Niccolò Machiavelli (1469-1527) gelang, was nur wenige Philosophen erreichten – nach
nunmehr fast fünfhundert Jahren ist sein Name immer noch aktuell. Die Kennzeichnung eines
Politikers als „machiavellistisch“, stellt diesen als skrupellosen Machtmenschen bloß – ob das
Machiavellis tatsächliche Auffassung widerspiegelt bleibt zweifelhaft.1 Zwar ist die lange Zeit
betriebene schwarz - weiß Interpretation seiner Werke verschwunden, doch assoziieren die
Menschen den Florentiner nach wie vor eher mit rücksichtslosem Machtstreben als mit einem
Verfechter des Republikanismus. Machiavellis Ruf als „Vater“ der modernen
Politikwissenschaften2 basiert im Wesentlichen auf seinen Werken „Il Principe“ (1513,
veröffentlicht 1532)3 und „Discorsi sopra la prima deca ti Tito Livio“(ca. 1513 – 15194,
veröffentlicht 1531)5. In einem zerrütteten und in verschiedene Staaten aufgesplitterten Italien
der Renaissance versuchte Machiavelli durch seine Schriften die politische Neuordnung des
Landes voranzutreiben. „Il Principe“ appellierte an die Fürsten, den neuen Staat in Italien zu
schaffen, während die „Discorsi“ seine Überlegungen über Aufbau, Organisation,
Erweiterung und Wiederherstellung einer Republik zusammenfassten.
In die Politik der Stadt Florenz involviert, erlebte er die Unbeständigkeit des politischen
Erfolges. Die Karriere Machiavellis hing eng mit dem Schicksal seiner Heimatstadt
zusammen. 1494 musste Florenz vor Karl VIII. kapitulieren, die über einen langen Zeitraum
regierenden Medicis wurden abgesetzt und der Bußprediger Savonarola errichtete für vier
Jahre eine geradezu revolutionär-demokratische Republik, ehe er 1498 zunehmend an
Rückhalt verlor, was zu seiner Hinrichtung führte. Im selben Jahr begann Machiavellis
politische Laufbahn. [...]
1 Münckler, Herfried: Machiavelli – Die Begründung des politischen Denkens der Neuzeit aus der Krise der
Republik Florenz. Frankfurt am Main 1984. S. 9.
2 Taylor, Quentin P.: The Other Machiavelli - Republican Writings by the Author of “The Prince”. Boston 1988.
S. VII.
3 Machiavelli, Niccolò: Il Principe – Der Fürst / Italienisch-Deutsch. Stuttgart 1986.
4 Über den Zeitpunkt der Beendigung des Werkes gibt es verschiedene Auffassungen. König datiert die
„Discorsi“ bis in die 1520er Jahre hinein. Vgl. dazu: König, Renè: Niccolò Machiavelli – Zur Krisenanalyse
einer Zeitenwende. München, Wien 1979. S. 220.
5 Machiavelli, Niccolò: Discorsi. Leipzig, Frankfurt am Main 2000.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Voraussetzungen zum Verständnis von Machiavellis Staatstheorie
- Verwendete Begrifflichkeiten und Geschichtsphilosophie Machiavellis
- Das pessimistische Menschenbild
- Das Ideal der „wohlgeordneten“ Republik
- Die innere Organisation der „idealen“ Republik
- Militärische und politische Mittel zur Expansion und Erhaltung der Freiheit
- Der Aufstieg und Niedergang eines Staates
- Korruption - die Ursache des Untergangs der politischen Ordnung
- Die Zurückführung einer „città corrotta“ zu ihrer ursprünglichen Ordnung durch den uomo virtuoso
- Schlussbetrachtungen
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Hausarbeit befasst sich mit Niccolò Machiavellis Idee einer „wohlgeordneten“ Republik und beleuchtet die wichtigsten Aspekte seiner Staatstheorie. Sie untersucht, warum Machiavelli die Republik einer Alleinherrschaft vorzog, welche Faktoren er für den politischen Erfolg oder Misserfolg eines Staates verantwortlich machte und wie sein pessimistisches Menschenbild seine Staatstheorie beeinflusste. Darüber hinaus analysiert die Arbeit die Mittel und Wege, die Machiavelli für die Stabilisierung des Staates und die Durchsetzung der Staatsräson für zulässig hielt.
- Die Vorteile der Republik gegenüber einer Alleinherrschaft
- Faktoren für den politischen Erfolg und Misserfolg eines Staates
- Der Einfluss des pessimistischen Menschenbildes auf die Staatstheorie
- Mittel und Wege zur Stabilisierung des Staates und zur Durchsetzung der Staatsräson
- Die Rolle von virtù und fortuna in Machiavellis politischem Denken
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung führt in die Person und das politische Wirken Niccolò Machiavellis ein. Sie erläutert die Bedeutung seiner Werke „Il Principe“ und „Discorsi“ und stellt die zentralen Fragen der Hausarbeit dar. Das zweite Kapitel widmet sich den Voraussetzungen zum Verständnis von Machiavellis Staatstheorie, indem es wichtige Begriffe wie virtù und fortuna sowie Machiavellis Geschichtsphilosophie beleuchtet. Im dritten Kapitel wird das Ideal der „wohlgeordneten“ Republik im Detail untersucht, einschließlich ihrer inneren Organisation, militärischer und politischer Mittel zur Expansion und Erhaltung der Freiheit sowie dem Aufstieg und Niedergang eines Staates. Dabei werden die Ursachen für Korruption und den Untergang der politischen Ordnung sowie die Möglichkeiten zur Wiederherstellung der ursprünglichen Ordnung analysiert. Die Schlussbetrachtungen fassen die wichtigsten Erkenntnisse der Hausarbeit zusammen.
Schlüsselwörter
Die Hausarbeit fokussiert auf zentrale Konzepte der politischen Theorie von Niccolò Machiavelli, insbesondere virtù, fortuna, Staatsräson, Republikanismus, Korruption, uomo virtuoso und „wohlgeordnete“ Republik. Sie analysiert Machiavellis pessimistisches Menschenbild und seine Sicht auf den politischen Erfolg und Misserfolg eines Staates, wobei die historische Epoche der Renaissance und die politischen Verhältnisse im Italien des 16. Jahrhunderts im Hintergrund stehen.
- Citation du texte
- Corinna Schulz (Auteur), 2004, Die 'wohlgeordnete' Republik in der Staatstheorie Machiavellis, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/28492