1. Einleitung
Die folgende Arbeit soll sich thematisch hauptsächlich mit dem sogenannten
Hausvertrag von Pavia von 1329 auseinandersetzen, der im einzelnen die Landesteilung
zwischen der wittelsbachischen und der pfälzisch-rudolfinischen Linie regeln
sollte. Dabei sollen die Umstände, die zu dem Vertragswerk führten, und die
Vorgeschichte, die diesen erst möglich machten, ins Blickfeld genauerer Untersuchungen
rücken. Nicht außer Acht gelassen werden sollen ebenso die Auswirkungen
des Hausvertrages auf das wittelsbachisch-pfälzische Verhältnis in der Folgezeit
sowie die Teilungsfolgen bis ins Jahr 1648, als der Dreißigjährige Krieg mit
dem Westfälischen Frieden ein offizielles Ende fand. Dargestellt werden sollen
konkret einige Stationen des wittelsbachischen Bruderzwistes zwischen Ludwig
und dem zwölf Jahre älteren Rudolf, in dessen letzter Konsequenz der Hausvertrag
als Einigung zweier weitgehend konkurrierender Linien ein und derselben
Herrscherfamilie, nämlich der Wittelsbacher, stand. Wie und unter welchen Voraussetzungen
konnten sich Interessen einer Herrscherfamilie derartig verschieben,
dass deren einzelne Mitglieder erst durch einen Teilungsvertrag zur Raison gebracht
werden konnten? Welche Merkmale in der Vertragsausführung lassen den
Schluss zu, dass einer vollständigen Familienspaltung vorgebeugt werden sollte
und mit welchen Methoden wird versucht, noch vorhandene gemeinsame Familieninteressen
zu betonen? Es stellt sich ebenso die Frage, ob Ludwig der Bayer
durch seine nachgiebige Haltung gegenüber der pfälzischen Linie angesichts seines
Machtvolumens nicht als der eigentliche Verlierer aus dem Vertragsabschluss
hervorging und was ihn gegebenenfalls dazu veranlasste, de facto vorhandene
Machtpositionen aufzugeben zugunsten einer politisch zu diesem Zeitpunkt
durchaus als schwach zu bezeichnenden Pfälzer Familie. Rückblickend ließe sich
über alternative Möglichkeiten diskutieren, die an Stelle dieses Vertrages im Stile
einer ultima ratio hätten treten können. Dennoch sollen im historischen Kontext
auch mögliche persönliche Missstände thematisiert werden, die das Verhältnis der
beiden so unterschiedlichen Brüder von Kindheit an begleiteten. Dazu zählen gegenseitiges
Misstrauen und ein sich immer stärker zeigender Neid Rudolfs gegenüber
seinem jüngeren Bruder Ludwig.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Der Konflikt der beiden Brüder von der Geburt Ludwigs bis zum Hausvertrag 1329
- Die Entwicklung des Bruderzwistes bis zur Teilung Oberbayerns 1310
- Ein diffiziles Bruderverhältnis - Von der Wiedervereinigung Oberbayerns bis zur Königswahl 1314
- Vom Münchner Diktat 1315 bis zum Hausvertrag 1329 – Der bedeutungspolitische Abstieg der pfälzischen Linie
- Der Hausvertrag von Pavia 1329
- Die im Vertragswerk getroffenen Abmachungen und Regelungen
- Die inhaltlichen Vereinbarungen im Kontext einer Gesamtbewertung
- Die historische Bedeutung des Vertrages - Vom Abschluss 1329 bis zum Westfälischen Frieden 1648
- Die Pfalz bis zur Teilung 1410 – Von der alleinigen Ausübung der Kurstimme bis zur Zersplitterung des Landes
- Die bayerischen Bemühungen um die Wiedererlangung der Kurwürde bis 1613
- Der bayerische Aufstieg vom Bittsteller zur innerdynastischen Führungskraft –
- Schluss
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit beschäftigt sich mit dem Hausvertrag von Pavia von 1329, der die Landesteilung zwischen der wittelsbachischen und der pfälzisch-rudolfinischen Linie regelte. Die Arbeit beleuchtet die Umstände und Vorgeschichte, die zum Vertragswerk führten, sowie die Auswirkungen des Hausvertrages auf das wittelsbachisch-pfälzische Verhältnis und die Teilungsfolgen bis ins Jahr 1648.
- Der Bruderzwist zwischen Ludwig und Rudolf und dessen Ursachen
- Die Verhandlungen und Inhalte des Hausvertrages von Pavia
- Die Folgen des Vertrages für die beiden Linien der Wittelsbacher
- Die Rolle der Pfalz und Bayerns in der Geschichte des Heiligen Römischen Reiches
- Die Bedeutung des Hausvertrages im Kontext der politischen und dynastischen Entwicklungen des späten Mittelalters
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung führt in das Thema des Hausvertrages von Pavia ein und erläutert die Ziele und den Aufbau der Arbeit. Kapitel 2 beleuchtet den Konflikt zwischen den Brüdern Ludwig und Rudolf, der zur Landesteilung führte. Dabei werden die Entwicklung des Bruderzwistes bis zur Teilung Oberbayerns 1310, die Wiedervereinigung Oberbayerns und die Königswahl 1314 sowie das Münchner Diktat 1315 und der bedeutungspolitische Abstieg der pfälzischen Linie bis zum Hausvertrag 1329 dargestellt. Kapitel 3 behandelt den Hausvertrag von Pavia selbst, einschließlich der getroffenen Abmachungen und Regelungen sowie deren Bedeutung im Gesamtkontext der wittelsbachischen Geschichte. Kapitel 4 untersucht die historischen Folgen des Vertrages, insbesondere die Entwicklung der Pfalz und Bayerns bis zum Westfälischen Frieden 1648.
Schlüsselwörter
Die Arbeit widmet sich dem Hausvertrag von Pavia von 1329, der Landesteilung zwischen den Wittelsbachern, dem Bruderzwist zwischen Ludwig und Rudolf, dem Einfluss der Habsburger, der politischen Entwicklung des Heiligen Römischen Reiches, der Kurwürde, der Pfalz, Bayerns, dem Dreißigjährigen Krieg und dem Westfälischen Frieden.
- Quote paper
- Holger Hufer (Author), 2004, Ludwig der Bayer - Der Hausvertrag von Pavia von 1329, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/28606