Die vietnamesischen Vertragsarbeiter in der DDR. Arbeitskraft willkommen aber Integration unerwünscht


Exposé Écrit pour un Séminaire / Cours, 2012

18 Pages, Note: 1,5


Extrait


Inhaltsverzeichnis

Einleitung

1 Die vietnamesischen Vertragsarbeiter in der DDR
1.1 Grundlage des Aufenthaltes von Vietnamesen in der DDR
1.1.1 Wirtschaftspolitische Gründe der Arbeitsmigration
1.2 Soziale Situation der vietnamesischen Vertragsarbeiter in der DDR
1.2.1 Ausländerfeindlichkeit
1.3 Integration der vietnamesischen Vertragsarbeiter
1.3.1 Staatliche Haltung der DDR zur Integration
1.3.2 Möglichkeiten der individuellen Beziehungen
1.4 Situation der vietnamesischen Vertragsarbeiter nach der Wende

Fazit

Literaturverzeichnis

Anhang

Einleitung

In dieser Seminararbeit im Rahmen des Seminarkurses mit dem Thema „Migration“ beschäftige ich mich mit der vietnamesischen Arbeitsmigration in die DDR und den Schwierigkeiten der damaligen Integrationsprozesse. Die DDR schloss seit Beginn der 70er Jahren Anwerbeverträge mit Ländern außerhalb Europa, die politisch und wirtschaftlich gleich gesinnt waren.1 Die Beschäftigung dieser ausländischen Arbeitskräfte sollte den Arbeitskräftemangel der DDR-Wirtschaft lindern.2 Der hauptsächliche Grund war die Abwanderung von einheimischen Arbeitskräften in die Bundesrepublik. Jedoch lag die Ausländerbeschäftigung in der DDR im Vergleich zur BRD deutlich niedriger und wurde seitens der DDR auch als Unterstützung der „sozialistischen Brüderlichkeit“ dargestellt͘ Auch versuchte man den in der Bundesrepublik etablierten Begriff „Gastarbeiter“ zu vermeiden und benutzte stattdessen „Vertragsarbeiter“, auch weil die ausländischen Arbeitskräfte nicht wie in der BRD in der Regel ein Bleiberecht erhalten, sondern nach gewisser Zeit ausgetauscht werden.3 Ich möchte mich bei den vietnamesischen Vertragsarbeiter aber verstärkt auf die vorkommenden Schwierigkeiten der Integrationsprozesse in der DDR konzentrieren und wie sich die Vietnamesen trotz dessen einfügen konnten.

Heute sind Vietnamesen in Ostdeutschland einer Studie zufolge gut integriert. „Die neuen Bundesländer würden von den positiven Nachwirkungen der Migrationspolitik der DDR profitieren.“4 Man muss jedoch auch berücksichtigen, dass damals hochmotivierte Vietnamesen aus höheren Schichten nach Ostdeutschland kamen, die eigene Lebensstrategien entwickeln konnten.

Für meine Seminararbeit stellt sich aber dennoch die Frage, mit der ich mich auch auseinandersetzen werde: „Wird eine erfolgreiche Integration von einer guten Integrationspolitik gesteuert?“ In Bezug dessen werde ich aber auch folgender Frage nachgehen müssen: „War die Integration der ausländischen Arbeitskräfte in der DDR überhaupt gewollt und wenn ja erfolgreich?“

1 Die vietnamesischen Vertragsarbeiter in der DDR

1.1 Grundlage des Aufenthaltes von Vietnamesen in der DDR

Nachdem Nordvietnam dem US-Imperialismus eine Niederlage beigebracht hatte und Südvietnam 1975 in der Folge mit Nordvietnam vereint wurde, war die Wirtschaft des Landes in zwei Hälften geteilt, die nach komplett verschiedenen Mustern organisiert waren. Im kommunistischen Norden herrschte eine Planwirtschaft und die Landwirtschaft wurde einheitlich betrieben. Der Süden war hingegen immer noch marktwirtschaftlich ausgerichtet. Nach der Wiedervereinigung wurde der Süden somit nach sowjetischem Vorbild neu aufgebaut, die Landwirtschaft zusammengelegt und die Betriebe in staatliche Hand gegeben.5 Doch um diese zwei unterschiedlichen wirtschaftlichen Systeme zusammenzufügen, brauchte das Land zusätzlich externe Hilfe. Vietnam trat somit im Jahr 1978 dem RGW6 bei und konnte sich auf die Wirtschaftshilfe der RGW-Staaten stützen. Es war somit ein Schwerpunktland der Entwicklungszusammenarbeit innerhalb des RGW und es dürfte wohl „kaum ein anderes Land gegeben haben, das größere Leistungen von der DDR bezog als Vietnam.“7 Zu diesen Leistungen gehörte seit Anfang der 80er Jahre Investitionen in die Kaffee- und Pfefferproduktion und auch in andere Projekte, um die wirtschaftliche Entwicklung von Vietnam anzukurbeln und schließlich wurden an Hoch-, Fach- und Berufsschulen der damaligen DDR, Vietnamesen aus Nordvietnam ausgebildet. Nach dem Abkommen zwischen Vietnam und der DDR vom 22.10.1973 "über die Berufsausbildung und weitere Qualifizierung von Bürgern" Vietnams erhielten zwischen 1973 und 1983 circa 10.000 vietnamesische Arbeiter eine Berufsausbildung in der DDR.8 Sogenannte „Vietnamesische Vertragsarbeiter“ beschäftigte die DDR erst ab 1980, als in den Textil- und Lederindustrien ein akuter Arbeitskräftemangel herrschte. „Einerseits wegen der jährlichen Abwanderung Tausender Menschen in die BRD und andererseits fehlte es in den 80er Jahren aufgrund der gestiegenen Qualifikationen der Arbeitskräfte in der DDR zunehmend an der Bereitschaft, bestimmte Arbeiten zu verrichten.“9

In den befreundeten Entwicklungsländern wie Vietnam gab es jedoch ein Überangebot an Arbeitskräften, die es anstrebten ihre Qualifikationen durch eine Berufsausbildung in der DDR zu verbessern. Aus diesen Gründen kam es - nachdem die DDR in den 60er und 70er Jahren insbesondere aus osteuropäischen RGW-Ländern Arbeitskräfte angeworben hatte - Anfang der 80er Jahre zwischen Vietnam und der DDR zu Vereinbarungen über eine verstärkte Arbeitskräftekooperation. Die Regierungen der DDR und der Sozialistischen Republik Vietnam unterzeichneten im pril 1980 ein „ bkommen über die zeitweilige Beschäftigung und Qualifizierung vietnamesischer Werktätiger in Betrieben der DDR“͘10 Das Abkommen zwischen der DDR und Vietnam strebte vor allem eine Beschäftigung der vietnamesischen Facharbeiter sowie eine berufliche Aus- und Weiterbildung an. Andererseits aber auch einen Beitrag zur Erfüllung der Produktionspläne der damaligen DDR.

Die Entsendung der Vietnamesen in die DDR erfolgte von 1980 bis 1986 mit der Aufnahme von 12.000 Arbeitskräften und in den letzten drei Jahren bis 1989 fünfmal so viele Arbeitskräfte wie in all den sieben Jahren zuvor.11 Ende der 80er Jahre stellten die Vietnamesen mit insgesamt circa 60.000 und damit 66 Prozent den höchsten Anteil der Vertragsarbeitnehmer in der DDR.12 „Insbesondere die zweite Entsendung (ca. 60.000) bereitete Schwierigkeiten, vor allem was die Bereitstellung von Wohnraum, von Transportmitteln und die Transferierung von Geld und Gütern anbelangt, jedoch verzichtete Vietnam auf Nachbesserung der Konditionen, weil es auf die Erlöse der Vertragsarbeiter und Entlastung der Arbeitslosigkeit im Land angewiesen war.“13

Die soziale Herkunft der in der DDR eingesetzten vietnamesischen Vertragsarbeiter variierte stark: Anfang der 80er Jahre wurden fast ausschließlich aus dem Armeedienst entlassene Soldaten, junge Soldaten-Witwen oder Nachkommen ehemaliger Widerstandskämpfer bevorzugt.14 Erst gegen Ende der 80er Jahre wurden Vertreter aus fast allen sozialen Schichten angeworben. Was die überwiegende Mehrzahl der Ausgewählten jedoch auszeichnete, war ihre politische Zuverlässigkeit: Fast alle waren Mitglieder der Kommunistischen Partei Vietnams oder des Kommunistischen Jugendverbandes.

[...]


1 DDR: Die Deutsche Demokratische Republik war ein, von der Sowjetunion abhängig, sozialistischer Staat im geteilten Deutschland. Als Wirtschaftsform herrschte eine Planwirtschaft.

2 vgl͘ „Nachkriegsgeschichte als Migrationsgeschichte“, Motte, Ohliger, Oswald (1999), S. 215 - 222

3 vgl͘ „Migration und interkulturelle Begegnung in der DDR-Gesellschaft“, Poutrus, P͘ G͘ (2005), S͘274

4 s. http://www.spiegel.de/schulspiegel/wissen/0,1518,582545,00.html

5 vgl͘ „Erfolg in der Nische?“, Weiss, K͘; Dennis, M. (Hrsg.) (2005), S. 16

6 RGW: Rat für gegenseitige Wirtschaftshilfe / Council of Mutual Economic Aid (COMECON). 1949 unter UdSSR-Führung gegründeter Wirtschaftsrat der Ostblock-Staaten mit Sitz in Moskau. Zehn Mitglieder: UdSSR, Bulgarien, CSFR, Rumänien, Polen, Ungarn, DDR, Mongolei, Kuba und Vietnam. Auch Albanien war bis 1961 Mitglied. Ziel war die Verflechtung der Volkswirtschaften des Ostblocks zur Rationalisierung besonders der Industrieproduktion. Der RGW wurde am 28.6.1991 aufgelöst.

7 s͘ „Chancen und Risiken deutscher Politik in Vietnam“, Will, G. (2002), S. 9

8 vgl͘ „Erfolg in der Nische?“, Weiss, K͘; Dennis, M. (Hrsg.) (2005)

9 s͘ „Situation der Vertragsarbeiter der DDR vor und nach der Wende“, Marburger, H. (1993), S. 93

10 vgl͘ „Erfolg in der Nische?“, Weiss, K͘; Dennis, M. (Hrsg.) (2005), S. 20

11 vgl. Tab. 1 im Anhang

12 vgl. Tab. 1 im Anhang

13 s͘ „Fremde und Fremd-Sein in der DDR“, Behrends, Lindenberg, Poutrus (2003), S͘273

14 vgl. „Erfolg in der Nische?“, Weiss, K͘; Dennis, M. (Hrsg.) (2005), S. 19

Fin de l'extrait de 18 pages

Résumé des informations

Titre
Die vietnamesischen Vertragsarbeiter in der DDR. Arbeitskraft willkommen aber Integration unerwünscht
Note
1,5
Auteur
Année
2012
Pages
18
N° de catalogue
V286979
ISBN (ebook)
9783656873204
ISBN (Livre)
9783656873211
Taille d'un fichier
729 KB
Langue
allemand
Mots clés
DDR, Geschichte, Deutschland, Vietnam, Vietnamesen, Gastarbeiter, Vertragsarbeiter, Integration, Europa, Asien, Segregation, Migration, Ausländerfeindlichkeit
Citation du texte
Phuoc Bach (Auteur), 2012, Die vietnamesischen Vertragsarbeiter in der DDR. Arbeitskraft willkommen aber Integration unerwünscht, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/286979

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