Einzelkinder oder Geschwisterkinder. Soziale und erzieherische Einflüsse von Geschwistern


Hausarbeit, 2013

24 Seiten, Note: 2,0


Leseprobe


Inhalt

1. Einleitung

2. Die verschiedenen Familienformen – Daten und Fakten

3. Einzelkinder
3.1 Was genau ist denn eigentlich ein Einzelkind?
3.2 Erst eine seltene „arme“ Erscheinungsform, nun ein tolles Kind?

4. Geschwisterkinder
4.1 Was macht ein Geschwisterkind aus?
4.2 Geschwisterkonstellationen
4.2.1 Altersunterschiede
4.2.2 Zwei Brüder
4.2.3 Zwei Schwestern
4.2.4 Bruder und Schwester
4.2.5 Zwillinge und Mehrlinge
4.2.6 Mehr als zwei Kinder

5. Vergleich der Geschwister- und Einzelkinder
5.1 Soziale und Sozialpsychologische Aspekte
5.1.1 Familie und Familienklima
5.1.2 Umgang mit der Außenwelt
5.1.3 Bedeutung der Position innerhalb der Familie
5.2 Erzieherische Aspekte
5.2.1 Erziehungsmethode der Eltern
5.2.2 Erziehungsformen außerhalb des familiären Umfeldes

6. Fazit

7. Literaturverzeichnis

9. Anhang

1. Einleitung

Diese Arbeit beschäftigt sich mit dem Einfluss der Geschwisterkonstellationen auf die Erziehung und Sozialisation der Kinder. Sie behandelt die ausgewählten Aspekte in Bezug auf die Kindheit der Einzel- und Geschwisterkinder, denn eine weitergehende Betrachtung würde einen zu großen Umfang erreichen. Außerdem werden die meisten tiefer reichenden Veränderungen in der Entwicklung schon in der Kindheit durchlaufen, sodass eine solche Betrachtung durchaus reizvoll ist. Die Fragestellung der Abhandlung ist: Welche sozialen und erzieherischen Einflüsse ergeben sich, wenn man mit oder ohne Geschwister aufwächst und bestehen auch erkennbare Unterschiede, wenn man nur eines oder mehrere Geschwister hat? Genau diese Frage soll nun näher gehend bearbeitet werden. Was aber genau muss hierzu betrachtet werden? Zunächst einmal wendet sich die Arbeit den Daten und Fakten der verschiedenen Familienformen zu. Hierbei werden der Begriff der Familie sowie die Entwicklung dieser, immer mehr hin zu Ein-Kind-Familien, kurz erläutert. Außerdem werden die Begriffe der Sozialisation und der Erziehung näher definiert. Des Weiteren werden die Eigenheiten und Vorurteile des Einzelkindes sowie der verschiedenen Geschwisterkonstellationen erwähnt.

Im Hauptteil steht der Vergleich der verschiedenen Charaktere im Vordergrund. Dieser ist in den sozialen und sozialpsychologischen Aspekt sowie den erzieherischen Aspekt gegliedert. Zu Ersterem gehören die Familie und das Familienklima, der Umgang der Kinder mit ihrer Außenwelt sowie die Bedeutung ihrer Position innerhalb der Familie. Hierbei steht die Frage nach den Unterschieden in der Entwicklung und Sozialisation der unterschiedlichen Kinder ganz vorne. Zum weiteren Aspekt gehören die Erziehungsmethoden der Eltern sowie die außerfamiliäre Erziehung. Hier steht vor allem der Vergleich der erzieherischen Entwicklung im Vordergrund.

Am Schluss steht ein Fazit zu den Ergebnissen der erarbeiteten Antworten auf die Frage nach den Entwicklungsunterschieden zwischen den Einzel- und Geschwisterkindern. Des Weiteren sollen die zuvor aufgestellten Thesen entweder bestärkt werden oder eventuell widerlegt werden.

2. Die verschiedenen Familienformen – Daten und Fakten

Zu einer eingehenden Auseinandersetzung mit den Unterschieden zwischen den einzelnen Geschwisterkindern gehört die Betrachtung der momentan vorherrschenden Familienformen unabdingbar dazu. Die Familie ist einer der wichtigsten Faktoren bei der Behandlung des Themas, denn die Familie wirkt Einfluss aufeinander aus. Die Veränderung der Situationen, in denen die Kinder aufwachsen, z.B. durch einen Umzug, wirken sich stark auf ihre Entwicklung aus. Hierfür ist die Definition des Begriffes Familie zunächst von Bedeutung:

„ […] Grundlegend für die Familie ist die Zusammengehörigkeit von zwei oder mehreren aufeinander bezogenen Generationen, die zueinander in der Mutter- und/ oder Vater-Kind- Beziehung stehen und in einem gemeinsamen Haushalt leben können, aber nicht leben müssen. Eine Familie wird durch die Übernahme und das Innehaben einer Mutter- und/oder Vater-Position im Lebensalltag des Kindes generiert. Entscheidend dafür ist eine soziale, nicht die biologische Elternschaft. [...] Von einer Familie kann immer dann gesprochen werden, wenn mindestens eine Mutter-Kind bzw. Vater- Kind-Beziehung vorhanden ist. [...]“ (Fuchs-Heinritz et. al. 2007: 192)

Diese Definition zeigt schon, dass es in der Struktur der Familien erhebliche Unterschiede geben kann. So können die Kinder/ das Kind nur mit einem Elternteil aufwachsen und es ist auch möglich, dass eines oder beide seiner/ ihrer Elternteile aus biologischer Sicht nicht ihre Eltern sind.

Durchschnittlich betrachtet waren früher die 2-Kind-Familien aktuell und es war auch üblich, dass sowohl der Vater als auch die Mutter in der Familie blieben. In 9 von 10 Fällen blieb die Familie mindestens bis zur Adoleszenz des jüngsten Kindes intakt. Der Vater war bei der Hochzeit zumeist etwa 27 Jahre, die Mutter 24. Der vorherrschende Altersunterschied zwischen den Beiden war etwa 3 Jahre. Nach 1-2 Ehejahren kam das erste Kind und nach etwa 7 Ehejahren das Letzte. Der durchschnittliche Altersabstand zwischen den Kindern beträgt 3-4 Jahre. (vgl. Toman 1974: 14-16)

Tabelle 1 (s. Anhang) zeigt, dass der Großteil aller Kinder, egal ob Geschwisterkinder oder Einzelkinder, in Familien mit noch verheirateten Eltern lebt. Trotz allem ist auffällig, dass Einzelkinder prozentual häufiger in anderen Familienumständen, d.h. mit geschiedenem, verwitwetem oder ledigem Elternteil aufwachsen. Sie sind also eventuell schneller anfällig für Entwicklungsveränderungen durch soziale Einflüsse.

Heutzutage werden immer weniger Kinder geboren, trotz allem wird Kinderlosigkeit noch immer als Anomalität betrachtet und wird von der Gesellschaft immer sehr argwöhnisch betrachtet, genauso wie auch Einzelkinder als ungewöhnlich angesehen werden. Dabei sind mehr als die Hälfte der Kinder in Deutschland Einzelkinder. Auch wenn die Eltern dieser sich zumeist anfangs mehr als nur ein Kind wünschen, müssen sie bald merken wie sehr Kinder in finanzieller als auch zeitlicher Hinsicht einschränken. Diese und viele andere Gründe führen zu einer Statistik von 49,8 % Einzelkindern wie in Tabelle 2 (s.Anhang) genauer aufgeführt. (vgl. Kasten 1995: 13-19)

3. Einzelkinder

3.1 Was genau ist denn eigentlich ein Einzelkind?

Einzelkind, dieser Begriff sagt sich leicht und wird auch recht oft im alltäglichen Leben gebraucht. Was aber macht ein Einzelkind überhaupt aus? Ist es das Nachbarskind, das im Sandkasten immer die Kuchenform für sich behalten möchte? Oder das Kind, das schon wegen kleinsten Krankheitserscheinungen Theater macht und Aufmerksamkeit sucht? Diese und noch viele mehr an Vorurteilen stammen noch aus vergangener Zeit, in der die Ein-Kind-Familien noch zu den selteneren Familienformen gehörten und argwöhnisch betrachtet wurden. Trotz allem halten sie sich weiterhin hartnäckig in der Gesellschaft. (vgl. Rollin 1990: 17)

Im Grunde haben wir nur sehr wenig fundiertes Wissen über das Einzelkind, denn selbst die Tatsache, dass es in einer Dreier-Konstellation aufwächst ist nicht immer wahr. Es kann auch sein, dass es nur von einem Elternteil aufgezogen wird. Mit Sicherheit kann man nur feststellen, dass die Größen der Familien heutzutage immer mehr zurückgehen und somit die Erscheinung des Einzelkindes zu einer Art Massenauftreten wird. (vgl. Kürthy 1988: 25-27)

Aufgrund der Verbindung des Begriffes Einzelkind mit zu vielen negativen Einflüssen, denn er wird mit Worten wie vereinzelt, einsam oder Einzelgänger verbunden, tritt in der Literatur über dies auch der Begriff „Kind ohne Geschwister“ (Kasten 1995: 5) auf. Erstgeborene sind bis zu dem Zeitpunkt der Geburt eines Geschwister ebenfalls Einzelkinder, getrennt aufwachsende Kinder, die biologisch aber verwandt sind, könnte man auch als solche bezeichnen. Was aber nun ist die tatsächliche Definition der geschwisterlosen Kinder? Eine Festlegung bestimmt, dass es Kinder sind, die eine Zeitdauer von etwa 6 Jahren in einer Familie aufwachsen ohne Geschwister. Daraus ergibt sich, dass auch die erst deutlich später geborenen Kinder in der Familie, deren Geschwister schon aus dem Haus sind als Einzelkinder gelten. (vgl. Kasten 1995: 1)

3.2 Erst eine seltene „arme“ Erscheinungsform, nun ein tolles Kind?

Einzelkinder werden schon lange von Vorurteilen begleitet. Diese stammen noch aus Zeiten, in denen Ein-Kind-Familien eine Ausnahme waren. Kinder ohne Geschwister sollen „ (…) egoistisch, verzogen, verwöhnt, wehleidig, altklug, frühreif, rücksichtslos, unsozial, schlecht angepaßt, neurotizistisch, kontaktarm, introvertiert usw. (…)“ (Kasten 1995: 11) sein. Im Folgenden sollen die vergangenen Studien über Einzelkinder mit ihren dort verbreiteten Vorurteilen betrachtet werden. Auch die Wissenschaftler hatten über mehrere Jahrzehnte einen falschen Eindruck von geschwisterlosen Kindern.

Zunächst einmal sollte Alfred Adler mit seiner vom beginnenden Nationalsozialismus geprägten Studie von 1931 benannt werden. Er behauptete, dass Einzelkinder ein besonders schweres Leben hätten, da sie Kontakte zu anderen nicht gewöhnt wären. Sie wollen außerdem keine Geschwister haben, da sie es gewöhnt seien im Mittelpunkt zu stehen und die ganze Aufmerksamkeit zu bekommen. Die Eltern der geschwisterlosen Kinder seien nach Adler auch ein negativer Faktor, da sie sie zu sehr bemuttern und ängstlich und nervös seien. Einer größeren Kinderschar seien diese körperlich gar nicht gewachsen. (vgl. Rollin 1990: 18-19)

Walter Toman dagegen sagte 1965: „Ein-Kind-Familie- die milde Form einer gestörten Familie“. Laut ihm benehmen sich Einzelkinder wie kleine Erwachsene, da sie mehr als andere Kinder mit ihren Eltern zusammen sind und sich wie der Partner ihrer Eltern zu verhalten versuchten. Bei ihren Eltern lösen sie den Beschützerinstinkt aus und auch außerhalb der Familie erwarten sie Bevorzugungen. Außerdem klagt auch Toman, dass die Eltern von Einzelkindern nicht ohne Grund nur ein Kind hätten. Sie seien aus körperlichen, wirtschaftlichen und psychologischen Gründen nicht in der Lage weitere Kinder zu bekommen. (vgl. Rollin 1990: 19-21)

Karl König proklamierte: „Einzelkinder muss es auch geben“. Das Einzelkind zählte bei ihm zu einer besonderen Art die direkt unter Aufsicht der Eltern aufwächst und an deren Existenz gebunden sei. Außerdem erläutert er, dass Kinder ohne Geschwister ein sehr fremdes Verhalten zeigen und eher als Beobachter gesehen werden können, die zwischen sich und der Umwelt immer versuchen Abstand zu wahren. Für es existieren keine sozialen Kontakte außer den eigenen Eltern. Sie wollen sowohl dabei sein, als auch lieber außen vor. In der Familie sei es ihnen nie möglich gewesen ihr Gefühlsleben zu erproben. (vgl. Rollin 1990: 22-25)

In den 60ern kam es dann plötzlich zu Untersuchungen, die alles umdrehten. Einzelkinder seien zufriedener und sozialer als Geschwisterkinder. Bei Intelligenztests erlangten sie meist höhere Quotienten und könnten sich auch sprachlich besser ausdrücken. Sie seien aktiver und auch durch die Eltern mehr im Bereich Musik, Tanz und Kunst gefördert als Geschwisterkinder. (vgl. Rollin 1990: 35-42)

Ein weiterer Wandel in der Einzelkind-Forschung vollzog sich durch die Züricher Untersuchung der Psychiater Dr. Cécile Ernst und Prof. Jules Angst. Diese werteten die Ergebnisse der verschiedenen Studien aus den Jahren 1946 bis 1980 aus und kamen zu dem Ergebnis, dass sie nur sehr wenig herausgefunden hatten. Sie verwarfen die meisten Aussagen und behaupteten nun, Einzelkinder seien genauso wie Geschwisterkinder. Die einzelnen Eigenschaften hätten nichts mit den Familienkonstellationen zu tun und den unterschiedlichen Zuwendungen der Eltern, sondern vielmehr damit, aus welchen Familien sie stammen. Es ist also der Familienstand der Eltern (geschieden, verwitwet, ledig oder verheiratet) wichtig und ob sie aus der Ober-, Mittel- oder Unterschicht stammen. Auch Religion und Umgebung seien von Bedeutung. (vgl. Rollin 1990: 43-45)

4. Geschwisterkinder

4.1 Was macht ein Geschwisterkind aus?

Betrachten wir nun das Geschwisterkind. Versucht man es zu definieren in direktem Vergleich zu dem Einzelkind, so ist es schlicht und ergreifend ein Kind, das nicht alleine aufwächst sondern mit einem Geschwister. Es gibt aber auch hier nicht nur Geschwister in Form von biologischer Verbindung, sondern auch solche, die nur in sozialer Hinsicht zusammengehören, weil sie durch Heirat eines Ihrer jeweils unterschiedlichen Elternteile zu Stiefgeschwistern wurden oder aber auch weil eines von ihnen adoptiert wurde oder ähnliches.

Geschwister bestimmen sich über ihre Beziehung zueinander. Der Aufbau dieser Beziehung hängt von unterschiedlichen Faktoren ab. Hierbei sollte zwischen äußeren und inneren Faktoren unterschieden werden. Zu ersterem gehören Geschlecht, Alter, Temperament und Gesundheitszustand der Geschwister, sowie die sozio-ökonomische Situation der Familie, d.h. der Wohnort, das Einkommen und die Schul- und Berufsausbildung der Eltern. Bei den inneren Faktoren sollten die entwickelnden Persönlichkeitseigenschaften und das Interaktionsmuster der Kinder genannt werden. (vgl. Kasten 1993)

[...]

Ende der Leseprobe aus 24 Seiten

Details

Titel
Einzelkinder oder Geschwisterkinder. Soziale und erzieherische Einflüsse von Geschwistern
Hochschule
Universität Koblenz-Landau
Note
2,0
Autor
Jahr
2013
Seiten
24
Katalognummer
V286311
ISBN (eBook)
9783656865780
ISBN (Buch)
9783656865797
Dateigröße
528 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
einzelkinder, geschwisterkinder, soziale, einflüsse, geschwistern
Arbeit zitieren
Nadine Lames (Autor:in), 2013, Einzelkinder oder Geschwisterkinder. Soziale und erzieherische Einflüsse von Geschwistern, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/286311

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