Am 15.09.2002 sagte Georg W. Bush, seines Zeichens Präsident der Vereinigten
Staaten von Amerika, in einer Pressekonferenz, dass die zukünftige Bedeutung
der Vereinten Nationen von ihrem Verhalten im Irak Konflikt abhängt. Entweder sie
erwiesen sich als „friedenserhaltende Organisation“, oder sie würden „irrelevant“.1
Anders ausgedrückt: Entweder der Sicherheitsrat erlässt eine Resolution, die von
Inhalt und Umfang her den Wünschen der USA entspricht, oder Amerika wird auf
eigene Faust handeln und die UNO wird zu einem bedeutungslosen Zuschauer
und Statisten degradiert. Beides würde ihr schweren Schaden zufügen, da sie
entweder als Handlanger der USA, oder als machtlose Organisation betrachtet
werden würde, was mit einem erheblichem Gesichtverlust verbunden wäre.
Man könnte diese Aussage aber auch freundlicher interpretieren und sagen, dass
sie auf ein anderes Problem hinweist: Selbst wenn die USA keinen Alleingang
durchführen – wenn die UNO nicht entschieden auf die ständigen Verletzungen
ihrer eigenen Resolutionen reagiert, so verliert sie ihre Autorität und kann auch in
Zukunft nicht hoffen ernst genommen zu werden. Damit aber verlöre sie Ihr Potential
zur Friedenssicherung, und damit ihre Existenzberechtigung.
Es kann also getrost gesagt werden, dass der derzeitige Irak-Konflik die UNO
nicht nur in eine kurzfristige Unruhe versetzt, sondern eine tiefgreifende Krise
ausgelöst hat. Oder haben diese Probleme die Krise gar nicht bewirkt, sondern
nur die bereits bestehenden Probleme aufgedeckt und verschärft?
Denn der Irak und der Streit mit den USA sind bei Leibe nicht die einzigen Probleme
welche die Vereinten Nationen derzeit haben. Seit dem Ende des Kalten
Krieges ist in der ganzen Welt eine Vielzahl von zum Teil blutigen Konflikten aufgebrochen.
In vielen Fällen ist es der UNO nicht gelungen den Frieden zu erhalten
oder wieder herzustellen, und auch die anfangs bejubelten Blauhelme haben sich
als nicht so wirksam erwiesen wie erhofft. Und während es einerseits der UNO oft
nicht gelang für Frieden zu sorgen, begannen andererseits manche Akteure der
Weltpolitik eigenständig aktiv zu werden und versuchten die Konflikte – teilweise
fast im Widerspruch zu der UN-Charta – auf ihre Art und Weise zu beenden. Dies
führte zu einer doppelten Legitimationskrise. [...]
1 Süddeutsche Zeitung, 16.09.2002
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Die Rahmenbedingungen
- Die Entwicklung der Sicherheitspolitischen Lage
- Problemfelder und Reformvorschläge der Vereinten Nationen
- Die Problemfelder
- Aktuelle Reformvorschläge...
- Friedenssicherung und -Schaffung
- Die drei Problematiken der Friedenssicherung
- Die Organisatorische Problematik
- Die Juristische Problematik..
- Die Politische Problematik
- Wird die UNO Bedeutungslos?
- Schluss
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Hausarbeit analysiert die Krise der Vereinten Nationen im Kontext aktueller sicherheitspolitischer Entwicklungen, insbesondere im Hinblick auf den Irak-Konflikt. Die Arbeit beleuchtet die Problemfelder und Herausforderungen, denen die UNO in ihren Bemühungen um Friedenssicherung und Konfliktlösung gegenübersteht. Dabei werden die Legitimationskrise der UNO sowie die Frage ihrer zukünftigen Rolle in einer sich verändernden Weltpolitik untersucht.
- Die Entwicklung der Sicherheitspolitischen Lage seit dem Ende des Kalten Krieges
- Problemfelder der Vereinten Nationen in Bezug auf Friedenssicherung und Konfliktlösung
- Relevanz des Irak-Konflikts für die Legitimität der UNO
- Die Rolle der USA und deren Einfluss auf die UNO
- Zukünftige Aufgaben und Herausforderungen für die Vereinten Nationen
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung führt in die Thematik der Vereinten Nationen in der Krise ein und stellt die Relevanz des Irak-Konflikts für die Zukunft der UNO dar. Das Kapitel „Die Rahmenbedingungen“ analysiert die Entwicklung der Sicherheitspolitischen Lage seit dem Ende des Kalten Krieges und stellt die Herausforderungen für die UNO dar. Hier werden auch die Problemfelder und Reformvorschläge der Vereinten Nationen im Kontext des Irak-Konflikts beleuchtet.
Das Kapitel „Friedenssicherung und -Schaffung“ beschäftigt sich mit den drei Problematiken der Friedenssicherung: der organisatorischen, der juristischen und der politischen Problematik. Dabei werden die Schwierigkeiten der UNO bei der Umsetzung von Friedenssicherungsmaßnahmen und deren Legitimation im internationalen Kontext beleuchtet.
Schlüsselwörter
Vereinte Nationen, Irak-Konflikt, Friedenssicherung, Legitimationskrise, Sicherheitsrat, Reformvorschläge, internationale Politik, Weltpolitik, Friedenssicherungseinsätze, humanitäre Interventionen, Völkerrecht, Entwicklung der Sicherheitspolitischen Lage, Ost-West-Konflikt, innerstaatliche Konflikte, Bürgerkriege, ethnische Kriege, Abschreckungspotential, Neue Weltordnung, Blauhelme.
- Arbeit zitieren
- Daniel Koch (Autor:in), 2002, Die Vereinten Nationen in der Krise - Zwischen Kosovo und Irak - wird die UNO bedeutungslos?, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/28750