Gottfrieds unvollendeter „Tristan“ umfasst 19.548 Verse und wäre damit wohl einer der längsten Romane des Mittelhochdeutschen, wenn er zu Ende geschrieben worden wäre. Das Hauptgewicht dieses Werkes liegt meist auf der Minnethematik, also der durch den Minnetrank hervorgebrachten, ehebrecherischen Liebe zwischen Tristan und Isolde. Dies ist nicht nur in der Forschung, sondern auch in der Weiterbearbeitung des Stoffes, wie beispielsweise in der Wagner Oper oder der Tragödie von Hans Sachs, oft der Mittelpunkt aller Darstellungen und Überlegungen.
Doch bei genauerem Betrachten und Auswerten der Verse zeigt sich, dass knapp die Hälfte des Romans auf Ereignisse Bezug nimmt, welche nicht direkt im Zusammenhang mit der eigentlichen, direkt erlebten Tristanminne stehen. Daher kommt konsequenter Weise die Frage auf, ob diese zu Recht so häufig in den Vordergrund gerückt wird.
Es ist der Hauptprotagonist, Tristan, der durch den ersten Teil des Werkes führt und diesen bestimmt. Als Heimatloser und Fremder wird er bezeichnet und seine Bemühungen einen stabilen Fixpunkt im Leben zu finden beschrieben. Die Konfrontation mit der Existenzfrage ist schon aus anderen Artusromane, wie Parzival oder Iwein, bekannt. Aber die Antwort auf die Frage „Wer ist Tristan?“ ist eben nicht so leicht zu beantworten, da er nirgends wirklich angekommen zu sein scheint und dem Zufall ergeben hin und her treibt ohne ein klares Ziel vor Augen zu haben. Daher möchte ich in meiner Hausarbeit dieser Frage näher nachgehen und versuchen eine Antwort darauf zu finden was diesen Helden so interessant und einzigartig macht.
Im Folgenden werde ich die Entwicklung der Titelfigur im Laufe der Romanhandlung darstellen. Letztlich wird sich daraus ergeben, dass das Phänomen Tristan aus vielen verschiedenen Perspektiven betrachtet werden kann, weshalb ich drei Blickwinkel ausgesucht habe, die einen erneuten Anstoß zur Bewertungen der Figur geben sollen. Am Ende möchte ich in einem Fazit noch einmal alle Erkenntnisse zusammenfassen.
Es gibt zahlreiche Forschungsarbeiten, die sich bereits mit dieser Thematik beschäftigt haben.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Wer ist Tristan?
- Tristans Entwicklung im Laufe des Romans
- Unvollkommenheit bei der Geburt
- Jugend und der Weg zum höfischen Ritter
- Moroldkampf und seine Folgen
- Minnetrank und seine Folgen
- Nach der Trennung
- Zwischenbilanz
- Ausgewählte Einzelaspekte
- Tristan in seinen Rollen
- Tristan und sein ihm inhärenter Dualismus
- Tristan und die Gesellschaft
- Zusammenfassung und Fazit
- Literaturverzeichnis
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Hausarbeit befasst sich mit der Figur des Tristan in Gottfrieds gleichnamigem Roman. Ziel ist es, die Entwicklung des Protagonisten im Laufe der Handlung zu analysieren und seine Identität sowie seine Rolle in der Gesellschaft zu beleuchten. Dabei werden verschiedene Perspektiven auf die Figur Tristan betrachtet, um ein umfassendes Bild seiner Komplexität zu zeichnen.
- Tristans Entwicklung im Laufe des Romans
- Tristans Rolle in der Gesellschaft
- Tristans Dualismus
- Tristans Beziehung zu Isolde
- Tristans Suche nach Identität
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung führt in die Thematik der Hausarbeit ein und stellt die Relevanz der Figur Tristan im Kontext des Romans heraus. Sie beleuchtet die Bedeutung der Minnethematik und die Frage nach der Rolle des Protagonisten im Werk.
Das Kapitel „Wer ist Tristan?" analysiert die Entwicklung des Protagonisten im Laufe des Romans. Es betrachtet Tristans unvollkommene Geburt, seine Jugend und Ausbildung, seine Rolle als höfischer Ritter, die Folgen des Minnetranks und seine Beziehung zu Isolde. Die Kapitel analysieren auch Tristans Suche nach Identität und seine Rolle in der Gesellschaft.
Schlüsselwörter
Die Schlüsselwörter und Schwerpunktthemen des Textes umfassen die Figur des Tristan, seine Entwicklung, seine Identität, seine Rolle in der Gesellschaft, den Minnetrank, die Minnethematik, den Dualismus, die Liebe, die Suche nach Identität und die höfische Gesellschaft.
- Citation du texte
- Bachelor of Arts Cathrin Clemens (Auteur), 2013, Wer ist Tristan? Eine Figurenanalyse aus dem Werk Gottfrieds von Straßburg, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/287210