Leseprobe
Inhalt
1. Der Motivationsbegriff
1.1: Intrinsische Motivation
1.1.1: Flow-Erleben
1.1.2: Motivatoren
1.2: Abgrenzung zur extrinsischen Motivation
Literatur- und Quellenhinweise
1. Der Motivationsbegriff
1.1: Intrinsische Motivation
Für Maier (vgl. Gabler Wirtschaftslexikon) bezieht sich die Intrinsische Motivation „auf einen Zustand, bei dem wegen eines inneren Anreizes, der in der Tätigkeit selbst liegt, z.B. im Empfinden des Flow-Erlebens gehandelt wird“ (Maier, Gabler Wirtschaftslexikon, Stichwort: Intrinsische Motivaton, abgerufen am 19.12.2013)
Das Bereitstellen äußerer Anreize kann unter bestimmten Bedingungen eine Negierung der intrinsischen Motivation zur Folge haben, wie Maier im Folgenden zeigt:
„[…] Früher war man der Auffassung, dass die intrinsische Motivation durch Anreize bzw. Belohnungen (z.B. Geld) vermindert würde. Der negative Einfluss von Anreizen auf die intrinsische Motivation tritt aber nur unter ganz bestimmten Bedingungen auf, die leicht vermieden werden können: Nur wenn Personen allein für die Ausführung einer Tätigkeit ohne Bezug zu einem Leistungskriterium belohnt werden, vermindert sich die intrinsische Motivation für diese Tätigkeit.
Maßnahmen zur Steigerung der intrinsischen Motivation liegen z.B. darin, Motivatoren verfügbar zu machen oder das Motivationspotenzial der Tätigkeit zu erhöhen.“ (Maier, Gabler Wirtschaftslexikon, Stichwort: Intrinsische Motivation, abgerufen am 19.12.2013)
Äußere Anreize können sich also unter bestimmten Bedingungen negativ auf die intrinsische Motivation auswirken. Dies ist dann der Fall, wenn ohne Bezug zu einem fest definierten Leistungskriterium belohnt wird, bzw. lediglich die (korrekte) Ausführung der Tätigkeit an sich bei der Bewertung Berücksichtigung findet. Ein Belohnungssystem bei freiwillig gemachten Hausaufgaben (Übungsaufgaben) kann hierbei als Beispiel dienen. Schüler A und Schüler B haben nach dem Unterricht eine freiwillige Übungsaufgabe abgegeben. Schüler A hat alle Aufgaben richtig gelöst, sich jedoch bei der Beantwortung der Fragen auf die Mindestanforderungen beschränkt. Schüler B konnte nicht alle Fragen richtig beantworten, hat jedoch bei einzelnen Fragestellungen bewiesen, dass er sich besonders bemüht hat, dem Anforderungsprofil der Aufgabe gerecht zu werden und diese um ein fächerübergreifendes Wissen ergänzt hat (das nicht unbedingt als gegeben vorausgesetzt werden kann). Belohnen Sie nun Schüler A, weil die Tätigkeit an sich korrekt und ohne Fehler ausgeführt wurde, so negieren Sie die Bemühungen von Schüler B, dessen intrinsische Motivation und Bereitschaft, sich auch weiterhin mit der gezeigten Sorgfalt der Bearbeitung der Aufgabenstellungen zu widmen, vermindert wird. Schüler A hingegen macht die Erfahrung, dass die bloße Ausführung der Tätigkeit, die in einer reinen Pflichterfüllung liegt, zur in Aussicht gestellten Belohnung führt. Eine intrinsische Motivation jedoch, die sich nicht auf die Pflichterfüllung, sondern auf die Bearbeitung der Aufgabe um ihrer selbst willen bezieht, kann sich auf diese Weise nicht herausbilden. Ein Lösungsansatz könnte sein, bereits im Vorfeld die Aufgabenstellung so zu erweitern, dass nicht alleine die korrekte Bearbeitung der Aufgabenstellung zur Belohnung führt, sondern die Ausführung jeder Teilaufgabe bei der Bewertung entsprechend Berücksichtigung findet. Die Herausbildung der intrinsischen Motivation, die der Aufgabe – über die Pflichterfüllung hinaus – selbst gilt, wird auf diese Weise in den Fokus des externen Belohnungssystems gestellt und die Ermöglichung eines „Flow-Erlebens“ – das maßgeblich für die Herausbildung intrinsischer Motivationen ist – wird somit begünstigt.
1.1.1: Flow-Erleben
Das „Flow-Erleben“ kann nach Maier (vgl. Gabler Wirtschaftslexikon) als Voraussetzung für die Herausbildung intrinsischer Motivationsprozesse gesehen werden.
Es beschreibt ein „bes. positives emotionales Erleben bei einer Tätigkeit, das dadurch charakterisiert ist, dass eine Person ganz auf ihr Tun konzentriert ist und darin aufgeht, sich selbst dabei vergisst, das Zeitgefühl weitgehend verloren ist („Die Zeit vergeht wie im Flug”).
Dieses emotionale Erleben kann sich dann einstellen, wenn die [wahrgenommenen Anforderungen der Tätigkeit den Fähigkeiten entsprechen]. Der Anreiz bei einer solchen Handlung liegt nicht in erwarteten Handlungskonsequenzen (extrinsische Motivation), sondern in der Ausführung der Handlung selbst (intrinsische Motivation).“ (Maier, Gabler Wirtschaftslexikon, Stichwort: Flow-Erleben, abgerufen am 19.12.2013)
Vorbedingung für ein „Flow-Erleben“ ist also, dass die „wahrgenommenen Anforderungen“ (Maier, 2013) einer Aufgabenstellung den Fähigkeiten des Lernenden entsprechen. Hieraus leitet sich für die individuelle Förderung (Nachhilfe) ein unmittelbarer Auftrag zur didaktischen Reduktion ab. Die Vermittlung der Inhalte darf den Schüler nicht überfordern. Stattdessen sollten Sie sich die Frage stellen „Was kann mein Schüler? Mit Hilfe welcher Aufgabenstellung kann ich dazu beitragen, dass ein „Flow-Erleben“ positiv begünstigt wird?
Eine Schülererfahrung soll hier als Beispiel dienen und verdeutlichen, wie ein „Flow-Erleben“ in der Praxis realisiert werden kann:
„Der Biologieunterricht in der Oberstufe wurde für mich ab der 12. Klasse zu einer Belastung, da es mir nicht gelang, die für mich komplexen Zusammenhänge der Zellstruktur und der Funktionsweise des menschlichen Organismus zu verstehen. Dementsprechend groß war meine Sorge über das anstehende Referat, das jeder Schüler halten sollte. Mein Biologielehrer erkannte diese Angst und stellte mir eine Aufgabe, die meinen Fähigkeiten als philosophisch begabter Schüler entsprach. Ich sollte mich mit der Frage auseinandersetzen, ob es einen freien Willen gebe. Hierfür sollte ich eine philosophische und eine neurobiologische Erklärung liefern. Da mich gerade die philosophische Frage dieses Themas sehr interessierte, machte ich mich mit Begeisterung an die Arbeit und wollte auch die neurobiologischen Zusammenhänge verstehen; denn meine These war nur zu untermauern, indem ich mir auch einen fundierten Überblick über die Funktionsweise des menschlichen Gehirns verschaffte. Es gelang und ich spürte immer mehr, wie sehr mich dieses Thema faszinierte.
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