Es ist doch immer wieder erstaunlich, wie manche Philosophien stets aktuell bleiben, während sich gleichzeitig die Welt in einem zunehmend beschleunigten Wandel zu befinden scheint. Mit diesem Wandel ist besonders der technologische Fortschritt gemeint, der nicht nur mit einem größeren Wohlstand für die moderne Zivilgesellschaft einhergeht, sondern der gleichzeitig auch ein verändertes Weltbild des Menschen zur Folge hat. Die Errungenschaften der Technik sind offensichtlich und die Gesetzmäßigkeiten der Wissenschaften haben eine so gewaltige Überzeugungskraft, dass es für viele Menschen wohl das naheliegende zu sein scheint, sich selbst auch nach diesen wissenschaftlichen Ergebnissen zu definieren. Bei den Frühlingsgefühlen handelt es sich dann nur noch um biochemische Reaktionen, bei denen vermehrt Dopamine ausgeschüttet werden, bei den Ernährungswissenschaften wird dem Menschen die genau Art und das Maß der Ernährung vorgeschrieben und auch in der Gesellschaft ist der Mensch - wie man allgemein gerne sagt - nur ein kleines Rädchen in der ganzen Maschinerie, die man dann “Welt” nennt. Und als dieses “kleine Rädchen” muss der Mensch dann seine ihm bestimmte “Funktion” erfüllen. Wahrscheinlich hat William James an eine ähnliche Weltanschauung gedacht,
wenn er über den Materialismus folgendes schreibt:
"This is the opposite condition from that of nightmare, but when acutely brought home to consciousness it produces a kindred horror. In nightmare we have motives to act, but no power; here we have powers, but no motives. A nameless Unheimlichkeit [dt. im Original] comes over us at the thought of there being nothing eternal in our final purposes, in the objects of those loves and aspirations which are our deepest energies."
(William James: “The Principles of Psychology”, Band 2, S. 313)
[...]
Die Frage, die in dieser Arbeit bearbeitet werden soll, ist nun, wie schafft es William James eine Philosophie zu entwickeln, die auf das Absolute verzichtet und der Empirie den Vorzug gibt, während sie gleichzeitig die Willensfreiheit bestehen lassen kann.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Psychologie
- Der radikale Empirismus
- Was ist der radikale Empirismus?
- Die »pure experience«
- Der Subjekt-Objekt-Dualismus
- Die Transformation des Bewusstseinsstroms in den Erfahrungsstrom
- Die Wahrheitstheorie und die zweite Variante des Subjekt-Objekt-Dualismus
- Freiheit
- Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit befasst sich mit der Philosophie William James, insbesondere mit seinem radikalen Empirismus. Ziel ist es, zu untersuchen, wie James eine Philosophie entwickelt, die auf das Absolute verzichtet und der Empirie den Vorzug gibt, gleichzeitig aber die Willensfreiheit bestehen lassen kann.
- Der radikale Empirismus als Alternative zum Materialismus
- Die »pure experience« als Grundlage des Bewusstseins
- Die Transformation des Bewusstseinsstroms in den Erfahrungsstrom
- Der Subjekt-Objekt-Dualismus und seine Auflösung im radikalen Empirismus
- Die Bedeutung des Pragmatismus für die Willensfreiheit
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung befasst sich mit der Aktualität von William James' Philosophie und der Problematik des Materialismus. Sie stellt die Frage nach der Willensfreiheit im Kontext des wissenschaftlichen Fortschritts und der Zunahme psychischer Erkrankungen.
Das Kapitel über die Psychologie von William James beleuchtet seine Beiträge zur modernen, naturwissenschaftlich fundierten Psychologie und die Rolle seiner eigenen Depressionen in seiner Philosophie.
Das Kapitel über den radikalen Empirismus untersucht die zentralen Begriffe und Argumentationslinien von James' Theorie. Es geht auf die »pure experience«, den Subjekt-Objekt-Dualismus und die Transformation des Bewusstseinsstroms ein.
Schlüsselwörter
Die Arbeit befasst sich mit zentralen Begriffen wie radikaler Empirismus, »pure experience«, Bewusstseinsstrom, Erfahrungsstrom, Subjekt-Objekt-Dualismus, Willensfreiheit, Pragmatismus, Materialismus und Idealismus. Sie untersucht die Beziehung zwischen diesen Begriffen im Kontext von William James' Philosophie und ihrer Relevanz für die heutige Zeit.
- Citation du texte
- Magister Patrick Oliver Müller (Auteur), 2011, William James und der radikale Empirismus, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/286475