Informativität in der Ironie bei Rachel Giora


Dossier / Travail, 1998

13 Pages, Note: gut


Extrait


Gliederung

I. Einleitung
1. Zur Informativität
2. Analogie im informativen Text

II. Ironie in der Arbeit von R. Giora „On irony and nagation“
1. Allgemeines
2. Ironie als eine Art der indirekten Verneinung
3. Angemessenheit der Ironie
4. Das Verstehen von Ironie
5. Einige Schlussfolgerungen
6. Ironie, Witz, Metapher und Mehrdeutigkeit
7. Funktionen der Ironie

III. Fazit

Literaturverzeichnis

I. Einleitung

In der vorliegenden Arbeit wird die Rolle der Informativität in der Ironie in den Arbeiten von Rachel Giora gezeigt. Als Grundlage für das Verständnis von Ironie dient der Artikel „On irony and negation“ von 1995. Als Nebenmaterial dienen zwei andere Arbeiten der Autorin. Es geht hauptsächlich darum, den Begriff der Informativität und seinen Bezug zur Ironie zu erklären.

1. Zur Informativität

Der Begriff der Informativität erklärt Rachel Giora im Artikel „Identification of written discource topics by coherence and analogy strategies: General aspects and individual differences“ (Giora 1994), in dem es um den informativen Text geht. Giora zufolge ist ein informativer Text ein belehrender, aufschlussreicher Text, der Informationen auf prägnantestem Weg vermitteln sollte.

In einer anderen Arbeit von Giora, „On the Function of Analogies in Informative Texts“ (Giora 1993) findet man weitere Erläuterungen um informativen Text. Demnach ist ein informativer Text der Struktur nach kategorisch konzipiert. Ihm fehlt die narrative/schematische Organisation. Das Prinzip der Organisation von informativen Texten ist die Similarität. Um kohärent zu sein, muss ein informativer Text die Relevanz- und die graduelle Informiertheitsbedingung befolgen (Giora 1993: 595)[1]. Gerade so ein kohärenter informativer Text, der kategorisch strukturiert ist, könnte für das Verständnis der Informativität hilfreich sein.

Ein wesentlicher Aspekt des Textverständnisses ist die Identifikation des Gesprächsthemas. Aus diesem Grunde steht das Gesprächsthema des informativen Textes bereits am Anfang, nämlich in der ersten Proposition.

Ebenso wie für das Verständnis eines informativen Textes das Gesprächsthema wichtig ist, ist auch die Informiertheit (oder Vorwissen über den Gegenstand der Ironie) für das Verständnis der Ironie wesentlich. Die Aufgabe dieser Arbeit die ist, diesen Aspekt näher zu untersuchen. Genauso wie das Gesprächsthema an Anfang eines informativen Textes stehen muss, muss die Informiertheit bei der ironischen Äußerung gegeben sein, um verständlich zu sein.

Ein kohärent informativer Text ist einer, der mit einer Generalisierung beginnt. Die erste Proposition des Textes ist die Summe dessen, wovon der Text handelt. Sie ist ein Referenzpunkt des Textes, in Relation zu dem alle entgegenkommende Propositionen bewertet und gespeichert werden. Auch bei der Ironie könnte es sein, dass weitere Propositionen mit der ersten verglichen werden, - Informiertheit oder Vorwissen – um verstanden zu werden.

Die graduelle Informiertheitsbedingung benötigt die Organisation der Information. Sie erfordert, dass sich der Text graduell entlang der Informativitätsachse bewegt, so dass jede weitere Botschaft informativer ist als die vorherige. In dieser Weise wiederholt ein gutgeformter Text, der graduell aufgebaut ist, die Information in der ‚segment-initial’-Position und endet mit der informativeren Botschaft (Giora 1993: 595). Ein normales Gespräch ist somit so aufgebaut, dass die Informativität linear steigt, verglichen mit der ersten Proposition.

Es wäre interessant zu vergleichen, wie ein ironischer Text aufgebaut ist, d.h. ob er dieses Schema verletzt oder ihm genügt, ob die Informativität mit weiteren Propositionen steigt, oder ob sie überraschend auf den Hörer zukommt.

Die zweite wichtige Eigenschaft der Gutgeformtheit des normalen Gesprächs und auch der Kohärenz eines informativen Textes ist die Relevanzbedingung. Sie erfordert, dass jede Proposition sich auf die zugrundeliegende Proposition bezieht (die als Gesprächsthema auftritt) oder ihr ähnlich ist. Der Text ist kategorisch organisiert, wenn alle Propositionen durch die Similaritätsrelation (geteilte Eigenschaften) zur Generalisierung am Anfang verbunden sind (Relevanzbedingung), während die informativere Botschaft linear einer weniger informativen folgt, übereinstimmend mit der graduellen Relevanzbedingung. Ein gutgeformter Text besteht aus einer Reihe von relevanten und informativen Propositionen. Die kohärente Struktur eines solchen Textes ist transparent, da sie explizit das Gesprächsthema angibt (die Generalisierung am Anfang) und seine Geordnetheit die informative Botschaften hervorhebt. Mit anderen Worten, ein gutgeformter informativer Text ist einfacher zu verstehen, da er genug Redundanz beinhaltet. Seine Geordnetheit ist indikatorisch für die’Bedeutsamkeit’, die Giora als Informativeness bezeichnet (Giora 1993: 595-596).

2. Analogie im informativen Text

In der oben genannten Arbeit von Giora geht es hauptsächlich um die Rolle der Analogie in einem informativen Text. Obwohl die Analogie nicht das Thema meiner Arbeit ist, möchte ich mich auf sie beziehen, da sie gewisse Ähnlichkeiten mit der Ironie aufweisen könnte. Analogie weicht vom eigentlichen Thema des informativen kohärenten Textes ab – verletzt also die Relevanzbedingung – und ist explizit markiert als eine Abschweifung mit dem semantischen Bindeglied „ähnlich sein“. Dadurch kann sie mit dem Rest des Textes kohärent sein. Die Analogie erschwert das Verstehen des Textes und erfordert extra Prozessieren.

Da alle Arbeiten von Giora über Analogie (mit all den Beispielen, die ihre Theorie verdeutlichen) auf Englisch sind, habe ich ur näheren Veranschaulichung versucht, einige deutsche Beispiele zu finden. Die Analogie scheint nicht so gebräuchlich zu sein, zumindest nicht in der populärwissenschaftlicher Literatur oder in den Medien. Deshalb habe ich einige naturwissenschaftliche Publikationen durchgesucht und einen Artikel aus der Zeitschrift „Natur“ vom September 1997 ausgewählt. Der Artikel stammt aus dem Bereich „Medizin und Gesundheit“ und heißt „Pädagogische Kinesiologie: einfache Bewegungsübungen machen das Gehirn ‚fit’“. Inhaltlicher Schwerpunkt ist liegt in der Frage, wie man Kindern hilft, die unter Schulangst und Lernstress leiden. Die Erfolge der pädagogischen Kinesiologie zeigen, dass sich Denk- und Lernblockaden bei Kindern oft bereits mit ganz einfachen Übungen lösen lassen. Auffällig ist, dass dieser informative Text, der die Beschreibung des Problems und der Methode der Kinesiologie beinhaltet, sehr linear aufgebaut ist, d.h. die Information ist so organisiert, dass jede weitere Proposition informativer ist als die vorherige und der Text somit die graduelle Informiertheitsbedingung erfüllt. Die Analogie ist an der Stelle zu finden, an der Matthias Lesch, Diplompädagoge, Heilpraktiker, Buchautor und Mitbegründer des Instituts für Angewandte Kinesiologie (IAK) die Reaktion der Muskel auf Stress erklärt (S. 59):

„Alles, was stresst“, sagt Lesch, „verzögert kurzfristig den Muskeltonus. Das ist, wie wenn man vor einer Prüfung weiche Knie bekommt“.

An dieser Stelle versucht Lesch, vom medizinischen Vokabular, welches nicht von jedem gebraucht und somit nicht jedem vertraut ist, wegzukommen und das Problem durch den Vergleich mit einer allen bekannten Situation zu erklären. Jeder musste irgendwann eine Prüfung ablegen und kennt Prüfungsangst, die sich durch „die weiche Knie“ manifestiert. Dieses Beispiel ist aus einem anderen Bereich – wie der Schule – entnommen und veranlasst somit den Leser, sich an diese Zeit und diesen Prüfungsangstzustand und „weiche Knie“ zu erinnern. Die Analogie in diesem Beispiel erfordert somit extra Prozession.

Bis zu diesem Punkt bin ich mit den Aussagen von Giora einverstanden. Allerdings ist in dem von der Autorin untersuchten Beispiel die Analogie ein Teil der neuen Information, die von den Diskussionsfragen ablenkt (und verletzt somit die Relevanzbedingung) und wird von dem Leser als störend empfunden (Giora 1993: 596-597). In meinem Beispiel hat die Analogie mit dem diskutierten Thema Gemeinsames – es geht immer noch um den Zustand der Muskeln. Analogie ist in diesem Fall ein etwas präziseres Beispiel. Die einzige Ablenkung von der wissenschaftlichen Erklärung ist die Erinnerung an einen Zustand im eigenen Leben. Hier wäre eine Verletzung der Relevanzbedingung gegeben. Somit ist die Analogie nicht nur durch das semantische Bindeglied „das ist, wie wenn“ (= ähnlich sein) mit dem Rest des Textes kohärent, sondern auch thematisch und verletzt von daher nur zum Teil die Relevanzbedingung.

[...]


[1] Mehr dazu auf S. 7.

Fin de l'extrait de 13 pages

Résumé des informations

Titre
Informativität in der Ironie bei Rachel Giora
Université
University of Constance  (Sprachwissenschaft)
Cours
Ironie im Text und Kontext
Note
gut
Auteur
Année
1998
Pages
13
N° de catalogue
V28557
ISBN (ebook)
9783638303033
Taille d'un fichier
514 KB
Langue
allemand
Annotations
In dieser Arbeit wird die Rolle der Informativität in der Ironie bei Rachel Giora (Tel Aviv) gezeigt. Ironie als eine Art indirekter Verneinung ist schwerer zu verstehen als direkte, da sie in zwei Schritten prozessiert. Sie ist auch nicht einfach das Gegenteil von dem, was man sagt. Die offensichtliche literale Bedeutung verlangt eine Implikatur. (...)
Mots clés
Informativität, Ironie, Rachel, Giora, Ironie, Text, Kontext
Citation du texte
Galina Leontij (Auteur), 1998, Informativität in der Ironie bei Rachel Giora, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/28557

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