Am 21. März 2009 wurden Passanten in ganz Deutschland mit einer kostenlosen Sonderausgabe der Wochenzeitung DIE ZEIT überrascht. Das überraschende daran: die Ausgabe trug nicht das aktuelle Datum, sondern war auf den 1. Mai 2010 datiert. Die falsche ZEIT berichtete aus der Zukunft. Darunter Artikel über Sanktionsmaßnahmen gegen Klimasünder und Finanzhaie, Berichte über den erfolgreichen Kampf gegen Hunger und Bildungsarmut. Nachrichten aus einer besseren Welt. Verantwortlich für dieses Plagiat war die Aktivistengruppe Attac, die, so möchte man meinen, eine vollkommen neuartige Form des Aufbegehrens geschaffen haben.
Jedoch ist diese Art der Intervention kein Einzelfall. Immer wieder wird von solchen maulwurfsartigen Angriffen auf Medien berichtet. Als Begriff für dieses Konzept wurde in den 1990er Jahren in Anlehnung an Michel de Certeau, der Begriff der »Taktischen Medien« geprägt. Taktische Medien werden von Aktionisten verschiedenster Disziplinen genutzt, um sich kurzzeitig deren Pendent, Strategische Medien wie DIE ZEIT, anzueignen, sie zu unterwandern und mit alternativen Botschaften zu füllen. „Taktische Medien sind Oppositionskanäle, die ihren Weg finden, aus dem subkulturellen Ghetto auszubrechen. [...] Typische Helden sind der nomadische Medienkrieger, der Prankster, Hacker, Rapper, Jammer und der Camcorder-Kamikaze. Sie sind die fröhlichen Negativen, immer auf der Suche nach Möglichkeiten den Feind zu behindern.“
Vor diesem Hintergrund liefert die vorliegende Bachelorarbeit Antworten auf folgende Fragen: Was sind Taktisch Medien bzw. Strategische Medien genau? Welche Unterschiede gibt es? Welche Gemeinsamkeiten? Welche Arten von Aneignung der Medien gibt es? Was versteht sich unter dem Begriff Identity Correction? Das Phänomen der Taktischen Medien wird dabei speziell mit Blick auf die Aktionen von den allgemein als Netzaktivsten bezeichneten Bewegungen (z.b. Attac, The Yes Men oder dem Critical Art Ensemble) untersucht.
Um die genannten Fragen zu klären, wird das dem Phänomen zu Grunde liegende Taktik- bzw. Strategieverständnis beleuchtet. Taktische und Strategische Medien werden getrennt voneinander untersucht und auf Gemeinsamkeiten bzw. Unterschiede hin analysiert. Ziel ist es, inhaltliche Abweichungen, die möglicherweise seit der begrifflichen Schöpfung entstanden sind, herauszuarbeiten und zu überprüfen ob die begriffliche Umschreibung überhaupt noch auf die aktuellen Ausformungen Taktischer und Strategischer Medien zutrifft.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Subversion zwischen Kunst und Politik
- Taktische und Strategische Medien
- Entstehung des Begriffs der Taktischen Medien
- Taktik- und Strategieverständnis I
- Strategische Medien
- Taktische Medien
- Grundlegende Prinzipien Taktischer Medien
- Utopie
- Gemeinsamkeiten
- Raum, Macht und Wahrheit
- Mainstream
- Hybridität
- Abschließende Überlegungen
- Strategie- und Taktikverständnis II
- Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit befasst sich mit der Erforschung der Gemeinsamkeiten und Unterschiede zwischen taktischen und strategischen Medien. Sie untersucht die Entstehung des Begriffs der taktischen Medien und analysiert die beiden Medienformen in Bezug auf ihre jeweiligen Prinzipien, Ziele und Strategien.
- Subversion als Verbindungspunkt zwischen Kunst und Politik
- Die Rolle von Taktik und Strategie in der Medienlandschaft
- Die Bedeutung von Mainstream und Hybridität
- Utopische Visionen im Kontext der taktischen Medien
- Kritik an strategischen Medien und deren Einfluss
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung bietet eine Einführung in das Thema der Arbeit und stellt die Forschungsfrage dar. Das zweite Kapitel untersucht die Rolle der Subversion in der Beziehung zwischen Kunst und Politik. Kapitel 3 geht auf die Entstehung des Begriffs der taktischen Medien ein und analysiert das Taktik- und Strategieverständnis im Kontext der Medien. Die Kapitel 3.3 und 3.4 beleuchten die Besonderheiten von strategischen und taktischen Medien. Kapitel 3.5 widmet sich den grundlegenden Prinzipien taktischer Medien. Kapitel 4 beleuchtet die Utopie im Kontext der Arbeit. Kapitel 5 untersucht die Gemeinsamkeiten zwischen taktischen und strategischen Medien, insbesondere in Bezug auf Raum, Macht, Wahrheit, Mainstream und Hybridität. Die Abschließenden Überlegungen fassen die gewonnenen Erkenntnisse zusammen und bieten eine weiterführende Diskussion über das Taktik- und Strategieverständnis.
Schlüsselwörter
Taktische Medien, Strategische Medien, Subversion, Kunst, Politik, Mainstream, Hybridität, Utopie, Raum, Macht, Wahrheit, Strategie, Taktik.
- Citation du texte
- Bachelor of Arts Deniz Ficicioglu (Auteur), 2009, Taktische Medien versus Strategische Medien: Gemeinsamkeiten und Unterschiede, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/284331