Der Vietnamkrieg wurde als erster „Fernsehkrieg“ und „living-room-war“ im kulturellen Gedächtnis abgelegt. Den Massenmedien, insbesondere den Bildmedien, kam bei der Übertragung von Informationen über den Krieg sowie der öffentlichen Wahrnehmung des Krisenschauplatzes eine besondere Rolle zu.
Der Soziologe Niklas Luhmann (1927-1998) hat sich ausführlich mit diesen Massenmedien beschäftigt. 1996 erschien sein Buch „Die Realität der Massenmedien“. Darin erläutert er, wie er die Massenmedien als ein Teilsystem seiner umfassenden Gesellschaftstheorie (Systemtheorie) begreift. Luhmanns Interesse gilt der Theorie der Gesellschaft im Ganzen. Diese hat sich im Laufe ihrer Evolution bis heute immer weiter ausdifferenziert und dabei zahlreiche Subsysteme herausgebildet, wie z.B. das System der Wirtschaft, das System der Politik oder eben das System der Massenmedien. Für seine Theorie hat der Soziologe einen umfangreichen Begriffs- und Funktionsapparat entwickelt, den er auf jedes der einzelnen Systeme anwendet. In der folgenden Arbeit soll dieses Luhmann’sche Konzept vorgestellt sowie Begriffe und Zusammenhänge konkret am Massenmediensystem näher erläutert werden. Anschließend erfolgt die Anwendung dieser Theorie auf ein historisches Beispiel: es geht um die Analyse der massenmedialen Berichterstattung (beschränkt auf die Publizistik im US-amerikanischen Raum) des Vietnamkriegs und die Frage, welche Realitäten diese über den Krieg konstruiert haben.
Die Welt ist nach Luhmanns Meinung nicht als direkte Erkenntnis zugänglich. Massenmedien bilden die Realität also nicht einfach ab, sondern als Beobachter der Gesellschaft entscheiden sie, was Information bzw. Nichtinformation ist und selektieren nach bestimmten Kriterien, was zum Thema der Berichterstattung wird. Massenmedien bestimmen so unsere Wahrnehmung von der Welt, denn was nicht durch sie kommuniziert wird, ist sozial nicht existent. Diese These verdeutlicht Luhmann durch den berühmten Satz, mit dem er sein Buch über die Realität der Massenmedien einleitet: „Was wir über unsere Gesellschaft, ja über die Welt, in der wir leben, wissen, wissen wir durch die Massenmedien.“1 Dieses Wissen um die Geschehnisse in Vietnam hat im Zuge des Kriegsverlaufs Wandel erlebt, der im engen Zusammenhang mit der öffentlichen Meinung steht. Die öffentliche Meinung ist das Medium, durch welches das System der Politik sich selbst beobachten und folgend die eigenen Handlungen abstellen kann.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Das System der Massenmedien
- Luhmanns Definition der Massenmedien
- Grundbegriffe und Funktion des Systems der Massenmedien
- Wechselbeziehung von Massenmedien und Politik
- Programmbereich,, Nachrichten und Berichte"
- ,,Öffentlichkeit“ und „, Öffentliche Meinung "
- Der Vietnamkrieg und seine Berichterstattung
- Die USA auf dem Weg in den Krieg
- ,,Pre-Tet-Phase" und massenmediale Berichterstattung (1965-1968/69)
- ,,Post-Tet-Phase" und massenmediale Berichterstattung (1968/69-1975)
- Fazit
- Literaturverzeichnis
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit befasst sich mit der Rolle der Massenmedien im Vietnamkrieg und analysiert, wie die US-amerikanische Kriegsberichterstattung die öffentliche Wahrnehmung des Konflikts beeinflusst hat. Dabei wird das Konzept des Soziologen Niklas Luhmann herangezogen, um die Funktionsweise des Massenmediensystems und seine Beziehung zur Politik zu erläutern.
- Luhmanns Systemtheorie der Massenmedien
- Die Konstruktion von Realität durch Massenmedien
- Die Rolle der öffentlichen Meinung im Vietnamkrieg
- Die Auswirkungen der Kriegsberichterstattung auf die US-amerikanische Gesellschaft
- Die Beziehung zwischen Massenmedien und Politik im Kontext des Vietnamkriegs
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung führt in das Thema der Arbeit ein und stellt die Relevanz der Massenmedien im Vietnamkrieg heraus. Sie beleuchtet die Rolle der Massenmedien als „Fernsehkrieg“ und „living-room-war“ und stellt die Bedeutung der öffentlichen Wahrnehmung des Konflikts heraus.
Das erste Kapitel beschäftigt sich mit dem System der Massenmedien nach Niklas Luhmann. Es erläutert Luhmanns Definition der Massenmedien als ein Teilsystem der Gesellschaft, das sich durch die Verwendung technischer Mittel der Vervielfältigung zur Verbreitung von Kommunikation auszeichnet. Das Kapitel beleuchtet die Funktionsweise des Massenmediensystems und die Rolle der Technik bei der Vermittlung von Informationen.
Das zweite Kapitel analysiert die Wechselbeziehung zwischen Massenmedien und Politik. Es geht dabei um den Programmbereich „Nachrichten und Berichte“ und die Bedeutung der „Öffentlichkeit“ und der „Öffentlichen Meinung“ im politischen System. Das Kapitel zeigt auf, wie Massenmedien die öffentliche Meinung beeinflussen und somit eine wichtige Rolle im politischen Prozess spielen.
Das dritte Kapitel widmet sich der Berichterstattung über den Vietnamkrieg in den US-amerikanischen Massenmedien. Es untersucht die Entwicklung der Kriegsberichterstattung von den Anfängen des US-amerikanischen Engagements in Vietnam bis zum Ende des Krieges. Das Kapitel analysiert die „Pre-Tet-Phase“ und die „Post-Tet-Phase“ und beleuchtet die unterschiedlichen Perspektiven und Narrative, die in den Massenmedien verbreitet wurden.
Schlüsselwörter
Die Schlüsselwörter und Schwerpunktthemen des Textes umfassen die Massenmedien, die Systemtheorie von Niklas Luhmann, die Kriegsberichterstattung, der Vietnamkrieg, die öffentliche Meinung, die USA und die Politik. Der Text analysiert die Rolle der Massenmedien im Vietnamkrieg und untersucht, wie die US-amerikanische Kriegsberichterstattung die öffentliche Wahrnehmung des Konflikts beeinflusst hat. Dabei werden die Funktionsweise des Massenmediensystems und seine Beziehung zur Politik im Kontext des Vietnamkriegs beleuchtet.
- Quote paper
- Manja Kayser (Author), 2012, Politik und Massenmedien: Der Vietnamkrieg in der US-amerikanischen Kriegsberichterstattung, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/287644