noch mit Hilfe abweichender Phantasien vollzogen werden. Aus diesem Grund bestehen häufig Ängste, ohne die Phantasien zu versagen. Folglich werden normale Kontakte vermie­den und abweichende Verhaltensweisen aufrechterhalten, um das weiterhin bestehende sexuelle Verlangen über einen anderen Weg zu befriedigen. Die Aufrechterhaltung kann fer­ner durch andere Formen des sozialen Lernens erfolgen, wie beispielsweise durch das Mo­delllernen (Knecht, 2001a; Kockott, 2000). Dies geschieht unter Berücksichtigung, der evolu­tionsbiologischen Aspekte, in dem Männer innerhalb ihrer Entwicklung lernen müssen, „eine biologisch vorgegebene Kraft der Selbsterhaltung zu kontrollieren“ (Kockott, 1999b, S. 708). Hierbei hängen Sexualität und Aggressivität sehr eng miteinander zusammen. Bei sexuell abweichendem Verhalten wurde, vermutlich aufgrund negativer Kindheitserfahrungen oder durch fehlende Modelle, nicht erlernt, wie diese beiden Merkmale kontrolliert und getrennt werden. Kockott (2000) geht davon aus, dass über dieses Prinzip erklärt werden kann, wieso „nicht jedes zufällige Zusammentreffen sexueller Erregung mit einer sexuell neutralen Handlung […] zu einer sexuell erregenden Handlung“ (S. 278) führt, wie es im Grunde die klassische Konditionierung besagt. Ebenfalls weisen auf diesen Sachverhalt Beier und Kol­legen (2001) sowie Hammelstein und Hoyer (2006) hin.

Das Konzept der Werbungsstörung („courtship disorder“) von Kurt Freund (1988, 1990) gliedert das normale Annäherungsverhalten an eine andere Person in vier Phasen: (a) Si­cherung des potentiellen Partners, (b) prätaktile Interaktion (z.B. lächeln, sprechen), (c) tak­tile Interaktion (z.B. küssen) und (d) Genitalverkehr. Es konnten verschiedene paraphilen Neigungen zu den einzelnen Phasen zugeordnet werden, die im Vergleich zum normalen Verhalten auf „eine Überbetonung oder Fehlentwicklung einzelner oder mehrerer Stadien […] zurückzuführen sind“ (Fiedler, 2004, S. 241). Somit würden Voyeurismus zu (a), Exhibi­tionismus zu (b), Frotteurismus zu (c) und präferentielle sexuelle Übergriffe zu (d) zählen (Freund, 1990). Zu Punkt (d) würden Fiedler (2004) sowie Hammelstein und Hoyer (2006) ebenfalls die Pädophilie zählen. Daneben haben die Störungen, laut den Autoren, gemein­same Wurzeln, was die Komorbidität unter den paraphilen Störungen erklären würde.

2.3 Neurologischer Ansatz

Dieser Abschnitt befasst sich mit der Darstellung des neurologischen Ansatzes. Hierzu wer­den zunächst biologische Faktoren und anschließend genetische Faktoren dargestellt, die zur Entwicklung pädophiler Verhaltensweisen beitragen können (ergänzend befindet sich im Anhang H ein Glossar und im Anhang I eine graphische Darstellung der Hirnregionen).

2.3.1 Biologische Faktoren

Neurologische Störungen können zu einer Enthemmung des Verhaltens führen und somit zu sexuell abweichenden Verhaltensweisen. Hierzu schildern Briken, Hill und Berner (2006a, 2006b), dass es bislang nur wenige Studien gibt, die versuchen herauszufinden, welche kor­tikalen Strukturen an der sexuellen Erregung beteiligt sind. Die Autoren vermuten dennoch, dass das Claustrum [4] von Bedeutung sein könnte, da dieses für die visuelle Vorstellung verant­wortlich sein kann und in Verbindung zum limbischen System stehe. Ebenfalls werden Hirnregionen aufgeführt, wie Gyrus cinguli, orbitofrontalen Cortex, Neostriatum und Hypo­thalamus, die bei einer verstärkten Aktivierung für die Emotionalität eines Menschen eine Rolle spielen können. Daneben geben die Autoren an, dass der Bereich im Temporallappen bei einer reduzierten Aktivierung ebenso bedeutsam sein kann.

Mehrere Autoren gehen davon aus, dass beispielsweise Frontalhirn schädigungen, Tem­porallappen epilepsie, Läsionen im Bereich des Septums, Multiple Sklerose, frontotemporale Demenz und bilaterale Hippocampus sklerose (Berner, Hill et al., 2004; Bogerts amp; Schiltz, 2005; Döhnel, Sommer, Hajak amp; Müller, 2005; Fromberger, Krippl, Stolpmann amp; Müller, 2007), zur Entwicklung von sexuell abweichenden Verhaltens führen können. Mehrere Stu­dien konnten diese Aussagen bestätigen (s. Anhang J). Darüber hinaus konnten nach Briken und Kollegen (2006b) Zusammenhänge zwischen Frontalhirn schädigungen und Antiso­zialität gefunden werden. Dies könnte sich durch Hypoperfusion, Hirnvolumenminderung, spezifisch linksfrontale oder orbitofrontale Störungen zeigen. Ferner verursachen Störungen in den nachfolgenden Bereichen sexuell abweichende Verhaltensweisen:

[…] der Exekutivfunktionen des Frontalhirns, des temporolimbischen Systems mit einem gesteigerten sexuellen Verlangen (z.B. bei beidseitigen Läsionen im Temporallappen wie beim Klüver-Bucy-Syndrom) sowie der Verbindungen zwischen Hirnbereichen, die für die Motivationsbildung, emotionale Verarbeitung und Kontrolle über sexuelle Impulse von Be­deutung sind. (Hill et al., 2009, S. 37)

Die verschiedenen, zuvor aufgeführten, Störungen können sich infolge von strukturellen und funktionellen neurobiologischen Veränderungen entwickeln, wie z.B. durch Entzündungen, Kopfverletzungen oder Tumorwachstum (Briken et al., 2006a, 2006b; Döhnel et al., 2005). Diesbezüglich untersuchten Burns und Swerdlow (2003), in ihrer Einzelfallstudie, ei­nen 40-jährigen Mann mit pädophilen Merkmalen. Laut den Autoren hat sich das abwei­chende Ver­halten aufgrund einer Tumorerkrankung am rechten orbifrontalen Cortex entwi­ckelt.

Die Studie von Blanchard und Kollegen (2002) untersuchte, ob eine in der Kindheit zu­rückliegende Hirnverletzung das Risiko erhöht an einer Pädophilie zu erkranken. Hierzu wur­den 413 Probanden mit sexuell abweichenden Verhaltensweisen und 793 Nicht-Pädophile untersucht. Es konnte festgestellt werden, dass bei 10.2% der Pädophilen eine Hirnverlet­zung, besonders vor dem sechsten Lebensjahr, vorlag. Aufgrund der Ergebnisse gehen die Autoren davon aus, dass sich Pädophilie durch frühe traumatische zentralnervöse Beein­trächtigungen entwickeln kann. Durch die Kombination einer bereits bestehenden Entwick­lungsstörung und einer später erworbenen Hirnschädigung kann die Pädophilie begünstigt werden. Es wurde ebenfalls aufgezeigt, dass ein niedriger Intelligenzquotient und ein schlechter Bildungsstand durch eine Hirnverletzung als Prädiktoren zum Erwerb einer Pädo­philie beitragen können. Auch Hill und Kollegen (2009) schildern, dass Merkmale wie nied­rige Intelligenzquotienten, Schulschwierigkeiten und höhere Raten an Linkshändigkeit die Vulnerabilität erhöhen können. Hierzu kamen Cantor und Kollegen (2004, N=47) auf das Ergebnis, dass Pädophile häufig Linkshänder sind und einen verminderten Intelligenzquoti­enten (IQ; Wechsler Adult Intelligence Scale, 1981: M=89.5, SD=14.6) aufweisen. Knecht (2001a) argumentiert, dass Pädophile mit einem niedrigen IQ vorwiegend „auf gleichge­schlechtliche Kinder im vorpubertären Alter fixiert“ (S. 1909) sind. Hingegen kam Bogaert (2001) zum Ergebnis, dass nur 15.7% der Pädophilen (N=286) Linkshänder waren. Darüber hinaus wurden in der Studie 2086 Probanden mit krimineller Vorgeschichte, Sexualdelikten oder beides an einer Kontrollgruppe von 4706 nicht-straffälligen Probanden untersucht. Es konnte aufgezeigt werden, dass Probanden mit einer generellen Kriminalität ein niedriges Bildungsniveau aufwiesen und Linkshänder waren. Ebenfalls zeigten Langevin, Wortzman, Dickey, Wright und Handy (1988) auf, dass bei der Mehrheit der 68 untersuchten Pädophilen eine Rechtshändigkeit bestand (81%; Kontrollgruppe von 36 nicht pädophilen Probanden: waren 85% Rechtshänder).

Flor-Henry, Lang, Koles und Frenzel (1991) untersuchten 56 pädophile und 46 gesunde Probanden mittels Phallometrie und quantitativem Elektrozephalogramm. Das Ergebnis zei-gte eine erhöhte frontale delta-, theta- und alpha-Aktivität während einer verbalen Reizverar-beitung, sowie eine reduzierte interhemisphärische und erhöhte intrahemisphärische Kohä-renz (rechts- und linksseitig) bei Pädophilen, die Interesse für sechs- bis zwölfjährige Kinder zeigten. Die Autoren schließen daraus, dass Männer mit sexuell abweichendem Verhalten eine neurophysiologische Instabilität in der dominanten Hemisphäre mit einer Dysregulation der interhemispärischen Beziehung aufzeigen.

Neben neurologischen Störungen wird, trotz weniger Studien, in der Fachliteratur disku­tiert, ob eine Störung im Hormonsystem ein weiterer Faktor für die Entstehung einer Pädo­philie ist (Bogerts amp; Schiltz, 2005; Hill et al., 2009; Kockott, 2003, 2005; Strauß, 2002). Bis­her konnte festgestellt werden, dass das männliche Geschlechtshormon Testosteron (And­rogene, Dihydrotestosteron) für die sexuelle Erregung und für das sexuelle Verlangen von Bedeutung sein kann. Ferner wird vermutet, dass bei einem erhöhten Hormonspiegel eben­falls die Phantasiebildung eine wesentliche Rolle spielen kann. Dies zeigten Untersuchungen mit Langzeitverläufen von Kastrierten, aber auch bei Patienten, die mit Cyporteronacetat und Lutein-Hormon-Releasing-Hormon-Agonisten behandelt wurden (Berner amp; Briken, 2007; Bradford amp; Pawlak, 1993; Briken et al., 2006a, 2006b; Cooper, Cernovsky amp; Magnus, 1992; Gaffney amp; Berlin, 1984).

Ein erhöhter Testosteronspiegel zeigt sich jedoch höchstens bei antisozialen Verhaltens­wei­sen, wie z.B. aggressiven sexuellen Übergriffen (Volavka, 2002). Hill und Kollegen (2009) schildern, dass es unklar wäre, „ob erhöhte Testosteronwerte Ur­sa­che, Folge oder bloße Korrelation antisozialen Verhaltens sind und inwieweit intraindividuelle Schwankungen eine Rolle spielen“ (S. 38). Bain und Kollegen (1988) untersuchten 26 pä­dophile und 16 nicht-pä­dophile Probanden. Das Ergebnis ergab, dass die Pädophilen sig­nifi­kant erhöhte Werte bei LH und FSH[5] sowie einen signifikant niedrigen Wert bei Testoste­ron aufwiesen. Besonders für Testosteron wird vermutet, dass es ein bedeutender Risiko­faktor ist, da gera­de bei einem erhöhten Hormonspiegel die Gefahr eines Rückfalles besteht (Hill et al., 2009).

Weitere Risikofaktoren sind die Neurotransmitter, wie Serotonin und Dopamin. Beide Stoffe spielen für das sexuelle Erleben und Verhalten eine wichtige Rolle, in dem sich Sero­tonin meist bremsend und Dopamin meist steigernd auf die Sexualität auswirkt (Berner amp; Briken, 2007; Berner amp; Kockott, 2006; Schiffer, 2007). Briken und Kollegen (2006b) füh­ren auf, dass Testosteron in Verbindung mit Neurotransmitter steht, die dazu führen, dass die Sensitivität dopaminerger Rezeptoren gefördert, die Sensitivität der serotonergen Re­zepto­ren reduziert und die Erregbarkeit der Hypothalamus-Hypophysen-Nebennieren-Achse ge­steigert wird. In den Studien von Maes, De Vos und Kollegen (2001) sowie Maes, van West und Kollegen (2001) wurden jeweils acht Probanden mit Pädophilie und 11 Kont­rollproban­den verglichen. Es konnten in der ersten Studie signifikant erhöhte Werte für die Körpertem­peratur und die Adrenalin werte sowie in der zweiten Studie signifikant niedrige Basalwerte für Kortisol und Prolaktin ermittelt werden. Ebenfalls wurde ein verstärktes An­sprechen auf Kortisol und Adrenalin mit meta-Chlorophenylpiperazin (mCPP; ein postsynap­tischer 5-HT2-Rezeptor-Agonist) gefunden. Die Autoren führen auf Basis ihre Ergebnisse auf, dass bei ei­ner Pädophilie verminderte serotonerge Aktivitäten auftreten. Durch die Ein­flussnahme bei­der Neurotransmitter vermuten mehrere Autoren, dass die pädophile Störung komorbid mit Zwangs- und Suchterkrankungen auftreten, wobei bislang empirische Befunde fehlen (Briken et al., 2006a, 2006b; Kockott, 2005; Schiffer, 2007).

2.3.2 Genetische Faktoren

Bei der Entstehung kriminellen Verhaltens unterscheiden Briken und Kollegen (2006a, 2006b) zwischen kongenitalen und genetischen Effekten. Unter „kongenitale Effekten“ wird die Interaktion zwischen genetischen, prä- und perinatalen Faktoren verstanden. Hoyndorf und Kollegen (1995) gehen ebenfalls bei der Entwicklung von paraphilen Verhaltensweisen von einer Prädisposition genetischer Faktoren aus.

Mittels Zwillings- und Adoptionsstudien konnten kongenitale und genetische Effekte in Bezug auf antisoziales Verhalten wie Kriminalität, Gewalttätigkeit und Impulsivität, nachge­wiesen werden (Briken et al., 2006a, 2006b). Die Metaanalyse von Miles und Carey (1997) untersuchte 20 Zwillingsstudien und vier Adoptionsstudien. Durch die Zwillingsstudien konnte festgestellt werden, dass genetische Einflüsse bis zu 50% der Varianz von gewalttätigem Verhalten erklärt werden können. Die Ergebnisse sind jedoch mit Vorbehalt zu interpretieren, da sich monozygote [6] Zwillinge im Vergleich zu anderen Geschwistern gegenseitig stärker beeinflussen und in ähnlichen Lebensverhältnissen leben. Durch die Adoptionsstudien kon-nte aufgezeigt werden, dass zwischen den biologischen Eltern (mit Verurteilungen) und de­ren Söhnen, eine höhere Korrelation besteht, als zwischen den Adoptiveltern und deren Söhnen. Ferner konnte nachgewiesen werden, dass kriminelle Verhaltensweisen durch Al­koholprobleme oder Persönlichkeitsstörungen verursacht werden können. Hierbei gehen Briken und Kollegen (2006b) davon aus, dass Nikotin- und Alkoholkonsum während der Schwangerschaft sowie eine genetische Prädisposition zur Alkoholabhängigkeit kongenitale Effekte sind, die für die Entstehung von Gewalttätigkeit ein erhöhtes Risiko darstellen.

Eine genetische Veranlagung konnte nach Berner und Briken (2007) sowie Briken und Kollegen (2006a, 2006b) bislang nicht festgestellt werden. Dies bezieht sich besonders auf die Veranlagung, sich, aufgrund von aggressiven bis feindseligen Verhaltensweisen, se­xuell an Frauen oder Kindern zu vergreifen. Eine ähnliche Aussage treffen andere Autoren (Ber­ner, Hill et al., 2004; Marshall amp; Barbaree, 1990). Sie gehen davon aus, dass es bislang um­stritten sei, dass eine angeborene Neigung bei Pädophilen vorliegt, auf „kindliche Körper als Stimulus zu reagieren“ (Hill et al., 2009, S. 37). Knecht (2002) schildert, dass durch Fa­milien- und Zwillingsstudien ein familiärer Einfluss ermittelt werden konnte. Diesbezüglich wies die Studie von Gaffney, Lurie und Berlin (1984) eine familiäre Häufung nach. Es wurde versucht anhand der Krankenakten festzustellen, ob bei Verwandten ersten Grades eine Pädophilie vorlag. In die Untersuchung wurden 33 pädophile Probanden und 21 paraphile Probanden einbezogen. Das Ergebnis zeigte, dass dies für fünf pädophile Proban­den und einem para­philen Probanden zu traf. Des Weiteren konnten bei 18.5% der Pro­banden aus der Paraphi­lie-Gruppe bei Verwandten ersten Grades eine andere Paraphilie diagnostiziert werden. Die Autoren nehmen aufgrund ihrer Ergebnisse an, dass die Pädophi­lie keine spezi­fischen fami­liären Merkmale im Vergleich zu anderen paraphilen Störungen aufweist.

Ein weiterer Prädiktor zur Entstehung einer Pädophilie ist das Chromosom. Hierzu zu­nächst die Beschreibung von Kolb und Whishaw (1996):

Jeder gesunde Mensch hat 46 Chromosomen, die in 23 Paaren angeordnet sind. Jeweils ein Chromosom eines Paares stammt vom Vater, das andere von der Mutter. Das 23. Paar bilden die Geschlechtschromosomen. Handelt es sich um zwei X-Chromosomen, so ist das Kind ein Mädchen (XX). Besteht das Geschlechtschromosomenpaar aus einem X- und einem Y-Chromosom, ist das Kind ein Knabe (XY). (S. 192)

Neben diesen beiden Chromosomensätzen werden weitere Paare unterschieden, in Bezug auf die Pädophilie, soll insbesondere auf XXY- und XYY-Chromosomen eingegangen wer­den. Das XXY-Syndrom wird auch als Klinefelter-Syndrom (ICD-10: Q98) bezeichnet und ist eine angeborene Chromosomenstörung, in dem eine phänotypische Ausprägung aufgrund eines weiteren X-Chromosoms (Karyotyp 47, XXY) vorliegt. Der männliche Erkrankte kann somit entweder männlich oder weiblich ausgeprägt sein (Dilling amp; Freyberger, 2006; Nachti­gall, Margreiter amp; Linshalm, 2008). Dieses zusätzliche Chromosom führt dazu, dass zu viel LH und FSH und zu wenig Testosteron gebildet werden (Nachtigall et al., 2008). Das XYY-Syndrom hingegen besitzt ein weiteres Y-Chromosom (Karyotyp 47, XYY). Der Erkrankte ist infolgedessen vorwiegend phänotypisch männlich ausgeprägt (Briken et al., 2006b).

Es konnte, im Vergleich zwischen Männern mit XXY- und XYY-Syndrom und einer Nor­malgruppe, eine erhöhte physische Aggressivität bei XYY-Männern, unabhängig vom Tes­tosteronspiegel, gegenüber ihren Partnerinnen festgestellt werden. Ebenfalls zeigen diese Männer vermehrt sexuell abweichende Verhaltensweisen und Phantasien. Dennoch wurde nachgewiesen, dass beide Männer-Gruppen gleich häufig straffällig werden. Wobei Männer mit XYY-Syndrom eher in Gefängnissen und Männer mit XXY-Syndrom in psychiatrischen Institutionen vorzufinden sind. Des Weiteren konnte festgestellt werden, dass Merkmale wie soziale Stigmata (Hochwuchs, Akne) und niedrige Intelligenz besonders bei XYY-Männern gefunden werden konnte (Briken et al., 2006b). Schiffer (2007) führt für Männer mit XXY-Syndrom auf, dass sie einen männlichen Habitus, einen kleinen Penis, lange Extremitäten und rudimentäre Hoden haben. Es entwickeln sich mit dem Einsetzen der Pubertät keine sekundären Geschlechtsmerkmale. Neben dem Klinefelter-Syndrom treten Verhaltensstö­rungen, emotionale Störungen und paraphile Störungen (wie z.B. Pädophilie) auf.

Die Studie von Comings (1994) konnte einen genetischen Zusammenhang zwischen den Verwandten ersten Grades mit einer Paraphilie und der Entwicklung eines Tourette-Syndrom ermitteln. Ebenso konnte die Falldarstellung von Kerbeshian und Burd (1991) aufzeigen, dass ein 33-jähriger Mann mit Tourette-Syndrom wiederkehrende paraphile Masturbations­phantasien aufwies.

2.4 Kognitiv-behavioraler Ansatz

Hoyndorf und Kollegen (1995) beschreiben, dass kognitive Variablen als bedeutende Fak­toren zur Erklärung von sexuell abweichenden Verhaltensweisen betrachtet werden können, wie die Fähigkeit zur Empathie, Einstellungen und Geschlechtsidentität. Allerdings geben die Autoren auch an, dass dies bislang noch nicht eindeutig empirisch belegt werden konnte. Diese Faktoren werden vermutlich zum einen durch sexistische Einstellungen und zum an­deren durch den übermäßigen Gebrauch von sexuellen Materialien (Pornographie) entwi­ckelt. Häufig machen Jugendliche sich mit der Sexualität durch Bildmaterial vertraut und be­nutzen diese als Quelle sexueller Phantasie sowie zur Masturbation. Besonders wird hier­durch die innere Einstellung zu Frauen, Sex und Gewalt gebildet. Der Konsum wird im Laufe der männlichen Adoleszenz normalerweise reduziert. Dies trifft jedoch nur auf Männer ohne abweichende sexuelle Verhaltensweisen zu, man denke hier nur an die Kinderpornographie.

Das Konzept der Selbsttäuschung bezieht sich auf kognitive Verzerrungen („cognitive distortions“) der Wahrnehmung, Gedanken, Selbstaussagen und Überzeugungen. In be­stimmten emotionalen Situationen treten erhöhte Bedürfnisspannungen auf, die dazu führen, dass immer der kürzeste Weg gesucht wird, um eine entspannende „Lustprämie“ zu empfin­den (Elsner, 2004; Hill et al., 2009). Zukünftig wird ebenfalls versucht die sexuell abweichen­den Bedürfnisse so schnell wie möglich zu befriedigen, besonders nach Enttäuschungen und Niederlagen (Briken et al., 2006b). Aufgrund der daraus entstandenen positiven Verstärkung ist es nur sehr schwer, die abweichenden Handlungen aufzugeben. Die so verursachten län­gerfristigen Nachteile für sich, aber auch für das Opfer, werden durch Selbsttäuschung aus­geblendet (Berner amp; Kockott, 2006; Elsner, 2004; Hill et al., 2009). Häufig zeigt sich dies durch Verleugnung, Entschuldigung oder Bagatellisierung, besonders nach der Straftat (Bri­ken et al., 2006b; Rambow et al., 2008) oder vor Gericht (vgl. Abschnitt 1.1). Diese verzerrte Realitätswahrnehmung verhilft dem Sexualstraftäter in vielen Fällen sogar zur Reduzierung oder Vermeidung von Schuldgefühlen (Elsner, 2004). Es wird in diesem Abschnitt deutlich, dass dieses Konzept kognitiv-behaviorale und lern­theoretische Aspekte integriert (Berner, Hill et al., 2004; Briken et al., 2006b) und dadurch eine Kombination zweier Ansätze erfolgt.

2.5 Integrative Erklärungsmodelle

Hammelstein und Hoyer (2006) gehen davon aus, dass keine Disziplin alleinstehend in der Lage ist, die Entstehung und die Aufrechterhaltung des Störungsbildes Pädophilie zu erklä­ren. Aus diesem Grund schildern Berner und Kockott (2006), dass die Pädophilie nur multi­faktoriell erklärt werden kann. Diesbezüglich wurde bereits versucht, die zuvor vorgestellten Ansätze in multifaktorielle Erklärungsmodelle zu integrieren, wie die Prädispositionstheorie von Finkelhor (1984), die Integrierende Theorie von Money (1986), das Vier-Faktoren-Modell des sexuellen Erlebens von Redouté und Stoléru, das Pfadmodell von Ward und Siegert (2002) sowie das biopsychosoziale Modell.

[...]


[1] §176 - Sexueller Missbrauch von Kindern, §176a - Schwerer sexueller Missbrauch von Kindern, §176b - Sexueller Missbrauch von Kindern mit Todesfolge, §179 - Sexueller Missbrauch widerstandsunfähiger Personen, §182 - Sexueller Missbrauch von Jugendlichen, §183 - Exhibitionistische Handlungen, §183a - Erregung öffentlichen Ärgernisses (Bundesministeriums der Justiz, 2008a)

[2] E-Mail von Prof. Dr. Jürgen Hoyer, von der Institutsambulanz und Tagesklinik für Psychotherapie in Dresden, 11.08.2009

[3] Psch.: aus dem idealisierten Bild einer in der Kindheit bes. geliebten Person entstandenes Leitbild (Imago, 1999)

[4] Begriffe die im Abschnitt 2.3.1 Kursiv dargestellt sind, werden im Glossar (s. Anhang H) näher erläutert

[5] Hypophysenvorderlappenhormone: LH - luteinisierendes Hormon; FSH - follikelstimulierendes Hormon (Schiffer, 2007)

[6] Begriffe die im Abschnitt 2.3.2 Kursiv dargestellt sind, werden im Glossar (s. Anhang H) näher erläutert

Fin de l'extrait de 121 pages

Résumé des informations

Titre
Pädophilie. Ein multifaktorieller Erklärungs- und Behandlungsansatz
Université
University of Applied Sciences Stendal
Note
1,7
Auteur
Année
2010
Pages
121
N° de catalogue
V284273
ISBN (ebook)
9783656840329
ISBN (Livre)
9783656840336
Taille d'un fichier
2877 KB
Langue
allemand
Mots clés
Pädophilie
Citation du texte
Janine Jänisch (Auteur), 2010, Pädophilie. Ein multifaktorieller Erklärungs- und Behandlungsansatz, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/284273

Commentaires

  • Pas encore de commentaires.
Lire l'ebook
Titre: Pädophilie. Ein multifaktorieller Erklärungs- und Behandlungsansatz



Télécharger textes

Votre devoir / mémoire:

- Publication en tant qu'eBook et livre
- Honoraires élevés sur les ventes
- Pour vous complètement gratuit - avec ISBN
- Cela dure que 5 minutes
- Chaque œuvre trouve des lecteurs

Devenir un auteur