In seinem zweiten Werk „La lluvia amarilla“ befasst sich Julio Llamazares zum
Teil mit Elementen seines biographischen Lebens. Der Autor versucht durch
seinen Roman dem Leser ein Bewusstsein für Heimat, Heimatverlust und Tradition
zu vermitteln. Diese Motive sind für ihn in seinem literarischen Arbeiten
stets zentral, da er selbst, nachdem sein Geburtsdorf Vegamián einem Stausee
weichen musste, Entwurzelung und Auslöschung von Geschichte und Traditionen
erfahren musste. Geradezu charakteristisch für Julio Llamazares sind seine Naturgebundenheit und seine metaphorische Sprache, durch die er versucht,
abstrakte Konstrukte wie beispielsweise „Erinnerung“ zu beschreiben.
In „La lluvia amarilla“ bekommt der Leser durch das Mittel des Inneren
Monologs eines alten, dem Tod geweihten Mannes, Einsichten in die Geschichte
eines Dorfes. Andrés aus der Casa Sosas, der sein Leben und das seines
Dorfes Ainielle rekapituliert liegt während der ganzen Erzählung auf seinem Bett
und hat die Gewissheit, dass der gelbe Regen, der an sein Fenster trommelt,
seinen Tod symbolisiert.
Ainielle, ein kleines Bauerndorf in den Pyrenäen, repräsentiert das typische
Phänomen der Landflucht. Über die Jahre sind alle Bewohner mit ihren Besitztümern
in die umliegenden Städte abgewandert oder verstorben. Nach dem
Selbstmord seiner Frau, und somit der letzen Bezugsperson, bleibt Andrés
zehn Jahre lang alleine mit seinen Erinnerungen und den Gespenstern seiner
Vergangenheit zurück.
In der folgenden Seminararbeit, habe ich es mir zur Aufgabe gemacht, das Motiv
der Erinnerung anhand des Textes eingehender zu analysieren, wobei diese
wie folgt definiert wird: [...]
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Zum Stellenwert der Erinnerung im Roman
- Die Erinnerung als Trost und heilsame Kompensation
- Die Erinnerung als schmerzhafte Erfahrung
- Beispiele für die Ambivalenz der Erinnerung
- Das Seil
- Die Geistererscheinungen
- Subjekte der Erinnerung
- Das Erinnerte ist lokal gebunden
- Das Erinnerte ist an Personen gebunden
- Die Erinnerung ist an Güter gebunden
- Die Erinnerungen sind an Wetter und Natur gebunden
- Die Erinnerung als Subjekt
- Resümee
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Seminararbeit analysiert das Motiv der Erinnerung im Roman „La lluvia amarilla“ von Julio Llamazares. Im Zentrum der Analyse steht die Ambivalenz der Erinnerung, die für den Protagonisten sowohl Trost in seiner Einsamkeit bietet als auch die schmerzhafte Erfahrung des Verlusts und des Untergangs seines Dorfes widerspiegelt.
- Die Funktion der Erinnerung als Überlebensstrategie in Isolation und Einsamkeit
- Die Ambivalenz der Erinnerung als Trost und zugleich schmerzhafte Erfahrung
- Die Rolle der Erinnerung in der Bewältigung des Todes und des Verlusts
- Die Bedeutung der Erinnerung für die Aufrechterhaltung der Identität und der kollektiven Geschichte
- Die Beziehung zwischen Erinnerung, Ort und Landschaft
Zusammenfassung der Kapitel
Einleitung: Die Arbeit stellt die Bedeutung der Erinnerung im Roman „La lluvia amarilla“ dar und führt den Leser in die Thematik der Ambivalenz der Erinnerung ein. Der Roman schildert die Geschichte des Dorfes Ainielle und des Protagonisten Andrés, der in seiner Isolation auf seine Erinnerungen zurückgreift.
Zum Stellenwert der Erinnerung im Roman: Dieses Kapitel beleuchtet die beiden Ebenen, auf denen die Erinnerung im Roman behandelt wird. Der Leser erlebt die Geschichte des Dorfes durch die Erinnerungen des Protagonisten und wird somit zum Zeitzeugen der historischen Entwicklung.
Die Erinnerung als Trost und heilsame Kompensation: Das Kapitel beleuchtet die positive Seite der Erinnerung. Andrés nutzt seine Erinnerungen, um sich eine lebbare Erlebniswelt zu schaffen und die Einsamkeit zu kompensieren. Die Erinnerungen an seine Kindheit, seine Frau und sein Vater bieten ihm Trost und Kraft.
Die Erinnerung als schmerzhafte Erfahrung: Dieses Kapitel widmet sich den negativen Aspekten der Erinnerung. Andrés muss mit dem Verlust seines Dorfes, seiner Frau und seiner Lebensgrundlage konfrontiert werden, was seine Erinnerungen schmerzhaft macht.
Beispiele für die Ambivalenz der Erinnerung: Das Kapitel beleuchtet anhand von Beispielen aus dem Text, wie die Erinnerung für Andrés gleichzeitig Trost und Qual ist. Die Begegnungen mit den „Geistererscheinungen“ aus seiner Vergangenheit stellen die Ambivalenz der Erinnerung dar.
Subjekte der Erinnerung: Dieses Kapitel untersucht, an welche Elemente die Erinnerungen des Protagonisten gebunden sind. Die Erinnerungen sind sowohl an Orte, Personen, Güter als auch an Wetter und Natur gebunden.
Schlüsselwörter
Die Arbeit konzentriert sich auf die Analyse der Ambivalenz der Erinnerung, die im Kontext der Isolation des Protagonisten und des Verlusts seiner Heimatlandschaft im Roman „La lluvia amarilla“ von Julio Llamazares dargestellt wird. Die Arbeit beleuchtet die Bedeutung der Erinnerung als Überlebensstrategie, die Rolle der Erinnerung in der Bewältigung des Todes und des Verlusts, sowie die Beziehung zwischen Erinnerung, Ort und Landschaft. Weitere Schlüsselbegriffe sind Heimatverlust, Landflucht, Tradition, Naturgebundenheit und metaphorische Sprache.
- Quote paper
- Christina Kühnle (Author), 2003, Ambivalenz der Erinnerung der Erinnerung in Julio Llamazares ' La lluvia amarilla', Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/28600