Die Volksrepublik China befindet sich seit 1978 in einem tiefgreifenden Modernisierungs- und Transformationsprozess, der durch die Reform- und Öffnungspolitik in den späten 1970er Jahren in Gang gesetzt wurde. Das Land wandelt sich seitdem schrittweise immer mehr von einem kommunistisch starren Einheitssystem in eine differenzierte, moderne Gesellschaft. Dabei beeinflusste der Wandel des gesellschaftlichen, politischen und wirtschaftlichen Umfeldes auch die Entwicklung, Wahrnehmung und Bedeutung der chinesischen Frau. Ab Ende der 1980er und spätestens seit den 1990er Jahren ist eine deutliche Fokussierung des weiblichen Körpers in der Gesellschaft wahrzunehmen. Im Zuge der Modernisierung entwickelte sich ein neues (Selbst-)Bewusstsein bei Frauen sowie ein Verständnis von Körper und Sexualität. Diese neu entstandene Ich-Identität chinesischer Frauen sowie ihre Auswirkungen auf Partnerschaft und Liebe haben auch in der modernen chinesischen Frauen- und Gegenwartsliteratur Einzug erhalten, die als Grundlage zur Analyse des Wandlungprozesses weiblicher Identität in dieser Arbeit herangezogen wird.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Problemstellung, Forschungsschwerpunkt und Bedeutung der Arbeit
- Forschungsmethode, Materialgrundlagen und Aufbau der Arbeit
- Theoretische Grundlagen, Hypothesenbildung und empirischer Forschungsstand
- Sozio-psychologische (Identitäts-) Konzepte und Verknüpfungsmodelle
- Definitionen von Identität
- Der Identitäts- und Rollenwandel in der modernen Gesellschaft
- Partnerschaft, Liebe und Sexualität als Teilbereiche der Identität
- Kennzeichen und Möglichkeiten zur Messung von Ich-Identitäten
- Der Prozess der Identitätsbildung und die Identitätszustände nach Marcia
- Schreiben als eine Möglichkeit des Identitätsfindungsprozesses
- Herleitung der zentralen Forschungshypothese und der Subhypothesen
- Operationalisierung
- Empirischer Forschungsstand
- Der Wandel weiblicher Identitäten seit den späten 1970er Jahren
- Der wirtschaftliche und rechtliche Wandel und seine Auswirkungen auf die Persönlichkeit und Stellung der Frau
- Der chinesische Feminismus und die chinesische Frauenforschung seit Reformbeginn
- Weiblichkeit, Sexualität und Partnerschaft seit der Reformperiode
- Das neue Körperbewusstsein und das Zeigen der Weiblichkeit
- Der allgemeine Wandel des Sexualitätsverständnisses und das sexuelle Recht der Frau in China
- Die Jungfräulichkeit, der voreheliche Geschlechtsverkehr und die Bedeutung der Jugend für den Sexualitätswandel in China
- Der Wandel der Ehe und des ehelichen Geschlechtsverkehrs
- Zusammenfassung und Ausblick
- Der literarische Wandel und die Frauenliteratur seit der Reformperiode
- Die Voraussetzungen zur Entstehung einer allgemeinen, kritischen Literaturszene
- Die Entwicklung der Frauenliteratur seit Beginn der Reformperiode
- „Liebe“ und „Identität“ in den Erzählungen chinesischer Schriftstellerinnen seit Beginn der Reformperiode
- Die Analyse des Romans „Shanghai Baby“ von Wei Hui
- Wei Hui: Eine kurze Einführung in das Leben und die Werke der Schriftstellerin
- Das Werk „Shanghai Baby“
- Zusammenfassung des Romans
- Themen und Schreibweise des Romans
- Liebe und Ich-Identität
- (Körper-)Bewusstsein, Innenleben und Ich-Identität
- Großstadtleben
- Autobiografische Darstellung
- Die Analyse der Ich-Identität der Protagonistin, Ni Ke
- Eigenständiges Denken und eigene Entscheidungen treffen
- Das Zulassen von Intimität in zwischenmenschlichen Beziehungen
- Ni Kes Beziehungen
- Die Affäre zwischen Ni Ke und Mark
- Das Tätigen komplexer moralischer Überlegungen
- Das Widersetzen von Konformitätsansprüchen
- Konklusion
- Die Bedeutung des Romans
- Zusammenfassung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht die Entwicklung der Ich-Identität chinesischer Frauen seit der Reformperiode von 1978, insbesondere im Kontext von Partnerschaft, Liebe und Sexualität. Sie analysiert, wie sich der Modernisierungsprozess und gesellschaftliche Veränderungen auf die weibliche Identität auswirken und wie diese Veränderungen in der chinesischen Frauenliteratur der späten 1970er Jahre und danach reflektiert werden.
- Wandel der Ich-Identität chinesischer Frauen seit der Reformperiode
- Einfluss von Modernisierung und gesellschaftlichen Veränderungen auf die weibliche Identität
- Reflexion des Identitätswandels in der chinesischen Frauenliteratur
- Veränderung des Verständnisses von Partnerschaft, Liebe und Sexualität
- Analyse des Verhältnisses von traditionellem und modernem Frauenbild
Zusammenfassung der Kapitel
Einleitung: Die Einleitung beschreibt die Problemstellung der Arbeit, die sich mit dem Wandel der Ich-Identität chinesischer Frauen seit der Reformperiode auseinandersetzt. Sie unterstreicht die Bedeutung der Analyse dieses Wandels im Kontext von Modernisierung und gesellschaftlichen Veränderungen. Die Arbeit untersucht den Einfluss auf Partnerschaft, Liebe und Sexualität und legt die Forschungsmethode und den Aufbau dar. Der Fokus liegt auf der Erforschung der entstandenen Ich-Identitäten und deren Auswirkungen auf das Verständnis von Beziehungen. Die Forschungsfrage, ob trotz starker traditioneller Einflüsse eine eigenständige Ich-Identität entstanden ist, wird formuliert.
Theoretische Grundlagen, Hypothesenbildung und empirischer Forschungsstand: Dieses Kapitel legt die theoretischen Grundlagen der Arbeit dar, insbesondere sozio-psychologische Identitätskonzepte und deren Relevanz im Kontext des gesellschaftlichen Wandels in China. Es werden verschiedene Definitionen von Identität diskutiert, sowie der Identitäts- und Rollenwandel in der modernen Gesellschaft. Partnerschaft, Liebe und Sexualität werden als zentrale Teilbereiche der Identität betrachtet. Es wird die Methode der Identitätsmessung erläutert, wobei das Schreiben als Mittel der Identitätsfindung einen besonderen Stellenwert einnimmt. Schließlich werden die zentralen Forschungsfragen und -hypothesen formuliert und der empirische Forschungsstand dargelegt.
Der Wandel weiblicher Identitäten seit den späten 1970er Jahren: Dieses Kapitel analysiert den Wandel weiblicher Identitäten in China im Kontext der wirtschaftlichen, rechtlichen und gesellschaftlichen Veränderungen seit den späten 1970er Jahren. Es wird der Einfluss des chinesischen Feminismus und der Frauenforschung auf die Selbstwahrnehmung der Frau untersucht. Besonders eingehend werden Veränderungen im Verständnis von Weiblichkeit, Sexualität und Partnerschaft behandelt. Die Entwicklung eines neuen Körperbewusstseins, der Wandel im Sexualitätsverständnis, die veränderte Bedeutung von Jungfräulichkeit und vorehelichem Geschlechtsverkehr sowie der Wandel in Ehe und ehelichem Geschlechtsverkehr werden umfassend analysiert.
Der literarische Wandel und die Frauenliteratur seit der Reformperiode: Dieses Kapitel erörtert den Wandel der chinesischen Literatur seit der Reformperiode und die Entwicklung der Frauenliteratur als Medium zur Verarbeitung persönlicher und gesellschaftlicher Veränderungen. Die Entstehung einer kritischen Literaturszene wird im Kontext gesellschaftlicher Öffnung analysiert. Es wird die Bedeutung der Literatur als Quelle für die Untersuchung der weiblichen Ich-Identität hervorgehoben. Die Darstellung von Liebe und Identität in den Werken chinesischer Schriftstellerinnen des Zeitraums steht im Mittelpunkt.
Schlüsselwörter
Ich-Identität, chinesische Frauen, Reformperiode, Modernisierung, Partnerschaft, Liebe, Sexualität, Frauenliteratur, Identitätswandel, gesellschaftlicher Wandel, Feminismus, Körperbewusstsein.
Häufig gestellte Fragen zu: Wandel der Ich-Identität chinesischer Frauen seit der Reformperiode
Was ist der Gegenstand dieser Arbeit?
Diese wissenschaftliche Arbeit untersucht den Wandel der Ich-Identität chinesischer Frauen seit der Reformperiode von 1978, insbesondere im Kontext von Partnerschaft, Liebe und Sexualität. Sie analysiert den Einfluss von Modernisierung und gesellschaftlichen Veränderungen auf die weibliche Identität und deren Reflexion in der chinesischen Frauenliteratur.
Welche Themen werden im Einzelnen behandelt?
Die Arbeit beleuchtet den Wandel der Ich-Identität chinesischer Frauen, den Einfluss von Modernisierung und gesellschaftlichen Veränderungen auf die weibliche Identität, die Reflexion dieses Wandels in der chinesischen Frauenliteratur, die Veränderung des Verständnisses von Partnerschaft, Liebe und Sexualität, und das Verhältnis von traditionellem und modernem Frauenbild. Ein besonderer Fokus liegt auf der Analyse des Romans "Shanghai Baby" von Wei Hui.
Welche theoretischen Grundlagen werden verwendet?
Die Arbeit stützt sich auf sozio-psychologische Identitätskonzepte und analysiert verschiedene Definitionen von Identität sowie den Identitäts- und Rollenwandel in der modernen Gesellschaft. Partnerschaft, Liebe und Sexualität werden als zentrale Teilbereiche der Identität betrachtet. Der Prozess der Identitätsbildung nach Marcia und das Schreiben als Mittel der Identitätsfindung spielen eine wichtige Rolle.
Wie ist die Arbeit aufgebaut?
Die Arbeit gliedert sich in eine Einleitung, ein Kapitel zu den theoretischen Grundlagen, Hypothesenbildung und dem empirischen Forschungsstand, ein Kapitel zum Wandel weiblicher Identitäten seit den späten 1970er Jahren, ein Kapitel zum literarischen Wandel und der Frauenliteratur seit der Reformperiode, eine detaillierte Analyse des Romans "Shanghai Baby" von Wei Hui, und eine abschließende Zusammenfassung.
Welche Rolle spielt der Roman "Shanghai Baby" von Wei Hui?
Der Roman "Shanghai Baby" dient als Fallstudie zur Analyse der Ich-Identität der Protagonistin Ni Ke. Die Analyse betrachtet Ni Kes Eigenständigkeit, ihre Beziehungen, ihre moralischen Überlegungen und ihr Widersetzen von Konformitätsansprüchen im Kontext des gesellschaftlichen Wandels in China.
Welche Quellen werden verwendet?
Die Arbeit basiert auf soziologischen und literaturwissenschaftlichen Studien, analysiert die Entwicklung des chinesischen Feminismus und der Frauenforschung, sowie den Wandel der chinesischen Literatur seit der Reformperiode. Die Hauptquelle für die empirische Analyse ist der Roman "Shanghai Baby".
Welche Schlussfolgerungen werden gezogen?
Die Arbeit untersucht, ob trotz starker traditioneller Einflüsse eine eigenständige Ich-Identität chinesischer Frauen im Kontext der Reformperiode entstanden ist. Die Analyse von "Shanghai Baby" liefert Einblicke in die Herausforderungen und Möglichkeiten der Identitätsfindung in einer sich schnell verändernden Gesellschaft.
Welche Schlüsselwörter beschreiben die Arbeit?
Schlüsselwörter sind: Ich-Identität, chinesische Frauen, Reformperiode, Modernisierung, Partnerschaft, Liebe, Sexualität, Frauenliteratur, Identitätswandel, gesellschaftlicher Wandel, Feminismus, Körperbewusstsein, Wei Hui, Shanghai Baby.
- Quote paper
- Martina Baumann (Author), 2012, Die Ich-Identität chinesischer Frauen seit der Reformperiode in Partnerschaft, Liebe und Sexualität, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/286780