Lysias gehört zu den berühmtesten attischen Rednern. Mit seiner Redekunst vermochte er es, den Gegenstand seiner Rede lichtvoll darzustellen und seine Kunst auf sein Auditorium geschickt wirken zu lassen. In seiner Grabrede für die im korinthischen Krieg gefallenen Athener skizziert er die furiose Vergangenheit Athens, die Glanztaten der Ahnen und den Ruhm der Stadt in all seiner Fülle. Was folgt aus dieser Schilderung für die Beziehung seiner Darstellungen zur zeitgenössischen Realität? Offenbart eine solche Rede einem Historiker aus der jüngeren Zeit, wie es wirklich gewesen? Wie muss eine solche Quelle in der Geschichtswissenschaft eingeordnet werden? Welche Rolle spielt in der epitaphischen Rede die Vergangenheit und der Vergangenheitsbezug?
Für einen historischen Untersuchungsansatz ist die Frage nach der Bedeutung einer Quelle für die Realität, die man zu erforschen versucht, ein Fundament für jedes weitere investigative Vorgehen. Damit ist der Schwerpunkt dieser Arbeit festgelegt: Die Grabrede des Lysias ́ auf die gefallenen Athener, deren historischer Hintergrund ein Feldzug im korinthischen Krieg ist, in dem Athen im Bund mit Theben die spartanische Hegemonie beenden und die alte Machtstellung in der Ägäis zurückgewinnen wollte, soll auf Vergangenheitsbezüge untersucht werden, um sich der Bedeutung dieser Rede und einer Antwort auf gestellte Fragen anzunähern. Da die Antwort möglichst nicht nur auf die Rede des Lysias konzentriert werden soll, sondern ein Ergebnis mit breiterem Spektrum liefern soll, wird ein Vergleich zur Totenrede des Perikles über die Gefallenen des Kriegsjahres 431 v. Chr., die Thukydides in seinem Geschichtswerk später aufgenommen hat, angestellt.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Lysias und Perikles - ein Vergleich
- Das Proöm
- Der Hauptteil bei Lysias (4-54)
- Der Mythos als Vergangenheit bei Lysias
- Der Hauptteil bei Perikles (36-41)
- Der Schlussteil bei Lysias (66-81)
- Der Schlussteil bei Perikles (42-46)
- Die Grabrede als historische Quelle?
- Darstellung der Geschichte und Geschichtsbild bei Lysias
- Darstellung der Geschichte und Geschichtsbild bei Perikles
- Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit analysiert die Grabrede des Lysias auf die im korinthischen Krieg gefallenen Athener und untersucht deren Vergangenheitsbezüge. Ziel ist es, die Bedeutung dieser Rede für die Geschichtswissenschaft zu erforschen und die Rolle der Vergangenheit in der epitaphischen Rede zu beleuchten. Der Vergleich mit der Totenrede des Perikles über die Gefallenen des Kriegsjahres 431 v. Chr. soll Aufschluss über die Funktionen der Reden und die Darstellung des Geschichtsbildes durch die Autoren geben.
- Vergangenheitsbezug in Grabreden
- Funktion der Reden als historische Quellen
- Darstellung der Geschichte und Geschichtsbild bei Lysias und Perikles
- Bedeutung der Vergangenheit für die Gegenwart
- Rolle der Tradition und der Ahnen
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung stellt die Thematik der Arbeit vor und erläutert die Bedeutung der Grabrede des Lysias für die Geschichtswissenschaft. Der Vergleich mit der Totenrede des Perikles dient als Grundlage für die Analyse der Vergangenheitsbezüge.
Das zweite Kapitel vergleicht das Proöm, den Hauptteil und den Schluss beider Reden. Die Analyse zeigt Gemeinsamkeiten und Unterschiede in der Behandlung der Vergangenheit.
Das dritte Kapitel befasst sich mit der Grabrede als historischer Quelle und untersucht die Darstellung der Geschichte und das Geschichtsbild bei Lysias und Perikles.
Schlüsselwörter
Grabrede, Lysias, Perikles, Vergangenheitsbezug, Geschichte, Geschichtsbild, Rhetorik, Epitaphioi, korinthischer Krieg, Tradition, Ahnen, Imitatio, historische Quelle.
- Arbeit zitieren
- Anonym (Autor:in), 2012, Lysias und Perikles. Ein Kunstwerk der Rhetorik oder Geschichtsschreibung?, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/287028