Seit der Aufklärung begreift sich der Mensch als Subjekt seines Schicksals. Er allein ist verantwortlich für das gelingende Leben. Mittels seines Verstandes rationalisiert er das Übersinnliche und versteht den Menschen und die Welt als mess- und berechenbar. Neben dem mechanistischen Modell der Schulmedizin entstand so unter anderem die subjektivistische Anschauung von Krankheit als Ausdruck eines unbewältigten oder verfehlten Lebens. Aus jener Tradition heraus versteht die Psychoanalyse geistige Krankheit als ’Projektion’ verdrängter innerer Gefühle oder Konflikte, deren Heilung durch verstandesmäßiges Begreifen des Verdrängten erhofft wird. Die Evangelien des Neuen Testaments erklären dagegen viele Formen psychischer - und auch physischer - Krankheit mit Besessenheit. Dabei handelt es sich gewissermaßen um eine ’Introjektion’, d.h. die Einwohnung eines dem Individuum gegenüber äußerlichen Geistes in dessen Innerem. Der Mensch ist dann zunächst Opfer eines von außen hereinbrechenden Schicksals. Während die gesamte altorientalische und jüdische Antike apotropäische Riten zur Abwehr des Dämonischen wie auch Praktiken der Dämonenvertreibung kannte, eröffnet die neutestamentliche Anschauung eine neue Dimension. Einzig wirksam sind demnach nicht kultische Reinheitsriten, sondern die Hinwendung zu Gott und seinem Heil. Dies gilt nicht nur in Bezug auf dämonische Besessenheit, sondern vor allem für die teuflische Versuchung. Besonders der Evangelist Lukas sucht hier eine Balance zwischen Ausgeliefertsein und Eigenverantwortung des Menschen.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Traditionsgeschichtlicher Hintergrund Satans und der Dämonen im Neuen Testament
- Satan in der alttestamentlichen und frühjüdischen Literatur
- Satan im Alten Testament
- Satan und andere,böse Mächte' in der frühjüdischen Literatur
- Satan in der alttestamentlichen und frühjüdischen Literatur
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit befasst sich mit der Spannung zwischen Äußerlichkeit und Innerlichkeit im Wirken der bösen Mächte im Lukasevangelium. Sie untersucht die traditionsgeschichtlichen Motive von 'Satan' und 'Dämonen' und ihre Wirkung im Kontext des Neuen Testaments, um schließlich die spezifische Charakterisierung der bösen Mächte bei Lukas herauszuarbeiten. Darüber hinaus wird die Rolle, die Lukas den Menschen angesichts des Wirkens der Dämonen zuschreibt, beleuchtet.
- Traditionsgeschichtliche Untersuchung der Motive 'Satan' und 'Dämonen'
- Verortung der Motive im Rahmen des Neuen Testaments
- Spezifische Charakterisierung der bösen Mächte bei Lukas
- Rolle des Menschen im Lukasevangelium angesichts des Wirkens der Dämonen
- Kontextualisierung und Herausarbeitung des sprachlichen Profils des lukanischen Textes im Vergleich zu Parallelüberlieferungen
Zusammenfassung der Kapitel
- Kapitel 2: Traditionsgeschichtlicher Hintergrund Satans und der Dämonen im Neuen Testament
- 2.1: Satan in der alttestamentlichen und frühjüdischen Literatur
- 2.1.1: Satan im Alten Testament
- 2.1.2: Satan und andere,böse Mächte' in der frühjüdischen Literatur
- 2.1: Satan in der alttestamentlichen und frühjüdischen Literatur
Schlüsselwörter
Satan, Dämonen, Lukasevangelium, Traditionsgeschichte, Motivgeschichte, Sprachprofil, Kontextualisierung, Parallelüberlieferungen, Zweiquellenhypothese, Böses, Mensch, Rolle, Verantwortung, Äußerlichkeit, Innerlichkeit, Versuchung, Besessenheit, Krankheit, Heilung, Gott, Dämonologie, alttestamentliche Literatur, frühjüdische Literatur, Qumran, Septuaginta.
- Arbeit zitieren
- Esther Joas (Autor:in), 2014, Von der Unschuld der Besessenen. Die Erscheinungsformen des Bösen in den lukanischen Dämonen- und Satansberichten, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/285064